Ukraine-Krieg 2.0 – Update 49 vom 15. April (D+49)
Gerhard Piper
Truppenaufmarsch:
Nach US-Einschätzung haben die russischen Streitkräfte innerhalb der Ukraine, d. h. im Osten und Süden des Landes, insgesamt 65 taktische Bataillonsgruppen disloziert, mit denen sie nun ihre „Oster-Offensive“ starten können. (https://edition.cnn.com/europe/live-news/ukraine-russia-putin-news-04-14-22/h_312213803972ddfd3de6696c16f4d172?tab=all)
Gefechte:
Laut der Nachrichtenagentur Reuters wurden gewaltige Explosionen aus Kiew, dem südlichen Kherson, Kharkiw im Osten und Iwano-Frankiwsk im Westen gemeldet. Ukrainische Medien berichteten über Stromausfälle in Teilen der Hauptstadt Kiew.
- Kiew:
Russland will nach eigenen Angaben verstärkt Kiew unter Raketenbeschuss nehmen. Nachdem in der Nacht ein militärisches Ziel am Stadtrand mit Marschflugkörpern attackiert worden sei, planen man nun weitere Angriffe auf die ukrainische Hauptstadt, teilte das Moskauer Verteidigungsministerium mit. In Kiew waren am Freitag so starke Explosionen zu hören, wie kaum seit dem jüngsten Rückzug russischer Truppen aus der ukrainischen Hauptstadt. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, bei der Attacke in der Nacht sei die Fabrik „Wisar“ (5 km südwestlich des Stadtrandes) getroffen worden, in der Raketen gebaut und repariert würden. Dazu gehörten Flugabwehrraketen S-300 aber auch Anti-Schiffs-Raketen. Möglicherweise war der Angriff eine Revanche für die Versenkung der „Moskwa“.
- Kharkiw:
Seit Kriegsbeginn sind in Kharkiw 503 Zivilisten ums Leben gekommen, darunter 24 Kinder, erklärte Regionalgouverneur Oleg Synegubow am Gründonnerstag.
Osten:
Über den Stand der geplanten „Oster-Offensive“ berichtet der „Spiegel“ am Karfreitag:
„Russische Einheiten versuchen ukrainischen Angaben zufolge derzeit vorrangig, die Städte Popasna und Rubischne im Gebiet Luhansk im Osten der Ukraine einzunehmen. Sie seien dabei aber nicht erfolgreich, hieß es im Morgenbericht zur militärischen Lage des ukrainischen Generalstabs am Freitag. Kiew erwartet in den nächsten Tagen eine Großoffensive russischer Einheiten im Osten des Landes.
Binnen 24 Stunden habe man in den Gebieten Luhansk und Donezk an acht Stellen Angriffe abgewehrt und dabei mehrere russische Panzer und ein Artilleriesystem zerstört, heißt es in dem Generalstabsbericht weiter. Die Ukraine hat dort besonders starke Truppen, die seit 2014 die Front gegen die von Moskau gelenkten und ausgerüsteten Separatistenrepubliken Donezk und Luhansk halten. (…)
In den vergangenen 24 Stunden habe es in der Region im Osten der Ukraine 34 Angriffe gegeben. Dabei sei ein Mensch getötet und acht weitere seien verletzt worden.“ (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-krieg-das-geschah-in-der-nacht-zu-freitag-a-b83ffc8c-81e8-4cd2-9517-0970345cc95a)
Militärbeobachter rechnen mit einem langandauernden „protracted war“. Der Vorsitzende der Joint Chiefs of Staff (CJS), US-General Mark Alexander Milley, erklärte: „Wie das ausgeht, ist im Moment offen, glaube ich.“ (https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-russland-beklagt-bedeutende-verluste-nato-verstaerkt-waffenlieferungen-a-4691f42b-f0e4-4382-af01-8b386403694e)
