Ukraine-Krieg 2.0 – Update 61 vom 27. April (D+61)
Gerhard Piper
Kriegsverbrechen:
- Butscha:
Der US-Fernsehsender „CNN“ hat Videoaufnahmen einer Militärdrohne vom 12. und 13. März veröffentlicht, die zeigen, wie russische Soldaten und Militärfahrzeuge sich in der Nähe von Leichen von Zivilisten aufhalten. Die russische Seite hatte immer behauptet, die ukrainischen Zivilisten seien erst nach dem Abzug der russischen Truppen von Ukrainer massakriert worden. (https://www.n-tv.de/politik/13-09-CNN-Videos-zeigen-russische-Soldaten-nahe-Leichen-in-Butscha--article23143824.html)
Erst gestern hatte der russische Präsident Wladimir Putin den UN-Generalsekretär António Guterres bzgl. des Massakers angelogen: „Die russische Armee hat damit nichts zu tun.“
Truppenaufmarsch:
Angeblich sind in der russischen Grenzregion Belgorod zwei Raketendivisionen vom Typ ISKANDER-M aufgestellt worden, behauptet der Norddeutsche Rundfunk (NDR). (https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-mittwoch-115.html)
Der „Spiegel“ veröffentlichte eine Karte mit der Dislozierung der russischen Verbände: https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/ukraine-krieg-was-oeffentlich-zugaengliche-daten-ueber-putins-plaene-verraten-a-260f5c31-a8f0-4a68-9b9c-22aef9b64a0f
Gefechte:
- Kharkiw:
In Kharkiw sind durch Beschuss drei Menschen getötet und weitere sieben verletzt worden, teilte der Gouverneur der Region, Oleh Synjehubow mit. Im Raum Kharkiw konnten die Russen einige Geländegewinne erzielen.
Osten:
Die russischen Truppen im Raum Donezk haben Angriffe in Richtung Sjewjerodonezk, Popasna, Kurachowe und Liman vorgetragen sind dabei die Ortschaften Saritschne und Nowotoschkiwske eingenommen. (https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-mittwoch-115.html) Russland hat eigenen Angaben zufolge gestern 33 Luftangriffe gegen 32 Ziele in der Ukraine geflogen. Es handele sich ausschließlich um militärische Objekte, darunter vier Munitionsdepots. Allerdings behält die Ukraine - nach Auffassung des britischen Militärs - die Kontrolle über den Großteil ihres Luftraums. Über die Kampfhandlungen in der Ost-Ukraine berichtet das Institute for the Study of War (ISW) in Washington:
„Russian forces continued to mount unsuccessful ground offensives southward from Izyum toward Barvinkove and Slovyansk on April 25. Ukrainian forces reportedly conducted a limited counterattack and expelled Russian troops from Zavody, about 20 km directly west of Izyum. Russian forces are likely trying to advance through Zavody to bypass deeper-entrenched Ukrainian defenses along the direct highway route to Barvinkove. Effective Ukrainian counterattacks are likely impeding the ability of Russian forces to conduct even tactical encirclements, let alone the operational encirclement of Ukrainian forces in eastern Ukraine that Russian forces likely intend to achieve. Russian forces maintained their positions around Kharkiv city and continued artillery and aviation strikes on Kharkiv city and the surrounding settlements.“ (https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-april-25)
- Irmino:
Die ukrainischen Streitkräfte haben ein Munitionsdepot der Separatisten der „Volksrepublik Luhansk“ in Brand geschossen. Es kam zu mehreren Explosionen.
