Militärforschung
  Das amerikanische, strategische Atomarsenal
 

Das amerikanische, strategische Atomarsenal und seine Modernisierung

 

Gerhard Piper

21. April 2018

 

Befehlsgebung

 

- US-Präsident als CINC

 

Als sein Amtsvorgänger Barack Obama, ein politisierender Sozialarbeiter mit Killerallüren und Friedensnobelpreis aus Chicago, noch präsidierte, sah sich Donald John Trump zu einer Warnung veranlaßt: „Seid vorbereitet, die Wahrscheinlichkeit ist gegeben, dass unser furchtbarer Anführer uns unwissentlich in den 3. Weltkrieg führt,“ twitterte er am 31. August 2013. Seit seinem Amtsantritt am 20. Januar 2017 hat Donald Trump alias David Dennison die Chance, es besser zu machen. Immerhin hält er sich selbst in jeder Beziehung für großartig: „I will be the greatest jobs president that God ever created“. Und: „There´s nobody bigger or better at the military than I am,“ erklärte Trump, obwohl er nie Militärdienst geleistet hatte.

Mehrere US-Psychiater kamen kurz nach seiner Amtseinführung zu der Erkenntnis, dass Herr Trump nicht nur dumm, sondern von seiner Persönlichkeitsstruktur her ein narzisstisch-maligner Soziopath ist. (1) Außerdem besitzt er keine nennenswerten politischen, militärischen oder administrativen Erfahrungen im Staatsdienst und war selbst als Unternehmer nicht so erfolgreich, wie er glauben machen möchte.

Schon im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 bezweifelte seine Gegenkandidatin Hillary Rodham Clinton Trumps Charakter und politischen Fähigkeiten. Sie erklärte Ende Juni 2016 in einer Parteitagsrede: „Stellt ihn euch im Oval Office vor, konfrontiert mit einer echten Krise. (…) Wir können einem Mann, den man mit einem Tweet provozieren kann, nicht unsere Nuklearwaffen anvertrauen." (2)

In gleicher Weise sprachen sich 34 frühere Raketenoffiziere, die in den Launch control center (LCCs) für den Abschuss der atomaren Interkontinentalraketen verantwortlich waren, gegen Trump als zukünftigen US-Oberbefehlshaber ausgesprochen: Trump “should not have his finger on the button”. (3)

Zwar erhielt Trump nicht die meisten Stimmen, dennoch wurde er nach dem amerikanischen Wahlsystem zum President of the United States (POTUS) gewählt und ist damit zugleich Staats- und Regierungschef. Darüber hinaus ist er – gemäß der so genannten CINC-Clause in Artikel 2 der amerikanischen Verfassung – Commander-in-chief (CINC) der gesamten US-Streitkräfte. Damit obliegt ihm, solange er lebt, die alleinige politische Verfügungsgewalt über das gesamte US-Atomwaffenarsenal. Dazu muss sich auch PINNACLE, so der US-Militärkode für den Präsidenten, wenn er einen atomaren Angriffsbefehl erteilen will, elektronisch „ausweisen“. Dazu trägt er eine Plastik-Chipkarte um den Hals, die er in seinem Befehlskoffer FOOTBALL hineinstecken muss. Diese weiße Kode-Karte ist unter der Bezeichnung „biscuit“ bekannt und enthält den so genannten golden-code zur persönlichen Identifizierung des Präsidenten.

 

- Emergency Action Message (EAM)

 

Im Falle eines Falles trifft der Präsident seine militärpolitische Entscheidung über Art, Umfang und Zeitpunkt eines amerikanischen Atomwaffeneinsatzes – sei es als erster Schlag im Falle eines US-Angriffs oder als Zweitschlag in dem Fall, dass die USA bzw. ihr Territorium nuklear angegriffen werden. Der entsprechende Einsatzbefehl ist als Emergency Action Message (EAM) bekannt. Allerdings handelt es sich bei einer EAM nicht ausschließlich um den präsidialen Angriffsbefehl, vielmehr ist eine EAM ein funkmäßiges Spruchformat, in dem der atomare Angriffsbefehl aber auch andere Befehle abgefasst werden. Der atomare Angriffsbefehl selbst wird – zumindest inoffiziell – als „go-code“ bezeichnet. (4)

In dem Handbuch der US-Air Force „AFM-01-1-18“ vom 1. Januar 1990 sind EAMs wie folgt umschrieben:

"Joint Chiefs of Staff Emergency Action Messages (EAMs) contain key instructions or information from high level authority and have predetermined formats (pro forma). Such messages are transmitted by various communications systems and normally carry FLASH precedence. They are vital messages of an extremely time-sensitive nature, and rapid processing is mandatory to obtain the fast reaction required by their content. Usage and handling procedures are of the highest classification and have been issued by the JCS only to those who have a need to know." (AFM-01-1-18, sub 3; amended 01 Jan 1990)." (5)

Es handelt sich um einen mehrstelligen Kode, der sich aus den 26 Buchstaben des amerikanischen Alphabets und den Ziffern 1 bis 0 zusammensetzt. Der gesamte Kode setzt sich aus drei Elementen zusammen: den golden-code, der den aktuellen Sender als US-Präsident identifiziert, eine aktuelle Zeitgruppe und einen weiteren go-code, der den eigentlichen Angriffsbefehl mit den nötigen Informationen zur Ziel- und Waffenauswahl des Präsidenten enthält.

Eine EAM beginnt mit einer gemischten Zahlen/Buchstabengruppe, einem so genannten „alpha-numeric-string“. Diese Gruppe, die „preamble“ oder „trailer“ genannt wird, besteht aus sechs Zeichen, dabei wird die Gruppe zweimal wiederholt. Anschließend folgt der eigentliche Text, der zwischen 30 und 200 Zeichen oder mehr umfassen kann. Dieser wird einmal wiederholt. Zum Schluss wird mit der Meldung „Mainsail Out“ die EAM beendet. (6)

Beispielsweise wurde am 13. Januar 2014 folgende EAM versendet:

“G5RTZN G5RTZN G5RTZN stand by, message follows 
G5RTZNMERFOBIV4EDDS3V6MZTHWMTX I say again           
G5RTZNMERFOBIV4EDDS3V6MZTHWMEX this is mainsail out”

In einer seiner zahllosen „Twitter“-Meldungen sprach Donald Trump 2017 von „covfete“, auch dabei soll es sich angeblich um den US-Kode für einen atomaren Angriffsbefehl gehandelt haben, wurde in der Presse spekuliert.

Wo immer sich der US-Präsident befindet, im Endeffekt landet der präsidiale Angriffskode via FOOTBALL und den angeschlossenen Fernmelde-Systemen im National Military Command Center (NMCC) des US-Generalstabs (Joint Chief of Staff – JCS) im National Defense Building in Washington D. C.. Hier residiert im „Joint floor“ der JCS-Chairman General Joseph Francis Dunford Jr.. Ein präsidialer Angriffsbefehl richtet sich in erster Linie an seine Stabsabteilung J-3 des Office of the Joint Chiefs of Staff (OJCS/J-3).

Von dieser Generalstabsabteilung wird der präsidiale Kode identifiziert und überprüft. Dies erfolgt nach dem „challenge response“-Verfahren: Der diensthabende Offizier liest dem Präsidenten eine bestimmte Zeichenfolge vor, i. d. R. zwei Buchstaben aus dem Fernmeldealfabet (Alfa, Bravo, … Zulu), und der Präsident muss das passende Äquivalent dazu liefern. Ist dies der Fall, ist der Präsident als solcher identifiziert. Anschließend gibt der diensthabende Offizier den vom Präsidenten empfangenen Angriffskode gemäß der Befehlskette über das so genannte „golden phone“ an das HQ STRATCOM weiter, gleichzeitig werden alle Ebenen der Atomstreitkräfte (Luftflotten, Geschwader, Staffeln, Waffencrews) alarmiert. Dieser Kode hat eine Gesamtlänge von circa 150 Zeichen. Diese Befehlsübertragung dauert bis zu einer Minute. Der US-Präsident hat zwar die alleinige Verfügungsgewalt aber keinen direkten Zugriff auf die US-Atomwaffen. Vielmehr bedürfte jeder präsidiale Angriffsbefehl der zumindest stillschweigenden Zustimmung durch die US-Militärführung im Pentagon und den zuständigen Oberkommandos.

 

- Atomkommandokoffer FOOTBALL

 

Da niemand den Zeitpunkt vorab wissen kann, wann der Präsident einen Einsatzbefehl erteilen wird, wird er seit Anfang der sechziger Jahre ständig von einem von mehreren Presidential Military Aides im Range eines Majors begleitet. Diese Soldaten stammen von der Defense Communications Agency und wurden eigens zur White House Communications Agency (WHCA) abgestellt. Insgesamt handelt es sich um eine Crew aus fünf Soldaten, die sich gegenseitig ablösen. Aus Prestigegründen sind alle Teilstreitkräfte (Army, Air Force, Navy, Marine Corps) vertreten. Sie tragen den Kommandokoffer nicht nur dem Präsidenten hinterher, sondern müssen ihn – im Falle eines Falles – in der Bedienung und Entscheidungsfindung unterstützen.

Bei dem Kommandokoffer, dem so genannten President`s Emergency Satchel, der besser bekannt ist unter dem Kodenamen FOOTBALL, handelt es sich um einen überdimensionierten Aktenkoffer der Marke „Zero Halliburton“ aus Aluminium mit einem Überzug aus schwarzem Leder. Der kugelsichere Koffer hat ein Gewicht von 18 bis 20 Kilogramm. Er wird außen durch drei Schlösser gesichert. Er enthält die notwendigen Planungsunterlagen und die entsprechende Krypto- bzw. Fernmeldetechnik.

Zum Inhalt des FOOTBALL gehören:

- das President`s Decision Book, das auch als „Black Book“ bekannt ist. Auf rund 75 Seiten (30 x 23 cm) enthält es in schwarz-rotem Druck alle vorgeplanten Angriffsoptionen, aus denen der Präsident in eigener Machtvollkommenheit eine oder mehrere auswählen kann,

- ein Verzeichnis namens „Emergency Procedures White House“, das Handlungsanweisungen und Hilfestellungen in Notfällen aller Art umfasst. Es wird vermutet, dass dieses Verzeichnis Maßnahmen zur Sicherung des Fortbestandes der Regierung (Nachfolgeregelungen, Notfallbefugnisse usw.) beschreibt, und es erläutert das präsidiale Kommunikationssystem (Emergency Alert System – EAS), um gegebenenfalls die US-Bevölkerung zu informieren,

- ein Verzeichnis der Standorte sicherer Atombunker in den USA und (geheimer) US-Atomwaffenstandorte,

- eine Beschreibung des Emergency Broadcast Systems (acht bis zehn Seiten),

- die go-codes. (7)

Wo immer sich der Präsidenten befindet, er kann von jedem Ort einen Angriffsbefehl erteilen:

- Oval Office im White House,

- Presidential Emergency Operations Center (PEOC), eine Notfallkommandozentrale unter dem East Wing des Weißen Hauses. Von hier aus führte Vize-Präsident Dick Cheney beim Terrorangriff am 11. September 2011 die Regierungsgeschäfte.

- White House Situation Room (SITROOM), dieses Lagezentrum besteht aus drei bis acht Räumen mit einer Gesamtfläche von 513 qm. Der SITROOM ist rund um die Uhr von fünf sich abwechselnden sogenannten „Watch Teams“ besetzt, die die nationalen und internationalen Geschehnisse überwachen. Jedes dieser Teams besteht generell aus je drei Offizieren, einem Kommunikationsassistenten und einem Nachrichtendienstanalysten.

- seine gepanzerte Limousine Presidential State Car vom Typ Lincoln Cadillac (Spitzname: „The Beast“, Kodename STAGECOACH) des US Secret Service (USSS). Im Sommer 2018 wird das Nachfolgemodell „Cadillac One“ ausgeliefert.

- seinem VIP-Transporthubschauber Sikorsky VH-3D oder Sikorsky VH-60N Whitehawk vom Executive Flight Detachment (Kodename: WHITESIDE) der Marine Helicopter Squadron One HMX-1 „Nighthawks“, die auf der Joint Base Anascostia–Bolling bei Washington D. C. stationiert sind,

- eines von zwei VIP-Transportflugzeugen vom Typ Boeing VC-25A, eine militarisierte Luxusversion des „Jumbo Jets“, die besser bekannt sind unter ihrem Rufnahmen AIR FORCE ONE.

- Im Kriegsfall steht dem Präsidenten eine Boeing E-4B National Airborne Command Center (NAOC) zur Verfügung. Bei diesem Flugzeug handelt es ebenfalls um eine militärische Spezialversion des „Jumbo Jets“ mit einem Kampfstab an Bord. Insgesamt gibt es von diesem Spezialflugzeug vier Stück. Die anderen Exemplare stehen dem Verteidigungsminister und dem Generalstab zur Verfügung.

- Außerdem stehen der Regierung mehrere unterirdische Bunkerkomplexe zur Verfügung. So das Mount Weather Emergency Assistance Center (früherer Kodename HIGH POINT) bei Bluemont (Virginia). Dessen laufende Bunkerbesatzung besteht aus rund 240 Mann. Ein weiterer Bunker trägt die Kodebezeichnung SPARK.

Selbst bei Staatsbesuchen in der Sowjetunion/Russland befindet sich der FOOTBALL immer in der Nähe des Präsidenten, damit der US-Präsident vom Kreml aus sein Gastland vernichten kann – und sich selbst. Es gibt mehrere Anekdoten darüber, dass der zuständige Begleitoffizier, obwohl er eigentlich einen festen Platz im Präsidententross hat, bei Inlands- oder Auslandsreisen vorübergehend „verlorengegangen“ ist.

 

- VC-25A/B („Air Force One“)

 

Die beiden Präsidentenmaschinen vom Typ Boeing VC-25A basieren auf dem Passagierflugzeug Boeing 747-200B (Seriennummern: 28000 und 29000). Die Maschine, die gerade den US-Präsidenten an Bord hat, ist unter dem Rufnamen „Air Force One“ bekannt. Die beiden Flugzeuge gehören zur 89th Airlift Wing´s Presidential Airlift Group auf der Andrew AFB (= Air Force Base) bei Washington D. C..

Die Maschinen wurden im September 1990 in Dienst gestellt. Zwei weitere Passagiermaschinen vom Typ Boeing 747-85M wurden für die russische Luftfahrgesellschaft „Transaero Airlines“ fertiggestellt aber nicht ausgeliefert, da das Unternehmen zwischenzeitlich bankrott ging. Daraufhin übernahm die Air Force die Maschinen. Sie parken seit Februar 2017 auf dem Southern California Logistics Airport in Victorville in der Mojave Wüste (Kalifornien). Die beiden Maschinen (gegenwärtige Seriennummern: N894BA und N895BA) werden ab Oktober 2019 zu VC-25A umgerüstet und sollen in den kommenden Jahren die beiden vorhandenen VC-25A ersetzen. Ein entsprechender Vertrag wurde am 4. August 2017 zwischen der USAF und Boeing unterzeichnet. Zum Umbau der Maschinen erhielt Boeing einen Auftrag über 3,9 Milliarden Dollar. Allerdings erhalten die beiden Maschinen keine Möglichkeit zur Luftbetankung wie die beiden älteren Exemplare.

Im Rahmen des Presidential Aircraft Recapitalization Program (PAR) wird ein Nachfolgemodell VC-25B beschafft, das voraussichtlich im Jahr 2024 in Dienst gestellt werden soll. Dazu erhielt Boeing im September 2017 einen Auftrag über 600 Millionen Dollar.

 

- Strategic Command (STRATCOM)

 

Das U.S. Strategic Command (STRATCOM) ist ein „Joint Command“ der Luftwaffe und Marine. Es ist für die Ziel- und Operationsplanung der gesamten US-Atomstreitkräfte zuständig. Als Kommandeur des STRATCOM (Commander U.S. Strategic Command - CDRUSSTRATCOM) amtiert seit dem 3. November 2016  General John E. Hyten. Sein Hauptquartier befindet sich auf der Offutt AFB bei Omaha in Nebraska. Es ist für die Führung, Ausrüstung, Verwaltung, Ausbildung und Planung aller US-Atomwaffen aller US-Teilstreitkräfte zuständig. Im Gegensatz zum alten Strategic Air Command (SAC) aus der Zeit des Kalten Krieges ist STRATCOM aber nicht nur für die Atomwaffen, sondern auch noch für die Raketenabwehr und den Cyberwar zuständig.

Das Hauptquartier unterhält einen unterirdischen Gefechtsstand, den Underground Command Complex, der sich über drei Stockwerke verteilt. Er wird inoffiziell auch „molehole“ genannt. Der eigentliche Gefechtsstand in diesem unterirdischen Komplex ist der Commanders Situation Room (CSR), der frühere „war room“, mit drei Stuhlreichen und einem Balkon für den befehlshabenden Kommandeur. Der Stab des STRATCOM besteht aus nicht weniger als zehn Abteilungen. Als Chef des Stabes amtiert z. Zt. Generalmajor Daniel L. Karbler; für die Operationsführung ist Abteilung J3 Global Operations unter dem Kommando von Rear Admiral Daniel H. Fillion zuständig. Die Aufklärungsabteilung J2 Intelligence wird von Rear Admiral Curt Copley geführt. Für die Atomkriegsplanung ist die Generalstabsabteilung J5 Plans and Policy zuständig, sie wird derzeit von der Generalmajorin Nina M. Armagno geführt.

Vom HQ STRATCOM gibt der diensthabende Offizier (senior controller) den Einsatzbefehl nochmal an die rund 200 unterstellten Kampfeinheiten weiter, die diesen aber schon vom Pentagon direkt erhalten haben. Dazu steht ihm u. a. das JCS Alerting Network (JANET) zur Verfügung. Neben dem CSR befindet sich die Fernmeldezentrale, das Global Operations Center (GOC). (8)

Die STRATCOM-Sektion Joint Functional Component Command for Global Strike (JFCC-GS), ein 430 Mann starker Stab, entwirft den atomaren Kriegsplan, den so genannten Operations Plan 8010 (OPLAN 8010). Dieser wird alle paar Jahre überarbeitet und aktualisiert. Der OPLAN 8010-08 stammt vom 1. Februar 2008, der OPLAN 8010-08 Revision „Global Deterrence and Strike“ vom 1. Dezember 2008, der OPLAN 8010-08 Change 1 „Deterrence and Global Strike“ vom 1. Februar 2009 und der OPLAN 8010-12 „Strategic Deterrence and Force Employment“ datiert vom 30. Juli 2012: „Specific nuclear attack option structure, methodoly and targets are classified TOP SECRET.“ (9) Der frühere US-Präsident Barack Obama erließ im Juni 2013 die Presidential Policy Directive 24 (PPD 24), um den damaligen Atomkriegsplan zu überarbeiten. Dieser Prozess wurde Ende 2016 abgeschlossen, allerdings wurden über den neuen Operationsplan noch keine Details bekannt. Der atomare Kriegsplan unterliegt der höchsten Geheimhaltung: Top Secret - Extremely Sensitive Information (TS-ESI). Soweit bekannt umfasste der bisherige Kriegsplan 900 potentielle Ziele in Russland, darunter allein 100 Objekte in Moskau, 500 Ziele in der Volksrepublik China, 60 in Nordkorea und 50 Gebiete im Iran und eine unbekannte Zahl von Zielen in Syrien. (10)

Seit der Jahrtausendwende wurden in der Atomkriegsplanung mehrere Veränderungen vorgenommen, die nicht genau bekannt sind. Jedenfalls wurde für die Einsatzoptionen eine neue Taxonomie eingeführt:

- Emergency Response Options (ERO),

- Selected Attack Options (SAO),

- Basis Attack Options (BAO),

- Directed/Adaptative Planning Options (DPO/APO).

Als potentielle Angriffsziele kommen nun folgende Zielkategorien in Frage:

1. Military forces,

2. WMD infrastructure (= Counterproliferation-Angriffe gegen Weapons of Mass Destruction),

3. Military and national leadership,

4. War supporting infrastructure (ein sehr schwammiger Begriff),

5. auch non-state-terror-organizations wurden in die Zielliste aufgenommen.

Dazu führt das STRATCOM eine ständig aktualisierte Liste mit allen potentiellen Zielen weltweit. Anschließend werden die Charakteristika des Zielobjektes analysiert, insbesondere seine Härte bzw. Verwundbarkeit und den einzelnen Zielen im Rahmen der so genannten „weapons allocation“ die jeweiligen Bekämpfungssysteme zugewiesen: Mit welchem Trägersystem bzw. welchem Atomsprengkopf soll dieses oder jenes Ziel im Kriegsfall anvisiert und vernichtet werden.

Berechnungen der Atomkriegsplaner zeigten, dass im Durchschnitt 2,5 Atomwaffen gegen jedes Ziel eingesetzt werden müssen, um dessen Zerstörung sicher zu stellen. Am „Besten“ sind möglichst treffgenaue Sprengkörper mit einer hohen Letalität, der so genannten time-urgent, hard-target single shot kill probability (TU HT SSKP), (11) die aufgrund ihrer technischen Parameter für einen First Strike geeignet wären.

Über die zu kalkulierende Zahl von Toten in einem allgemeinen nuklearen Krieg gibt es keine aktuellen, veröffentlichten Angaben. Der frühere US-Nuklearplaner Daniel Ellsberg berichtete in seinem Buch „The Doomsday Machine“ (S. 2f), dass bei einer geheimen Besprechung im Weißen Haus im Frühjahr 1961, damals umfasste die Weltbevölkerung „nur“ etwas über 3 Milliarden Menschen, eine Zahl von 600 Millionen Tote genannt wurde:

„The question to the Joint Chiefs was this: „If your plans for general [nuclear] war are carried out as planned, how many people will be killed in the Soviet Union and China?“

Their answer was in the form of a graph. The vertical axis showed the number of deaths, in millions. The horizontal axis showed the amount of time, in months. The graph was a straight line, starting at time zero on the horizontal, with the vertical axis indicating the number of immediate deaths expected within hours of our attack, and then slanting upward to a maximum at six months – an arbitrary cutoff for the deaths that would accumulate over time from initial injuries and from fallout radiaton. (…)

The lowest number, at the left of the graph, was 275 million deaths. The number on the right-hand side, at six months, was 325 million.

The same morning, I had drafted another question to be sent to the Joint Chiefs over the president´s signature, asking for a total breakdown of global deaths from our own attacks, to include not only the Sino-Soviet bloc, but all other countries that would be affected by fallout as well. (…)

In sum, another hundred million deaths, roughly, were predicted in Eastern Europe, from direct attacks on Warsaw Pact bases and air defenses and from fallout. There might be a hundred million more from fallout in Western Europe, depending on which way the wind blew (a matter, largely, of the season). But regardless of the season, another hundred million deaths, at least, were redicted from fallout in the mostly neutral countries adjacent to the Soviet bloc and China, including Finland, Sweden, Austria, Afghanistan, India, and Japan. Finland, for example, would be wiped out by fallout from U.S. ground-burst explosions on the Soviet submarine pens in Leningrad.

The total death toll as calculated by Joint Chiefs, from a U.S. first strke aimed at the Soviet Union, its Warsaw Pact satellites, and China, would be roughly six hundred million dead. A hundred Holocausts.“

 

- Air Force Global Strike Command (AFGSC)

 

Die strategischen Luftstreitkräfte unterstanden zunächst dem berühmt-berüchtigten Strategic Air Command (SAC) auf der Offutt AFB in Nebraska. Mit dem Ende des Kalten Krieges wurde das SAC am 1. Juni 1992 aufgelöst bzw. umbenannt in Air Combat Command (ACC). Am 7. August 2009 wurden die strategischen Raketen- und Bomberverbände aus dem ACC herausgelöst und dem neugegründeten Air Force Global Strike Command (AFGSC) gemeinsam unterstellt. Zur Twentieth Air Force (20 AF) gehören die landgestützten Raketen mit interkontinentaler Reichweite, zur Eighth Air Force (8 AF) die atomaren oder konventionellen Bombergeschwader.

Das HQ AFGSC befindet sich auf der Barksdale AFB in Louisiana. Befehlshaber des Kommandos ist seit dem 28. Juli 2015 General Robin Rand. Der stellvertretende Kommandeur ist z. Zt. Brigadegeneral Paul Tibbets IV, dessen Großvater als Pilot der B-29 Superfortress „Enola Gay“ am 6. August 1945 Hiroshima bombardierte. Um den amerikanischen atomaren Angriffsbefehl an die Kampfeinheiten weiterzuleiten, stehen verschiedene, redundante und überlebensfähige Kommunikationsverbindungen zur Verfügung, dazu zählen das bodengestützte Strategic Automated Command and Control System (SACCS), Kommunikationssatelliten aber auch mehrere Kommandoflugzeuge. Verschiedene Satellitenverbindungen stehen zur Verfügung, neben den älteren MILSTAR die neuen Advanced Extremely High Frequency Satellites und das Enhanced Polar System (EPS). Die Kommandoflugzeuge sind organisatorisch in der Task Force 124 (TF 124) zusammengefasst. Für die Kommunikation mit den Satelliten, den Kommandoflugzeugen und den Bombern wird seit 2015 ein modernisiertes Netz aus Bodenstationen errichtet, die Family of Advanced Beyond Line-of-Sight Terminals (FAB-T). Auftragnehmer ist Raytheon Net-Centric Systems in Marlborough (Massachusetts). Die militärische Projektführung liegt beim U.S. Air Force's Electronic Systems Center (ESC) auf der Hanscom AFB (Massachusetts). Das Projekt kostet 4,6 Milliarden Dollar. Das System soll 2022 voll einsatzfähig sein. (12)

 

- E-4B NIGHTWATCH National Alternate Operations Center (NAOC)

 

Die Boeing E-4A/B basieren auf dem zivilen Passagierflugzeug 747-200B „Jumbo Jet“. Sie haben eine Länge von 70,5 m und eine Höhe von 19,3 m. Die Spannweite beträgt 59,7 m. Das Leergewicht liegt bei 186 Tonnen, das maximale Startgewicht bei 360 Tonnen. Die Reichweite liegt bei ca. 11.000 km; das Flugzeug kann mit Luftbetankung 72 Stunden (13), eventuell sogar eine Woche (14) in der Luft bleiben. Die Flugbesatzung besteht aus vier Mann: Pilot, Co-Pilot, Navigator und Bordtechniker. Der Stückpreis lag bei 223 Millionen Dollar (Stand: 1998). Die Flugkosten belaufen sich auf 160.000 Dollar pro Stunde.