Der frühere Bundeswehrgeneral Hans-Lothar Domröse, ehemaliger Kommandeur des Allied Joint Force Command (JFC) in Brunssum (Niederlande), meinte in einem Videobeitrag, in dem offenen Gelände im Städtedreieck Kharkiw, Donezk und Dnipro (400 mal 250 km) müssten die ukrainischen Streitkräfte immer wieder „zurückgehen und stechen“:
„Es geht darum, soviel Land und Leute zu verteidigen, wie möglich. Wenn man dieses Dreieck 400 mal 250 km behalten will, dann muss man sich bewegen, wenn der Druck größer wird. Und da kommt dann die Frage auf, hab‘ ich gepanzerte Fahrzeuge, mit denen ich mich geschützt bewegen kann, wo ich zurückgehen kann und immer wieder stechen – zurück und stechen. Am schlimmsten wäre natürlich, wenn die ukrainischen Kräfte eingeschlossen werden, wenn dies Dreieck zu ist. Wenn der Russe sozusagen schneller ist, und wenn die dann eingeschlossen sind, dann ist Ende, dann ist die Armee geschlagen und das ist der späteste Zeitpunkt zur Aufgabe. Das würden wir nicht wünschen wollen. (…)
Das ukrainische Militär, auch die Zivilbevölkerung, muss befürchten eine gewaltige Walze. Also wir sehen Aleppo, Grosny vor Augen, Tschetschenien gewissermaßen, also die walzen sich gewissermaßen durch und sagen, „egal was ist, ich unterstelle, dass der Auftrag so lautet, egal was es kostet“, und das heißt für die Ukrainer, sie müssen schnell sein, die müssen sich verstecken, die müssen ausweichen und ihn (gemeint ist der Russe, G. P.), die immer wieder stellen und gleichzeitig haben sie noch den schweren, schweren Auftrag, ihre Bevölkerung über Korridore zu retten. Also das ist eine Mammutaufgabe, die auf sie zukommt. (…)
Das kann man gar nicht schätzen, das Elend für die Menschen. Die sind ja teilweise acht Jahre im Krieg, alle müde, alle gucken irgendwie geradeaus, wie hohl, gucken durch einen durch. Da kannst du doch fast nur heulen. Millionen Menschen sind doch traumatisiert! Und ich mag mir gar nicht vorstellen, dass die Ukraine dann schmilzt bis auf den Dnepr-Fluss, grob ein Drittel abgeschnitten, wenn es schlimm kommt... Das alleine und... Ich kann es kaum in Worte fassen. Und die paar Russen, die da wirklich dann leben, denen geht es ja auch nicht gut. Die sind dann vielleicht ‚russisch befreit‘. Naja, russisch befreit, aber in einer kaputten Infrastruktur. Also das Ganze ist eine Dimension, die alles das, was ich gesehen habe, übersteigt, aus persönlichem Erleben. Ich habe leider Tote und Gefallene gesehen, aber in diesem Ausmaß, diese Zerstörung, das übersteigt alles.“ (https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-ex-nato-general-hans-lothar-domroese-ueber-russlands-ost-offensive-a-0c783e88-3f12-4dcf-a701-08de0e5038cf)
- Borowa:
Beim Beschuss von Flüchtlingsbussen sollen sieben Menschen getötet worden sein. 27 weitere Menschen sollen durch den Angriff russischer Soldaten in der Ortschaft Borowa im Kreis Isjum verletzt worden sein, teilte die Staatsanwaltschaft des Gebietes Kharkiw mit.
- Dnipro:
Im Gebiet Dnipropetrowsk werden beinahe täglich Treibstofflager und Fabriken mit Raketen angegriffen.
- Losova:
Der Eisenbahnknotenpunkt Losowa im Gebiet Kharkiw wurde mit Raketen angegriffen, die Gleise zerstört.
- Poltawa:
Eine Erdölraffinerie bei Poltawa (in Krementschuk?) wurde komplett zerstört, ebenso eine weitere Raffinerie bei Odessa.