- Isjum:
Die Russen haben zwei taktische Bataillonsgruppen der 76. Luftlandedivision aus dem Gebiet Belgorod in die Stadt Isjum verlegt. Von Isjum rücken die russischen Angriffsformationen weiter in südlicher Richtung nach Barwinkowe vor. Sie haben die Ortschaften Sawody und Welyka Komyschuwacha bereits eingenommen, zumindest sind sie bis zum Nordrand von Welyka Komyschuwacha vorgedrungen. An den Kämpfen waren folgende russische Verbände beteiligt: 1. Garde Panzerarmee, 20. Kombinierte Armee, 35. Kombinierte Armee und das 68. Armeekorps. Weiter westlich sollen russische Marineinfanterieeinheiten in Richtung Slovyansk vorgehen. (https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-april-26)
Die Russen versuchen in dem Gebiet, 30.000 bis 50.000 ukrainische Soldaten einzukesseln. (https://www.focus.de/politik/ausland/das-ukraine-update-vom-27-april-heftige-kaempfe-im-osten-krieg-dauert-noch-viele-monate-das-ist-in-der-nacht-passiert_id_72885571.html)
- Kreminna:
Am 25. April starben bei einer Gasexplosion ranghohe Vertreter der Separatisten aus Luhansk. Einheiten der russischen 90. Garde Panzerdivision stoßen in Richtung Kreminna vor.
- Lyman:
Die russische Armee stößt weiter in Richtung Lyman in der Region Donezk vor. Dabei hat sie die Ortschaften Saritschne und Nowotoschkiwske erobert.
- Saporischschja:
Ein Waffendepot wurde in der ukrainischen Region Saporischschja getroffen. Generalmajor Igor Konaschenkow erklärte dazu: „Mit hochpräzisen seebasierten Langstreckenraketen vom Typ KALIBR wurden auf dem Gelände des Aluminiumkombinats Saporischschja Flughallen mit einer großen Ladung ausländischer Waffen und Munition zerstört.“ Der Angriff wurde durch die ukrainischen Militärbehörden bestätigt.
- Severodonetsk:
Bei Kämpfen im Raum Severodonetsk hat die 30. Selbstständige MotSchützen Brigade der Russen schwere Verluste erlitten. (https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-april-25) Zur ihrer Unterstützung stürmt die 12. Selbstständige Garde Pionierbrigade aus Zentralrussland ebenfalls auf Severodonetsk vor. (https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-april-26)
- Sumy:
Aus der Region Sumy im Nordosten des Landes hieß es, in den vergangenen Tagen habe es praktisch in der gesamten Gegend an der Grenze Beschuss mit schwerer Artillerie gegeben, sagte der Gouverneur der Region Dmytro Schywyzkyj.
Süden:
Das Institute fort he Study of War (ISW) fasste die Kämpfe in der Süd-Ukraine so zusammen:
„Russian forces are reportedly forcing residents of Velyka Oleksandrivka (roughly 15 kilometers from the Kherson-Mykolaiv administrative border) to evacuate their homes. The Ukrainian General Staff additionally reported that Russian forces suffered losses in the towns of Novodmytrivka and Bilousove, both within 20 kilometers of the Kherson-Mykolaiv administrative border. The Russian presence in areas near the border likely indicates preparation for an offensive in the direction of Mykolaiv. Russian missiles hit Odesa, Zaporizhia, Dnipropetrovsk, and Mykolaiv on April 26. The mayor of Melitopol claimed on April 25 that Russian forces are blocking men from leaving the city and forcing them to mobilize into the Russian army.“ (https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-april-26)
- Kherson:
Russische Kräfte haben in Kherson eine pro-ukrainische Kundgebung mit Tränengas und Blendgranaten aufgelöst.
- Mariupol:
Olexij Arestowytsch, Militärberater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, widerspricht Aussagen der letzten verbliebenen Mariupol-Verteidiger, wonach ihnen Munition und andere Vorräte ausgehen: „Sie haben sich über Jahre auf diesen Moment vorbereitet. (…) Ich weiß ganz sicher, dass sie genug Munition, Lebensmittel und Medizin für viele weitere Wochen auf Lager haben." (https://www.n-tv.de/politik/10-32-Von-der-Leyen-nennt-russischen-Gasstopp-Erpressungsversuch--article23143824.html)
Die Russen sollen ihre Marineinfanterie aus der Stadt abgezogen und nach Volnovakha verlegt haben. Die russische Luftwaffe setzt bei ihren Angriffen auf Mariupol im verstärkten Maßen ungelenkte Freifallbomben ein, so dass mit entsprechenden Verlusten unter der Zivilbevölkerung zu rechnen ist. In den Straßen patrouillieren Polizeibeamte aus den Separatistengebieten in der Ost-Ukraine.