Eine Flotte von vier Kommandoflugzeugen Boeing E-4B NIGHTWATCH (Seriennummern: 73-1676, 73–1677, 74-0787 und 75-0125) steht als „fliegende Gefechtsstände“ zur Verfügung. Das AFGSC hat sie am 1. Oktober 2016 vom Air Combat Command (ACC) übernommen, die Maschinen werden von der 1st Airborne Command and Control Squadron (1st ACCS) auf der Offutt AFB betrieben. Die Maschinen trugen in den achtziger Jahren die Funktionsbezeichnung „Nuclear Emergency Airborne Command Post“ (NEACP), heute werden sie als „Advanced Airborne Command Post“ oder – seit 1994 - als „National Alternate Operations Center“ (NAOC) tituliert. Die ersten drei Maschinen E-4A wurden von Februar 1973 bis 1975 gebaut. Der Erstflug der Maschine fand am 13. Juni 1973 statt, im Dezember 1974 wurde das Flugzeug in Dienst gestellt. Im Dezember 1979 folgte eine E-4B mit verbesserter Elektronik. Bis Januar 1985 wurden die drei E-4A auf den „B“-Standard nachgerüstet. Das Flugzeug ist gegenüber Atomschlägen NEMP-gehärtet und hat eine Schutzschicht.

Die Besatzung incl. Kampfstab besteht aus maximal 108 bis 114 Soldaten. Diese verteilen sich auf die eigentliche Flug-Besatzung, ein gemischtes Operationsteam, das sich aus den verschiedenen Teilstreitkräften rekrutiert, eine Kommunikationsmannschaft, und ein Team zur Unterstützung und für die Sicherheit. Zur Verbindung mit der Außenwelt stehen dem Kampfstab zahlreiche redundante Kommunikationsverbindungen zur Verfügung. Das Frequenzspektrum reicht von Advanced Extremely High-Frequency (AEHF) bis hin zum Low-frequency Transmit System (LFTS).

Zur Raumaufteilung an Bord dieses dreistöckigen Kommandoflugzeugs heißt es bei „Wikipedia“.

„The flight deck contains the stations for the pilot, copilot, navigator, and flight engineer, including a special navigation station not normally found on commercial Boeing 747s. A lounge area and sleeping quarters for flight crews and other personnel are located aft of the flight deck. (…)

The middle deck contains the conference room, which provides a secure area for conferences and briefings. It contains a conference table for nine people. Aft of the conference room is a projection room serving the conference room and the briefing room. (…)

The battle staff includes various controllers, planners, launch system officers, communications operators, a weather officer, administrative and support personnel, and a chief of battle staff. The Operation Looking Glass missions were commanded by a general officer with two staff officers, while the National Airborne Operations Center (NAOC) may rendezvous and embark a member of the National Command Authority (NCA) from an undisclosed location. There are at least 48 crew aboard any E-4B mission.

Behind the projection room is the operations team area containing the automatic data processing equipment and seats and console work areas for 29 staff members. The consoles are configured to provide access to or from the automated data processing, automatic switchboard, direct access telephone and radio circuits, direct ("hot") lines, monitor panel for switchboard lines, staff, and operator inter-phone and audio recorder.

The aft compartment at the end of the main deck is the Technical Control (Tech Control) area. This area was the nerve center for all communications and communications technicians. Typically 3 of the 6 crew positions were occupied here by specialized US Air Force technicians that were responsible for the proper monitoring and distribution of all communications power, cooling, and reliability. The Technical Controller No. 1 (Tech 1, TC1) was the direct interface with the aircraft Flight Engineer and Flight Crew. This position was also the main focal point for all communications related issues. The Technical Controller No. 2 (Tech 2, TC2) was responsible for maintaining all ultra high frequency communications between the aircraft and the Nightwatch GEP (Ground Entry Points). These GEP's provided 12 voice lines to the aircraft which were used in the day-to-day operations of the mission. Secure Voice was also provided. The SHF Operator (or technician) maintained the SHF satellite link and provided other worldwide communications services probably having replaced a lot of the UHF capabilities.

The rest area, which occupies the remaining portion of the aft main deck, provides a rest and sleeping area for the crew members. The rest area contains storage for food and is also used for religious ceremonies.

Within the forward entry area is the main galley unit and stairways to the flight deck and to the forward lower equipment area. This area contains refrigerators, freezers, two convection ovens, and a microwave oven to give stewards the capability to provide more than 100 hot meals during prolonged missions. Additionally, four seats are located on the left side of the forward entry area for the security guards and the stewards.

Behind the forward entry area is the National Command Authority (NCA) area, which is designed and furnished as an executive suite. It contains an office, a lounge, a sleeping area, and a dressing room. Telephone instruments in this area provide the NCA with secure and clear worldwide communications.

The briefing room contains a briefing table with three executive seats, eighteen additional seats, a lectern, and two 80-inch flat screen LED monitors flush mounted to the partition.

The communications control area is divided into a voice area and a data area. The voice area, located on the right side of the compartment, contains the radio operator's console, the semi-automatic switchboard console, and the communication officer's console. The data area, located on the left side of the area, contains the record communications console, record data supervisor's console, high speed DATA/AUTODIN/AFSAT console, and LF/VLF control heads. (…)

The flight avionics area contains the aircraft systems power panels, flight avionics equipment, liquid oxygen converters, and storage for baggage and spare parts.

The forward lower equipment room contains the aircraft's water supply tanks, 1200 kVA electrical power panels, step down transformers, VLF transmitter, and SHF SATCOM equipment. An AC/DC powered hydraulic retractable airstair is located in the forward right side of the forward lower equipment area, installed for airplane entry and exit. In the event of an emergency, the air stair can be jettisoned. The aft lower lobe contains the maintenance console and mission specific equipment.

The lower trailing wire antenna (TWA) area contains the aircraft's 5-mile-long (8.0 km) TWA reel – which is used by up to 13 communications links – the antenna operator's station, as well as the antenna reel controls and indicators.“ (15)

Die vier Kommandoflugzeuge sind heutzutage der 1st Airborne Air Control Squadron „First Axe“ (1st ACCS) auf der Offutt AFB bei Omaha (Nebraska) zugeteilt. Eine Maschine ist ständig startbereit. Von 1974 bis 1994 war eine Maschine auf der Andrews AFB (Washington D. C.) stationiert, um im Kriegsfall den US-Präsidenten und seinen Verteidigungsminister an Bord zu nehmen. Auf der Andersen AFB und auf der Wright-Patterson AFB sind Ersatzcrews stationiert. Das Flugzeug soll noch bis in die kommenden zwanziger Jahre in Dienst bleiben. Ein Nachfolgemodell ist öffentlich noch nicht im Gespräch.

 

E-4A/B

Typ

Registriernummer

Seriennummer

Einheit

Anmerkung

E-4A/B

20682/202

73-1676

1st ACCS

1985 auf E-4B-Standard umgerüstet

E-4A/B

20683/204

73-1677

E-4A/B

20684/232

74-0787

E-4B

20949/257

75-0125

Rollout 27.1.1983

 

- E-6B Mercury II Airborne Command Post (ABNCP)

 

Die E-6A Mercury I ist eine militärische Version des Passagierflugzeuges Boeing 707-320B mit einer Länge von 46,61 m und einer Spannweite von 45,16 m. Die Flugzeuge wurden in Boeings Renton Factory gebaut und am 2. August 1989 in Barbers Point (Hawaii) in Dienst gestellt. Sie wurden ursprünglich gebaut, um als TACAMO-Flugzeuge (= Take charge and move out) ([frühere] Kodebezeichnung: COVER ALL), die Kommunikation mit den getauchten Atom-U-Booten herzustellen. Dazu sind die Kommandoflugzeuge mit zwei  langen Schleppantenne (1.200 bzw. 7.925 m) ausgestattet. Bis Ende 2003 wurden alle E-6A durch den Einbau einer MILSTAR-Satellitenantenne auf den Standard E-6B Mercury II umgerüstet, so dass die Marineflugzeuge nun auch den Abschuss der langgestützten Interkontinentalraketen befehlen können.

Schon seit dem 1. Oktober 1998 dienen die E-6B als „fliegende Gefechtsstände“ mit der Kodebezeichnung LOCKING GLASS. Die Missionsreichweite der Flugzeuge beträgt 11.760 km in einer Patrouillenhöhe von 7.620 bis 9.150 m. Die 18-köpfige Mannschaft an Bord ist die Missile Combat Crew - Airborne (MCC-A), die besser bekannt ist unter der Kurzbezeichnung „battle staff“. Über das Airborne Launch Control System (ALCS) können die Interkontinentalraketen gestartet werden, für den Fall, dass die Launch Control Center am Erdboden bereits durch gegnerische Atomwaffenschläge zerstört wurden. Dazu sind drei VHF/UHF, fünf HF und UHF-Satcom–Antennen und eine Eloka-Anlage ALR-66(V) eingebaut. Um mit den getauchten U-Booten in Verbindung treten zu können, muss eine der Schleppantennen nahezu senkrecht herabhängen, dies erreicht man bei einer Fluggeschwindigkeit von 250 bis 340 km/h und einer Querlage von 30 bis 50 Grad.

Insgesamt wurden von 1988 bis 1992 16 Maschinen E-6A/B zum Stückpreis von 141,7 Millionen Dollar beschafft. Die Flugzeuge der Luftwaffe gehören zur 595th Strategic Communications Squadron (SCS) unter dem Kommando von Major Andrew Kasperek oder zur 625th Strategic Operations Squadron (STOS), die von Oberstleutnant Hayley S. James geführt wird. Beide Staffeln sind auf der Offutt AFB bei Omaha (Nebraska) stationiert. Die Maschinen der Marineflieger gehören zur Navy Strategic Communication Wing 1 (STRATCOMWING ONE – SCW-1) unter dem Kommando von Captain Edward D. McCabe auf der Tinker AFB (Oklahoma) und verteilen sich auf die beiden operativen Fleet Air Reconnaissance Squadrons (FAIRECONRON) VQ-3 „Ironmen“ unter dem Kommando von Scott Moss und die VQ-4 „Shadows“ unter dem Kommando von Anthony C. Barnes oder Robert P. Majoris.

Die E-6B Mercury sollen ab 2024 durch das Airborne Launch Control System-Replacement (ALCS-R) ersetzt werden. Dazu erhielten Lockheed Martin im Verein mit L3 Technologies im Januar 2018 einen ersten Entwicklungsauftrag (Technology Maturation and Risk Reduction - TMRR) über insgesamt 81 Millionen Dollar. (16)

 

E-6A/B Mercury I/II

Typ

Registrierungs-

nummer

Serien-nummer

Einheit

Ort

Anmerkung

E-6

162782

23430

VQ-3

Travis AFB

 

E-6

162784

 

VQ-4

NAS Patuxent River

 

E-6

163918

 

 

 

 

E-6

163919

 

VQ-3

Travis AFB

 

E-6A/B

164386

 

 

 

 

E-6 A/B

164387

 

 

 

 

E-6 A/B

164388

24501

 

 

 

E-6

164405

 

VQ-4

NAS Patuxent River

 

E-6

164406

24505

VQ-4

NAS Patuxent River

 

E-6

164407

 

 

 

 

E-6

164408

 

VQ-3

Travis AFB

 

E-6

164410

24509

VQ-4

NAS Patuxent River

 

E-6

166406

 

VQ-4

NAS Patuxent River

 

E-6B

168245

 

 

 

 

E-6B

168246

 

 

 

 

E-6B

168247

 

 

 

 

E-6B

168248

 

 

 

 

E-6B

168249

 

 

 

 

Anmerkung: Es wurden nur 16 E-6 beschafft! Allerdings finden sich in der Literatur Hinweise auf eine noch größere Zahl von Maschinen dieses Typs, so dass hier 18 Exemplare aufgeführt sind. Dies bedarf weiterer Klärung.

 

Das amerikanische Atompotential

 

Seit Anfang der sechziger Jahre besteht das strategische US-Atomarsenal aus der Triade von bemannten Bomberverbänden, landgestützten Interkontinentalraketen (Intercontinental Ballistic Missile – ICBMs) und strategischen Atom-U-Boote (Ship Submersible Ballistic Nuclear - SSBNs) mit ihren ballistischen U-Boot-Raketen (Submarine-launched Ballistic Missiles - SLBMs). Donald Trump wusste im Präsidentschaftswahlkampf 2016 noch nicht einemal, was mit „Triade“ gemeint ist, nach seinem Wahlsieg hat sich die neue Regierung im Nuclear Posture Review (2018 NPR) vom 2. Februar 2018 für die Beibehaltung und Modernisierung der Triade und eine entsprechend „maßgeschneiderte Abschreckung“ („tailored deterrence“) ausgesprochen. (17)

In der Geschichte des US-Atomarsenals gab es zwei „Rekorde“: Im Jahr 1960 erreichte das US-Atompotential eine Sprengkraft von 20.500 Megatonnen TNT-Äquivalent (zum Vergleich: die Sprengkraft aller im Zweiten Weltkrieg eingesetzten Flugzeugbomben summierte sich auf 2 Megatonnen). (18) Und im Jahr 1967 umfasste das Arsenal 32.000 Sprengkörper aus 30 verschiedenen Typen. (19) Seit dem Ende des Kalten Krieges (1989/91) ist das US-Atomarsenal deutlich reduziert worden. Nach Angaben des US Congressional Research Service verfügten die strategischen US-Atomstreitkräfte 1990 noch über 12.304 Sprengköpfe und Bomben:

„In 1990, before it concluded the START Treaty with the Soviet Union, the United States deployed a total of around 12,304 warheads on its ICBMs, SLBMs, and heavy bombers. The ICBM force consisted of single-warhead Minuteman II missiles, 3-warhead Minuteman III missiles, and 10-warhead Peacekeeper (MX) missiles, for a total force of 2,450 warheads on 1,000 missiles. The submarine force included Poseidon submarines with Poseidon C-3 and Trident I (C-4) missiles, and the Ohio-class Trident submarines with Trident I, and some Trident II (D-5) missiles. The total force consisted of 5,216 warheads on around 600 missiles. The bomber force centered on 94 B-52H bombers and 96 B-1 bombers, along with many of the older B-52G bombers and 2 of the new (at the time) B-2 bombers. This force of 260 bombers could carry over 4,648 weapons.“ (20)

 

Die US-Vorräte an Atomwaffen 2018

Jahr

Trägersystem

Trägersystem-Anzahl

Gefechtskopf

Sprengkraft
(KT)

Gefechtskopf-Anzahl

Interkontinentalraketen

1979

Minuteman III – Mk-12A

200

1-3 W78

335

600

2006

Minuteman III – Mk-21

200

1 W87

300

200

400

800

U-Boot-Raketen

1992

Trident II –
Mk -4

240

1-8 W76-0

100

216

2008

Trident II – Mk-4A

1-8 W-76-1

100

1.320

1990

Trident II – Mk-5

1-8 W88

455

384

240

1.920

Bomber

1961

B-52H

87

ALCM/W80-1

5-150

528

1994

B-2A

20

B61-7
B61-11
B83

 

452

197

980

747

3.700

Taktische Streitkräfte

1979

F-15E

?

1-5 B61-3

1-5 B61-4

0,3 - 170

300

1979

F-16 DCA1

?

 

300

4.000

Anmerkung: (1) DCA = Dual Capable Aircraft = Kampfflugzeug, das mit konventionellen  oder atomaren Waffen bestückt werden kann.

In Anlehnung an: Kristensen, Hans M. / Norris, Robert S.: United States nuclear forces, 2018, in: Bulletin of the Atomic Scientists, Vol. 74, Nr. 2, S. 120-131, hier: S. 121, Online: https://tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/00963402.2018.1438219?needAccess=true (Download am 29. März 2018)

 

Heutzutage setzt sich das Atomarsenal immer noch aus sehr unterschiedlichen Atomsprengkörpern und den dazugehörigen Trägersystemen zusammengesetzt, die sich u. a. nach Sprengkraft und Reichweite unterscheiden. Von den 3.700 strategischen und 300 taktischen Atomsprengkörpern befinden sich ca. 1.800 bei den operativen Einheiten der Streitkräfte, die übrigen 2.200 Gefechtsköpfe und Bomben gehören zur Reserve, die sich aus dem so genannten „hedge“ und den „spares“ zusammensetzt. Der „hedge“ ist eine strategische Reserve für den Fall, dass bei einem Atomsprengkopftyp nicht lösbare technische Probleme auftauchen oder dass sich das geopolitische Umfeld so stark ändert, dass die US-Regierung meint, mehr Nuklearwaffen operativ bereitstellen zu müssen. Hinzu kommen noch 2.550 alte Atomsprengkörper, die mittlerweile ausgemustert wurden, aber noch nicht delaboriert wurden, weil das Abwracken der Atomwaffen aufgrund ihrer radioaktiven Ladung und ihres konventionellen Sprengstoffs mit äußerster Vorsicht geschehen muss. Alles in allem lagern die USA also z. Zt. 6.550 Atomsprengköpfe. Davon befinden sich 6.400 Atomsprengköpfe auf dem Territorium der USA und 150 (taktische) Atomsprengköpfe in sechs Atomwaffenlagern in fünf NATO-Staaten. Ein Teil dieser operativen US-Atomwaffen in Europa würde durch Jagdbomber der Bündnispartner eingesetzt. (21)

Betrachtet man nur die operativen, also – mehr oder weniger - einsatzfähigen Verbände, so ist das Arsenal weniger umfangreich. Allerdings gibt es hierzu verschiedene Angaben, Schätzungen und. Berechnungen, die voneinander abweichen:

Nach aktuellen Angaben des US-Außenministeriums vom 5. Februar 2018 handelt es sich um 652 Trägersysteme in Diensten der operativen Streitkräfte mit 1.350 Atomsprengköpfen und 148 Reserveträgersysteme:

„When the treaty reductions were completed in February 2018, the U.S. Department of State reported that the United States had 1,350 warheads on 652 deployed ICBMs, SLBMs, and heavy bombers, within a total of 800 deployed and nondeployed ICBMs, SLBMs, and heavy bombers. These totals likely exclude one or two Ohio-class submarines that are completing their conversion from 24 to 20 launch tubes; when these return to the active force, the number of deployed launchers and deployed warheads is likely to reach the New START limits of 700 and 1,550, respectively.“ (22)

 

Die operativen Verbände der strategischen US-Atomstreitkräfte 2018

(Schätzung abweichend von den amtlichen Angaben)

Jahr

Trägersystem

Trägersystem-Anzahl

Gefechtskopf

Sprengkraft
(KT)

Gefechtskopf-Anzahl

Interkontinentalraketen

1979

Minuteman III – Mk-12A

200

1-3 W78

335

200-600

2006

Minuteman III – Mk-21

200

1 W87

300

200

400

>400

U-Boot-Raketen

1992

Trident II –
Mk -4

>200

1-8 W76-0

100

?

2008

Trident II – Mk-4A

1-8 W76-1

100

506

1990

Trident II – Mk-5

1-8 W88

455

384

>200

890-945

Bomber

1961

B-52H

42-44

ALCM/W80-1

5-150

200

1994

B-2A

16

B61-7
B61-11
B83

 

ca. 100

58-60

300

>660

>1.990

In Anlehnung an: Kristensen, Hans M. / Norris, Robert S.: United States nuclear forces, 2018, in: Bulletin of the Atomic Scientists, Vol. 74, Nr. 2, S. 120-131, hier: S. 121ff, Online: https://tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/00963402.2018.1438219?needAccess=true (Download am 29. März 2018

 

Nach anderen Angaben umfasst das Gesamtpotential (ohne Reserven und Altbestände) heutzutage 1.740 Atomsprengköpfe an Bord von rund 800 Trägersystemen (Interkontinentale Landraketen, U-Boot-Raketen und Bomber bzw. Jagdbomber). Schätzungsweise 1.590 Sprengköpfe sind in den USA stationiert, rund 150 Flugzeugbomben für (Jagd-)Bomber lagern in fünf europäischen Staaten (Niederlande, Belgien, Deutschland, Italien und Türkei). In jedem der genannten Länder gibt es ein US-Atomwaffendepot, so in Büchel in der Eifel.

 

- Modernisierung des Atomarsenals

 

Im Nuclear Posture Review aus dem Jahr 2010 hatte der damalige US-Präsident Barack Obama noch versprochen, die USA „will not develop new nuclear warheads“, stattdessen wolle man im Rahmen so genannter „life-extension programs“ Modernisierungen vornehmen: „refurbishment of existing warheads, reuse of nuclear components from different warheads, and replacement of nuclear components“. Im Juni 2013 erließ er die Presidential Policy Directive 24 (PPD 24), die konstatierte, „Russia and the United States are no longer adversaries and the prospects of a military confrontation between us have declined dramatically“. Demgemäß sprach sich Präsident Barack Obama für eine weitere Reduzierung des US-Atomarsenals aus. Nach der russischen Invasion der Krim 2014 und der fortgesetzten russischen Aufrüstung im Atombereich überdachte Obama 2015 seine Haltung.

Am 22. Dezember 2016, also noch vor seinem offiziellen Amtsantritt, kündigte Donald Trump einen weiteren Ausbau der US-Atomstreitkräfte an: „The United States must greatly strengthen and expand its nuclear capabilities until such time as the world comes to its senses regarding nukes.“ Und am folgenden Tag ergänzte der designierte Präsident, dass er ein atomares Wettrüsten bewusst in Kauf nähme: „Let it be an arms race. We will outmatch them at every pass. And outlast them all.“ Zur selben Zeit forderte das Defense Science Board (DSB) in seiner Studie „Seven Defense Priorities for the New Administration“ die Entwicklung von „lower-yield/primary-only“-Atomwaffen. (23)

Nach Amtsantritt der Trump-Regierung erkläre der Stellvertretende Vorsitzende der Joint Chiefs of Staff (JCS), General Paul J. Selva, im März 2018 gegenüber dem Kongress, es gibt für die gesamten Streitkräfte nichts wichtigeres, als “modernize all three legs of the triad”. (24)

So geht die Trump-Regierung über die Planungen zur Atomrüstung der früheren Obama-Regierung noch hinaus, wie Otfried Nassauer vom Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS) herausstellte:

„Die umfassende Modernisierung aller atomaren Trägersysteme und nuklearen Sprengköpfe, die Barack Obama bereits 2010 mit seinem Nuclear Posture Review eingeleitet hatte, reicht aus Sicht der Autoren (des neuen NPR vom Februar 2018, G. P.) nicht aus. Sie fordern mehr und plädieren einerseits für neue, zusätzliche Rüstungsvorhaben und wollen andererseits jene Pläne stoppen, mit denen Obama die Zahl unterschiedlicher Atomwaffentypen im US-Arsenal weiter reduzieren wollte.

Obamas Plan sah vor, im Rahmen der Modernisierung der US-Atomwaffen mehrere Sprengkopftypen mittel- und längerfristig aus den US-Depots zu verbannen. So sollte die Atombombe B83 mit ihrer gewaltigen Sprengkraft von 1,2 Megatonnen möglichst bald außer Dienst gestellt werden. Langfristig sollten außerdem die vier derzeit vorhandenen Sprengkopftypen für Langstreckenraketen auf nur noch zwei Versionen reduziert werden. Die Trump-Administration plant jetzt, die Bomben vom Typ B83 zumindest solange im Dienst zu halten, bis deren Aufgabe nachweislich von einer anderen Waffe übernommen werden kann. Von einer Reduzierung der Typenvielfalt bei den nuklearen Gefechtsköpfen für Raketen ist nicht mehr die Rede. Im Gegenteil. Es soll sogar zusätzliche Varianten geben. Zum einen soll ein kleiner Teil der Langstreckenraketen auf U-Booten möglichst bald mit Atomgefechtsköpfen kleiner Sprengkraft ausgestattet werden. Technisch bedeutet das wahrscheinlich, dass von den beiden explosiven Nuklearkomponenten, die  in diesen Gefechtsköpfen enthalten sind, die größere entfernt oder abgeschaltet wird, während der kleinere atomare Zündsprengsatz aktiv bleibt. Damit könnte die Sprengkraft auf wenige Kilotonnen beschränkt werden. Robert Soofer, ein hoher Pentagon-Beamter, spricht von einer Sprengkraft unterhalb jener der Hiroshima-Bombe, also von weniger als 12,5 Kilotonnen. Kritiker befürchten, dies werde destabilisierend wirken. Kein Gegner sei in der Lage, eine anfliegende seegestützte Langstreckenrakete vom Typ Trident mit einem oder mehreren solcher kleinen Sprengköpfe rechtzeitig von einer baugleichen Rakete zu unterscheiden, die viele große strategische Sprengköpfe trage.

Der zweite Vorschlag sieht vor, in sieben bis zehn Jahren wieder nuklear bestückte Marschflugkörper auf Schiffen oder U-Booten einzuführen. Diese Art der Bewaffnung hat die Regierung Obama erst vor einigen Jahren abgeschafft. Beide Vorschläge sollen umgesetzt werden, ohne zusätzlich neue Atomwaffen zu bauen. Auf diese Weise soll jedoch der Anteil der Atomwaffen mit kleiner oder variabler Sprengkraft im amerikanischen Arsenal vergrößert werden.

Die Autoren des Nuclear Posture Review glauben, dass zielgenauere Atomwaffen mit kleinerer Sprengkraft potenzielle Gegner glaubwürdiger abschrecken als große Nuklearwaffen, vor deren Einsatz selbst der US-Präsident möglicherweise wegen der verheerenden Folgen zurückschrecken könnte. (…)

Die nukleare Rüstungskontrolle geht unter Präsident Trump schweren Zeiten entgegen.“ (25)

Der laufende Unterhalt und die Modernisierung des US-Atomarsenals ist mit erheblichen Kosten verbunden: So kam die aktuelle Studie „U.S. Strategic Nuclear Forces: Background, Developments, and Issues“ des Congressional Research Service vom 6. März 2018 zu der Schlussfolgerung (S. 51), „that the United States could spend at least $1-$1,2 trillion on nuclear weapons programs and modernization over the next 30 years“. (26) Demgegenüber fiel die Kostenschätzung von Hans Kristensen und Robert Noris von der Federation of American Scientists (FAS) noch höher aus: „Costs required for maintaining and modernizing the nuclear forces would continue well beyond the next decade, requiring more than $1,5 trillion over the next 30 years.“ (27) Maxwell Downman vom British American Security Council (BASIC) in London nannte im Dezember 2017 sogar eine Gesamtsumme von 1,7 Billionen Dollar für die nächsten dreißig Jahre. (28)

In diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen, dass die US-Regierung im September 2017 beschloss, dass allein der laufende Militärhaushalt von Oktober 2017 bis September 2018 rund 700.000.000.000 Dollar betragen soll. Im Haushaltsplan FY 2019 folgen ab Oktober 2018 weitere 686.100.000.000 Dollar! Dies ist eine Menge Geld für einen Staat, der aufgrund seiner sozio-ökonomischen Struktur soziale Verhältnisse aufweist, die eher afrikanisch als amerikanisch sind.

 

Projected Costs of U.S. Nuclear Forces, by Department and Function, 2017 to 2046

(Milliarden Dollar, Stand: 2017)

Waffensystem

Department of Defense (DoD)

Department of Energy (DOE)

Gesamt

Nukleare Trägersysteme und Waffen

Ballistische U-Boot-Raketen

275

38

313

Interkontinentalraketen

124

25

149

Bomber

245

20

266

Sonstige nukleare Aktivitäten

44

n.a.

44

Zwischensumme Strategische Nuklare Trägersysteme und Waffen

688

84

772

Taktische Nukleare Trägersysteme und Waffen

18

7

25

Nuklearwaffenlaboratorien und unterstützende Aktivitäten

n.a.