- Schtschastja:
Die ukrainische Armee hat – nach eigenen Angaben - die Stadt Schtschastja in der Region Luhansk zurückerobert. Dabei wurden 50 russische Soldaten getötet. (https://www.ukrinform.de/rubric-defense/3411213-ukrainische-armee-erobert-schtschastja-zuruck-50-besatzer-getotet.html)
Süden:
- Mariupol:
Russland hat nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums zum ersten Mal seit Beginn der Invasion Langstreckenbomber zum Angriff auf die Hafenstadt Mariupol eingesetzt. So erklärte Oberst Oleksandr Motuzianyk:
"On April 14, two Russian strategic heavy bombers Tu-95/-160 have launched cruise missiles hitting the territory of Ukraine from Krasnodar Krai of Russian Federation airspace. (…) Also for the first time from the start of the armed aggression bombs were dropped by a long-range bombers Tu-22M3. This airstrike took place, hitting Mariupol." (https://edition.cnn.com/europe/live-news/ukraine-russia-putin-news-04-15-22/index.html)
Der Leiter des Welternährungsprogramms (WFP) der UN, David Beasley, hat auf das große Leid in Mariupol aufmerksam gemacht. In der Hafenstadt seien weit über 100.000 Zivilisten eingeschlossen, die dringend Nahrung, Wasser und Heizung benötigen. Die russischen Streitkräfte, die den Zugang zur Stadt kontrollieren, ließen keine Hilfsgüter zu: „Wir werden die Menschen in Mariupol und andere Menschen, die wir nicht erreichen können, nicht aufgeben. Aber die Situation ist verheerend: Die Menschen sind am Verhungern.“ (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-krieg-das-geschah-in-der-nacht-zu-freitag-a-b83ffc8c-81e8-4cd2-9517-0970345cc95a)
Russland:
Angeblich haben die ukrainischen Streitkräfte am Gründonnerstag erneut Ziele bei Belgorod angegriffen.
Zivilbevölkerung:
Nach Schätzungen des Welternährungsprogramm (WFP) der UN haben ein Drittel der Gesamtbevölkerung in der Ukraine und insbesondere 60 Prozent der Binnenflüchtlinge die Sorge, nicht genügend Nahrung für ihre Familie zu finden. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-auswirkungen-des-ukrainekriegs-auf-den-welthunger-uno-legt-100-millionen-dollar-programm-auf-a-85d1673c-f3ea-4640-b636-01f473dd898b)
Der Ukrainekrieg zieht weite Kreise. Nach Angaben der UNO vom Mittwoch können bis zu 1,7 Milliarden Menschen in 107 Ländern von wenigstens einer der drei internationalen Kriegsfolgen betroffen sein: Lebensmittelverknappung, mangelnde Energieversorgung oder finanzielle Belastung. (https://edition.cnn.com/europe/live-news/ukraine-russia-putin-news-04-14-22/h_312213803972ddfd3de6696c16f4d172?tab=all)
Die Uno stellt 100 Millionen Dollar (92 Millionen Euro) für den Kampf gegen die wegen des Ukrainekriegs drohende Verschärfung der Hungersnot im Jemen und mehreren afrikanischen Ländern bereit. Von der Gesamtsumme gehen 14 Millionen nach Somalia, zwölf Millionen nach Äthiopien, vier Millionen nach Kenia, 20 Millionen in den Sudan, 15 Millionen in den Südsudan, 15 Millionen nach Nigeria und 20 Millionen in den Jemen. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-auswirkungen-des-ukrainekriegs-auf-den-welthunger-uno-legt-100-millionen-dollar-programm-auf-a-85d1673c-f3ea-4640-b636-01f473dd898b)
ABC-Waffen:
Atomwaffen / AKWs:
Angesichts der Absicht Schwedens und Finnlands der NATO kurzfristig beizutreten, erklärte der frühere Staatspräsident Dmitrji Medwedew, die beiden Staaten seien nun „offiziell Gegner Russlands“. Russland müsse in diesem Fall seine Verteidigungspolitik stärken, so der jetzige Vizesekretär des russischen Sicherheitsrates. „Da kann es keine Gespräche mehr über ein atomwaffenfreies Baltikum mehr geben.“ (https://www.spiegel.de/ausland/dmitrij-medwedew-droht-nato-im-falle-von-aufnahme-schwedens-und-finnlands-a-1495e71a-6cba-42cd-867e-027c74dd456c)
Diese merkwürdige Erklärung Medwedews musste überraschen:
1. Ist das Baltikum keine atomwaffenfreie Zone, weil die Russen in der Enklave Kaliningrad Atomwaffen stationiert haben.
2. Es keine Gespräche über „ein atomwaffenfreies Baltikum“ gab, gibt und auch – in absehbarer Zukunft - nicht geben wird.
3. Die NATO keine Absichten hat, im Baltikum Atomwaffen zu stationieren.
So konnte es nur irritieren, dass der frühere Staatspräsident und Oberbefehlshaber der russischen Atomstreitkräfte so schlecht über die nuklearen Verhältnisse im eigenen Land informiert ist. Daher stellt sich die Frage, in welchem Umfang der amtierende Oberbefehlshaber Putin informiert und orientiert ist. Der hatte in der Vergangenheit auch schon schwer verständliche Erklärungen zu seinem Atompotential abgegeben.
William „Bill“ Joseph Burns, seit dem 19. März 2021 Chef des US-amerikanischen Auslandsgeheimdienstes Central Intelligence Agency (CIA), mahnte am Donnerstag, die Gefahr, dass Russland in der Ukraine taktische Atomwaffen oder Atomwaffen mit geringer Sprengkraft einsetzen könnte, sollte man auf Grund der wiederholten russischen Nuklearwarnungen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Bislang hätten die USA dafür aber kaum praktische Belege wie Truppenbewegungen oder militärische Vorbereitungen gesehen. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-krieg-das-geschah-in-der-nacht-zu-freitag-a-b83ffc8c-81e8-4cd2-9517-0970345cc95a)
"Given the potential desperation of President Putin and the Russian leadership, given the setbacks that they've faced so far militarily, none of us can take lightly the threat posed by a potential resort to tactical nuclear weapons or low yield nuclear weapons. (…)
While we've seen some rhetorical posturing on the part of the Kremlin about moving to higher nuclear alert levels, so far we haven't seen a lot of practical evidence of the kind of deployments or military dispositions that would reinforce that concern—but we watch for that very intently. (…)
His circle of advisors has narrowed and in that small circle it has never been career-enhancing to question his judgment or his stubborn, almost mystical belief that his destiny is to restore Russia's sphere of influence.“
Burns warnte vor der Unberechenbarkeit einer Persönlichkeit wie Putin: "risk appetite has grown as his grip on Russia has tightened.” (https://edition.cnn.com/europe/live-news/ukraine-russia-putin-news-04-14-22/h_312213803972ddfd3de6696c16f4d172?tab=all)
Interessant ist, dass Burns hier zwischen „tactical nuclear weapons“ und „low yield nuclear weapons“ unterscheidet. In der Regel werden die „Atomwaffen geringer Sprengkraft“ als Untergruppe zu den „taktischen Atomwaffen“ gezählt. Dass Burns hier die „Atomwaffen geringer Sprengkraft“ extra aufführt, deutet auf eine besondere Gefährdungslage hin.