- Mykolajiw:
Die ukrainischen Streitkräfte konnten bei Mykolajiw am 24. April zwei russische Spezialeinheiten, die Sabotageaktionen durchführen wollten, zurückschlagen. Die russischen Einheiten verloren dabei rund fünfzig Prozent ihres Personalbestandes. (https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-april-25)
Russland:
- Staraja Nelidowka:
In der Nähe des Dorfes Staraja Nelidowka, in der Region Belgorod, ist ein Munitionsdepot in Brand geraten, teilte der Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow mit. Mehrere Explosionen waren zu hören. (https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-mittwoch-115.html)
Transnistrien:
Die pro-russische Republik Transnistrien ist in der letzten Nacht von ukrainischem Territorium aus beschossen worden, meldet das regionale Innenministerium. Zunächst wurde der Flughafen von Tiraspol zweimal beschossen. Anschließend wurde Kolbasna, ein Ort mit einem großen Munitionslager mit 20,000 Tonnen Munition und Militärmaterial aus Sowjetzeiten, beschossen. Außerdem habe man über dem Dorf bewaffnete Drohnen gesichtet. Kolbasna liegt ca. 2 km von der Grenze zur Ukraine entfernt. (https://www.n-tv.de/politik/11-15-Habeck-erwartet-Ende-von-Rosneft-Betrieb-in-Schwedt--article23143824.html)
Die beiden zerstörten Sendemasten verbreiteten evangelikale Beiträge, sie dienten seit Kriegsbeginn der Verbreitung russischer Propaganda.
Zivilbevölkerung:
In der Landeshauptstadt Kiew sollen etwa 60 Denkmäler, die mit Russland oder der Sowjetunion zusammenhingen, demontiert werden. Die Arbeiten haben bereits begonnen. Darüber hinaus gibt es Pläne zur Umbenennung von 460 Straßen und anderer Objekte.
Die USA wollen armen, von Kriegs-bedingten Ausfällen bei Getreidelieferungen betroffenen Ländern helfen. Das US-Landwirtschaftsministerium und die US-Behörde für Entwicklungshilfe (Agency for International Development – USAID) wollen dafür zusammen 700 Millionen Dollar (663 Mio. Euro) aufbringen. Das Geld sei für Notmaßnahmen in Kenia, Äthiopien, Sudan, Somalia, Süd-Sudan und Jemen vorgesehen.
NATO:
Auf der Ramstein AB wurde der „Ukraine Defense Consultative Workshop“ beendet; man einigte sich auf weitere Waffenlieferungen und monatliche Treffen der „Consultative Group“.
Bedrohung: Der russische Präsident Wladimir Putin droht jenen Ländern, die die Ukraine unterstützen, mit schnellen Gegenschlägen. Wer sich von außen einmischen wolle und eine für Russland unannehmbare strategische Bedrohung schaffe, müsse wissen, dass die Antwort „blitzschnell, rasch“ sein werde: „Wir haben dafür alle Instrumente. (…) Und wir werden nicht prahlen. Wir werden sie anwenden, wenn es nötig ist. Und ich will, dass alle das wissen.“ Die notwendigen Entscheidungen seien bereits gefällt. (https://www.n-tv.de/politik/17-50-Lambrecht-Nur-150-der-350-Schuetzenpanzer-Puma-einsatzbereit--article23143824.html)
BRD:
Politik: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte in seiner Bundestagsrede am 27. Februar erklärt: „Wir erleben eine Zeitenwende.“ Da sich aber nichts dergleichen getan hat, fragt man sich, was er vorausschauend gemeint haben könnte. Vielleicht die Umstellung auf „Sommerzeit“ am 27. März?