261

261

Zwischensumme Nukleare Trägersysteme und Waffen

706

352

1.058

Kommando- und Frühwarneinrichtungen

184

n.a.

184

Gesamtsumme der Atomstreitkräfte

890

352

1.242

Quelle: Congress of the United States – Congressional Budget Office (CBO): Approaches for Managing the Costs of U.S. Nuclear Forces, 2017 to 2046, Washington D. C., USA, Oktober 2017, S. 17, Online: www.cbo.gov/system/files/115th-congress-2017-2018/reports/53211-nuclearforces.pdf (Download 19. April 2018) (eigene Übersetzung)

 

1. Interkontinentalraketen

 

Gegenwärtig

 

- LGM-30G Minuteman III

 

Die Entwicklung der neuen Interkontinentalrakete MGM-134A Midgetman stellte die US-Regierung 1991 nach dem Ende des Kalten Krieges ein. Seit der Ausmusterung der 50 LGM-118A Peacekeeper verfügt die US Air Force daher nur noch über einen einzigen Typ einer Interkontinentalrakete – die alten Minuteman III (MM-III):

Die dreistufige MM-III hat bei einer Länge von 18,2 m und einem Basisdurchmesser der ersten Stufe von 1,8 m ein Gesamtgewicht von 35,4 Tonnen. Die Reichweite der Interkontinentalrakete liegt bei 13.000 km, die Treffgenauigkeit bei 200 m. Dabei ist die Angabe für die Treffgenauigkeit keine absolute Zahl, vielmehr wird die Treffgenauigkeit als „circular error probable“ (CEP) berechnet: Ein CEP von 200 m bedeutet, dass die Hälfte aller auf ein Ziel abgefeuerten Flugkörper das Ziel irgendwo innerhalb dieses Streukreisradius treffen würde, während die zweite Hälfte außerhalb dieses Zielkreises niedergehen würde.

Die Minuteman III war die erste US-Interkontinentalrakete, die drei Mehrfachsprengköpfe (Multiple Independently targetable Reentry Vehicle - MIRV) transportieren konnte. Da diese in der Zielanflugphase begrenzt steuerbar waren, konnten im Bereich des so genannten „foot printing“ bis zu drei Ziele mit einer einzelnen Rakete vernichtet werden. Dazu war im Raketenoberteil ein Steuerteil eingebaut, der so genannte Post Boost Vehicle (PBV - umgangssprachlich auch „bus“ genannt), der ein kleines Triebwerk und mehrere Steuerdüsen besaß. Auf diesem waren drei konische Wiedereintrittskörper nebeneinander montiert, in denen sich jeweils ein Sprengkopf befand, und mehrere Täuschflugkörper, um die sowjetische/russische Raketenabwehr um Moskau irrezuleiten. Zu jedem Typ von Wiedereintrittskörper passt ein bestimmter Sprengkopftyp: Mk12/W62, Mk12a/W78 und Mk21/W87. Nach dem Ausstoß eines jeden Wiedereintrittskörper wurden die Steuerdüsen durch den Bordcomputer (z. Zt. Autonetic D37D) ausgelöst, so dass das PBV seine Flugbahn geringfügig ändern konnte und der nächste auszustoßende Wiedereintrittskörper in einem anderen Ziel hätte einschlagen können.

Zunächst wurden Wiedereintrittskörper vom Typ Mk-12A (Mk = Mark) verwendet. Diese haben eine Länge von 1,81 m und einen Durchmesser von 54,1 cm. Seit 2005 wurden die MM-III auf den Mk-21/SERV umgerüstet. Diese haben bei einer Länge von 1,80 m und einem maximalen Durchmesser von 56 cm ein Gewicht von 200 bis 270 kg. Als weitere Neuerung wird nun das Zündsystem des Mk-21 ausgetauscht. Insgesamt 693 Zünder sollen für 830 Millionen Dollar beschafft werden.

Mit dem Auswechseln der Wiedereintrittskörper wurden auch die Atomsprengkörper entsprechend ausgewechselt. Zunächst setzte man W62 (W = Warhead = Sprengkopf) mit einer Sprengkraft von jeweils 170 KT (TNT-Äquivalent) ein. Seit Dezember 1979 folgten W78 (335-350 KT). Diese Sprengköpfe hatten bei einer Länge von 1,8 m und einem Maximaldurchmesser von 53 cm ein Eigengewicht von – nach unterschiedlichen Angaben - 317 bis 363 kg.

Der W78 wurde ab 1974 vom Los Alamos National Laboratory (LANL) in Neu Mexiko entwickelt. Insgesamt wurden ca. 1.083 Gefechtsköpfe für die 300 MM-III-Raketen produziert. Nach Angaben von Hans M. Kristensen u. a. sind derzeit die Hälfte der Minuteman-III mit der Kombination Mk12A/W78 ausgestattet.

Schließlich bestückte die US-Air Force ab 2006 die Raketen mit W87, die von den ausgemusterten Peacekeeper-Raketen übernommen wurden. Die W87 haben ebenfalls eine Länge von 1,8 m bei einem Durchmesser von 56 cm, sie sind mit 235 kg aber wesentlich leichter als ihr Vorgängermodell. Diese Atomsprengkörper hatten ursprünglich eine Sprengkraft von 300 KT, die später auf 475 KT erhöht wurde. Mit ihrem insensitiven Sprengstoffen LX-17 und PBX-9502, der feuerresistenten Nuklearladung, „pit“ genannt, und ihrem modernen Zündsystem gelten die Gefechtsköpfe als relativ sicher. (29) Die W87 waren ab Februar 1982 vom Lawrence Livermore National Laboratory entwickelt und vom Juli 1986 bis Dezember 1988 gebaut worden. Vor ihrem Einbau in die MM-III-Raketenspitzen wurden sie generalüberholt. Nun haben sie oraussichtlich eine vtechnische Lebensdauer über das Jahr 2025 hinaus. Nach Angaben von Hans Kristensen und Robert Noris sind heutzutage 200 MM-III mit jeweils eins bis drei W78 bestückt, während die andere Hälfte der 400 Flugkörper mit jeweils einem W87 bestückt ist. (30) Nach anderen Angaben wurden von 2001 bis zum 16. Juni 2014 alle MM-III auf einen einzelnen W87 pro Rakete reduziert.

Nach Angaben von Hans M. Kristensen u. a. sind derzeit die Hälfte der Minuteman-Flotte mit der Kombination Mk21/W87 ausgerüstet. Diese sollen mit dem neuen Zündsystem „Arming, Fuzing and Firing“ (AF&F) (= „Super-Fuze“) ausgestattet werden, um die Treffgenauigkeit und Effienz der Gefechtsköpfe zu erhöhen. Diese Kampfkraftsteigerung soll Anfang 2020 beginnen und bis 2029 abgeschlossen sein. Insgesamt sollen 693 Zünder zum Preis von 830 Millionen Dollar für die Interkontinentalraketen (MM-III etc.) beschafft werden. (31)

Die Entwicklung der Minuteman III begann bei Boeing im Jahr 1966. Die erste Produktionsphase lief von 1970 bis 1978. Im Jahr 1970 wurden die ersten Raketen in ihren unterirdischen Silos aufgestellt. Im Lauf ihrer mittlerweile fast fünfzigjährigen Dienstzeit wurden die Flugkörper durch entsprechende Programme mehrfach modernisiert, um ihre technische Lebensdauer zu verlängern. Dazu führte die US Air Force seit den neunziger Jahren ein entsprechendes Service Life Extension Program (SLEP) durch: Bordcomputer und Lenksystem (1998-2009: Guidance Replacement Program - GRP), Wiedereintrittskörper und Sprengköpfe (2006-2012: Safety Enhanced Reentry Vehicle - SERV) , Treibsätze (1998-2013: Propulsion Replacement Program – PRP) etc. wurden  durch modernere Systeme ersetzt. Seit 2015 wird ein neues Zündsystems für den Wiedereintrittskörper entwickelt. Die Quintessenz dieser verschiedenen Programme besteht darin, dass die heutigen MM-III mit den ursprünglichen MM-III nur noch den Namen und die Formgebung gemeinsam haben. Für die laufenden Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen ist Oberst Scott Jones, der Leiter des ICBM Systems Directorate des Air Force Nuclear Weapons Center (AFNWC) auf der Hill AFB (Utah) zuständig.

Von den insgesamt 830 produzierten Flugkörpern waren zuletzt noch 450 Interkontinentalraketen vorhanden, die – gemäß den vereinbarten New START-Rüstungskontrollbestimmungen - auf 400 Stück reduziert wurden. Dazu wurden von 2013 bis Juni 2017 die 50 Raketen ihren Silos entnommen und eingemottet. Die 50 Silos werden aber weiterhin in ihrem entleerten Zustand einsatzfähig unterhalten („kept warm“), um sie bei einer Änderung der politischen „Großwetterlage“ eventuell erneut bestücken zu können. Diese Silos zählen gemäß den New START-Bestimmungen zu den „non-deployed launchers“.

Die noch vorhandenen Flugkörper unterstehen der 20th Air Force (20 AF) mit Hauptquartier auf der Francis E. Warren AFB in Wyoming, die auch als Task Force 214 (TF 214) bekannt ist. Kommandeur des Verbandes ist z. Zt. Generalmajor Fred B. Stoss. Die Raketen verteilen sich auf drei Raketengeschwader mit jeweils drei Staffeln:

- das 90th Missile Wing (MW) (Spitzname: „Mighty Ninety“) auf der Francis E. Warren AFB mit der 319th Missile Squadron (MS), der 320th MS und der 321st MS. Geschwaderkommodore ist z. Zt. Frau Oberst Stacy Jo Huser.

- das 91st MW (Kommandeur: Oberst Colin J. Connor) auf der Minot AFB in North Dakota mit der 740th MS, der 741st MS und der 742nd MS sowie

-  das 341st MW (Kommandeur: Oberst Ronald Allen) auf der Malstrom AFB in Montana mit der 10th MS, der 12th MS und der 490th MS.

Jede Interkontinentalrakete ist in einem unbemannten, unterirdischen Silo irgendwo in der Landschaft versenkt. Von außen ist nur der stählerne Silo-Deckel hinter einer Umzäunung sichtbar. Jede Staffel gliedert sich in fünf „Flügen“ („flight“) á zehn Raketen im Umkreis von wenigen Kilometern. Jeder „flight“ wird von einem unterirdischen Bunker, dem (Primary) Launch Control Center ([P]LCC), kommandiert, in dem gleichzeitig zwei Raketenoffiziere, die Missile Combat Crew (MCC), Dienst tun. Sie überwachen ferngesteuert die Raketen in ihren Silos, führen Übungen durch und feuern die Flugkörper gegebenenfalls ab.

Das 576. Testfluggeschwader auf der Vandenberg AFB in Kalifornien feuert jedes Jahr zwei bis vier Flugkörper ohne Sprengkopf in Richtung Pazifik ab, um in „reliability tests“ zu prüfen, ob die Raketen, die jahrelang unbewegt in ihren Silos standen, noch technisch einwandfrei funktionieren. Dabei wurden die Raketen von Kalifornien aus in Richtung des Kwajalein Atolls in der Südsee abgeschossen. Dabei legen die Interkontinentalraketen „nur“ eine Strecke von 6.759 km zurück. Im Verlauf des Jahres 2017 wurden mehrere Testabschüsse durchgeführt. Am 8. Februar wurde eine MM-III, die früher bei Minot stationiert war, im Rahmen der Übung GLOBAL LIGHTNING 17 abgefeuert. Am 26. April wurde eine MM-IIII vom Geschwader der Warren AFB abgefeuert. Der Befehl zum Abschuss wurde von einem Kommandoflugzeug E-6B Mercury der U.S. Navy erteilt. Am 3. Mai wurde dieses Prozedere bei einem weiteren Raketentest wiederholt. Und schließlich wurde am 2. August 2017 ein vierter Testschuss mit einer Rakete aus Warren durchgeführt. (32)

Die letzten Minuteman III sollen im Jahr 2030 ausgetauscht werden.

 

Projekte

 

- Ground Based Strategic Deterrent Missile (GBSD)

 

Die alten Minuteman III sind mittlerweile 50 Jahre alt, daher plant die US-Regierung den Bau einer neuen Interkontinentalrakete. Die ersten Überlegungen dazu wurden innerhalb der U.S. Air Force im Jahr 2002 angestellt. Nach jahrelangen Diskussionen sollen die Planungen nun in die Praxis umgesetzt werden. Der Projektname lautet „Ground Based Strategic Deterrent Missile“ (GBSD), in den Medien ist auch von der „ICBM-X“ die Rede. Die noch vorhandenen 400 Minuteman sollen prinzipiell im Verhältnis 1:1 gegen die neuen Flugkörper ausgetauscht werden. Zu diesen 400 stationierten GBSD-Flugkörpern kommen noch Prototypen und Reserveflugkörper hinzu, so dass sich die Gesamtzahl auf vermutlich 642 bis 666 Raketen addiert.

Für den Auftrag bewarben sich im Juli 2016 die drei Rüstungsunternehmen: Boeing, Lockheed Martin und Northrop Grumman. Nach einer Vorentscheidung ist Lockheed Martin aus dem Wettbewerb ausgeschieden. Die beiden an der Ausschreibung noch beteiligten Konzerne führen gerade eine Machbarkeitsstudie (Technology maturation and risk reduction - TMRR) durch. Dazu erhielten sie einen Vertrag über jeweils rund 340 Millionen Dollar Die US-Luftwaffe gab die Kosten für das Projekt 2016 mit 62,3 Milliarden Dollar an, demgegenüber rechnete das Büro für Cost-Assessment and Program Evaluation (CAPE) des US-Verteidigungsministeriums im Jahr 2017 mit Gesamtkosten in Höhe von 85 Milliarden Dollar. Die Air Force unterstützt die Entwicklungsarbeiten. Im Haushaltsjahr 2013 wurden erstmals 11,7 Millionen Dollar bereitgestellt. Seit dem Haushaltsjahr 2014 läuft das „ICBM demonstration and validation program“ (ICBM Dem/Val Program). Dazu wurden in den Haushaltsjahren 2014 bis 2017 insgesamt 252,3 Millionen Dollar aufgewendet. Im Jahr 2020 wird über den Rüstungsauftrag endgültig entschieden. Frank McCall, der bei Boeing das Programm leitet, erklärte dazu: „We absolutely want to deliver GBSD as quickly and efficiently and affordably as we can, and our industry partners agree.“ (33) Die Gesamtkosten des Beschaffungsvorhabens werden derzeit auf 100 Milliarden Dollar geschätzt. (34) Mit der militärischen Leitung des Projektes ist das Air Force Nuclear Weapons Center (AFNWC) auf der Kirtland AFB (Neu Mexiko) betraut. Die Leitung des Projektes hat seit Februar 2016 Oberst Heath Collins.

Mit einer Einführung der GBSD wird für 2029 gerechnet. (35) Bis 2036 sollen alle 400 GBSD einsatzbereit sein. Für die neuen Raketen wird eine Dienstzeit bis 2075 angestrebt. (36)

Die „ICBM-X“ soll eine etwas längere Reichweite als die alten MM-III haben, so dass vom US-Territorium auch Schwellenlänger südlich von Russland angegriffen werden können. Die Rakete wird zunächst die bestehenden Wiedereintrittskörper der MM-III, Mk12A und die modifizierten Mk21, weiterverwenden. Langfristig ist geplant, die GBSD ab 2030 mit dem Wiedereintrittssystem Mk21, einem modifizierten Gefechtskopf auf Basis des W87 und dem Zündsystem AF&F („Super-Fuze“) auszustatten. Zeitweise war ein neuer „interoperable warhead“ im Gespräch. Der Flugkörper soll einen oder mehrere Atomsprengköpfe transportieren. Das Ziel ist, ein gehärtetes Punktziel durch einen einzelnen Atomsprengkopf mit hoher Wahrscheinlichkeit zerstören zu können. Unklar ist noch, ob die vorhandene MM-III-Infrastruktur aus Silos und LCCs für die neue ICBM genutzt werden kann.

 

2. Atom-U-Boote

 

Die US Navy (USN) verfügt über vierzehn Atom-U-Boote der Ohio-Klasse. Sie unterstehen dem US Fleet Forces Command (FLTFORCOM) in Norfolk (Virginia) unter dem Kommando von Admiral Philip S. Davidson. Die strategischen Atom-U-Boote werden als „Ship Submersible Ballistic Nuclear“ (SSBNs) oder kurz „boomer“ genannt. Sie sind mit ballistischen U-Boot-Raketen (Submarine-launched Ballistic Missiles - SLBMs) ausgestattet. Da die Kommunikation mit den getauchten U-Booten schwierig ist, müssen die Funksprüche und damit auch die atomaren Einsatzkodes im Vergleich zu den Interkontinentalraketen und Bombern relativ kurz sein. Sie bestehen nur aus einer codierten Dreiergruppe („three-letter-code“), die die entsprechende Einsatzoption kennzeichnet.

 

Gegenwärtig

 

- Ohio-Klasse

 

Die U-Boote der Ohio-Klasse sind die größten „submarines“ im Bestand der U.S. Navy. Sie haben eine Länge von 170 m bei einem maximalen Rumpfdurchmesser von 13 m und einer Höhe von 10,8 m. Die Wasserverdrängung bei der Tauchfahrt beträgt 18.750 Tonnen. Angetrieben werden die Atom-U-Boote durch einen Druckwasserreaktor vom Typ S8G, der zwei Turbinen mit 45 MW antreibt. Die Höchstgeschwindigkeit erreicht 22 km/h bei Überwasserfahrt bzw. bis zu 46 km/h im getauchten Zustand. Die maximale Tauchtiefe beläuft sich auf 800 m. Das Feuerleitsystem des U-Bootes trägt die Bezeichnung „Mk 98“.

Die Besatzung umfasst 155 Matrosen. Gebaut wurden die U-Boote von April 1976 bis zum August 1997 von der General Dynamics Electric Boat Company in Groton (Connecticut). Die Baukosten betrugen pro Boot 2 Milliarden Dollar.

Die Ohio-Klasse umfasste ursprünglich 18 strategische SSBNs. Alle U-Boote waren ursprünglich mit 24 seegestützten Interkontinentalraketen vom Typ Trident II (D5) ausgerüstet, die bis zu acht Mehrfachsprengköpfe W76 oder W88 transportieren konnten.

Gemäß einer Entscheidung der Clinton-Regierung aus dem Jahr 1994 wurden vier Boote (SSGN-726 USS Ohio, SSGN-727 USS Michigan, SSGN-728 USS Florida und SSGN-729 USS Georgia) mittlerweile denuklearisiert und sind heute als SSGNs „nur“ noch mit jeweils 154 konventionellen Marschflugkörpern Tomahawk, Anti-Schiff-Raketen Harpoon oder Mini-U-Booten für eine 66- bis 100-köpfige Marinespezialeinheit der SEALs oder MARSOCs ausgestattet.

Und bei den verbliebenen 14 strategischen Atom-U-Booten wurde die Zahl der Raketen - im Rahmen von Rüstungskontrollvereinbarungen – bis 2017 auf 20 Stück reduziert, dazu wurden nicht nur die Raketen entladen, sondern bei jedem U-Boot vier Raketenschächte komplett ausgebaut. Außerdem werden ständig 2 U-Boote auf der Werft in Bangor (US-Bundesstaat Washington) generalüberholt. Außerdem zeigt die Praxis, dass von den zwölf U-Booten, die prinzipiell einsatzfähig sind, bei zwei Booten kleinere Reparaturen oder Wartungsarbeiten durchgeführt werden, so dass de facto „nur“ zehn der vierzehn Boote mit 200 Raketen tatsächlich im Einsatz sind.

Acht bis neun U-Boote sind der Task Force 134 (TF-134) der Pazifikflotte im Flottenstützpunkt Kitsap bei Bangor (US-Bundesstaat Washington) zugeteilt. Die übrigen fünf bis sechs Boote gehören zur TF-144 in Kings Bay in Georgia an der Atlantikküste. Das höhere Kontingent in Bangor ist darauf zurückzuführen, dass die Boote nicht nur Russland, sondern auch die Volksrepublik China und Nordkorea im Visier haben. Allerdings wurde bei den U-Booten der Pazifikflotte die Zahl der Sprengköpfe pro Rakete von acht auf sechs reduziert. Prinzipiell können die U-Boote monatelang unter Wasser bleiben, solange bis die Lebensmittelvorräte aufgebraucht sind. In der Praxis dauert eine Patrouillenfahrt rund 77, manchmal bis 90 Tage. Vom Januar bis Juni 2014 legte die USS Pennsylvania eine 140-Tage-Tauchfahrt zurück. Ständig sind jeweils vier bis fünf Boote in dem ihnen zugewiesenen geheimen Tauchgebiet einsatzbereit, um ihre Raketen abzufeuern. Man spricht dann vom „hard alert“. Im Jahr 2015 führte die Ohio-Klasse 26 Patrouillenfahrten durch. Rund 60 Prozent der Tauchfahrten finden im Pazifik statt. (37)

 

Ohio-Klasse

Nummer

Name

Kiellegung

In-Dienst-Stellung

Heimathafen

SSBN-730

Henry M. Jackson1

19.11.1981

16.10.1984

Kitsap

SSBN-731

Alabama

27.08.1981

25.05.1985

Kitsap

SSBN-732

Alaska

09.03.1983

25.01.1986

Kings Bay

SSBN-733

Nevada

08.08.1983

16.08.1986

Kitsap

SSBN-734

Tennessee

09.06.1986

17.12.1988

Kings Bay

SSBN-735

Pennsylvania

02.03.1987

09.09.1989

Kitsap

SSBN-736

West Virginia

18.12.1987

20.10.1990

Kings Bay

SSBN-737

Kentucky

18.12.1987

13.07.1991

Kitsap

SSBN-738

Maryland

22.04.1986

13.06.1992

Kings Bay

SSBN-739

Nebraska

06.07.1987

10.07.1993

Kitsap

SSBN-740

Rhode Island

15.09.1988

09.07.1994

Kings Bay

SSBN-741

Maine

03.07.1990

29.07.1995

Kitsap

SSBN-742

Wyoming

08.08.1991

13.07.1996

Kings Bay

SSBN-743

Louisiana

23.10.1992

06.09.1997

Kitsap

Anmerkung: (1) Vormals: Rhode Island.

Quelle: N. N.: Ohio-class submarine, Wikipedia, o. O., 28.3.2018, o. S., Online: https://en.wikipedia.org/wiki/Ohio-class_submarine (Download am 30. März 2018)

 

Auf der Werft in Bangor werden ständig zwei der insgesamt 14 Boote eine gründlicheren Reparatur und Generalüberholung unterzogen. Um ständig fünf U-Boote bei der Atlantikflotte zur Verfügung zu haben, kann es passieren, dass einzelne U-Boote umgruppiert werden, wenn ein Boot der Atlantikflotte zur Werft nach Bangor verlegt werden muss. Zwar sind die beiden zu reparierenden Boote nicht einsatzbereit, aber sie fallen dennoch unter die Bestimmungen des New START-Abkommens, so dass die US-Regierung ihr darin zugesichertes Potential nicht voll ausschöpfen kann: Es „fehlen“ quasi vierzig Raketen mit entsprechend vielen Mehrfachsprengköpfen. Außerdem beträgt das gesamte, seegestützte Atompotential - rein rechnerisch - 7 x 20 x 6 Sprengköpfe in Bangor und 5 x 20 x 8 Gefechtsköpfe in Kings Bay. Das sind zusammen 240 Raketen mit 1.640 Atomsprengköpfen. Somit ergibt sich auch hier eine Abweichung gegenüber dem New START-Abkommen, das 336 Raketen mit 1.680 Sprengköpfen erlaubt. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass die US-Streitkräfte seit 2001 533 Exemplare der Trident II beschafft haben.

Zum Umfang des tatsächlichen Atompotentials stellte der U.S. Congressional Research Service im März 2018 in seinem Bericht „U.S. Strategic Nuclear Forces“ (Seite 23) lapidar fest:

„The United States does not need to indicate how many warheads are deployed on each missile at all times; it must simply report the total number of operationally deployed warheads on all of its strategic nuclear delivery vehicles. The United States and Russia can confirm that actual number of warheads on a specific missile, with random, short-notice inspections. Moreover, the United States will not have to alter the platforms in the missiles, so it could restore warheads to its Trident missiles if circumstances changed.“ (38)

Die noch vorhandenen SSBNs der Ohio-Klasse sollen ab 2027 ausgemustert werden.

 

Projekte

 

- Columbia-Klasse

 

Die US Navy begann 2007 damit, Überlegungen für eine neue Klasse eines strategischen Atom-U-Bootes anzustellen. Das Projekt war zunächst unter den Bezeichnungen „Ohio Replacement Program“ (ORP) oder „SSBN-X“ bekannt. Im Haushaltsjahr 2010 wurden dafür erstmals 497,4 Millionen Dollar für Entwicklungsarbeiten eingestellt. Leiter des Navy´s Strategic Systems Program Office ist gegenwärtig Admiral Terry Benedict. Die Kiellegung des ersten Bootes wird für 2021 erwartet. Es ist die SSBN-826 USS Columbia. Während die U-Boote der alten Ohio-Klasse bereits ab 2017 ausgemustert werden sollen, steht das Typschiff der neuen Columbia-Klasse vermutlich erst ab 2031 zur Verfügung. Außerdem werden die neuen U-Boote übergangsweise noch mit den alten Raketen vom Typ Trident II (D5LE) ausgerüstet. (39)

Die Columbia-Klasse wird noch größer als die bisherige Ohio-Klasse; die Rede ist von zusätzlichen 2.000 Tonnen, allerdings trägt das Boot voraussichtlich weniger Flugkörper. Die U-Boote werden mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet, der geräumärmer ist und damit die Überlebenswahrscheinlichkeit der Boote erhöht.

Zur Zeit gibt es noch Diskussionen darüber, wieviele U-Boote mit wievielen Raketen und wievielen Sprengköpfen beschafft werden sollen: Sollen weniger Boote beschafft werden, die dann jeweils eine größere Anzahl von Raketen mitführen, oder sollen möglichst viele Boote mit einer kleineren Raketensektion angeschafft werden? Hierbei spielen neben militär-taktischen auch Finanzüberlegungen eine Rolle. Gegenwärtig wird anscheinend der Bau von insgesamt 12 U-Booten mit jeweils 16 Raketen favorisiert. Die General Dynamics Electric Boat erhielt im September 2017 einen ersten Entwicklungsauftrag über 5,1 Milliarden Dollar. Allerdings kostet das Gesamtprogramm – nach dem derzeitigen Stand - voraussichtlich 139 Milliarden Dollar. Damit wäre der Etat der Marine für Neuanschaffungen über Jahre hinweg erheblich belastet.