Dabei ist nicht genau klar, bis zu welcher Detonationsstärke man – und hier insbesondere Burns - bei einer Atomwaffe von „low yield“ sprechen kann. Sicherlich gehören die „Mini-nukes“ dazu, aber auch Atomwaffen im Kilotonnenbereich, nicht aber Wasserstoffbomben mit einer Sprengkraft von ein oder mehreren Megatonnen. So könnte man die Atombomben von Hiroshima (ca. 11,5 Kt) und Nagasaki (ca. 20 Kt) – nach heutigem Maßstab - durchaus als „low yield“-Waffen bezeichnen. Neben der Frage der Sprengkraft spielt bei der Einteilung in „low-yield“-Waffen auch deren Verwendungszweck eine Rolle. Nukleare Sabotagebomben und Atomminen gehören zweifelsfrei in diese Kategorie. Zu nennen wären hier beispielsweise die alten Kompakt- bzw. Kofferbomben vom Typ RA-115 und deren maritime Variante RA-115-01 aus den achtziger Jahren. Diese „kleinen“ Bomben hatten nur ein Eigengewicht von 23 bis 27 kg und wurden vom Militärgeheimdienst GRU schon damals für Spezialeinsätze eingeplant. Unklar ist, wieviele von den alten Kofferbomben noch existieren; die technische Lebensdauer eines russischen Nuklearsprengsatzes beträgt i. d. R. nur fünf bis sechs Jahre. (https://en.wikipedia.org/wiki/Russia_and_weapons_of_mass_destruction)
Nun muss das CIA-Directorate of Analysis mit ihren „Targeting Analysts“ und „Military Analysts“ die Bedrohungslage im Auge behalten. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass Militäranalytiker die existentiellen „early warning“-Kapazitäten der National Security Agency (NSA) zu unrecht immer wieder vernachlässigen.
In diesem Zusammenhang wurde auch bekannt, dass die US-Regierung ihre nachrichtendienstliche Zusammenarbeit mit den ukrainischen Diensten kurzfristig ausbaut, wie „CNN“ berichtet:
„US President Joe Biden's administration is expanding its intelligence sharing with Ukraine to allow more information on Russian activities in eastern Ukraine and Crimea to be shared, as the US believes that Russia is shifting its strategy to concentrate on the south and the east, according to US officials and another source familiar with the matter. (…)
With the shift in Russia’s military efforts in southern and eastern Ukraine, we modified our guidelines to provide operators added clarity to enable intelligence sharing with Ukraine to defend themselves in what is sure to be a dynamic battle space,” a US intelligence official told CNN.
The official said that the US “has been sharing and will continue to share intelligence with the Ukrainians to support their ability to defend themselves against Russian aggression originating from anywhere in Ukraine.” (https://edition.cnn.com/europe/live-news/ukraine-russia-putin-news-04-14-22/h_312213803972ddfd3de6696c16f4d172?tab=all)
NATO:
Der frühere NATO-General Hans-Lothar Domröse kommentierte die russischen Verluste folgendermaßen:
„Man redet ja davon, dass der in den ersten vier Wochen 15.000 Soldaten verloren hat! Er hat ja auch erhebliche Panzerverluste! Da muss er auch erst mal wieder neu produzieren. Also ich denke, der hat einen ganz schönen Schlag auch gekriegt. Das ist ja beruhigend für uns. Danach ist erst mal Ruhe. Würde ich vermuten. Also es wird politisch gesehen ein ‚Frozen Conflict‘. (…)
Wenn er dann mal wieder gesundet, also sagen wir mal in zehn Jahren oder in fünf, könnte es sein, dass er sagt: So, jetzt das Baltikum! Und deswegen muss man den ernst nehmen. Jetzt muss man ihn wirklich ernst nehmen. Nach der Krim haben wir ihn ja nicht richtig ernst genommen. Jetzt würde ich ihn wörtlich nehmen und sagen: Diese Strategie ‚1997‘ (sic!) – da musst du wach sein!“ (https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-ex-nato-general-hans-lothar-domroese-ueber-russlands-ost-offensive-a-0c783e88-3f12-4dcf-a701-08de0e5038cf)
USA:
Die US-Regierung wird angesichts der zunehmenden Bedrohungslage im Osten der Ukraine ihre Militärhilfe an die Ukraine kurzfristig um weitere 800 Mio. Dollar aufstocken. John Kirby sprach davon, die Waffenlieferungen dienten dazu, „(to) meet urgent Ukrainian needs for today's fight". Damit summiert sich die aktuelle US-Militärhilfe auf insgesamt 3 Milliarden US-Dollar. Auf der neuen Waffenlieferungsliste stehen folgende Systeme:
- 11 Hubschrauber Mil Mi-17 (NATO-Code: HIP)
- 300 Drohnen vom Typ SWITCHBLADE
- 18 Haubitzen (155-mm)
- 200 gepanzerte Mannschaftstransporter M113 (ein Modell, das schon im Vietnamkrieg eingesetzt wurde)
- 10 Artillerieortungsradaranlagen
- 500 Panzerabwehrraketen JAVELIN
- 30.000 Schusswesten und Stahlhelme
- ABC-Abwehr-Material zum Schutz vor chemischen Angriffen.