Bedrohungsperzeption: Laut einer „Forsa“-Umfrage im Auftrag von „ntv“ haben 59 Prozent die Befürchtung, dass sich der Krieg in der Ukraine auch auf andere Länder in Europa ausweiten oder es sogar zu einem Dritten Weltkrieg kommen könnte, wenn immer mehr Waffen wie auch Panzer an die Ukraine geliefert werden. 37 Prozent teilen diese Sorge nicht. Wobei die Sorge im Osten größer ist (76 zu 20 Prozent) als im Westen des Landes (56 zu 40 Prozent). Am größten ist diese Sorge bei Anhängern der Linken (98) sowie der AfD (79), am geringsten bei Grünen-Wählern (42). Derweil meinen 39 Prozent, dass Deutschland vollständig auf russisches Erdgas verzichten sollte, auch wenn es dadurch zu Engpässen und einer erheblichen Verteuerung kommt. 56 Prozent sind gegen einen vollständigen Verzicht. Im Osten, wo besonders viele Haushalte von russischem Gas abhängig sind, sprechen sich 70 Prozent gegen einen Verzicht aus, im Westen sind es 53 Prozent. Für einen vollständigen Verzicht sprechen sich mehrheitlich nur die Anhänger der Grünen aus. Eine Mehrheit von 61 Prozent der Bürger glaubt zudem, dass Russland künftig alle Gaslieferungen nach Deutschland einstellen könnte. 30 Prozent rechnen nicht damit. (https://www.n-tv.de/politik/22-13-USA-helfen-Laendern-wenn-Getreidelieferungen-ausfallen--article23143824.html)
Auch der Bewahrer der deutschen Sicherheit, Markus Söder (CSU), verlieh seinen Gedanken Ausdruck: „Natürlich helfen wir. Aber wir müssen aufpassen, dass Deutschland am Ende nicht plötzlich selbst im Krieg ist.“ Deutschland dürfe sich nicht in den Krieg „hineinzerren lassen“. Viele Bundesbürger fürchten darüber hinaus den sozialen Abstieg. (https://www.spiegel.de/politik/deutschland/ukraine-markus-soeder-warnt-vor-hineinzerren-deutschlands-in-den-krieg-a-4800afc9-2433-4d0e-bd33-218dbca5a607)
Waffenexporte: Die Bundesregierung hat eine eigene Webseite „Militärische Hilfe für die Ukraine“ eingerichtet, auf der sie zu ihrer Waffenexportpolitik gegenüber der Ukraine Stellung nimmt: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/krieg-in-der-ukraine/faq-waffenlieferungen-2027766
Unklar ist, ob das verlogene Angebot zur Lieferung von FlakPz GEPARD tatsächlich umgesetzt wird, da für das Zwillingsgeschütz KDA L/90 (30-mm) des Schweizer Herstellers „Oerlikon“ möglicherweise nur noch 23.000 Schuss Munition vorhanden ist. Das reicht für zwei Minuten Dauerfeuer eines einzelnen Panzers. Nun versucht die Bundesregierung irgendwo noch weitere Patronen aufzutreiben, u. a. in Brasilien und Katar. Dazu erklärte der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk:
„(D)iese Waffensysteme haben wir noch in den ersten Kriegstagen in Berlin erbeten, weil die ukrainische Armee sie gut gebrauchen könnte. Uns wurde mitgeteilt, dass es gar keinen Sinn macht, weil die notwendige Munition fehlt. Bis heute hat sich dabei nichts geändert. Daher stand das Thema Gepard nicht auf der Tagesordnung der bilateralen Gespräche der letzten Wochen. Sollte die Munition in den nächsten Tagen vom deutschen Verteidigungsministerium nicht besorgt werden, würde die Ukraine auf dieses Angebot Deutschlands wohl verzichten müssen." (https://www.n-tv.de/politik/10-32-Von-der-Leyen-nennt-russischen-Gasstopp-Erpressungsversuch--article23143824.html)
Die Linkspartei setzt sich weiter dafür ein, dass die Ukraine möglichst wehrlos bleibt und von den befreundeten Russen umso leichter plattgemacht werden kann. Die Bundestagsabgeordnete Sevin Dagdelen sprach sich daher gegen die Lieferung des FlakPz GEPARD aus. Dies sei ein „gefährlicher Beitrag zur Kriegseskalation“ und ein „Tabubruch“: „Die Ampel macht Deutschland damit faktisch zur Kriegspartei gegen die Nuklearmacht Russland.“
In gleicher Manier äußerte sich die Putin-Versteherin Sarah Wagenknecht: Es sei „vollkommen verantwortungslos, dass die Bundesregierung Deutschland durch die Lieferung der Gepard-Panzer immer mehr zur Kriegspartei macht und damit in akute Gefahr bringt“. Es sei nicht zu erwarten, „dass die Atommacht Russland sich ohne eine halbwegs gesichtswahrende Lösung aus der Ukraine zurückziehen wird.“ Ansonsten sprach sich Wagenknecht für die Erfüllung der russischen Ziele aus: kein NAO.-Beitritt und weitgehende Autonomie des Donbass. (https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-mittwoch-115.html)
Energieversorgung: Das sich mehrere Energieversorgungsbetriebe in Deutschland in russischem (Staats-)Besitz befinden, gerät man nun in Schwierigkeiten. Die Bundesregierung rüstet sich für ein Ende des Betriebs der Öl-„PCK“-Raffinerie in Schwedt an der Oder durch den russischen Konzern „Rosneft“. Für den Fall, dass „Rosneft“ die Raffinerie nicht mehr kontrolliere, wolle man Schwedt über den Hafen Rostock mit Öl beliefern, erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. „Rosneft“ ist an insgesamt drei Raffinerien in Deutschland beteiligt: „PCK“ in Schwedt, „MiRO“ in Karlsruhe und „Bayernoil“ in Neustadt a. d. Donau). Sie zählen zu den modernsten Anlagen Westeuropas.