 

Columbia-Klasse-Einführung (geschätzt)

Name

Stapellegung

Stapellauf

Auslieferung von der Werft

Indienststellung bei der Navy

SSBN-826 Columbia

2021

202x

2028

2031

SSBN-827

2024

202x

2031

2034

SSBN-828

2026

202x

2033

2036

SSBN-829

2027

202x

2034

2037

SSBN-830

2028

203x

2ß35

2038

SSBN-831

2029

203x

2036

2039

SSBN-832

2030

203x

2037

2040

SSBN-833

2031

203x

2038

2041

SSBN-834

2032

203x

2039

2042

SSBN-835

2033

203x

2040

2043

SSBN-836

2034

203x

2041

2044

SSBN-837

2035

203x

2042

2045

Quelle: /www.globalsecurity.org/wmd/systems/ssbn-x-list.htm

 

3. U-Boot-Raketen

 

Gegenwärtig

 

- UGM-133A Trident II (D5 / D5LE)

 

Die Trident II D5 ist eine dreistufige Feststoffrakete. Bei einer Länge von 13,57 m und einem Durchmesser von 2,11 m der Ersten Stufe hat die seegestützte Interkontinentalrakete ein Startgewicht von 59.000 kg. Die Reichweite beträgt rund 12.000 km, die Treffgenauigkeit der Trident II hängt vom verwendeten Wiedereintrittskörper ab: Ein Mk5 erreicht eine Zielgenauigkeit von 90 m; mit einem Mk4 erzielt man eine Abweichung von nur 20 m. Im Flug erreicht die Rakete eine Geschwindigkeit von Mach 24 (= 29.020 km/h).

Die Trident II können bis zu acht Atomsprengköpfe transportieren, jedoch sind sie heutzutage im Durchschnitt nur mit 4 bis 5 Atomsprengsätzen ausgerüstet. Von der Trident II gibt es gegenwärtig drei Versionen mit unterschiedlichen Wiedereintrittskörper-Gefechtskopf-Kombinationen: Mk4/W76-0, Mk4a/W76-1 und Mk5/W88. Hinzu kommen weitere Modernisierungsvarianten.

In der Regel waren/sind die Flugkörper mit einem Wiedereintrittskörper Mk4 mit Sprengkörpern des Typs W76-0 (100 KT) ausgestattet. Der W76 wurde zwischen 1978 und 1987 gebaut. Er war lange Zeit der am meisten verbreiteste Atomsprengsatz im US-Atomarsenal. Der Gefechtskopf hat ein Eigengewicht von 164 kg.

Dieser Gefechtskopftyp wird seit 2008/09 einem „Warhead Life Extension Program“ unterzogen. Bis Ende 2016 waren bereits 1.200 Gefechtsköpfe umgerüstet, davon befanden sich 506 an Bord der Ohio-U-Boote. Das Programm soll bis 2019 abgeschlossen sein soll. Das Programm kostet mehrere hundert Millionen Dollar. Folgende Komponenten werden überholt: „nuclear explosive package, the arming, firing, and fusing system, the gas transfer system, and associated cables, elastomers, valves, pads, cushions, foam supports, telemetries, and other miscellaneous parts“. (40) In Zusammenhang mit der Generalüberholung äußerten verschiedene Experten Kritik an dem Gefechtskopftyp, „whether the warhead´s design is reliable enough to ensure that the warheads will explode at its intended yield“. (41) Die neue Gefechtskopfversion trägt die Bezeichnung W-76-1. Die Sprengkraft des W76-1 bleibt mit 100 KT unverändert, aber es wird erstmals ein Super-Fuze-Zünder eingebaut. Außerdem wird die Sicherheitstechnik verbessert. Gleichzeitig wird der Wiedereintrittskörper ausgetauscht. Das neue Wiedereintrittssystem hat eine neue Zünd- bzw. Steuerungseinrichtung und heißt „Mk-4A“. Bis 2019 soll die Pantex-Fabrik in Amarillo alle 1.600 Sprengköpfe überholt haben, alle übrigen W76-0 werden danach verschrottet, davon befinden sich 506 an Bord der U-Boote der Ohio-Klasse.

Nach den Plänen der Trump-Regierung soll ein Teil der neuen W-76-1 wiederum umgebaut werden, so dass die so modifizierten Sprengköpfe nur noch eine Sprengkraft von rund 5 KT haben.

Außerdem ist eine unbekannte Anzahl Trident II mit dem dritten Wiedereintrittskörpertyp Mk-5 mit dem größeren Gefechtskopf W88 mit einer Sprengkraft von jeweils 455 - 475 KT bestückt. Dieser Typ gilt als der derzeit jüngste und modernste US-Atomsprengkopf. Er wurde in den siebziger Jahren im Los Alamos National Laboratory (LANL) entwickelt und erst Ende der achtziger Jahre in das US-Arsenal eingeführt. Die Nuklearladung aus Plutonium-239, Uran-235 und Uran-238 ist bei diesem Typ 1,75 m lang, hat einen Durchmesser von 0,55 m und ein Eigengewicht von 360 kg. Sie wird aufgrund ihrer spezifischen Form als „peanut“ bezeichnet. Allerdings gibt es bei diesem Typ Probleme mit dem konventionellen Sprengsatz, so dass der W88 seit dem Haushaltsjahr 2014 im Rahmen des Programms „Alteration 370“ (ALT 370) umgebaut werden soll. Der erste modifizierte Sprengkopf „W88 ALT 370“ soll 2020 bis 2024 ausgeliefert werden. Auch dieses Programm kostet mehrere hundert Millionen Dollar.

Der Abschuss einer SLBM-Rakete erfolgt unter Wasser: Nach dem Öffnen der metallischen Abdeckplatte wird der Flugkörper durch Gasdruck ausgestoßen und durchbricht die Wasserschicht oberhalb des U-Bootes. Oberhalb der Wasseroberfläche zündet der Motor der ersten Stufe für rund 65 Sekunden und danach die zweite Stufe für weitere 65 Sekunden. Die dritte Stufe brennt 40 Sekunden lang und danach zündet der Motor des Post Boost Control Systems (PBCS) mit den Wiedereintrittskörpern.

Die Entwicklung der ursprünglichen Trident I (C4) begann 1972. Der Erstflug der Weiterentwicklung Trident II (D5) erfolgte am 15. Januar 1987; der erste Abschuss am 21. März 1989 durch die USS Tennessee. Die Rakete wurde ab März 1990 in Dienst gestellt. Hersteller des Flugkörpers war die Lockheed Martin Space Systems in Sunnyvale (Kalifornien). Von 1983 bis 2012 wurden insgesamt 533 Exemplare beschafft. Die Baukosten pro Flugkörper betrugen 37.320.070 Dollar (Preise von 2014). Darüber hinaus beschafft(e) die U.S. Navy separat Raketenmotoren und Ersatzteilpakete, so genannte Strategic Systems Programs Alteration (SPALTS). Heute sind noch 240 Flugkörper bei der U-Bootflotte operativ im Einsatz.

Die modernisierte Variante Trident II (D5LE) (LE = Life Extension) sind an Bord der U-Boote der Ohio-Klasse untergebracht und werden vorübergehend auch auf den zukünftigen Booten der Columbia-Klasse eingeführt. Seit 1989 wurden 161 Testabschüsse durchgeführt. Im 2017 führte die U.S. Navy einen Raketentest durch, dabei wurden innerhalb von drei Tagen vier Trident II-Flugkörper von der USS Kentucky im Pazifik abgeschossen. Der letzte Test fand im März 2018 durch die USS Nebraska statt.

 

- Arming, Fuzing and Firing (AF&F) („Super-Fuze“ Zündsystem)

 

Das Zerstörungspotential einer Atomwaffe gegen ein militärisches Ziel hängt von der Explosivkraft des Gefechtsskopfes und seiner Treffgenauigkeit ab. Dabei ist die Treffsicherheit keine absolute Zahl, vielmehr wird sie als „circular error probable“ (CEP) berechnet: Ein CEP von 100 m bedeutet, dass die Hälfte aller auf ein Ziel abgefeuerten Flugkörper das Ziel irgendwo innerhalb dieses Streukreisradius treffen würde, während die zweite Hälfte außerhalb dieses Zielkreises niedergehen würde. Dabei hat eine Verdoppelung der Treffgenauigkeit dieselbe Wirkung, wie eine Verachtfachung der Sprengkraft! (42)

Ob eine bestimmte Atomwaffe ein Ziel zerstören kann, hängt dann noch davon ab, wie verbunkert das Zielobjekt ist. Moderne Raketensilos halten einem Druck von bis zu 10.000 psi (pounds per square inch) stand. (43) Am „Besten“ sind möglichst treffgenaue Sprengkörper mit einer hohen Letalität, die flexible einsetzbar sind. Diese habe eine so genannte time-urgent, hard-target single shot kill probability (TU HT SSKP) und sind aufgrund dieser technischen Parameter für einen First Strike geeignet.

Das neue „Arming, Fuzing and Firing“-System (AF&F), besser bekannt als „Super-Fuze“, ist kein neues Waffensystem, sondern nur ein waffentechnisches Bauteil, dass aber einen entscheidenden Anteil an der „Verbesserung“ der Nuklearraketen bei der Bekämpfung gegnerischer Punktziele, wie z. B. einen feindlichen Raketensilo, hat: Bisher war bei allen Raketen die Detonationshöhe fest programmiert. Da aber viele Raketen über das anvisierte Ziel hinausgeschossen wären, wären sei zwar detoniert, aber hätten das gehärtete Punktziel dadurch nicht zerstören können. Mit dem „Super-Fuze“-Zünder wird nun die Detonationshöhe variabel eingestellt. Bei einem Überflug über das Zielobjekt, sorgt der Super-Fuze-Zünder dafür, dass die Zündung im richtigen Moment automatisch erfolgt und das Ziel somit voll getroffen wird.

Die Entwicklung des Super-Fuze-Zünders begann 1994. Seit Februar 2009 wird der Super-Fuze-Zünder vom Typ MC4700, hergestellt von der Kansas City Plant, in die neuen Mk-4a/W76-1-Spitzen der Trident II D5LE eingebaut: „It consists of a fuze, an arming subsystem (which includes the radar), a firing subsystem, and a thermal batttery that powers the system.“ Diese „kleine“ Nachrüstung hat weitreichende Konsequen, wie Hans M. Kristensen , Matthew McKinzie und Theodore A. Postol in ihrem Aufsatz für das „Bulletin of the Atomic Scientists“ im März 2017 feststellten: „A decade ago, only about 20 percent of US submarine warheads had hard-target kill capability; today they all do. (…) In effect, the significant increase in the killing power of the W76 warhead allows the United States to use its submarine-based weapons mor decisively in a wider ramge of missions than was the  case before the introduction of this fuze.“ (44)

 

Projekte

 

- Trident II-Gefechtskopf W76-2

 

Gemäß den Überlegungen der neuen Trump-Regierung soll bei einigen Trident II-Raketen der W76-Gefechtskopf durch einen atomaren Mini-Sprengkopf W76-2 ersetzt werden. Allerdings wurden dafür bisher noch keine Entwicklungsgelder bewilligt.

 

- Neue SLBM für Columbia-Klasse

 

Die U-Boote der Ohio-Klasse werden vorübergehend mit der Trident II (D5LE) ausgerüstet. Über das geplante Nachfolgemodell liegen noch keine Detailangaben vor.

 

4. Bomber

 

Die vorhandenen Nuklearbomber B-52H und B-2A (B = Bomber) unterstehen der 8th Air Force (8 AF) (Kommandeur: General Thomas A. Bussiere) bzw. der Task Force 204 (TF 204) auf der Barksdale AFB in Louisiana. Früher kam noch die B-1B hinzu, die ist derzeit aber nur noch mit konventionellen Waffen ausgestattet.

Um die Bomber im Kriegsfall in der Luft erreichen zu können, werden gegenwärtig die bodengestützten Kommandostrukturen ausgebaut. Dazu wird ein weltweites Netzwerk aus 90 Bodenstationen, den Global Aircrew Die Hälfte der Stationen sind ortsfest, der Rest mobil. Sie fungieren als Bodenstationen für den Advanced Extremely High Frequency (AEHF) Kommunikationssatelliten und senden auch im VLF-Bereich. Das Projekt begann im Dezember 2013. Ab 2019 soll das Kommandosystem voll einsatzfähig sein. Die Leitung des Projektes ist auf der Hanscom AFB in Massachusetts untergebracht. Die Baukosten belaufen sich auf 183 Millionen Dollar. Ob auch in Deutschland eine dieser orstfesten bzw. mobilen Bodenstationen zur Führung der Atombomber errichtet wurde, ist hier nicht bekannt.

Um die Bomber in der Luft aufzutanken steht eine umfassende Flotte mit Tankflugzeugen Boeing KC-135R/T Stratotanker (KC = Keresone Carrier = Tankflugzeug) und McDonnell Douglas KC-10A Extender zur Verfügung. Um die uralten Stratotanker abzulösen ist das Nachfolgemodell Boeing KC-46A Pegasus in der Entwicklung. Für die Beschaffung der ersten 15 Maschinen sind im Haushaltsplan FY 2018 2.545,7 Millionen Dollar eingeplant und für das FY 2019 weitere 2.884,6 Millionen Dollar. Einführung ist ab Oktober 2018 geplant, allerdings wird sich die Auslieferung aufgrund von technischer Probleme mit der Avionik und dem Luftbetankungsstutzen vermutich verzögern.

 

Gegenwärtig

 

- B-52H Stratofortress

 

Die fliegende „Stratosphärenfestung“ wurde von ihren Besatzungen als „BUFF“ (= Big, ugly, fat, fucker) bezeichnet. Von der B-52 Stratofortress gibt es zahlreiche Versionen, Varianten und Spezialausführungen. Die Entwicklung des Flugzeugs begann im Februar 1946. Zum Konstrukteursteam von Boeing gehörten George S. Schairer, Art Carlsen, Vaughn Blumenthal, Ed Wells, Bob Withington und Maynard Pennell. Der Prototyp YB-52 hatte seinen Erstflug am 15. April 1952; im Jahr 1955 wurden die ersten B-52A-Maschinen an das damalige SAC übergeben. Bis Oktober 1962 produzierte Boeing insgesamt 744 Exemplare der verschiedenen Versionen. Der Stückpreis der B-52H betrug 9,28 Millionen Dollar (Preis von 1962). Die Stratofortress wurden in zahlreichen Kriegen als konventionelle Bomber eingesetzt.

Die insgesamt 102 B-52 H wurden von 1960 bis zum 26. Oktober 1962 gebaut. Die erste B-52H absolvierte im März 1961 ihren Erstflug und wurde bereits am 9. Mai 1961 an die Luftwaffe übergeben. Gegenwärtig werden die Flugzeuge beim Oklahoma City Air Logistics Complex (OC-ALC) auf der Tinker AFB (Oklahoma) einem Modernisierungsprogramm unterzogen: Combat Network Communications Technology (CONECT). Ab 2019 sollen die acht Triebwerke Pratt & Whitney TF-33-P-3 pro Bomber überholt werden, dafür sind im FY 2019 zunächst einmal 280 Millionen Dollar vorgesehen. Die letzten Bomber sollen noch bis ca. 2040 in Dienst bleiben, durch die geplante Überholung der Triebwerke vielleicht sogar bis 2050. Dann wären die Flugzeuge neunzig Jahre alt! Sie sind schon heute die ältesten Flugzeuge im Bestand der US Air Force. Dennoch sind 80 Prozent der noch vorhandenen Bomber tatsächlich einsatzfähig. (45) Innerhalb der Luftwaffe gab es durchaus Stimmen, die für die Abschaffung der uralten Maschinen plädierten, aber dies stieß auf den Widerstand des US-Kongresses. Um die Bomber bis circa 2050 in Dienst halten zu können, ist ein umfassendes Modernisierungs- und Instandhaltungsprogramm von mindestens 22 Milliarden Dollar im Gespräch.

Die Boeing B-52H hat eine Länge von 48,5 m bei einer Spannweite von 56.4 m. Die Höhe des Bombers beträgt 12,4 m. Bei einem Leergewicht von 83,250 Tonnen beträgt das maximale Startgewicht (incl. Treibstoff und Bewaffnung) 220 Tonnen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 1.047 km/h; die Gefechtsreichweite 7.210 km. Die Betriebskosten pro Flugstunde der Stratofortress betragen – nach unterschiedlichen Angaben - 69.708 bis 72.000 Dollar. Die Stammbesatzung in dem zweistöckigen Cockpit besteht aus fünf Soldaten: „aircraft commander“ (AC bzw. im Sprechfunk „Pilot“ genannt), Co-Pilot (CP bzw. „Co“), Navigator (N bzw. „Nav“), Radarnavigator (RN bzw. „Radar“) und der Offizier für die Elektronische Kampfführung (Electronic Warfare Officer – EWO bzw. „E-Dub“). Bei Bedarf können weitere Soldaten mitfliegen.

Die B-52H kann eine Waffenlast von 31.751 kg mitführen. Zur Nuklearbewaffnung gehören jeweils 20 Marschflugkörper AGM-86B; acht Marschflugkörper werden in einem Drehgestell (Common Strategic Rotary Launcher - CSRL) im Rumpf mitgeführt, jeweils sechs Flugkörper sind an Pylonen unter jedem Flügel befestigt. Früher konnten alternativ bis zu acht Nuklearbomben B61-7 oder B83 im Rumpfgestell mitgeführt werden, aber heute ist der Bomber nicht mehr für den Einsatz irgendwelcher atomaren Freifallbomben vorgesehen. (46) Um die Rüstungsbegrenzungen des New START-Abkommens zu erfüllen, werden/wurden 30 der noch vorhandenen Maschinen denuklearisiert. Dazu wurden mehrere Bomber 2016/17 dem Umbau-Programm „1760 Internal Weapons Bay Upgrade“ (IWBU) unterzogen, um eine größere Menge konventioneller Waffen mitführen zu können.

Der amerikanische Kongress bestimmte im Haushaltsjahr 2008, dass die U.S. Air Force weiterhin 76 B-52H unterhalten muss, darunter 63 „Primary Aircraft“, 11 „Backup Aircraft“ und 2 Maschinen zur „attrition reserve“. Zur Zeit sind noch 75 bis 78 Maschinen im Einsatz, darunter ca. 48 bis 52 Bomber bei den vier Kampfstaffeln, 18 Exemplare, die dem Air Force Reserve Command (AFRC) unterstellt wurden und zwei Testmaschinen. Aufgrund des hohen Alters der Maschinen und einem entsprechenden Ersatzteilbedarf sind nur ca. 38 Maschinen flugfähig (Stand: September 2017). Demgegenüber gehen Kristensen und Norris davon aus, dass noch 89 B-52H im Dienst sind, von denen 66 nuklearfähig sind und 44 Exemplare tatsächlich für Atomangriffe eingeplant wären. (47)

Laut New START-Abkommen dürfen die USA 76 B-52H-Bomber in der Nuklearrolle beibehalten, allerdings waren „nur“ noch 44 Bomber für eine Ausrüstung mit Nuklearwaffen („combat coded“) vorgesehen. Darüber hinaus hat die Luftwaffe vom September 2015 bis März 2017 30 Bomber denuklearisiert:

„In September 2015, the Air Force announced that it had begun to convert a portion of the B-52H bomber force from nuclear to conventional-only capability, thus removing 30 operational bombers from accountability under New START. The database released after the March 2017 New START data exchange shows that the Air Force now has converted 41 bombers conventional-only capability, which removes them from accountability under New START.“ (48)

Damit haben noch circa 35 B-52H eine Nuklearrolle, für sie stehen ca. 200 Marschflugkörper AGM-86B zur Verfügung. Es heißt, dass alle nuklearfähigen B-52H auf der Minot AFB disloziert wurden, weil sich dort auch ein aktives Atomwaffendepot befindet. Allerdings befinden sich auf dem Fliegerhorst nur zwei Kampfstaffeln mit insgesamt 22 operativen Bombern! Alle übrigen Bomber wurden denuklearisiert und führen nur noch konventionelle Munition mit sich, dienen als Trainings- oder Testflugzeug oder gehören zur Verfügungsreserve. Allerdings werden die Besatzungen der denuklearisierten Maschinen weiterhin auch für Atombombenabwürfe ausgebildet.

Die B-52H Stratofortress ist bei folgenden Einheiten stationiert:

- Das 2nd Bomb Wing (BW) unter dem Kommando von Oberst Ty Neuman mit der Staffel 20th Bomb Squadron „Buccaneers“ (BS) (Tailcode: „LA“, blauer Leitwerksstreifen) und der 96th Bomb Squadron „Red Devils“ („LA“, roter Leitwerksstreifen) auf der Barksdale AFB (= Air Force Base) in Louisiana, sowie

- die 5th Bomb Wing (Kommandeur: Oberst Matthews R. Brooks) mit der 23rd Bomb Squadron „Bomber Barons“ („MT“, roter Leitwerksstreifen) und der 69th Bomb Squadron „(K)Nighthawks“ („MT“, gelber Leitwerksstreifen) auf der Minot AFB in North Dakota.

- Hinzu kommt die 93rd Bomb Squadron „Indian Outlaws“ („BD“) des 307th Bomb Wing (Kommandeur: Oberstleutnant George P Cole III als Nachfolger für Bruce R. Cox) (Tailcode: „OT“, blau-gold karierter Leitwerksstreifen) des Air Force Reserve Command auf der Barksdale AFB.

- Die 419th Flight Test Squadron (419th FTS) „Global Bombers“ auf der Edwards AFB in Kalifornien (Tailcode: „ED“) verfügt über fünf Testflugzeuge, darunter zwei B-52H.

- Hinzu kommen 12 eingelagerte Bomber bei der 309th Aerospace Maintenance and Regeneration Group (AMARG) auf dem Fliegerhorst Davis Montham AFB bei Tuscon (Arizona), die in den Jahren 2015 bis 2017 gemäß den Rüstungskontrollvereinbarungen denuklearisiert wurden. Die vier operativen Bomberstaffeln sind mit jeweils 11 Bombern und ein bis zwei Reservemaschinen ausgestattet.

Im Rahmen der US-Drohpolitik gegenüber Nordkorea wird ein Teil der Bomber seit mehreren Jahren im Rotationsprinzip zur 96th Expeditionary Bomb Squadron (96th EBS) auf der Andersen AFB auf Guam abgestellt: So befinden sich seit Januar 2018 sechs Bomber und 300 Soldaten aus Barksdale im Rahmen der Continuous Bomber Presence (CBP) auf Guam. (49)

Vor einem Einsatzflug erhält der EWO-Offizier von der Tactical Communications Branch (TacCom) des Stabes des Bomberverbandes eine Tasche mit den geheimen Kommunikationskodebüchern, Flugkarten und Anleitungen. Der Navigator wiederum erhält eine Datentransferkassette (Data Transfer Cartride – DTC), die von den Flugzeugbesatzungen manchmal auch als „brick“ bezeichnet wird. Damit werden alle notwendigen Flug- und Abschussdaten in das elektronische Offensivsystem (Offensive Avionics Suite – OAS) vom Typ AN/ASQ-176 eingegeben. Die für den Atomwaffeneinsatz notwendigen Einsatzkodes befinden sich in einer Aktentasche im Flugzeugsafe, die als „combat mission folder“ (CMF) bezeichnet wird. Zu den einschlägigen Vorschriften gehört die Air Force Instruction 13-520 Aircraft Nuclear Operations vom 3. Januar 2013. (50) Bei einem Angriff würden die B-52H vermutlich nicht einzeln, sondern im Tiefflug in Dreierformation eingesetzt.

 

B-52H Stratofortress

Jahr

Variante

Serien-

Nummer

Name

(in Klammern: Jahreszahl)

Ein-heit

Stationie-

rungsort

Anmerkung

1960

B-52H-135-BW

60-00011

First Strike (1987) /

Memphis Belle IV (1996)

 

 

 

1960

B-52H-135-BW

60-0002

Deuces Wild (1992) / Red Devils (2004) / Deuce (?) / Let´s Roll (17)

96 BS

Barksdale

denuklearisiert

1960

B-52H-135-BW

60-0003

Master Blaster (89)

93 BS

Barksdale

denuklearisiert

1960

B-52H-135-BW

60-0004

 

 

 

 

1960

B-52H-135-BW

60-0005

Monkey Business (92) / Barons War – Bar Birds (2000)

23 BS

Minot

 

1960

B-52H-135-BW

60-0006

 

 

 

beim Landeanflug am 30.5.1974 verunglückt

1960

B-52H-135-BW

60-0007

Ghost Rider (02)

 

Minot

 

1960

B-52H-135-BW

60-0008

Flamingo Flier (67) / Lucky Lady IV (2008)

2 BW

Barksdale

denuklearisiert

1960

B-52H-135-BW

60-0009

Black Magic (88)

 

 

 

1960

B-52H-135-BW

60-0010

 

 

 

ausgemustert

1960

B-52H-135-BW

60-0011

 

11 BS

 

 

1960

B-52H-135-BW

60-0012

 

 

 

 

1960

B-52H-135-BW

60-0013

Lucky 13 (12)

28 BS

 

 

1960

B-52H-140-BW

60-0014

 

 

 

 

1960

B-52H-140-BW

60-0015

Diabolical Angel (14) / Long Rangers II (17)

93 BS

Barksdale

denuklearisiert

1960

B-52H-140-BW

60-0016

Baroness (88)

96 BS

Barksdale

denuklearisiert

1960

B-52H-140-BW

60-0017

 

69 BS

Minot

 

1960

B-52H-140-BW

60-0018

POW MIA you are not forgotten (15)

23 BS / 69  BS

Minot

 

1960

B-52H-140-BW

60-0019

 

 

 

ausgemustert

1960

B-52H-140-BW

60-0020

 

 

 

ausgemustert

1960

B-52H-140-BW

60-0021

Guardian of the Golden Peace (/ Homestead`s Hesperides / Black Jack (17)

96 BS

Barksdale

denuklearisiert

1960

B-52H-145-BW

60-0022

 

20 BS

Barksdale

denuklearisiert

1960

B-52H-145-BW

60-0023

The Warlord (92)

23 BS

Minot

 

1960

B-52H-145-BW

60-0024

I´ll Be Seeing You (92)

20 BS

Barksdale

 

1960

B-52H-145-BW

60-0025

Atomic Dog (91) / 01´Crow Express II (10)

20 BS

Barksdale

denuklearisiert, beteiligte sich 2016 am Krieg in Syrien

1960

B-52H-145-BW

60-0026

 

 

 

 

1960

B-52H-145-BW

60-0027

 

 

 

beim Landeanflug am 4.10.1968 in Minot verunglückt – 6 Tote

1960

B-52H-145-BW

60-0028

 

 

 

 

1960

B-52H-145-BW

60-0029

 

 

 

 

1960

B-52H-145-BW

60-0030

Miss Liberty (94)

 

 

ausgemustert

1960

B-52H-145-BW

60-0031

 

49 TES

Barksdale (?)

denuklearisiert

1960

B-52H-145-BW

60-0032

 

 

Barksdale

beteiligte sich 2016 am Krieg in Syrien

1960

B-52H-145-BW

60-0033

 

 

 

 

1960

B-52H-150-BW

60-0034

 

 

 

ausgemustert

1960

B-52H-150-BW

60-0035

 

 

 

 

1960

B-52H-150-BW

60-0036

 

 

 

 

1960

B-52H-150-BW

60-0037

Wham Bam II (00)

 

 

 

1960

B-52H-150-BW

60-0038

 

 

 

 

1960

B-52H-150-BW

60-0039

 

 

 

beim Landeanflug am 1.4.1977 auf Sawyer AFB verunglückt

1960

B-52H-150-BW

60-0040

 

23 BS

Minot

beim Landeanflug am  6.12.1988 auf Sawyer AFB verunglückt

1960

B-52H-150-BW

60-0041

Free Style (91) / Christine (11)

93 BS

Barksdale

denuklearisiert

1960

B-52H-150-BW

60-0042

Red Gremlin

93 BS

Barksdale

denuklearisiert

1960

B-52H-150-BW

60-0043

 

20 BS

Barksdale

Ausgemustert

1960

B-52H-150-BW

60-0044

Magnum Force (97)

 

 

 

1960

B-52H-150-BW

60-0045

Ready for Duty (92) / Cherokee Strip II (02)

93 BS

Barksdale

denuklearisiert

1960

B-52H-155-BW

60-0046

 

 

 

ausgemustert

1960

B-52H-155-BW

60-0047

Neanderthal (15)

96 BS

Minot

beim Start am 19.5.2016 auf Andersen AFB (Guam) verunglückt

1960

B-52H-155-BW

60-0048

Stratofortress Rex (91) / Phoenix (09)

2 BW

Barksdale

denuklearisiert

1960

B-52H-155-BW

60-0049

City of Fort Worth (89)

49 TES

Barksdale

am  28.1.2014 durch Feuer am Boden beschädigt, repariert, ausgemustert

1960

B-52H-155-BW

60-0050

Dragon´s Inferno

 

 

 

1960

B-52H-155-BW

60-0051

Bear Hunter (91) / Belle Starr (12)

93 BW

Barksdale

am 19.12.2017 beim Landeanflug auf Barksdale vom Blitz getroffen, repariert

1960

B-52H-155-BW

60-0052

Ragin´ Red III (09)

96 BS

Barksdale

denuklearisiert

1960

B-52H-155-BW

60-0053

Louisiana Fire

20 BS

Barksdale

am 20.7.2008 bei Guam abgestürzt – 6 Tote

1960

B-52H-155-BW

60-0054

 

 

 

 

1960

B-52H-155-BW

60-0055

Salt Shaker (86)

69 BS

Minot

beteiligte sich im Jan. 2016 an der Drohpolitik gegen Nordkorea

1960

B-52H-155-BW

60-0056

 

 

 

 

1960

B-52H-155-BW

60-0057

Someplace Special (81) / Nemesis (99) / Lucky to be a lady (12)

93 BS

Barksdale

denuklearisiert

1960

B-52H-160-BW

60-0058

Great Balls of Fire (91)

20 BS

Barksdale

denuklearisiert

1960

B-52H-160-BW

60-0059

Laisses Le Bons Temp Roules (94) / The Devil´s Own (15)

96 BS

Barksdale

 

1960

B-52H-160-BW

60-0060

Iron Butterfly (02)

23 BS

Minot

 

1960

B-52H-160-BW

60-0061

 

 

 

 

1960

B-52H-160-BW

60-0062

Cajun Fear (96)

 

 

 

1961

B-52H-165-BW

61-0001

 

 

 

 

1961

B-52H-165-BW

61-0002

The Heat (92) / Eagle´s Wrath III (96)

20 BS

Barksdale

 

1961

B-52H-165-BW

61-0003

Miss Behavin (92)

20 BS

Barksdale

 

1961

B-52H-165-BW

61-0004

Lobo (05)

20 BS

Barksdale

 

1961

B-52H-165-BW

61-0005

 

 

 

 

1961

B-52H-165-BW

61-0006

Old Soldier II (14)

96 BS

Barksdale

denuklearisiert

1961

B-52H-165-BW

61-0007

Ghost Rider (02)

 

 

ausgemustert

1961

B-52H-165-BW

61-0008

Lucky Sherry (92)

93 BS

Barksdale

denuklearisiert

1961

B-52H-165-BW

61-0009

Albatross (91)

 

 

ausgemustert

1961

B-52H-165-BW

61-0010

Nightmares (88)/ Junkyard Dog (12)

343 BS

 

 

1961

B-52H-165-BW

61-0011

 

 

 

 

1961

B-52H-165-BW

61-0012

Loko (13)

2 BW

Barksdale

denuklearisiert

1961

B-52H-165-BW

61-0013

Real T. A. (69)

 

 

 

1961

B-52H-170-BW

61-0014

 

23 BS

Minot

beim Landeanflug am 1. November 2012 auf der Tinker AFB leicht beschädigt2

1961

B-52H-170-BW

61-0015

American Eagle (91)

 

 

 

1961

B-52H-170-BW

61-0016

Bring´em Home (91)

20 BS

Barksdale

denuklearisiert

1961

B-52H-170-BW

61-0017

Renegade (89) / the Lone Star Lady II (16)

93 BS

Barksdale

denuklearisiert

1961

B-52H-170-BW

61-0018

 

 

Minot

 

1961

B-52H-170-BW

61-0019

Rolling Thunder III (12)

20 BS / 96 BS

Barksdale

denuklearisiert

1961

B-52H-170-BW

61-0020

The Big Stick (17)

29 BS

 

 

1961

B-52H-170-BW

61-0021

Iron Eagle (89)

307 BW

Barksdale

denuklearisiert

1961

B-52H-170-BW

61-0022

 

 

 

ausgemustert, diente als Übungsmaschine für Wartungspersonal auf Sheppard AFB

1961

B-52H-170-BW

61-0023

 

 

Minot

am 10.1.1964 brach bei dem Bomber das Höhenleitwerk komplett ab, am 24.7.2008 ausgemustert

1961

B-52H-170-BW

61-0024

I´ll see you (92)

 

 

ausgemustert

1961

B-52H-170-BW

61-0025

 

 

 

ausgemustert, diente als Übungs-maschine für Wartungspersonal

1961

B-52H-170-BW

61-0026

 

 

 

am 24.6.1994 bei Fairchild AFB abgestürzt – 4 Tote

1961

B-52H-175-BW

61-0027

 

 

 

ausgemustert

1961

B-52H-175-BW

61-0028

 

 

 

 

1961

B-52H-175-BW

61-0029

 

93 BS

Barksdale

denuklearisiert

1961

B-52H-175-BW

61-0030

 

 

 

beim Landeanflug am 2.11.1967 auf der Griffiss AFB abgestürzt – 6 Tote

1961

B-52H-175-BW

61-0031

 

 

 

 

1961

B-52H-175-BW

61-0032

Luke The Drifter (91)

 

 

 

1961

B-52H-175-BW

61-0033

 

 

 

geriet am 14.11.1975 auf der Minot AFB in Brand

1961

B-52H-175-BW

61-0034

 

 

 

 

1961

B-52H-175-BW

61-0035

 

2 BW

Barksdale

denuklearisiert

1961

B-52H-175-BW

61-0036

Skywolf (92)

 

 

 

1961

B-52H-175-BW

61-0037

 

 

 

am 21.1.1969 auf der Minot AFB abgestürzt – mehrere Tote

1961

B-52H-175-BW

61-0038

Dogs of War (89)

 

 

 

1961

B-52H-175-BW

61-0039

 

69 BS

Minot

 

1961

B-52H-175-BW

61-0040

Wonderful Baby (92) / Spirit of Minot (15)

23 BS

Minot

 

Anmerkungen: (1) Auf dem Seitenleitwerk und beidseits hinter dem Cockpit sind oft nur die letzten vier Ziffern angebracht, dabei wird die erste Null auslassen, z. B. „1023“ statt „61-0023“. Gesprochen wird dies als „ten-twenty-three“. (www.thisdayinaviation.com/tag/chuck-fisher/) Oder auf dem Seitenwerk steht in kleinen Buchstaben „AF61“ und danach in größeren Buchstaben „023“. (2) Oklahoma Ciy – Air Logistics Complex Air Force Sustainment Center Tinker Air Force Base, Oklahoma: United States Air Force Aircraft Accident Investigation Board Report, Oklahoma, o. D., Online: www.airforcemag.com/AircraftAccidentReports/Documents/2013/110112_B-52H_Tinker.pdf (Download am 18. März 2018)

 

- B-1B Lancer

 

Die B-1B Lancer ist ein Schwenkflügelbomber für Angriffe aus niedrigen Höhen. Von seinen Besatzungen erhielt das Flugzeug den Spitznamen „Bone“ als Synonym für „B-One“. Ursprünglich war die Lancer mit Atomwaffen (B61 oder B83) ausgerüstet, aber seit ihrer Denuklearisierung im Jahr 1997 wird sie nur noch mit konventioneller Munition ausgerüstet. Dazu wurden die Bomber im Rahmen des Conventional Mission Upgrade Program (CMUP) umgebaut. Es ist nicht bekannt, wie schnell der Bomber wieder zur Aufnahme von Atomwaffen umgebaut werden könnte.

Die Lancer hat bei einer Länge von 44,81 m und einer Höhe  von 10, 62 m eine Spannweite von 23,84 m (bei maximaler Pfeilung) bis zu 41,67 m (bei voll ausgefahrenen Flügeln). Das Leergewicht beträgt 87,09 Tonnen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 1.324 km/h bzw. 965 km/h in niedriger Flughöhe. Von der B-1B gibt es verschiedene Varianten. Die Besatzung besteht aus vier Mann: Pilot, Co-Pilot und zwei Weapon Systems Operators (WSO). Die Betriebskosten pro Flugstunde der Lancer betragen – nach unterschiedlichen Angaben - 57.807 bis 63.000 Dollar.

Die Entwicklung begann 1965 unter der Projektbezeichnung „Advanced Manned Strategic Aircraft“ (AMSA). Der erste Prototyp machte am 23. Dezember 1974 seinen Erstflug. Die Carter-Regierung hatte das Programm nach Auslieferung der vier B-1A-Prototypen im Juni 1977 ersatzlos eingestellt, aber dessen Nachfolger Ronald Reagan orderte im Januar 1981 den Bomber in modifizierter Form als B-1B erneut. Der erste Prototyp der B-1B flog im Oktober 1984. So wurden von dem Schwenkflügelbomber schließlich zwischen Oktober 1986 und dem 2. Mai 1988 100 Serienmaschinen vom Hersteller Rockwell International in seinem „Aircraft Integration Center of Excellence“ in Palmdale (Kalifornien) fertiggestellt. Am 1. Oktober 1986 wurde die erste Lancer an eine Kampfstaffel ausgeliefert.

Von den produzierten Maschinen sind heute noch 61 bis 63 Exemplare im Einsatz; darunter ca. 35 Bomber auf dem Fliegerhorst Dyess AFB und 28 Bomber in Ellsworth. Weitere 18 Maschinen sind bei der 309th Aeropsace Maintenance and Regenerations Group (309 th AMARG) auf der Davis-Montham AFB (Arizona) eingelagert. Nur 54 Prozent der Bomber sind tatsächlich einsatzfähig. (51) Alle fünf Jahre werden die verbliebenen Maschinen einer Generalüberholung (Programmed Depot Maintenance – PDM) beim Oklahoma City Air Logistics Center (OC-ALC) in Oklahoma unterzogen. Die Arbeiten der 567th Aircraft Maintenance Squadron (AMXS) betreffen rund 4.800 Positionen und dauern pro Flugzeug circa sechs bis sieben Monate.

Seit Januar 2014 werden die aktiven Maschinen für einen Gesamtpreis von 1 Milliarden Dollar auf den Standard „Sustainment Block 16“ (SB 16) umgerüstet. Mit dem diesem IBS-Modernisierungsprogramm (IBS = Integrated Battle Station) werden u. a. die Kommunikationsanlagen verbessert, Ziel ist eine Annäherung an eine „network-centric warfare“. Die Modernisierungsarbeiten erfolgen ebenfalls bei OC-ALC auf der Tinker AFB (Oklahoma) und dauern pro Flugzeug 200 bis 300 Tage. Sie sollen bis 2019 abgeschlossen sein. Das nächste, geplane Modernisierungsprogramm trägt die Bezeichnung „SB 17“.

Die B-1B ist bei folgenden Einheiten stationiert:

- 7th Bomb Wing unter dem Kommando von Oberst Brandon Parker mit den Staffeln 9th Bomb Squadron „Bats“ („DY“) und 28th Bomb Squadron „Mohawk Warriors“ („DY“) auf der Dyess AFB in Texas,

- das 28th Bomb Wing (Kommandeur: Oberst John R. Edwards) mit den beiden Staffeln 34th Bomb Squadron „T-Birds“ („EL“) unter dem Kommando von Oberstleutnant Seth Spanier und 37th Bomb Squadron „Tigers“ („EL“) auf der Ellsworth AFB in South Dakota und

- die 345th Bomb Squadron („DY“) des Air Force Reserve Commands auf der Dyess AFB.

- Hinzu kommen vier Versuchs- und Ausbildungsstaffeln mit einzelnen Bombern. So verfügt das 412st Test Wing mit seiner 419th Flight Test Squadron (419th FTS) „Global Bombers“ auf der Edwards AFB in Kalifornien (Tailcode: „ED“) über fünf Testflugzeuge, darunter zwei B-1B. Durch verschiedene Modernisierungen sollen die Bomber bis 2040 in Dienst bleiben.

Der letzte Einsatz der Lancer datiert vom 14. April 2018, als zwei Maschinen des 28th Bomb Wing beim US-Angriff auf Syrien beteiligt waren. (52) Dazu waren die beiden Bomber bereits am 31. März 2018 auf den Luftstützpunkt Al-Udeid (Qatar) verlegt worden, um die dort stationierten B-52H abzulösen. (53)

 

B-1B Lancer

Jahr

Seriennummer

Name

Einheit

Stationierungsort

Anmerkung

1974

74-0159

 

 

 

B-1A Prototyp

 

74-0159

 

 

 

B-1A/B Prototyp, am 29.8.1984 abgestürzt – 1 Toter

 

?

 

 

 

B-1A Prototyp

 

76-0174

 

 

 

B-1A/B Prototyp

1984

82-0001

 

 

 

denuklearisiert

1985

83-0065

 

 

 

erste Serienmaschine, denuklearisiert

 

83-0066

 

 

 

denuklearisiert

 

83-0067

 

 

 

denuklearisiert

 

83-0068

 

 

 

denuklearisiert

 

83-0069

 

 

 

denuklearisiert

 

83-0070

 

 

 

denuklearisiert

 

83-0071

 

 

 

denuklearisiert

 

84-0049

 

 

Ellsworth

denuklearisiert

 

84-0050

 

 

 

denuklearisiert

 

84-0051

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

84-0052

 

 

 

am 28.9.1987 in New Mexiko durch Vogelschlag abgestürzt

 

84-0053

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

84-0054

 

 

 

denuklearisiert

 

84-0055

Ridge Runner / Sunrise Surprise

 

Dyess

ausgemustert

 

84-0056

 

 

Dyess

ausgemustert

 

84-0057

 

 

 

denuklearisiert

 

84-0058

 

 

Dyess

ausgemustert

 

85-0059

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

85-0060

 

37 BS

Ellsworth

denuklearisiert

 

85-0061

 

7 BW

Dyess

denuklearisiert

 

85-0062

Sky Dancer

 

 

ausgemustert

 

85-0063

 

 

 

denuklearisiert

 

85-0064

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

85-0065

 

 

 

denuklearisiert

 

85-0066

 

28 BW

Ellsworth

denuklearisiert

 

85-0067

 

 

 

denuklearisiert

 

85-0068

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

85-0069

 

 

Dyess

ausgemustert

 

85-0070

 

 

Ellsworth

ausgemustert

 

85-0071

 

 

 

ausgemustert

 

85-0072

 

 

Dyess / Ellsworth

denuklearisiert

 

85-0073

Dark Knight

13 BS

Dyess

denuklearisiert

 

85-0074

 

 

Dyess / Ellsworth

denuklearisiert

 

85-0075

 

 

Ellsworth

denuklearisiert

 

85-0076

 

 

 

denuklearisiert

 

85-0077

 

 

Ellsworth

denuklearisiert

 

85-0078

 

 

 

denuklearisiert

 

85-0079

79

 

Ellsworth

denuklearisiert, wird z. Zt. im OC-ALC generalüberholt

 

85-0080

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

85-0081

 

 

Ellsworth

denuklearisiert

 

85-0082

 

 

Dyess

ausgemustert, im Juli 2014 reaktiviert für Alterungstests bei der Boeing Testeinrichtung in Tukwila

 

85-0083

Overnight Delivery

341 BS

Ellsworth

denuklearisiert

 

85-0084

 

 

Dyess / Ellsworth

denuklearisiert

 

85-0085

 

 

Ellsworth

denuklearisiert

 

85-0086

 

 

 

denuklearisiert

 

85-0087

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

85-0088

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

85-0089

 

7 BW

Dyess

denuklearisiert

 

85-0090

 

7 BW

Dyess

denuklearisiert

 

85-0091

 

28 BW

Ellsworth

denuklearisiert

 

85-0092

 

 

 

denuklearisiert

 

86-0093

 

 

Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0094

 

 

Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0095

Dakota Demolition

 

Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0096

 

 

 

denuklearisiert

 

86-0097

 

28 BW

Dyess / Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0098

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

86-0099

Ruptured Duck

37 BS

Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0100

 

 

 

denuklearisiert

 

86-0101

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

86-0102

 

 

Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0103

Dragon

7 BW

Dyess

denuklearisiert

 

86-0104

 

 

Minot

denuklearisiert

 

86-0105

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

86-0106

 

 

 

denuklearisiert

 

86-0107

 

7 BW

Dyess

denuklearisiert

 

86-0108

Alien With An Attitude (04)

 

Dyess / Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0109

Spectre (05)

 

Dyess

denuklearisiert

 

86-0110

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

86-0111

Let´Roll

34 BS

Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0112

 

 

 

denuklearisiert

 

86-0113

 

 

Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0114

 

 

 

denuklearisiert

 

86-0115

The Last Laugh

28 BW

Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0116

 

 

 

denuklearisiert

 

86-0117

 

 

 

denuklearisiert

 

86-0118

 

 

 

denuklearisiert

 

86-0119

Liberator (02)

 

Dyess

denuklearisiert

 

86-0120

 

 

Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0121

 

 

Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0122

 

7 BW

Dyess

denuklearisiert

 

86-0123

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

86-0124

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

86-0125

 

 

Dyess / Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0126

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

86-0127

 

 

Dyess / Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0128

 

 

 

denuklearisiert

 

86-0129

Black Widow (05)

 

Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0130

 

 

 

denuklearisiert

 

86-0131

 

 

 

denuklearisiert

 

86-0132

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

86-0133

„Old Crow Express III“ (05)

7 BW

Dyess

denuklearisiert

 

86-0134

 

 

Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0135

 

 

 

denuklearisiert

 

86-0136

 

 

 

denuklearisiert

 

86-0137

 

 

Dyess

denuklearisiert

 

86-0138

 

 

Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0139

Dakota Queen

 

Ellsworth

denuklearisiert

 

86-0140

 

7 BW

Dyess

denuklearisiert

 

- B-2A Spirit

 

Die Northrop B-2A Spirit ist ein Stealth-Bomber in der Auslegung eines Nurflügelflugzeuges. Die Länge beträgt 21,0 m bei einer Spannweite des gezackten Flügels von 52,4 m. Die Höhe erreicht 5,18 m. Das Leergewicht beträgt 71.700 kg, das volle Kampfgewicht immerhin 152.200 kg. Das Flugzeug wird angetrieben durch vier General Electric F118-GE-100, die zur Tarnung im Flügel verborgen sind. Während die Marschgeschwindigkeit bei 900 km/h liegt, erreicht die Höchstgeschwindigkeit 1.010 km/h. Die Dienstgipfelhöhe beträgt 15.200 m, die Reichweite liegt bei 11.000 km bzw. mit Luftbetankung 19.000 km. Die zweiköpfige Besatzung besteht aus dem Piloten und dem „mission commander“.

Der Bomber kann konventionelle oder atomare Munition in zwei Schächten im Rumpf mitführen. Zu seiner konventionellen Bewaffnung gehört der GBU-57 Massive Ordnance Penetrator (MOP) mit einem Eigengewicht von 13.608 kg, um feindliche Bunker zu sprengen. Die Bomber können bis zu 16 Nuklearbomben B61-7, B61-11 und B83-1 einsetzen. Zukünftig sollen die Bomber mit der B-61-12 ausgerüstet werden.

Ein Programm zur Modernisierung der Radaranlage wurde zwischen Dezember 2008 und September 2012 durchgeführt. Ab 2013 wurde die Fernmeldeausstattung verbessert. Seit 2017 läuft das Projekt DMS Modernization (DMS-M), es soll ungefähr 2021 abgeschlossen werden. Dabei werden die Bomber für die Aufnahme der zukünftigen B61-12 umgebaut.

Die Entwicklung der B-2A begann unter der Bezeichnung Advanced Technology Bomber (ATB) und unter dem Kodenamen AURORA. Sie wurde von dem Chefkonstrukteur Hal Markarian von Northrop entworfen. Die Produktion erfolgte unter strenger Geheimhaltung in einem früheren „Ford“-Automobilwerk in Pico Rivera (Kalifornien). Subunternehmen waren Boeing, General Electric, Hughes Aircraft und Vought Aircraft. Sie hatte ihren Erstflug am 17. Juli 1989 und wurde im April 1997 in Dienst gestellt. Von der B-2A gibt es – gemäß ihrer Baulose - verschiedene Versionen: Block 10, Block 20 und Block 30, die sich in ihrer Avionik und Bewaffnung unterschieden. Bis 2000 wurden alle Bomber auf den Standard Block 30 nachgerüstet. Die ursprüngliche Planung sah die Produktion von 132 Maschinen vor, tatsächlich wurden aber nur 21 Exemplare bis Juli 2000 fertiggestellt, davon sind noch 20 Maschinen im Einsatz, davon haben 16 Exemplare eine Nuklearrolle. Von den vorhandenen Bombern waren im September 2017 nur 11 Maschinen flugfähig, manchmal liegt die Bereitschaftsrate sogar bei nur 30 Prozent. (54) Für diese Bomber stehen ca. 100 Wasserstoffbomben (B61-7, B61-11 oder B83) zur Verfügung. Die Bomber sollen bis ca. 2058 in Dienst bleiben, also länger als B-52H und B-1B.

Die Beschaffungskosten pro Bomber betrugen 737 Millionen Dollar (Preisniveau von 1997); die Gesamtkosten für die Bomberflotte lagen bei  44,75 Milliarden Dollar (Preise von 2004). Außerdem verursacht die Spirit sehr hohe Operationskosten. So betragen die Betriebskosten pro Flugstunde 135.000 Dollar (Stand: 2012) bis 169.313 Dollar (Stand: 2015).

Die B-2A Spirit ist bei folgenden Einheiten disloziert: 509th Bomb Wing (Kommandeur ist z. Zt. Brigadegeneral John J. Nichols) mit den beiden Staffeln 13th Bomb Squadron „Grim Reapers“ (?) („WM“) und 393rd Bomb Squadron „Tigers“ („WM“) auf der Whiteman AFB in Missouri. Hinzu kommt die 110th Bomb Squadron („WM“) der 131st Bomb Wing der Missouri Air National Guard (ANG) auf demselben Fliegerhorst. Außerdem besitzen fünf Versuchs- und Trainingsstaffeln einzelne Bomber, die z. T. von den Kampfstaffeln ausgeliehen werden. So verfügt die 419th Flight Test Squadron (419th FTS) „Global Bombers“ auf der Edwards AFB in Kalifornien (Tailcode: „ED“) über eine einzelne B-2A. Hinzu kommt die Ausbildungseinheit 394th Combat Training Squadron auf der Whiteman AFB.

Am 18. Januar 2017 flogen zwei B-2A einen Luftangriff gegen eine Stellung des so genannten „Islamischen Staates“ südwestlich von Sirte in Libyen. Dabei wurden 84 Terroristen getötet. Der Einsatzflug dauerte 34 Stunden, währenddessen musste jeder Bomber 15 Mal in der Luft aufgetankt werden. Im Rahmen der amerikanischen „Show-of-force“-Drohpolitik gegenüber Nordkorea verlegten drei B-2A der 393rd BS und der 110th BS am 9. Januar 2018 für drei Wochen auf die Andersen AFB auf der Pazifikinsel Guam. Die Bomber beteiligten sich an einem gemeinsamen Manöver der US-Luftwaffe und der US-Marine.

 

B-2 Spirit

Jahr

Baulos

Serien-nummer

Name

Air Vehicle (AV)

Einheit

Anmerkung

2000

Test/30

82-1066

Spirit of America

AV-1

 

 

1997

Test/30

82-1067

Spirit of Arizona

AV-2

393 BS

 

1997

Test/30

82-1068

Spirit of New York

AV-3

13 BS

 

1999

Test/30

82-1069

Spirit of Indiana

AV-4

393 BS

 

1997

Test/20

82-1070

Spirit of Ohio

AV-5

393 BS

 

1997

Test/30

82-1071

Spirit of Mississippi

AV-6

 

 

1994

10

88-0328

Spirit of Texas

AV-7

393 BS

 

1994

10

88-0329

Spirit of Missouri

AV-8

13 BS

 

1994

10

88-0330

Spirit of California

AV-9

 

 

1994

10

88-0331

Spirit of South Carolina

AV-10

 

 

1994

10

88-0332

Spirit of Washington

AV-11

 

im Februar 2010 durch Feuer auf der Andersen AFB schwer beschädigt, bis Dezember 2013 repariert

1995

10

89-0127

Spirit of Kansas

AV-12

 

am 23.2.2008 auf Guam abgestürzt

1995

10

89-0128

Spirit of Nebraska

AV-13

393 BS

 

1995

10

89-0129

Spirit of Georgia

AV-14

 

 

1996

10

90-0040

Spirit of Alaska

AV-15

 

 

1996

10

90-0041

Spirit of Hawaii

AV-16

 

 

1996

20

92-0700

Spirit of Florida

AV-17

 

 

1996

20

93-1085

Spirit of Oklahoma

AV-18

 

 

1996

20

93-1086

Spirit of Kitty Hawk

AV-19

 

 

1997

30

93-1087

Spirit of Pennsylvania

AV-20

 

 

1997

30

93-1088

Spirit of Louisiana

AV-21

13 BS

 

Quelle: N.N.: Northrop Grumman B-2 Spirit, Wikipedia Online, https://en.wikipedia.org/wiki/Northrop_Grumman_B-2_Spirit (Download am 25. März 2018)

 

Projekte

 

- B-21A Raider Long-Range Strike Bomber (LRS-B)

 

Spätestens seit 2006 plant die U.S. Air Force die Beschaffung eines neuen Bombers. Am 27. Oktober 2015 erhielt die Northrop Grumman Corporation den Auftrag zum Bau des so genannten Long-Range Strike Bomber (LRS-B). Es ist ein Stealth-Bomber, der – rein äußerlich - der B-2A Spirit ähnlich sein soll. Er wird etwas kleiner und seine Waffenladung wäre etwas geringer. Neben Atombomben wird die Maschine mit den neuen, konventionellen Marschflugkörpern AGM-158B Joint Air-to-surface Standoff Missile – Extended Range (JASSM-ER) ausgerüstet. Darüber wird der Bomber mit der neuesten Avionik-Technologie ausgestattet, die z. Zt. entwickelt wird. Die Maschine soll in der zweiten Hälfte der zwanziger in Dienst gestellt werden. Zunächst sollen 21 Flugzeuge in einem ersten Los gebaut werden, langfristig ist die Produktion von insgesamt 80 bis 100 Exemplaren geplant.