Der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) verlangt Nachbesserung bei der Finanzierung des „Neun-Euro-Tickets“. Der Bund habe das Ticket „aus ideologischen Gründen“ angekündigt, es sei bloß ein „Werbegag“ und nun wolle der Bund die erforderlichen Finanzmittel nicht aufbringen: „Es gibt wahrscheinlich überfüllte Züge und die Leute sind frustriert.“
Sanktionen: Der Chemiekonzern „BASF“, der auf Gaslieferungen aus Russland angewiesen ist und in den letzten Jahrzehnten unter seinem Vorsitzenden Martin Brudermüller mit dem russischen Regime immer „gut“ zusammengearbeitet hat, stoppt seine Aktivitäten in Russland und Belarus. Bereits seit März schließt das Unternehmen keine neuen Geschäfte mehr mit Russland ab, nun werden auch die bestehenden Geschäftsverhältnisse in den Ländern eingestellt, vorerst bis Anfang Juli. Von der Entscheidung betroffen seien in Russland und Belarus 684 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie würden bis zum Jahresende weiter unterstützt.
Gegensanktionen: Angesichts des russischen Gasembargos gegen Polen und Bulgarien macht man sich in Berlin Sorgen, die Russen könnten auch Deutschland den „Gashahn“ zudrehen. Schließlich gilt die BRD angesichts ihrer Unterstützung der ukrainischen Souveränität als „unfreundliches Land“, aber immerhin haben die doofen Russen Deutschland noch nicht zum „Feindstaat“ erklärt. Jedenfalls ist es gut, dass die alte Feindstaatenklausel aus der UN-Charta seit dem 9. Dezember 1994 als „hinfällig“ gilt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Feindstaatenklausel)
Dänemark:
In der vergangenen Woche hatte Dänemark zugestimmt, bis zu 1.000 weitere Soldaten nach Lettland zu schicken. Die ersten Streitkräfte sind gestern Abend auf dem Militärstützpunkt Adazi angekommen, wo sie beim dort stationierten NATO-Bataillon untergebracht werden.
Spanien:
Spanien verrweigert dem maltesischen Schiff „Black Star“ mit russischer Ladung an Bord die Einfahrt in seine Gewässer. Es gäbe Hinweise, dass sie „Ladung von dem mit EU-Sanktionen belegten russischen Schiff 'Andrej Perwoswannij' geladen hat“, erklärt das spanische Verkehrsministerium. Demnach hat die europäische Meeressicherheitsbehörde festgestellt, dass die Fracht des russischen Schiffs im Meer vor Malta auf die „Black Star“ umgeladen wurde, um offenbar die Sanktionen zu umgehen.
Polen:
Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki sieht in dem Stopp russischer Gas-Exporte einen „direkten Angriff“ auf sein Land: „Diesmal hat Russland die Grenze des Imperialismus, des Gasimperialismus, noch einen Schritt weiter verschoben.“ (https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-mittwoch-115.html) Der polnische Gasversorger „PGNiG“ wird alle möglichen rechtlichen Schritte gegen den Stopp russischer Gaslieferungen ausschöpfen.