Im Jahr 2016 gab die U.S. Air Force ihren Bedarf mit 175 bis 200 Maschinen an, z. Zt. ist von 100 Maschinen die Rede. Je nachdem wie sich die Bomberflotte in den nächsten Jahrzehnten entwickelt, sollen sie entweder die B-52H und die B-1B ablösen und die kleine Flotte aus B-2A ergänzen oder aber die B-1B und B-2A ablösen und die verbliebenen B-52H ergänzen. Mit dem neuen Bomber wollen die USA ihre Kapazitäten für einen „prompt global strike“ (PGS) verbessern. Vorarbeiten verliefen vermutlich im Rahmen der „black budget projects“. Gebaut werden soll der neue Bomber im Air Force Plant 42 in Palmdale (Kalifornien). Die Prototypen werden dem 412th Test Wing auf der Edwards AFB zugeteilt; die ersten Testflüge sollen über der Mojave-Wüste stattfinden.

Bezüglich der voraussichtichen Beschaffungskosten werden unterschiedliche Schätzungen abgegeben. Während der Stückpreis 511 Millionen Dollar (Preisniveau von 2010) bis 564 Millionen Dollar (Preisniveau von 2016) betragen soll, werden andererseits die Gesamtkosten – u. a. in Abhängigkeit von der Stückzahl und Preissteigerungen - bereits auf 60 bis 80 Milliarden Dollar für rund 100 Bomber taxiert, die Kosten für 175 Maschinen werden mit schätzungsweise 96,25 Milliarden angegeben. (55) Im Entwurf des Haushaltsplanes FY 2019 sind zunächst 2,34 Milliarden Dollar Entwicklungskosten vorgesehen.

An dem Projekt sind u. a. folgende Subunternehmen beteiligt: BAE Systems, GKN Aerospace, Janicki Industries, Orbital ATK, Pratt & Whitney (Triebwerke), Spirit Aerosystems etc..

 

5. Bomberbewaffnung

 

Zur Zeit gehören zum nuklearen Bestand der US Air Force 560 Marschflugkörper und 475 Gravitationsbomben verschiedenen Typs: Es handelt sich um insgesamt 452 Wasserstoffbomben B61 und B83 für die strategische Bomberflotte aus B-52H und B-2A. Hinzu kommen 300 Wasserstoffbomben B61-3 und B61-4 für die taktischen Kampfflugzeuge McDonnell Douglas F-15E Strike Eagle und General Dynamics F-16 DCA Fighting Falcon. Zukünftig kommt noch die Lockheed Martin F-35 Lightning II als Träger der B61-12 hinzu.

 

Gegenwärtig

 

- Marschflugkörper AGM-86B

 

Die AGM-86B ist ein Air-launched Cruise Missile (ALCM). Sie wird durch ein Staustrahltriebwerk Williams International F107-W-101 angetrieben und ist mit dem Geländeverfolgungsradarsystem TERCOM (Terrain contour-matching guidance System) ausgestattet, dass das Geländeprofil mit einem eingespeicherten Datensatz vergleicht und so den Marschflugkörper autonom ins Ziel lenkt. Die AGM-86 B hat eine Länge von 6,4 m bei einem Durchmesser von 62 cm und einer Spannweite der Stummelflügel von 3,7 m. Sie wiegt 1.430 kg. Die Geschwindigkeit liegt bei 890 km/h; die Reichweite bei 2.400 km.

Die Marschflugkörper sind mit einem Atomsprengsatz W80-1 mit variabler Sprengkraft (5 bis 150 KT) ausgerüstet. Die Nuklearladung dieses Atomsprengsatzes, das so genannte „physics packages“ hat eine Länge von circa 80 cm und einen Durchmesser von ca. 30 cm bei einem Gewicht von ungefähr 130 kg. Der Sprengsatz wurde ab Juni 1976 vom Los Alamos National Laboratory (LANL) entwickelt. Im Januar 1981 stellten sich Probleme mit der Ladung aus konventionellem hochexplosiven Sprengstoff heraus, so dass die laufende Produktion unterbrochen und technische Veränderungen vorgenommen wurden. Die Produktion wurde dann im Februar 1982 wieder aufgenommen. Insgesamt wurden 1750 Exemplare des W80-1 produziert, davon 1.000 Stück für den Marschflugkörper AGM-86B und 750 Stück für andere Typen wie den ausgemusterten AGM-129 ACM. Allerdings ist der W80-1 im Falle eines Unfalls nicht feuerresistent. Von 2017 bis Dezember 2020 wird der W80-1 dem Lebenserhaltungsprogramm „Alteration 369“ unterzogen, bei dem gealterte Bauteile ausgetauscht werden.

Außerdem soll der Sprengsatz der AGM-86B modernisiert werden; dazu wurden erstmals im Haushaltsjahr 2016 195 Millionen Dollar bewilligt. Der neue Atomsprengkopf heißt W80-4 und steht ab 2025 zur Verfügung. (56) Die Beschaffung soll bis 2031 abgeschlossen sein.

Die AGM-86B wurde von Boeing Integrated Defense Systems 1974 entworfen. Zwischen 1980 und Oktober 1986 wurden von der AGM-86B 1.715 Exemplare gebaut. Der Stückpreis belief sich auf 1 Million Dollar. Im Dezember 1982 wurde der Marschflugkörper bei den Bomberverbänden in Dienst gestellt. Mittlerweile wurden über 100 Flugtests durchgeführt, dabei betrug die „Erfolgsrate“ 90 Prozent.

Einziges Trägersystem ist gegenwärtig der Bomber B-52H. Eine B-52H kann theoretisch bis zu 20 Marschflugkörper mitführen. Im Bestand der US Air Force befinden sich – nach unterschiedlichen Angaben – noch 528 (57) bis 560 Marschflugkörper. Auf der Minot AFB sind 200 Marschflugkörper für den operativen Einsatz bei den dort stationierten B-52H-Bombern eingelagert, der Rest befindet sich zur längerfristigen Lagerung in anderen Depots. Durch ein Service Life Extension Program (SLEP) wurde die technische Lebensdauer bis 2020 verlängert; durch ein weiteres SLEP-Programm von 2014 bis 2020 wurde die Lebensdauer noch einmal bis 2030 ausgedehnt und der Marschflugkörper gegen NEMP-Effekte (= Nuclear Electromagnetic Pulse) gehärtet.

Von Juni 1986 bis Juni 1993 wurden circa 200 AGM-86B denuklearisiert und zu AGM-86C CALCM (= Conventional Air-launched cruise missile) umgerüstet. Letztere trägt einen 908 kg schweren konventionellen Sprengkopf. Statt mit TERCOM ist sie mit einem GPS-Satellitennavigationssystem und einem internen Navigationssystem (INS) ausgestattet. Angesichts des amerikanischen Waffenmix aus nuklearen, denukleariserten und rein konventionellen Marschflugkörpern, hätte die gegnerische Luftabwehr im Falle eines amerikanischen Angriffs Schwierigkeiten zu erkennen, was da auf sie zugeflogen kommt.

 

- Nuklearbombe B61-7

 

Die „Bombenfamilie“ B61 wurde ab 1963 vom Los Alamos National Laboratory (LLNL) in Neu Mexiko entwickelt und von der Pantex Plant bei Amarillo (Texas) gebaut. Produziert wurden 3.155 Exemplare in insgesamt dreizehn Versionen, davon befinden sich derzeit 540 Exemplare im aktiven Gebrauch, 415 gehören zur Reserve und 520 sind für die Demontage vorgesehen. Nie verwirklicht wurden drei Versionen (B61-6, B61-8 und B61-9), ausgemustert wurden fünf Modelle (B61-0, B61-1, B61-2, B61-5 und B61-10), gegenwärtig verwendet werden vier Versionen (B61-3, B61-4, B61-7 und B61-11) und die neueste Variante ist in der Entwicklung (B61-12). Als strategische Bomben für die Bomberflotte gelten derzeit nur die B61-7 und die B61-11 sowie die in der Entwicklung befindliche B61-12. Wasserstoffbomben bestehen aus einer „normalen“ Kernspaltungsbombe, „primary“ genannt, die die Energie zur Kernverschmelzung im „secondary“-Teil mit der Ladung  aus Lithium-6 Deuterid liefert. Alle Bomben haben eine variable Sprengkraft („dial a yield“) zwischen 0,3 und 340 KT. Die Bomben können im Tiefflug aus einer Höhe bis hinunter zu 15 m ausgeklingt werden. Je nach Wahl explodieren sie in der Luft, an der Erdoberfläche oder – im Falle der B61-11 – im Erdboden. Alle Bomben sind mit einem elektronischen Kodesystem ausgestattet – den Permissive Action Link (PAL). Zur technischen Sicherung gegenüber einem unbefugten Einsatz heißt es bei „Wikipedia“.

„B61 administrative procedures performed by ground-based personnel are executed via an access panel located on the side of the bomb, which opens to reveal 9 dials, 2 sockets and a T-handle which manually triggers the "command disable" function. One of the sockets is a MC4142 "strike enable" plug which must be inserted in order to complete critical circuits in the safety/arming and firing mechanisms. The other socket is the PAL connector located in the top right hand corner of the arming panel, which has 23 pins marked with alphabetic letter codes.

The B61 also features a "command disable" mechanism, which functions as follows: after entering the correct 3-digit numeric code it is then possible to turn a dial to "DI" and pull back a T-shaped handle which comes away in the user's hand. This action releases a spring-loaded firing pin which fires the percussion cap on an MC4246A thermal battery, powering it up. Electrical power from the thermal battery is sufficient to "fry" the internal circuitry of the bomb, destroying critical mechanisms without causing detonation. This makes the bomb incapable of being used. Any B61 which has had the command disable facility used must be returned to Pantex for repair.“ (58)

Bei einer Länge von ca. 3,56 m und einem Durchmesser von 33 cm hat die B61 (Ausnahme: B61-11) ein Eigengewicht von 320 kg. Sie besteht aus circa 4.000 Einzelteilen.

Die B61-7 ist eine Wasserstoffbombe, die bis zu vier verschiedene Sprengstärken haben soll. In der Literatur ist von 10 KT und von 340 KT die Rede. Als Kodesicherungssystem verwendet sie einen PAL der Kategorie Cat D. Sie wird nur noch von den B-2A mitgeführt wird.

 

- Nuklearbombe B61-11

 

Die B61-11 ist eine „bunker buster“-Bombe, die vor der Detonation ein paar Meter in den Erdboden eindringt, um Bunkeranlagen zu zerstören. Mit ihrem gepanzerten Penetrationskopf ist die Bombe mit 540 kg wesentlich schwerer als die übrigen B61-Versionen. Die Bombe detoniert zeitverzögert im Erdboden. Je nach Bodenbeschaffenheit entsteht dabei ein Krater von 30 bis 68 m. Der Nuklearsprengsatz basiert auf der Nuklearladung der alten B61-7. Die Sprengkraft wird mal mit 0,3, mal mit 340 KT angegeben. Die Treffgenauigkeit wird mit 110 bis 170 m angegeben. Die Bombe verwendet ein PAL-Kodeschloss der Kategorie Cat F.

Sie wurde ab 1994 entwickelt, um gegnerische Kommandozentralen auszuschalten, und 1997 eingeführt. Es existieren 50 Exemplare. Sie wird vor allem durch die B-2A eingesetzt.

 

- Nuklearbombe B83

 

Die B83 hat bei einer Länge von 3,7 m und einem Durchmesser von 46 cm ein Eigengewicht von 1.100 kg. Die Nuklearladung hat eine Länge von 0,91 bis 1,22 m. Die Bombe hat eine variable Sprengkraft die von „low yield“ bis zu maximal 1,2 MT reicht. Zur Sicherungstechnik gehört ein PAL der Kategorie Cat D und ein Command disablement system (CDS).

Die B83 wurde Ende der siebziger Jahre vom Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien auf Basis der B77 entwickelt. Mit einer Sprengkraft von 1,2 MT ist sie die zur Zeit größte Atombombe im Arsenal der USA. Außerdem war die B83 die erste US-Atombombe, die mit „insensitive high-explosives“ (IHE) entwickelt wurde, um eine irrtümliche Detonation der Bombe bei einem Atomwaffenunfall (Kodewort: BROKEN ARROW) zu verhindern. Außerdem ist sie die letzte US-Atomwaffe, die einem (unterirdischen) Nukleartest unterzogen wurde: Am 15. Dezember 1984 explodierte eine B83 auf dem Atomtestgelände nördlich von Las Vegas (Nevada). Die Bombe hatte eine reduzierte Sprengkraft von 80 KT; der Test trug den Kodenamen GRENADIER TIERRA. In den Jahren 2001/2002 wurde die B83 durch das Sandia National Laboratory (SNL) einem geringfügigen Umbau ihres Gas Transfer Systems (GTS) unterzogen.

Die Bombe wurde 1983 eingeführt. Insgesamt wurden 650 Exemplare gebaut. (59) Mit ihr sind heutzutage die Bomber vom Typ B-2A ausgerüstet. Die Bombe kann aus großer Höhe wie im Tiefflug bei einer Geschwindigkeit von maximal Mach 2 abgeworfen werden, dazu ist sei mit einem Bremsfallschirm ausgestattet. Früher konnte eine B-52H bis zu acht B83 im Bombenschacht mitführen; allerdings ist die B-52 nicht mehr für den Einsatz von Freifallbomben vorgesehen. Die Obama-Regierung plante, die B83 ab 2025 auszumustern. Anscheinend rückt die neue Trump-Regierung von dieser Absicht ab.

Aufgrund ihrer hohen Sprengkraft wurde die Wasserstoffbombe ausgewählt, um bei einem drohenden Erdzusammenstoß mit einem Asteroiden zur Abwehr eingesetzt zu werden. Dazu sollen sechs Bomben in einem Pack eingesetzt werden.

 

Projekte

 

- Marschflugkörper AGM-180/181 Long Range Standoff Weapon (LRSO)

 

Der Long Range Standoff Weapon (LRSO) soll die AGM-86B ab 2026 ablösen und durch die Bomber B-52, B-1 und B-21 eingesetzt werden. Im Haushaltsjahr 2014 wurde ein erster Betrag in Höhe von 5 Millionen Dollar zur Entwicklung des neuen Marschflugkörpers bereitgestellt. Im Entwurf für den Haushalt FY 2019 sind gegenwärtig weitere 600 Millionen Dollar vorgesehen. Die Luftwaffe plant die Beschaffung von 1.000 bis 1.100 Stück zu einem Gesamtpreis von gegenwärtig 10,8 Milliarden Dollar. Dazu bemerkte Hans Kristensen:

„The Air Force plan to buy 1,000-1,100 LRSOs represents a significant increase of more than 40 percent over the current inventory of 575 ALCMs. Armed with the W80-4 warhead, the LRSO will not only be integrated onto the B-52H that currently carries the ALCM, but also onto the B-2A and the next-generation bomber (LRS-B).

Assuming the LRSO force will have the same number of warheads (approximately 528) as the current ALCM force, the roughly 180 missiles that would be lost in flight tests over a 30-year lifespan does not explain what the remaining 300-400 missiles would be used for.

Air Force Global Strike Command appears to hint that the extra missiles might be used for a conventional LRSO. “We fully intend to develop a conventional version of the LRSO as a future spiral to the nuclear variant.” Yet a lot of other conventional cruise missiles and standoff weapons are already in development – some even making their way onto smaller aircraft such as F-16 fighter-bombers – and Congress is unlikely to pay for yet another conventional air-launched cruise missile.

It is a curious dilemma for the Air Force: it needs the LRSO to help justify the long-range bomber program, but it prefers to spend its money on conventional standoff weapons that are much more flexible and – in contrast to the LRSO – can actually be used. The trend is that new conventional standoff weapons are gradually pushing the nuclear cruise missiles off the bombers.“ (60)

Der neue Marschflugkörper soll mit einem Gefechtskopf auf Basis des W80-4 ausgestattet werden, der ab 2025 zur Verfügung stehen wird. Über die Reichweite dieser „long range“-Marschflugkörper liegen noch keine Angaben vor.

Die Entwicklungs- und Beschaffungskosten des neuen W80-4 werden von der National Nuclear Security Administration (NNSA) in ihren jährlichen Stewardship and Management Plans (SSMP) höchst unterschiedlich angegeben: Mal wurden sie mit 11,6 Milliarden Dollar taxiert, im SSMP von 2014 war die Rede von „nur“ noch 6,8 Milliarden Dollar bis 2033. Inoffizielle Schätzungen gehen für LRSO und W80-4 von einer Gesamtsumme von 10 bis 20 Milliarden Dollar aus. Hinzu kommen noch die Kosten für die Systemintegration zwischen B-21-Bomber und Marschflugkörper in Höhe von mehreren Millionen Dollar. (61)

 

- Nuklearbombe B61-12

 

Die B61-12 basiert auf der angeblich gleichen Nuklearladung wie die B61-4. Die neue Bombe wird vor jedem Einsatz wahlweise auf eine von vier verschiedenen Sprengstärken  eingestellt: 0,3, 5,0, 10,0 oder 50 KT. Sie gilt damit als „low yield nuclear weapon“. Es wird ein PAL-System der Kategorie Cat F verwendet. Die neue Bombe wird mit einem neuartigen Steuerungsapparat („tail kit“) ausgestattet mit dem die Treffgenauigkeit auf 30 m verbessert wird.

Die neue Wasserstoffbombe ist vorgesehen für den Einsatz durch die strategischen Bomber B-2A und B-21A Bomber und die taktischen Kampfflugzeuge F-22 Raptor und die neue F-35 Lightning II. Sie soll die alten Wasserstoffbomben B61-3, B61-4, B61-7 und B61-10 ablösen.

Die Entwicklung der neuen Bombe wird derzeit in einem so genannten Life Extension Programm (LEP) entwickelt, allerdings wird damit nicht nur die „Lebensdauer“ durch den Austausch alter, verbrauchter Bauteile verlängert, sondern die neue Bombenversion hat vielmehr völlig neue technische Eigenschaften. An der Entwicklung der Wasserstoffbombe sind das Los Alamos National Laboratory (LLNL) und das Sandia National Laboratory (SNL) beteiligt. Das Projekt leidet – erwartungsgemäß – unter Zeitverzögerungen und Preissteigerungen. So ist das Programm derzeit vier oder fünf Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan. Nun soll die neue Bombe ab 2020 oder 2021 eingeführt werden. Bis 2024 ist die Beschaffung von 400 bis 500 Stück geplant. Die technische Lebensdauer beläuft sich auf voraussichtlich 20 Jahre. (62)

Im Juli 2015 fand der Erstflug des ersten Prototypen statt. Im November 2015 wurde die Bombe als „bunker buster“ getestet. Ein weiterer Flugverhaltenstest folgte im August 2017. Ein Prototyp der B61-12 wurde zuletzt im März 2018 einem Abwurftest unterzogen. Der Abwurf der Bombe erfolgte durch eine F-16C der 422nd Test and Evaluation Squadron (TES) auf der Nellis AFB in Nevada.

Die Kosten für das „Lebenssteigerungsprogamm“ B61-12 stiegen von ursprünglich 4 Milliarden auf mittlerweile 11 Milliarden Dollar.

Seit circa zehn Jahren gibt es in den USA die Absicht, die strenge Grenze zwischen „strategischen“ und „taktischen“ Nuklearwaffen zu verwischen, so spricht man nun lieber von „sub-strategischen“ Waffen. So ist es für zukünftige Rüstungskontrollvereinbarungen problematisch, dass die neue B61-12 sowohl von (stragischen) Bombern als auch von (taktischen) Jagdbombern eingesetzt werden kann. Zwar kann man – nach wie vor - eine Höchstgrenze an Atomsprengkörpern festlegen, aber eine Begrenzung der Zahl der Trägersysteme dürfte dann kaum noch erzielbar sein. Noch ist nicht klar, welche Konsequenzen die Einführung der B61-12 für das strategische Gleichgewicht und insbesondere die Sicherheitslage in Europa haben wird.

 

- Nuklearbombe B83-2

 

Die frühere Obama-Regierung plante, die B83 ab 2025 auszumustern. Anscheinend rückt die Trump-Regierung von dieser Absicht ab und erklärte in ihrem Nuclear Posture Review vom 2. Februar 2018, dass die Bombe solange im Dienst bleiben soll, bis ein Nachfolgemodell („suitable replacement“) zur Verfügung steht. In diesem Zusammenhang bezeichnete die amtierende US-Regierung die gegenwärtige Bombe nicht – wie üblich – als „B83“, sondern sprach stattdessen von der „B83-1“, als wolle sie eine „B83-2“ entwickeln. Bisher sind hierzu keine weiteren Informationen verfügbar.

 

6. Manöver

 

Bis 1968 befand sich ein Teil der Bomberflotte ständig in der Luft (Airborne Alerts Flights). Dabei flogen die Bomber bis zu einer imaginären Linie in einigem Abstand zum Luftraum der Sowjetunion, und kehrten dann um. Dies waren die so genannten „Chrome Dome“-Einsätze. Nachdem mehrere Bomber mit scharfen Atomwaffen in Goldsboro, Palomares und Thule etc. abgestürzt waren, wurde die ständige Luftbereitschaft eingestellt. Nach dem Ende des Kalten Krieges, im September 1991, wurde die 24/7-Gefechtsbereitschaft auf den Bomberbasen ebenfalls aufgegeben.

Trainingsabwürfe von Atombombenattrappen werden heute nicht mehr durchgeführt, stattdessen wird die Bombenauslösung nur noch durch ein elektronisches System (Radar Bomb Scoring – RBS) simuliert und die Zielabweichung computergesteuert errechnet.

Im Februar 2017veranstaltete das STRATCOM die Kommando-Übung GLOBAL LIGHTNING 17. Gleichzeitig führte das European Command die Stabsrahmenübung AUSTERE CHALLENGE 17 durch.

Im Juni 2017 verlegten mehrere Bomber im Rahmen von BALTOPS und SABER STRIKE ins Vereinigte Königreich. Es war das erste Mal, dass alle drei Bombertypen gemeinsam in Europa eingesetzt wurden. Mehrere B-52H wurden während der Übung von russischen Jagdflugzeugen abgefangen.

Im Oktober / November 2017 führte STRATCOM die Übung GLOBAL THUNDER durch.

An der Übung zur Weltraumkriegführung „Space Situational Awareness (SSA) Tabletop Exercise (TTX) / GLOBAL SENTINEL 17 (GS-17)“ Ende September 2017 war auch die Bundesrepublik Deutschland beteiligt.

 

7. Nuklear- und Rüstungsindustrie

 

Die großen Produktionsstätten für die amerikanischen Atomwaffen wurden im Rahmen des Manhattan Engineering Projects unter strenger Geheimhaltung im Zweiten Weltkrieg errichtet. Heutzutage sind es i. d. R. „Goco“-Anlagen (Government owned, contractor operated), d. h., sie sind im Besitz der amerikanischen Regierung, werden aber von Privatfirmen betrieben, die damit Profite machen, die sie wiederum von der Regierung einstreichen. Viele dieser Privatunternehmen haben die Rechtsform einer Limited Liability Company (LLC) – also quasi eine „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“. Gesellschafter einer LLC haften für Verbindlichkeiten der Gesellschaft grundsätzlich nicht mit ihrem persönlichen Privatvermögen. Eine LLC kann – im Gegensatz zu einer „corporation“ - relativ einfach gegründet werden und es müssen weniger Gesetzesvorschriften beachtet werden.

Die Aufsicht über die US-Atomwaffenproduktion liegt nicht bei den Militärs, sondern beim zivilen Department of Energy (DOE). Innerhalb des DOE ist die Abteilung National Nuclear Security Administration (NNSA) für die Produktion, Lagerung und Sicherheit des US-Atomarsenals ist zuständig.

Am 7.März 2018 forderte der Kommandeur des STRATCOM, General John E. Hyten, vor dem Verteidigungsausschuss des US-Repräsentantenhauses eine umfassende Produktion von waffenfähigem Nuklearmaterial:

„Re-establishing the capability to produce plutonium pits at a production rate sufficient to support planned weapon sustainment activities must be a national priority. (…)

In addition to plutonium manufacturing, we require critical infrastructure investments in uranium processing, and lithium component production. Any shortcomings in these infrastructure projects represent a real risk to mainain force readinesss and our capability to respond to either a technical issue with our stockpile or adversary advancements in their cpabilities.

Modern facilities are of little value without a highly skilled workforce to conduct the necessary surveillance, sustainment, and modernization activites necessary to maintain our deterrent. National Nuclear Security Administration`s (NNSA) Administrator and each of our national security laboratory directors have expressed concerns of recruiting, developing, and retaining the workforce essentail to sustain our stockpile.“ (63)

Die NNSA soll im Rahmen ihres Stockpile Stewardship and Management Plan (SSMP) insbesondere sicherstellen, dass die US-Atomwaffen einwandfrei funktionieren, obwohl eine Überprüfung der Funktionalität durch die internationalen Teststoppverträge nur mehr eingeschränkt möglich ist. Zwar hat der US-Kongress den umfassenden Atomteststoppvertrag (Comprehensive Test Ban Treaty – CTBT) vom 10. September 1996 nicht ratifiziert, dennoch hält sich die US-Regierung bisher an ein Testmoratoriums.

Um stattdessen Atomtests virtuell zu simulieren betreibt die NNSA mehrere Supercomputer. Außerdem überwacht sie im Rahmen ihres Naval Nuclear Propulsion Program die Reaktoren der Atom-U-Boote. Nicht zuletzt ist sie für alle Arten von Atomunfällen und –Zwischenfällen und die Bekämpfung des Atomterrorismus mitverantwortlich. Die NNSA wurde erst 2000 gegründet und hat ihr Hauptquartier im Bannister Federal Complex in Kansas City (Missouri). Nachdem der NNSA-Direktor General a. D. Frank G. Klotz am 20. Januar 2018 aus dem Dienst ausschied, wird die NNSA seit dem 16. Februar 2018 von Lisa Gordon-Hagerty geleitet. die Zahl der Mitarbeiter beläuft sich auf 23.000 Angestellte (Stand: 2009). Ihr Haushalt beträgt 13.9 Milliarden Dollar (FY 2018).

Gerade zu Beginn des „Atomzeitalters“ spielte das Gesundheits- und Umweltbewusstsein eine völlig untergeordnete Rolle. Die Folge dieser „Schlampigkeit“ ist, dass mehrere Produktionsstätten so sehr verstrahlt sind, dass sie oder einzelne Bauteile geschlossen werden mussten. Seit den neunziger Jahren läuft ein „cleanup“-Sanierungsprogramm, das voraussichtlich bis zum Jahre 2.100 dauert. Danach wird man sehen, welche langfristigen Schäden nicht beseitigt werden konnten. Für die Kosten müssen die amerikanischen Steuerzahler aufkommen. Außerdem besteht die Gefahr, dass terroristische Gruppen die Produktionsstätten sabotieren oder Atomwaffen stehlen könnten. Daher wurden der bewaffnete Werkschutz und die Abwehrmaßnahmen seit dem 11. September verstärkt. Außerdem haben verschiedene Gruppierungen innerhalb des amerikanischen „Peace Movements“, wie z. B. „Plowshare“ mit den „Berrigan Brothers“, ihren Protest gegen die US-Atomwaffenrüstung direkt vor den Werkstoren kundgetan und sind manchmal auch mit Hämmern in die Fabrikationsanlagen eingedrungen, um die Produktionsmaschinen zu traktieren. (64)

 

- Los Alamos National Laboratory (LANL)

 

Das Konstruktions- und Entwicklungsbüro in Los Alamos, ca. 65 km nordwestlich von Santa Fe (Neu Mexiko), wurde 1943 errichtet. Hier arbeiteten J. Robert Oppenheimer und seine Kollegen (darunter auch mehrere Deutsche bzw. Österreicher: Hans Bethe, Felix Bloch, Klaus Fuchs, Victor Frederick Weisskopf etc.) im Rahmen des Manhattan Engineering Project an der Entwicklung der Atombomben, die im August 1945 Hiroshima und Nagasaki vernichteten. Seit 1952 trägt das Zentrum die Bezeichnung „Los Alamos National Laboratory“. Das Forschungszentrum wird neuerdings von Terry C. Wallace, Jr., geleitet und hat rund 10.000 Mitarbeiter, darunter 953 Studenten der University of California (UC). Weitere Betreiber sind die Unternehmen Bechtel, BWX Technologies und AECOM (= Architecture, Engineering, Consulting, Operations und Maintenance). Das Jahresbudget beträt 2,2 Milliarden Dollar.

Das Gelände erstreckt sich über 5,3 ha. Im Los Alamos Neutron Science Center (LANSCE) wird die Physik der Kernspaltungs-Waffen weiter erforscht. Zur Ausstattung des Labors gehören Supercomputer, wie z. B. der frühere IBM Roadrunner. Ein Teil des Geländes dient als Lagerstätte für Atommüll. In Los Alamos hat es mehrere Strahlenunfälle gegeben: August 1945, Mai 1946, Dezember 1958 und Februar 2014. Die Plutonium Facility 4 (PF-4) wurde wegen Verstößen gegen die Sicherheitsvorschriften 2013 geschlossen und bisher nicht wieder in Betrieb genommen. In Los Alamos waren mehrere Atomspione aktiv, so Klaus Fuchs während des Zweiten Weltkrieges und der Chinese Wen Ho Lee in den neunziger Jahren. Seit dem Ende des Kalten Krieges widmet sich das Laboratorium verstärkt zivilen Projekten, um sein Image als nukleare Waffenschmiede abzustreifen.

 

- Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) in Kalifornien

 

Das Lawrence Livermore National Laboratory in Livermore (Kalifornien) liegt rund 70km östlich von San Francisco. Es wurde 1952 offiziell durch die University of California (UC) gegründet. Neben Los Alamos ist es das zweite Konstruktions- und Entwicklungsbüro für Atomwaffen in den USA. Zu seinen Leitern gehörte von 1958 bis 1960 der ungarische Nuklearist Edward Teller, der an der Gründung des Labors und der Entwicklung der US-Wasserstoffbombe beteiligt war und sich darüberhinaus als Denunziant einen Namen gemacht hat.

Das Labor hat einen Mitarbeiterstab von 5.800 Personen. Das Jahresbudget beträgt rund 1,5 Milliarden Dollar. Zu seinen Betreibern gehören neben dem DOE und der UC auch die Unternehmen Bechtel, BWX Technologies, AECOM und das Batelle Memorial Institute. Sein Gelände erstreckt sich über 1 Quadratmeile (= 2,6 qkm), hinzu kommt das externe Testgelände Site 300 mit einer Fläche von 28 qkm. Forschungen zur Verwendung von Plutonium fanden im so genannten „SuperBlock“ statt, wurden aber angeblich 2012 eingestellt, Forschungen zur Kernfusion innerhalb von Wasserstoffbomben werden in der National Ignition Facility (NIF) durchgeführt. In der High Explosives Applications Facility (HEAF) wird mit hochexplosivem Sprengstoff gearbeitet. Das Labor war bzw. ist in seiner Terascale Simulation Facility mit mehreren „IBM“-Supercomputern ausgestattet: ASC Purple, ASCI White, Sequioa und Dawn. Zu den Entwicklungen des Labors gehören der Gefechtskopf W87 und die Bombe B83. Außerdem hat das Laboratorium mehrere Transurane künstlich hergestellt, nämlich sämtliche Elemente mit den Ordnungszahlen 113 (Nihodium - Nh) bis 118 (Oganesson - Og).

Um sein militaristisches Image loszuwerden, widmet sich das LLNL heute u. a. der Klimafolgen- und der Umweltforschung.

 

- Sandia National Laboratory (SNL)

 

Das Sandia National Laboratory (SNL) bei Albuquerque in Neu Mexiko wurde 1948/49 gegründet. Der Name stammt von den benachbarten Sandia-Bergen. Das National Laboratory wird seit dem 1. Mai 2017 von Honeywell International betrieben. Es wird seit 2017 geleitet von Stephen Younger. Die Angaben über die Zahl der Mitarbeiter schwanken zwischen „über 6.000“ bis „rund 10.000“. Das Budget beläuft sich auf 2,4 Milliarden Dollar. Neben dem Hauptsitz in Albuquerque (SNL/NM) gibt es eine kleinere Zweigniederlassung beim Lawrence Livermore National Laboratory in Livermore (SNL/CA) mit 850 Mitarbeitern. und Testgebiete in Tonopah (Nevada) und in Kauai (Hawaii).

Die Hauptaufgabe besteht im Entwickeln, Herstellen und Testen der nicht-nuklearen Komponenten von Nuklearwaffen. Zudem entwickelte das SNL suborbitale Forschungsraketen, die zur Systemerprobung von ballistischen Waffen- und Raketenabwehrsystemen dienen. Das Laboratory gliedert sich in fünf „Technical Areas“ (TA): TA-I ist für das Design und die Entwicklung von Waffensystemen zuständig, TA-II entwickelt auf konventionelle Ladungen zur Zündung von Nuklearwaffen und betreibt dazu auf seiner 180.000 qm Fläche u. a. die Explosive Component Facility, TA-IV betreibt Kernfusionsforschung und ist dazu mit verschiedenen Spezialanlagen (Hermes-III, Z Facility, SPHINX etc.) ausgestattet, TA-V betreibt zwei Forschungsreaktoren und eine Hot Cell Facility etc..

 

- Pantex-Plant

 

Die Pantex-Plant ist die einzige Fabrik in den USA, in der Atomsprengkörper zusammengebaut bzw. demontiert werden. Die Fabrik wurde ursprünglich im Jahr 1942 als Munitionsfabrik gegründet, im Jahr 1951 wurde sie von der damaligen Atomic Energy Commission (AEC) übernommen. Von 1951 bis 1956 leitete Procter & Gamble das Werk, von 1956 bis 2001 folgte Mason & Hangar und von 2001 bis 2014 Babcock & Wilcox. Gegenwärtig wird die Anlage gemeinsam von Consolidated Nuclear Security (CNS) und Sandia National Laboratory betrieben. Zum CNS-Konsortium gehören Bechtel National, Leidos, Orbital ATK, SOC LLC und Booz Allen Hamilton. Präsident und CEO von CNS ist z. Zt. Morgan Smith. Der Personalbestand der Pantex-Anlage umfasst derzeit 3.300 Mitarbeiter.

Die Fabrik befindet sich rund 27 km nordöstlich von Amarillo in Carson County (Texas). Die Grundfläche erstreckt sich über 65 qkm und umfasst 650 Einzelbauten. In der Joint Test Assembly (JTA) werden die Atomsprengkörper auf ihre technische Zuverlässigkeit getestet. Die neuen Atomsprengkörper werden in rund 60 „Igloo“-Bunkern in der so genannten „Zone 4“ gelagert. Dreizehn Demontage-Gebäude, die so genannten „Gravel Gerties“ sind so ausgelegt, dass die Gebäude bei einem Werksunfall in sich zusammenfallen, damit möglichst wenig radioaktives Material in die Umwelt gelangt. Auf dem Gelände gibt es Bunker zur Lagerung von alten oder fabrikneuen Atomsprengkörpern. Von den circa 70.000 Atomsprengkörpern, die die US-Regierung von 1945 bis 1989 produzieren ließ, wurden ca. 65.000 Stück in Pantex und der mittlerweile geschlossenen Anlage in Burlington demontiert. Mit der Demontage der Atomsprengkörper ist der Delaborierungsprozess vorerst beendet. Übrig bleiben die alten radioaktiven Nuklearladungen. Über 12.000 Alt-Nuklearladungen (Stand: 2004) werden in Pantex „zwischengelagert“.

Auf der Webseite der Anlage heißt es stolz:

„Pantex is the nation’s primary site for assembly and disassembly of nuclear weapons. Our production technicians have the training and skills to support requirements for inspection, retrofit, and surveillance of our stockpile. (…) NNSA selected Pantex as the High Explosive Center of Excellence for manufacturing high explosives. Pantex develops, tests, and fabricates high explosives components. (65)

Anfang der neunziger Jahre wurde bekannt, dass das Grundwasser im Bereich der Anlage kontaminiert ist. Außerdem wurde Ende der neunziger Jahre bei den Mitarbeitern eine erhöhte Krebsrate festgestellt. Im Jahr 2005 soll es bei der Demontage eines W56-Gefechtskopf zu einem Unfall gekommen sein.(66) Zur Imagepflege hat das Werk 2014 eine von Siemens erbaute Windkraftanlage in Betrieb genommen.

 

- Savannah River National Laboratory (SRNL)

 

Die alte Savannah River Site (SRS) befindet sich bei Aiken (Georgia). Sie wurde ab 1950 von DuPont im Auftrag der damaligen Atomic Energy Commission (AEC) errichtet, um Plutonium und Uran für den Bau von Atomwaffen zu gewinnen. Die Anlage umfasste 800 qkm und beschäftigte über 10.000 Mitarbeiter. Zeitweise waren auf dem Fabrikgelände fünf Atomkraftwerke in Betrieb, die mittlerweile alle stillgelegt sind. Außerdem dient das weitläufige Gelände als Atommüllkippe; „clean-up“-Aufräumarbeiten sind seit Jahren im Gange und werden noch Jahrzehnte fortdauern.

Heutzutage ist auf dem Gelände noch das Savannah River National Laboratory (SRNL) in Betrieb. Mit seiner Hydrogen Processing Group und seiner Weapons Technology Group ist es beteiligt an der Gewinnung und Verwendung von Tritium-Gas für Wasserstoffbomben. Der Personalbestand beträgt 945 Personen bei einem Jahresetat von 260 Millionen (Stand: 2010). Das Laboratorium wird seit dem 1. März 2018 von Dr. Vahid Majidi geleitet.

 

- Oak Ridge National Laboratory (ORNL)

 

Der Nuklearkomplex von Oak Ridge in Tennessee wurde schon im Zweiten Weltkrieg gegründet. Seit November 1943 wurde in der Anlage „Y-12“ das Uran-235 für die Hiroshima-Bombe „Little Boy“ angereichert.

Der Komplex wird heute von Consolidated Nuclear Security (CNS) betrieben. Er nimmt eine Fläche von 150 qkm ein. Die Anlage hat rund 3.800 Stammmitarbeiter. Hinzu kommen ca. 3.000 Beschäftigte vom Batelle Institute der University of Tennessee (UT), der Science Application International Corporation (SAIC) mit Sitz in McLean (Virginia), der Bechtel Jacobs Company und der WSI Oak Ridge. Der Jahresetat beträgt 1,07 Milliarden Dollar, davon stammen 80 Prozent vom DOE. Heutzutage ist der Nuklearkomplex beteiligt am Bau der Wasserstoffbomben. So wird hier das Tritium aus demontierten Wasserstoffbomben aufbereitet, um es wieder zu verwenden.

Am 16. Juni 1958 kam es zu einem Laborunfall, bei dem acht Beschäftigte verstrahlt wurden. Die Mehrzahl verstarb später an Krebs.

 

- Kansas City National Security Campus (KCNSC)

 

Auf dem so genannten Kansas City National Security Campus (KCNSC) in Kansas (Montana) werden rund 85 Prozent der nicht-nuklearen Bauelemente von US-Atomwaffen hergestellt, z. B. die Waffenelektrik. Die Fabrik wird betrieben durch Honeywell Federal Manufacturing & Technologies (Honeywell FM&T) unter der Leitung von John Ricciardelli bzw. Mark Holecek.

(…)

 

8. Atomwaffenlager

 

Die National Nuclear Security Administration (NNSA) unterhält auf US-Territorium acht bis zehn große Nuklearwaffenlager: Strategic Weapons Facility Pacific in Bangor (Washington), Barksdale AFB (Louisiana) (aufgelöst?), Strategic Weapons Facility Atlantic in Kings Bay (Georgia), Kirtland AFB (Neu Mexico), Malmstrom AFB (Montana) (aufgelöst?), Minot AFB (North Dakota), Nellis AFB (Nevada), Pantex Plant (Texas), Warren AFB (Wyoming) und Whiteman AFB (Missouri).

Das Kirtland Underground Munitions Maintenance and Storage Complex (KUMMSC) wurde 1992 auf der Kirtland AFB bei Albuquerque (Neu Mexiko) eingeweiht und ist das größte Nuklearwaffendepot auf der Welt. Es wird von der 898th Munitions Squadron (898 MUNS) und der 377th Weapons Systems Security Squadron (377 WSSS) betrieben. Das Depot hat eine Grundfläche von 28.000 qm. Man schätzt, dass dort rund 3.000 Nuklearwaffen lagern, darunter die Wasserstoffbomben B83 und B61 sowie die Gefechtsköpfe W78, W80 und W87 für die verschiedenen Flugkörper. (67)

Ein Depot für fabrikneue oder ausgemusterte Atomsprengkörper befindet sich bei der Pantex Plant in Amarillo (Texas). So wurden die rund 400 Wasserstoffbomben vom Typ B61-10 bis September 2016 ausgemustert.

Direkt einsatzbereite Atomsprengköpfe befinden sich in den startbereiten Interkontinentalraketen auf der Warren AFB und der Minot AFB, an Bord der 10-12 U-Boote der Ohio-Klasse mit Heimatstützpunkten in Bangor und Kings Bay und bei den Bombergeschwadern auf der Minot AFB und der Whiteman AFB.

Mindestens 50 Interkontinentalraketen MM-III sind eingelagert, um gegebenenfalls in den fünfzig leeren Silos aufgestellt zu werden.

Von den Sprengköpfen W78 befinden sich nur etwas über 200 in den Köpfen der verbunkerten MM-III-ICBMs, der Rest lagert im Depot.

Von den 540 eingeführten Sprengköpfen W87 befinden sich nur 200 in den Spitzen der in Silos stationierten MM-III-ICBMs, so dass 340 in den Depots lagern müssten.

An Bord der U-Boote der Ohio-Klasse befinden sich z. Zt. circa. 506 Gefechtsköpfe W76-1 und 384 Gefechtsköpfe W88. (68) In den Depots lagern über 1.000 Atomsprengköpfe für die Trident II-SLBMs. Die alten Sprengköpfe W76-0 werden seit 2008/09 einem Modernisierungsprogramm unterzogen, das 2019 abgeschlossen sein wird. Die neuen Sprengköpfe heißen dann W76-1. Von den insgesamt 1.600 W76-1 befinden sich 506 an Bord der U-Boote der Ohio-Klasse, die übrigen 1094 bis 2019 umgerüsteten Gefechtsköpfe sind/werden eingelagert. Die darüber hinaus in den Depots lagernden W76-0 Gefechtsköpfe (noch mehrere Hundert Exemplare?), werden ab 2019 abgewrackt.

Von den – nach unterschiedlichen Angaben – 526 bis 560 Air-launched Cruise Missiles vom Typ AGM-86B sich 200 Exemplare für den operativen Einsatz durch die B-52H auf der Minot AFB. Der Rest von 326 bis 360 Stück befindet sich im Kirtland Underground Munitions Maintenance and Storage Complex (KUMMSC) auf der Kirtland AFB eingelagert.

Von den insgesamt 3.155 produzieren Wasserstoffbomben B61 befinden sich 540 Exemplare im aktiven Gebrauch, 415 gehören zur Reserve und 520 sind für die Demontage vorgesehen. Demnach wurden 1.680 Stück bereits verschrottet. Hinzu kommen die eingelagerten Wasserstoffbomben B83, von der insgesamt 650 Stück produziert wurden. Auf der B-2A-Bomberbasis Whiteman lagern rund 100 Bomben verschiedenen Typs. Auf der Barksdale AFB und der Minot AFB werden keine operativen Atombomben mehr gelagert. Darüber hinaus sind 452 bis 680 Atomwaffen für die Bomber langfristig eingelagert. Die Bomben zur längerfristigen Lagerung sollen sich im Depot auf der Kirtland AFB befinden. (69) Von den taktischen Wasserstoffbomben B61-3 und B61-4 befinden sich rund 150 bis 350 Exemplare für den Eventualfall in Depots in den USA. Darüber hinaus warten die rund 400 in den letzten Jahren ausgemusterten B61-10 auf ihre Demontage.

Darüber hinaus befinden sich rund 150 Wasserstoffbomben B61-3 und B61-4 in Westeuropa. 70 dieser Bomben sollen durch US-Jagdbomber (F-15E Strike Eagle, F-16 Fighting Falcon) eingesetzt werden. Gegenwärtig wird die neue F-35 Lightning II für den Einsatz der neuen B61-12 zertifiziert. Rund 80 der gegenwärtigen Bomben sollen im Rahmen des „nuclear sharing“ innerhalb der NATO durch die Jagdbomber der Bündnispartner (PA-200 Tornado etc.) eingesetzt werden. Die Nuklearwaffen lagern in speziellen verbunkerten Fahrstuhlschächten (Weapons Storage Security System – W3S) für jeweils maximal vier Bomben. Es werden derzeit sechs Depots in fünf Ländern betrieben: Aviano (Italien), Büchel (BRD), Ghedi (Italien), Kleine Brogel (Belgien), Incirlik (Türkei) (aufgrund der amerikanisch-türkischen Spannungen wird ein Abzug erwogen) und Volkel (Niederlande). Außerdem befindet sich auf der Ramstein AB ein altes Nukleardepots, das zu Trainingszwecken genutzt wird. Die NATO-Atomstreitkräfte veranstalten jährlich eine Nuklearübung: STEADFAST NOON / SNOWCAT.

Die Sicherheit der Atomwaffendepots wurde im Rahmen eines „NATO Security Investment Program“ (NSIP) im Jahr 2015 für 474,6 Millionen Dollar verbessert. Für den Straßentransport der Nuklearbomben wurden neue Spezialfahrzeuge (Secure Transportable Maintenance System - STMS) beschafft. Dennoch sind die Gefahren durch Naturkatastrophen, Unfälle, Diebstähle oder Terroranschläge Gegenstand ständiger Diskussion. (70)

 

9. Sicherheitsdefizite

 

Nach dem Ende des Kalten Krieges waren die US-Streitkräfte auf der Suche nach einer neuen Existenzberechtigung. Seit dem Anschlag vom 11. September 2001 hat sich die U.S. Air Force am „Global War on Terror“ (GWOT) in Afghanistan, Irak, Syrien, Libyen und Somalia beteiligt. Dadurch ging der Blick für das so genannte „nuclear enterprise“ etwas verloren. Dies ist – nach Meinung mehrerer Beobachter – einer der Gründe dafür, dass es in den letzten Jahren wiederholt zu schwerwiegenden Verletzungen der Sicherheitsbestimmungen bei den Atomeinheiten kam:

- Am 30. August 2007 flog eine B-52H mit zwölf Marschflugkörpern AGM-129 von Minot nach Barksdale, damit die alten Marschflugkörper demontiert werden konnten. Nachdem der Bomber eine Nacht lang auf dem Flugfeld in Barksdale ohne besondere Bewachung rumgestanden hatte, stellte sich heraus, dass sechs Marschflugkörper statt mit Attrappen mit „echten“ Atomsprengköpfen W80-1 beladen waren. Erst danach stellte sich heraus, dass in Minot sechs Atomwaffen fehlten. Die Atomwaffen hätten das Nukleardepot in Minot niemals ohne Authorisierung verlassen dürfen. In Folge dieser „Panne“ mussten der Luftwaffenminister Michael Wynne und der Stabschef der Luftwaffe General Michael Mosely aus dem Militärdienst ausscheiden. So kam eine Untersuchung zu der Erkenntnis, der Zwischenfall „resulted from an erosion of performance standards within the involved commands and a lack of effective Air Force leadership oversight“. (71)

- Im Mai 2013 mussten 17 Offiziere der Launch Control Center des Minuteman-Geschwaders auf der Minot AFB vorübergehend vom Dienst suspendiert und nachgeschult werden, da sie ihren Aufgaben nicht gewachsen waren.

- Im August 2013 wurde eine weitere LCC-Mannschaft auf der Malmstrom AFB wegen Unfähigkeit vom Dienst suspendiert.

- Im September 2013 wurde der stellvertretende Kommandeur des STRATCOM, Vice Admiral Timothy Giardina vom Dienst suspendiert, da er mit gefälschten Chips ein Spielcasino betrügen wollte.

- Mitte Juli 2013 wurde der Kommandeur der 20th Air Force, Generalmajor Michael J. Carey, dem 450 Interkontinentalraketen auf der Francis E. Warren AFB unterstanden, stockbesoffen und in Begleitung zweier hübscher Damen aus dem Nachtclub „La Cantina“ in Moskau aufgegriffen. Daraufhin wurde Carey zum Brigadegeneral degradiert und am 1. Juni 2014 aus dem Militärdienst entlassen. (72)

- Im Januar 2014 gerieten drei LCC-Offiziere auf der Malmstrom AFB in den Verdacht des Drogenmissbrauchs. Bei den Ermittlungen in diesem Fall wurde durch das Office of Special Investigations (OSI) außerdem festgestellt, dass – nach unterschiedlichen Angaben - 34 bis 82 Abschussoffiziere bei ihren monatlichen Eignungsprüfungen betrogen hatten. Daraufhin trat der Kommodore des 341st MW, Oberst Robert Stanley, von seinem Posten zurück; neun weitere Offiziere, darunter alle drei Staffelkommandanten, wurden vom Dienst suspendiert. (73)

- Im November 2014 wurde der Stellvertretende Kommandeur des 90st Missile Wing auf der Warren AFB, Oberst Carl Jones, strafversetzt, weil er innerhalb weniger Monate in vier Fällen seine Untergebenen schlecht behandelt hatte. Ein Militärsprecher sprach von „cruelty and maltreatment“. Daraufhin wurde amtlicherseits ein „loss of trust and confidence in his leadership abilities“ konstatiert. (74)

(…)

Um die Sicherheit bei den strategischen Atomstreitkräften zu verbessern, plante die U.S. Air Force im Haushaltsjahr 2015 8 Milliarden Dollar für einen Zeitraum über 5 Jahre ein. Offensichtlich war diese Summe nicht ausreichend, so wurden im Haushaltsjahr 2018 noch einmal 3 Milliarden Dollar für die nächsten fünf Jahre verplant.

 

10. Rüstungskontrollbestimmungen im New START Treaty

 

Das START-Abkommen (= Strategic Arms Reduction Treaty) von 1991 sah folgende Höchstgrenzen vor:

„The 1991 START Treaty limited the United States to a maximum of 6,000 total warheads, and 4,900 warheads on ballistic missiles, deployed on up to 1,600 strategic offensive delivery vehicles. However, the treaty did not count the actual number of warheads deployed on each type of ballistic missile or bomber. Instead, it used “counting rules” to determine how many warheads would count against the treaty’s limits. For ICBMs and SLBMs, this number usually equaled the actual number of warheads deployed on the missile. Bombers, however, used a different system. Bombers that were not equipped to carry air-launched cruise missiles (the B-1 and B-2 bombers) counted as one warhead; bombers equipped to carry air-launched cruise missiles (B-52 bombers) could carry 20 missiles, but would only count as 10 warheads against the treaty limits. These rules have led to differing estimates of the numbers of warheads on U.S. strategic nuclear forces during the 1990s; some estimates count only those warheads that count against the treaty while others count all the warheads that could be carried by the deployed delivery systems.“ (75)

Nach dem START I wurde von beiden Seiten ein Nachfolgeabkommen START II 1993 unterzeichnet, das die Zahl der US-Atomsprengköpfe auf 3.000 bis 3.500 begrenzen solle. Der Vertrag wurde aber nie ratifiziert und trat daher nie in Kraft. Dennoch hielten sich die Regierungen beider Seiten soweit wie möglich an die vereinbarten Bestimmungen.

Darüber hinaus vereinbarten beide Regierungen 2002 ein Interimsabkommen, das Strategic Offensive Reductions Treaty (SORT – jetzt: „Moscow Treaty“), das eine Laufzeit bis zum Februar 2011 hatte.

Am 8. März 2010 unterzeichneten die damaligen Präsidenten Barack Obama und Dmitri Anatoljewitsch Medwedew in Prag den New START-Vertrag. Dieser sieht eine Reduzierung der Sprengsätze auf 1.550 Stück und eine Halbierung der Trägersysteme von 1.600 auf 800 Exemplare vor. Da von den 14 Atom-U-Booten der Ohio-Klasse ständig zwei Exemplare auf der Werft in Bangor gewartet und überholt werden, können die US-Streitkräfte das ihnen im New START-Vertrag zugesicherte Atomkontingent nicht ausschöpfen.

Allerdings erlaubt die vertraglich vereinbarte Zählweise, dass jeder Bomber nur als Träger einer einzelnen Atomwaffe verbucht wird, was real nicht der Fall ist. So könnte die USA – wie auch Russland – geneigt sein, ihre Bomber zu nutzen, um surplus-Waffen zu verbergen.

 

Die Bestimmungen des New START Treaty

US-Streitkräfte im Jahr 2010

Geplante New START Höchstgrenzen bis 2018

 

Träger-systeme

Spreng-köpfe

Operative Träger

Sonstige „Träger“

Träger Gesamtzahl

Spreng-köpfe

Minuteman III

450

500

400

50+4

454

400

Trident D5

336

1.152

240

40

280

1.090

B-52H

76

300

42

4

46

42

B-2A

18

200

18

2

20

18

 

880

2.152

700

100

800

1.550

Quelle: Congressional Research Service (Hg.): U.S. Strategic Nuclear Forces: Background, Developments, and Issues, Washington D.C, USA, 6. März 2018, S. 8, Online: www.everycrsreport.com/files/20180306_RL33640_180fc1a28fc5e527fba0c06d2e5e8ddc8c996287.pdf (Download am 28. März 2018)

 

Der Stichtag für die Vertragserfüllung war am 5. Februar 2018. Beide Seiten haben die vereinbarten Bestimmungen eingehalten.