Australien:
Australien liefert der Ukraine sechs Feldhaubitzen des britischen Typs M777 (155 mm).
Russland:
Sanktionen: Seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar sind nach Moskauer Zählung weltweit etwa 400 russische Diplomaten/Agenten aus ihren Stationierungsländern ausgewiesen worden. (https://www.n-tv.de/politik/17-50-Lambrecht-Nur-150-der-350-Schuetzenpanzer-Puma-einsatzbereit--article23143824.html)
Die russische Wirtschaft könnte Regierungsunterlagen zufolge in diesem Jahr um bis zu 12,4 Prozent schrumpfen. Die Arbeitslosenquote dürfte in diesem Jahr bei 6,7 bis 9,5 Prozent liegen. Das real verfügbare Einkommen in Russland sinkt nach amtlichen Schätzungen im ersten Quartal des Jahres um 27,8 Prozent im Vergleich zum letzten Quartal 2021. Die Inflationsrate liegt derzeit bei ca. 20 Prozent.
Gegensanktionen: Die russische Regierung hat acht Diplomaten/Agenten des Landes verwiesen. Außerdem wurden drei Mitarbeiter der norwegischen Botschaft des Landes verwiesen.
Der russische Gaskonzern „Gazprom“ hat am Morgen die Gasversorgung für Polen und Bulgarien entgegen den Liefervereinbarungen eingestellt. „Gazprom“ hatte seine Maßnahme erst am Abend zuvor angekündigt.
Die polnische Klimaministerin Anna Moskwa erklärte: „Seit Mittwochmorgen fließt kein russisches Gas mehr durch die Jamal-Pipeline, der Hahn wurde zugedreht.“ Nach Angaben des polnischen Gasunternehmens „Polskie Górnictwo Naftowe i Gazownictwo S.A.“(PGNiG) mit Sitz in Warschau hat Polen für die nächste Zeit genügend Vorräte.
Bulgariens Energieminister Alexander Nikolow sieht die Gas-Versorgung für Verbraucher seines Landes für mindestens einen Monat gesichert. Gleichzeitig warf er Russland Vertragsbruch vor. Bulgariens Gasunternehmen „Bulgargas“ habe für den Import im April bereits bezahlt.
Griechenland hat Bulgarien Unterstützung bei der Gasversorgung zugesichert. Regierungschef Kyriakos Mitsotakis und sein Amtskollege Kiril Petkow besprachen dafür in einem Telefonat verschiedene Möglichkeiten. So soll Bulgarien über den griechischen Hafen Alexandroupolis mit Flüssiggas beliefert werden. Außerdem könnte Bulgarien schneller als geplant an die Trans Adria Pipeline (Tap) (Aserbaidschan – Türkei – Griechenland – Italien) angebunden werden. Außerdem will Griechenland seine Speicherkapazitäten erhöhen. (https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-news-am-mittwoch-praesidentenberater-warnt-vor-krieg-bis-jahresende-a-d2a17d49-2ddd-4ec5-8a5e-4680412d9014)
Die Pipeline „Jamal“ hat eine 4196 km lange Pipeline, durch die Erdgas von der Jamal-Halbinsel in Sibirien durch Russland, Belarus und Polen bis nach Deutschland transportiert wird. Die „Jamal“-Leitung wurde 1999 fertiggestellt. Die volle Kapazität von 33 Mrd. Kubikmeter pro Jahr wurde erstmals 2006 genutzt. Auf deutschem Gebiet heißt die Pipeline „Jamal-Gas-Anbindungs-Leitung“ (Jagal). Sie endet an der Verdichterstation in Lebus-Mallnow, die dem Gasunternehmen „Gascade“ gehört. Bereits Anfang November 2021 hatte der belarussische Präsident Aljaksandr Lukaschenka mit der Blockierung der Gasleitung durch Belarus gedroht. In Belarus führt eine Abzweigung „Yamal II“/ „Transgas“ bis zum „Baumgarten Gas Hub“ in Österreich. (https://de.wikipedia.org/wiki/Erdgasleitung_Jamal%E2%80%93Europa)