Im Januar 2017 hatte der gerade ins Amt eingeführte US-Präsident noch eine Laufzeitverlängerung des New START Abkommens bis 2021 in einem ersten Telefongespräch mit Wladimir Putin noch abgelehnt. Allerdings scheint er sich eines Besseren belehrt zu haben: Im Nuclear Posture Review vom 2. Februar 2018 (2018 NPR) heißt es, dass der Vertrag bis zu fünf Jahre fortgeschrieben werden kann.

Am 18. Juli 2017 nahmen beide Seiten in Genf „Strategic Stability Talks“ auf. Die US-Regierung ist durch ihren Undersecretary of State for Political Affairs Thomas Shannon vertreten, die russische Seite durch den Stellvertretenden Außenminister Sergej Ryabkow. Die Gespräche wurden im September 2017 in Helsinki fortgesetzt. Ein Treffen in Genf Ende Februar 2018 wurde von Seiten der US-Delegation abgesagt, ein Ersatztermin am 6. März 2018 in Wien strich die russische Seite kurzfristig. (76)

Nachdem der russische Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin am 1. März 2018 eine Rede gehalten hatte, in der er eine massive Aufrüstung im Nuklearbereich angkündigte, (77) zeigte sich Donald Trump besorgt. Die Putin-Rede sei ihm „unter die Haut“ gegangen, hieß es in Presseberichten. Drei Wochen später, am 20. März 2018 rief Trump seinen russischen Gegenspieler an, dabei soll er gedroht haben: „Wenn Sie ein Wettrüsten haben wollen, können wir das machen, aber ich werde gewinnen.“ (78)

 

Schluss

 

Die Atombombe ist eine amerikanische Erfindung, die auf einer wissenschaftlich-technischen Fehleinschätzung beruht. Als Albert Einstein und Leó Szilárd am 2. August 1939 ihren Brief an Präsident Franklin D. Roosevelt schrieben, in dem sie – noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges - die Entwicklung einer US-Atombombe forderten, gingen sie und ihre Physikerkollegen von einer kleinen Bombe aus, die vielleicht groß genug wäre, um einen kompletten Hafen zu zerstören: „A single bomb of this type, carried by boat and exploded in a port, might very well destroy the whole port together with some of the surrounding territory. However, such bombs might very well prove to be too heavy for transportation by air.“ Nie zuvor hatten sich so viele Nobelpreisträger so sehr geirrt. Am Ende waren es 26 Wissenschaftler, die vor, während oder nach ihrer Beteiligung am Manhattan Projekt diese renommierte akademische Auszeichnung erhielten. (79)

Angesichts der tatsächlichen Zerstörungskraft der neuen Atomwaffe waren die US-Militärs einerseits begeistert, aber andererseits auch völlig überfordert. Es brauchte Jahre und Jahrzehnte bis einige zivile Atomstrategen wie Bernard Brodie oder auch John von Neumann den Kommissköpfen im Generalsrang ein Bewusstsein für die Destruktivität der neuen Waffentechnologie beibringen konnten. In der Zwischenzeit musste die Menschheit die nuklearistischen Ambitionen von Generälen wie Curtis Emerson LeMay und Douglas McArthur oder einem zynischen Nuklearstrategen wie Herman Kahn erst überleben. Dass dies - trotz aller Krisen, Fehlalarme und Atomwaffenunfälle - tatsächlich gelang, war reine Glückssache, wie der frühere US-Verteidigungsminister und Kriegsverbrecher Robert Strange McNamara sagen würde: „I want to say, and this is very important: at the end we lucked out. It was luck that prevented nuclear war. We came that close to nuclear war at the end. (…) Rational individuals came that close to total destruction of their societies. And that danger exists today.“ (80)

Mittlerweile haben auch die US-Militärs ihre Konsequenzen gezogen und die Zahl ihrer Gefechtsköpfe und Megatonnage enorm reduziert. So blieben von den 5.500 US-Atomwaffen, die Ende der achtziger Jahre in rund 100 Depots auf deutschem Boden lagerten, gerademal 15 oder 20 in einem einzelnen Depot in Büchel (Rheinland-Pfalz) übrig.

Aber für eine Entwarnung ist es viel zu früh - im Gegenteil: Mit den relativ neuen, kleineren Atomgefechtsköpfen auf immer zielgenaueren Trägersystemen kann man die potentiellen Ziele mindestens mit der gleichen Zuverlässigkeit zerstören wie früher mit den großen Sprengköpfen, die weiter vom Ziel entfernt eingeschlagen wären. Weniger Sprengköpfe mit geringerer Sprengkraft als früher reduziert den radioaktiven Fallout; allerdings bedeutet dies auch, dass die USA nicht mehr durch die globalen Folgen ihres eigenen Atomangriffs auf die Sowjetunion/Russland nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen werden würden, so dass die so genannte Selbstabschreckung wegfiele. Kleinere Atomgefechtsköpfe scheinen den zuständigen Militärplaner handhabbarer und flexibler einsetzbar zu sein. Dies suggeriert, dass bei einem Atomkrieg eine größere Führbarkeit gegeben wäre, als man dies früher annahm. Durch diese Illusion sinkt die militärpolitische Schwelle für einen tatsächlichen Atomwaffenersteinsatz, in gleichem Maße wird ein Atomkrieg wahrscheinlicher. Die Ausstattung der ICBMs mit einem Super-Fuze-Zünder, die Beschaffung des neuen Stealth-Bombers B-21A als Trägersystem für die LRSO-Marschflugkörper, die Einführung der neuen treffgenauen Wasserstoffbombe B61-12 für Bomber und Jagdbomber sowie die Beschaffung von U-Booten der Columbia-Klasse mit Trident II D5LE mit Mk4a/W76-1 stellen einzeln und in ihrer Summe für die russischen Streitkräfte eine ernste Bedrohung dar, zumal die amerikanischen Counter-force-Kapazitäten schon in den letzten Jahren durch die Modernisierung der Trident II enorm gestiegen sind.

So könnte der US-Präsident in einer internationalen Krisensituation einen Vorteil darin sehen, einen Präemptiv- oder Präventivschlag oder gar einen Erstschlag zu versuchen. Dabei kommt es nicht nur auf die rein rechnerische Schlagkraft des eigenen Atomarsenals ab, sondern auch auf begleitende Maßnahmen der Nachrichtendienste etwa auf dem Gebiet der Elektronischen Kampfführung (EloKa), wie die amerikanische CANOPY WING-Planung in den achtziger Jahren gezeigt hat. Letztendlich hängt die Wahrscheinlichkeit für einen Erstschlag weniger von der Rationalität, sondern vielmehr von der Irrationalität der eigenen oder gegnerischen politischen Führung ab. Um ihre Zweitschlagsfähigkeit sicherzustellen, sieht sich die russische Regierung gezwungen, halbautomatische „Doomsday“-Waffen systeme anzuschaffen. (81)

Hinzu kommt, dass die russischen Streitkräfte – im Gegensatz zu den Amerikanern - keine Frühwarnsatelliten mehr im Einsatz haben, sondern auf bodengestützte Frühwarnradarstationen angewiesen sind. Dadurch verkürzt sich die Vorwarnzeit von ca. 30 auf ca. 15 Minuten. Eine Minute dauert es, bis ein russisches Frühwarnradar angreifende US-Interkontinentalraketen einwandfrei als Bedrohung identifiziert hätte, dann muss dies unverzüglich an die militärpolitische Führung übermittelt werden, diese hat dann die Entscheidung über einen „angemessenen“ Gegenschlag innerhalb kürzester Zeit zu treffen. Dieser Befehl muss an die Atomwaffenverbände übermittelt werden, allein das dauert ungefähr 2 bis 4 Minuten. Danach müssen die Raketenoffiziere ihre Flugkörper abschießen, dieses Prozedere dauert nocheinmal 1 bis 3 Minuten. Zum Schluss brauchen die Raketen noch eine Flugzeit von 1 Minute, um sich ausreichend weit von ihrem Silo zu entfernen, damit sie bei einem feindlichen Angriff der Zerstörung am Boden entgehen. Bei einem Angriff mit amerikanischen U-Boot-Raketen vom Nordmeer aus, wäre die Vorwarnzeit noch geringer. Angesichts dieses engen Entscheidungsspielraums ist die Gefahr eines „Atomkriegs aus Irrtum“ durch einen Fehlalarm hoch. (82)

Je mehr Zeit seit seiner Amtsübernahme am 20. Januar 2017 verstreicht, desto mehr erweist sich der amtierende US-Präsident Donald Trump als eine zunehmende Gefahr für das internationale Staatengefüge und den Frieden in der Welt. Die Ursachen dafür sind leicht zu benennen, aber schwierig zu bemessen: Ist es seine begrenzte Intelligenz, seine psychische Disposition, seine politische Ignoranz und Radikalität oder seine militärische Unerfahrenheit? Er selbst hält sich für den Größten Führer aller Zeiten seit Adenoid Hynkel und agiert dabei wie McDoof von McWorld. Stattdessen prophezeite er im Wahlkampf im Januar 2016 voller selbstgefälligem Optimismus:

„And you´ll say if I´m president … ‚Please, Mr. President, we´re winning too much. We can´t stand it anymore. Can´t we have a loss?‘ And I´ll say no, we´re going to keep winning, winning, winning … because we´re going to make America great again. And you´ll say, ‚Okay, Mr. President. Okay.‘“

Zwar gibt es keinen objektiven politischen Grund für einen atomaren Schlagabtausch zwischen den USA und Russland, den hat es auch noch nie gegeben, dennoch könnte Trump in seiner dekadenten, großkotzigen Art vielleicht sogar einen Weltkrieg herbeitwittern. Nach dem chemischen Angriff der syrisch-russischen Koalitionstruppen am 7. April 2018 gegen die Stadt Duma drohte Trump am 11. April: „Get ready Russia, because they will be coming, nice and new and „smart!““ (83) Heutzutage werden soziale Medien offensichtlich missbraucht, um unsoziale Kriegsdrohungen zu verbreiten. Die angesprochene russische Seite reagierte mit Spott: „Die internationalen Beziehungen sollten nicht von der Stimmung einer Person abhängig sein, wenn diese morgens aufsteht,“ erkärte Vize-Ministerpräsident Arkadi Dworkowitsch. (84) Daraufhin wollte Trump – sei es aus verletztem Stolz, sei es, um eine neue „rote Linie“ zu ziehen - die russischen Truppen in Syrien massiv angreifen. Dies wurde ihm von seinen Militärberatern ausgeredet und stattdessen am 14. April nur ein Minimalschlag gegen drei Chemiewaffenziele in Damaskus und Homs durchgeführt. (85)

Weil ihn nicht einmal mehr seine Anhänger im Weißen Haus ertragen können und die Flucht ergreifen, gerät Trump in zunehmende (Selbst-)Isolation. Damit schwindet aber auch die Zahl der ex-Generäle und zivilen Berater, die mäßigend auf ihn einwirken und trösten könnten: „I do whine because I want to win, and I´m not happy about not winning, and I am a whiner, and I keep whining and whining until I win,“ bekannte Trump im August 2015.

Gleichzeitig gerät der Präsident durch die andauernden FBI-Ermittlungen zur möglichen Manipulation seiner Präsidentschaftswahl durch die russischen Geheimdienste immer mehr unter Druck. In Vorbereitung eines Impeachment erstattete die Demokratische am 20. April 2018 Strafanzeige beim District Court fort he Southern District of New York gegen Mitglieder der Trump-Regierung wegen „Conspiracy“:

„Plantiff the Democratic National Committee („DNC“), brings this Complaint against The Russian Federation („Russia“), the General Staff oft he Armed Forces oft he Russian Federation („GRU“), the GRU operative using the pseudonym „Guccifer 2.0“ („GRU Operative #1“), Aras Iskenerovich Agalarov („Aras Agalarov“); Emin Araz Agalarov („Emin Agalarov“); Joseph Mifsud („Mifsud“); WikiLeaks, Julian Assange („Assange“), Donald J. Trump for President, Inc. („the Trump Campaign“), Donald J. Trump, Jr. („Trump, Jr.“), Paul J. Manafort, Jr. („Manafort“), Roger J. Stone, Jr. („Stone“), Jared C. Kushner („Kushner“), George Papadopoulos („Papadopoulos“), Richard W. Gates, III („Gates“), and John does 1-10, and alleges as follows: (…)

1. No one is above the law. In the run-up to the 2016 election, Russia mounted a brazen attack on American Democracy. The opening salvo was a cyberattack  on the DNC, carried out on American soil. In 2015 and 2016, Russian intelligence services hacked into the DNC`s computers, penetrated its phone system, and exfiltrated tens of thousands of documents and emails. Russia then used this stolen information to advance ist own interests: destabilizing the U.S. political environment, denigrating the Democratic presidential nominee, and supporting the campaign of Donald J. Trump („Trump“), whose policies would benefit the Kremlin.

2. In the Trump campaign, Russia found a willing and active partner in this effort. (…)“ (86)

Der amerikanischen Generalität und Admiralität kann es nicht egal sein, wenn ihr befehlsgebender „Commander-in-Chief“ vom atomaren „Hauptfeind“ gesteuert würde. Die Grenzen zwischen Loyalität und Hochverrat würden verschwimmen. Es bleibt abzuwarten, wie die US-Militärs ihr CINC-Problem lösen werden. Angesichts seiner verfahrenen Situation könnte Trump versucht sein, seine innenpolitischen Probleme zu externalisieren, indem er einen bewaffneten Konflikt provoziert, um seine Anhänger und sein Volk in Kriegszeiten um sich zu scharen.

Diese Gefahr wird noch dadurch potenziert, dass gleichzeitig in Moskau ein skrupelloser Zyniker regiert, der eine diebische Freude daran hat, seine verbrecherische Außen- und Sicherheitspolitik durch eine rotzfreche Propaganda zu garnieren, mit der er die NATO-Staaten verarschen und vorführen kann. Seine aggressive „Sicherheitspolitik“ ist nach Einschätzung der russischen Regierung erfolgreich, obwohl sie dem Kreml nur ungelöste Probleme in der Ostukraine und im syrischen Sumpf beschert hat und ständig weitere Kosten verursacht. Dennoch muss man annehmen, dass der Kreml seine aggressiven Hybrid-Attacken fortsetzt, und die NATO findet – außer Wirtschaftssanktionen - kein Mittel dagegen. Alles was man machen könnte, scheint die Spannungen nur noch zu verschärfen.

Kulminationspunkt der bilateralen Spannungen ist derzeit der Bürgerkrieg in Syrien, wo beide Ex-Supermächte auf unterschiedlichen Frontseiten intervenieren und sich einen Proxy-War liefern. Dies hat bereitts am 7. Februar 2018 zu einer direkten Militärkonfrontation geführt, als die amerikanische Luftwaffe mit Kampfflugzeugen, Hubschraubern und Drohnen einen Vorstoß der syrischen Regierungstruppen bei Deiz al-Zor auf das Ostufer des Euphrat zu stoppen versuchte. Bei dem US-Angriff starben auch – nach unterschiedlichen Angaben – 4 oder 80 oder über 200 Russen, die z. T. zur Söldnergruppe „Wagner“ des militärischen Geheimdienstes Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije (GRU) unter Führung von Oberstleutnant a. D. Dmitrij „Wagner“ Utkin gehörten. Zahlreiche Verletzte wurden nach Russland ausgeflogen. Die Frau eines gefallenen Kosaken erklärte: „Wie die Schweine wurden sie zur Schlachtbank geführt. Ich will, dass die Regierung sie rächt.“ (87) Aber der russische Regierungsberater Vitaly Naumkin erklärte dazu, niemand wolle wegen ein paar Söldnern „einen Weltkrieg lostreten“. (88) Der russische Journalist Maxim Borodin, der über den Vorfall berichtet hatte, wurde am 15. April 2018 in Jekatarinburg umgebracht. (89)

Angesichts der internationalen Konfliktlage warnte der US-Verteidigungsminister General a. D. James Norman „Mad Dog“ Mattis am 12. April vor dem US-Kongress, die Situation könnte „außer Kontrolle“ geraten. In gleicher Weise äußerte sich am selben Tag der UN-Generalsekretär António Guterres. (90)

Einige wähnten sich schon im Dritten Weltkrieg: Am 19. April verbreiteten Provokateure ein fiktives Video aus einer britischen Zivilschutzübung aus dem Jahr 2016 über „Whatsapp“. Darin berichtet ein „BBC“-Nachrichtensprecher, dass es an der Grenze russisch-lettischen Grenze zu Kampfhandlungen kam. Daraufhin habe die russische Regierung das NATO-Hauptquartier in Brüssel und eine US-Aufklärungsbasis bei Wiesbaden mit Atomwaffen angegriffen. In der Folge seien die Städte Mainz und Frankfurt atomar zerstört worden. Zahlreise User glaubten an die Echtheit des Übungs-Videos, so dass sich die BBC zu einem Dementi veranlaßt sah. (91)

Aber selbst die Apokalypse könnte den alten Kapitalisten Donald Trump nicht erschüttern: „I´m not a schmuck. Even if the world goes to hell in a handbasket, I won´t lose a penny.“

 

Quellen:

 

(1) www.adutytowarn.org/

(2) www.spiegel.de/politik/ausland/donald-trump-koennte-er-als-praesident

-wirklich-unkontrolliert-einen-atomschlag-ausloesen-a-1106414.html

(3) www.rollcall.com/news/policy/pentagon-panel-urges-trump-team-expand-nuclear-options

(4) https://milfors.de.tl/Herr-Trump-und-sein-Atomkode.htm

(5) www.monitoringtimes.com/html/eam.html

(6) www.numbers-stations.com/military/usa/hfgcs/

(7) https://de.wikipedia.org/wiki/Atomkoffer

(8) www.stratcom.mil/Media/Factsheets/Factsheet-View/Article/976353/usstratcom-global-operations-center-goc/

(9) https://fas.org/blogs/security/2013/04/oplan8010-12/

(10) www.spiegel.de/politik/ausland/donald-trump-das-problem-mit-den-nuklear-codes-a-1130828.html

(11) www.alternatewars.com/BBOW/ABC_Weapons/Nuke_Exchange_Calcs.htm

(12) www.afmc.af.mil/News/Article-Display/Article/803790/fab-t-poised-for-production/

(13) https://de.wikipedia.org/wiki/Boeing_E-4

(14) https://en.wikipedia.org/wiki/Boeing_E-4

(15) https://en.wikipedia.org/wiki/Boeing_E-4

(16) https://news.lockheedmartin.com/2018-01-31-

Lockheed-Martin-Awarded-81-Million-Contract-to-Modernize-U-S-Air-Force-

Airborne-Launch-Control-System

(17) media.defense.gov/2018/Feb/02/2001872886/-1/-1/1/

2018-NUCLEAR-POSTURE-REVIEW-FINAL-REPORT.PDF

(18) https://de.wikipedia.org/wiki/TNT-Äquivalent

(19) www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/00963402.2004.11460752?

tab=permissions&scroll=top#aHR0cHM6Ly93d3cudGFuZGZvbmxpbmUuY29tL2

RvaS9wZGYvMTAuMTA4MC8wMDk2MzQwMi4yMDA0LjExNDYwNzUyP25lZWRBY2Nlc3M9dHJ1ZUBAQDA=

(20) www.everycrsreport.com/files/20180306_RL33640_180fc1a28fc5e527fba0c06d2e5e8ddc8c996287.pdf

(21) https://tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/00963402.2018.1438219?needAccess=true&

(22) www.everycrsreport.com/files/20180306_RL33640_180fc1a28fc5e527fba0c06d2e5e8ddc8c996287.pdf

(23) www.acq.osd.mil/dsb/reports/2010s/Seven_Defense_Priorities.pdf

(24) www.airforcemag.com/MagazineArchive/Pages/2018/February%202018/Replacing-Minuteman.aspx

(25) www.ndr.de/info/sendungen/streitkraefte_und_strategien/streitkraeftesendemanuskript654.pdf

(26) www.everycrsreport.com/files/20180306_RL33640_180fc1a28fc5e527fba0c06d2e5e8ddc8c996287.pdf

(27) https://tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/00963402.2018.1438219?needAccess=true&

(28) www.basicint.org/publications/maxwell-downman-impact-and-fundraising-officer/2017/report-changing-nuclear-weapons

(29) https://en.wikipedia.org/wiki/W87

(30) https://tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/00963402.2018.1438219?needAccess=true

(31) https://thebulletin.org/how-us-nuclear-force-modernization

-undermining-strategic-stability-burst-height-compensating-super10578

(32) www.stripes.com/news/us/us-to-launch-another-test-missile

-from-california-s-vandenberg-air-force-base-1.480826

(33) www.airforcemag.com/MagazineArchive/Pages/2018/February%202018/Replacing-Minuteman.aspx

(34) https://tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/00963402.2018.1438219?needAccess=true&

(35) www.everycrsreport.com/files/20180306_RL33640_180fc1a28fc5e527fba0c06d2e5e8ddc8c996287.pdf

(36) www.welt.de/wirtschaft/article167909946/USA-entwickeln-eine-voellig-neue-Bedrohungsrakete.html

(37) https://tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/00963402.2018.1438219?needAccess=true

(38) www.everycrsreport.com/files/20180306_RL33640_180fc1a28fc5e527fba0c06d2e5e8ddc8c996287.pdf

(39) www.everycrsreport.com/files/20180306_RL33640_180fc1a28fc5e527fba0c06d2e5e8ddc8c996287.pdf

(40) www.everycrsreport.com/files/20180306_RL33640_180fc1a28fc5e527fba0c06d2e5e8ddc8c996287.pdf

(41) www.everycrsreport.com/files/20180306_RL33640_180fc1a28fc5e527fba0c06d2e5e8ddc8c996287.pdf

(42) www.stäudel.de/schriften_LS/Soznat-Archiv/SoznatH16-Kremer-Ruestung.pdf

(43) https://de.wikipedia.org/wiki/Pound-force_per_square_inch

(44) https://thebulletin.org/how-us-nuclear-force-modernization

-undermining-strategic-stability-burst-height-compensating-super10578

(45) https://en.wikipedia.org/wiki/Boeing_B-52_Stratofortress

(46) https://tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/00963402.2018.1438219?needAccess=true

(47) https://tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/00963402.2018.1438219?needAccess=true

(48) www.everycrsreport.com/files/20180306_RL33640_180fc1a28fc5e527fba0c06d2e5e8ddc8c996287.pdf

(49) www.military.com/defensetech/2018/01/16/b-52s-replace-b-1bs-latest-bomber-rotation-pacific.html

(50) http://govdocs.rutgers.edu/mil/af/AFI13-520.pdf

(51) https://en.wikipedia.org/wiki/Boeing_B-52_Stratofortress

(52) www.military.com/daily-news/2018/04/13/trump-orders-

military-strike-syria-following-savage-chemical-attack.html

(53) www.airforcetimes.com/news/your-air-force/2018/04/03/air-force

-b-1b-lancers-return-to-al-udeid-after-2-year-absence/

(54) https://en.wikipedia.org/wiki/Boeing_B-52_Stratofortress

(55) https://tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/00963402.2018.1438219?needAccess=true

(56) https://en.wikipedia.org/wiki/W80_(nuclear_warhead)#External_links

(57) https://tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/00963402.2018.1438219?needAccess=true

(58) https://en.wikipedia.org/wiki/B61_nuclear_bomb

(59) https://en.wikipedia.org/wiki/B83_nuclear_bomb

(60) https://fas.org/blogs/security/2015/10/lrso-mission/

(61) https://fas.org/blogs/security/2014/10/w80-1_lrso/

(62) www.atomwaffenfrei.de/fileadmin/user_upload/pdf_Dateien/Materialien/B61_Studie_web.pdf

(63) www.stratcom.mil/Portals/8/Documents/2018%20USSTRATCOM%

20HASC-SF%20Posture%20Statement.pdf?ver=2018-03-07-125520-187

(64) https://en.wikipedia.org/wiki/Anti-nuclear_groups_in_the_United_States

(65) https://pantex.energy.gov/sites/default/files/PTG-16-4137_About_Pantex.pdf

(66) https://en.wikipedia.org/wiki/Pantex_Plant

(67) https://en.wikipedia.org/wiki/Kirtland_Air_Force_Base

(68) https://thebulletin.org/how-us-nuclear-force-modernization

-undermining-strategic-stability-burst-height-compensating-super10578

(69) https://tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/00963402.2018.1438219?needAccess=true

(70) www.au.af.mil/au/awc/awcgate/acsc/00-038.pdf

(71) www.everycrsreport.com/files/20180306_RL33640_180fc1a28fc5e527fba0c06d2e5e8ddc8c996287.pdf

(72) www.theguardian.com/world/2014/jan/15/muclear-missile-officers-suspended-drug-cheating-scandals

(73) www.stripes.com/news/us/9-nuclear-missile-wing-leaders-fired-commander-resigns-1.274969

(74) www.businessinsider.com/the-air-force-just-fired-two-more-nuclear-missile-commanders-2014-11?IR=T

(75) www.everycrsreport.com/files/20180306_RL33640_180fc1a28fc5e527fba0c06d2e5e8ddc8c996287.pdf

(76) www.nst.com.my/world/2018/03/340579/russia-cancels-strategic-talks-unfriendly-us-envoy

(77) http://milfors.de.tl/Die-Modernisierung-der-strategischen-Atomstreitkr.ae.fte-Russlands.htm

(78) www.heise.de/tp/features/Trump-Das-Wettruesten-werde-ich-gewinnen-4009312.html
(79) www.quora.com/How-many-of-the-scientists-involved-in-the-Manhattan-Project-went-on-to-win-a-Nobel-Prize
(80) https://en.wikiquote.org/wiki/The_Fog_of:_War

(81) http://milfors.de.tl/Die-Modernisierung-der-strategischen-Atomstreitkr.ae.fte-Russlands.htm

(82) https://thebulletin.org/how-us-nuclear-force-modernization-undermining-strategic-stability-burst-height-compensating-super10578

(83) https://twitter.com/realDonaldTrump/status/984022625440747520

(84) www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-kreml-verspottet-donald-trump-a-1202704.html

(85) www.heise.de/tp/features/Angeblich-wollte-Trump-auch-russische-und-iranische-Ziele-in-Syrien-angreifen-4024815.html

(86) http://apps.washingtonpost.com/g/documents/politics/the-dncs-lawsuit-against-the-russian-government-trump-campaign-and-wikileaks/2914/

(87) www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-russlands-tote-soeldner-tote-zweiter-klasse-a-1193899.html

(88) www.tagesspiegel.de/politik/syrien-krieg-tod-russischer-soeldner-konfrontiert-die-weltmaechte/20960220.html

(89) www.tagesspiegel.de/politik/russland-ermittlungen-wegen-tod-eines-enthuellungsjournalisten/21177522.html

(90) www.apnews.com/228f57d6e9ee402c8dc3b3342f40fe9e

(91) www.spiegel.de/video/bbc-fake-beitrag-sender-dementiert-atomkrieg-bericht-video-99017073.html