(https://edition.cnn.com/europe/live-news/ukraine-russia-putin-news-04-14-22/h_312213803972ddfd3de6696c16f4d172?tab=all)
BRD:
Der frühere Kommandeur des Allied Joint Force Command (JFC) der NATO in Brunssum (Niederlande), General Hans-Lothar Domröse, hält die Weigerung der Ampel-Regierung, Kampf- bzw. Schützenpanzer in die Ukraine zu schicken, für „fatal“:
„Wo ist das Feuer? Ist es in Berlin oder ist das Feuer in Kiew? Es ist in Kiew. Also muss dort vorne gelöscht werden und dann muss ich meine Löschfahrzeuge nach vorne bringen. Wenn wir sagen, wir können das nicht, dann muss ich sagen: Das ist ja schon fast zynisch. Wir können nicht alles. Aber wir reden doch hier von kleiner, zweistelliger Zahl (gemeint sind alte Kampfpanzer LEOPARD 1 oder alte Schützenpanzer MARDER, G. P.), oder mittlerer zweistelliger Zahl. Da gehen ukrainische Soldaten drauf, auf die das schon gemacht, mit einem sowjetischen System. Und wenn sie einmal Panzer fahren können, können sie auch den fahren. Das ist wie „Opel“ oder „Golf“. Sie kriegen einen neuen „Golf“, Sie wissen, aha, Blinker links und dann fahren sie los, mehr oder weniger. Also, ich sage mal: Transport eine Woche, Einweisung eine Woche, dann haben sie die in zwei Wochen auf dem Hof, das rede ich aber seit einer Woche. Und diese Entscheidung muss kommen! Nicht liefern fände ich zynisch. Zu sagen: Haltet mal durch. Das würde mir schwerfallen, in dieser Situation!“ (https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-ex-nato-general-hans-lothar-domroese-ueber-russlands-ost-offensive-a-0c783e88-3f12-4dcf-a701-08de0e5038cf)
Man kann nur hoffen, dass die deutschen Sozialdemokraten die europäische Friedensordnung nicht vollständig ruinieren und die Russen schließlich erst an den Grenzen zur Slowakei, Ungarn und Rumänien zum Stehen kommen.
Kanada:
Die 150 Soldaten, die die Kanadier in den nächsten Tagen nach Osteuropa entsenden, werden über die Canadian Forces Base (CFB) Trenton (Ontario) ausgeflogen. Außerdem erhöht Kanada seine Militärhilfe. Zusätzlich zu den bereits gelieferten Systemen im Gesamtwert von 87 Mio. US-Dollar kommen weitere Lieferungen im Umfang von 396 Mio. US-Dollar (= 500 Mio. Can. Dollar) hinzu.
Finnland:
Der finnische Außenminister Pekka Haavisto beschwor noch einmal die erhöhte Bedrohungsperzeption, die die Finnen seit dem unprovozierten Angriff der Russen auf die Ukrainer umtreibt:
“First, Russia is ready to take higher risks in its neighborhood.
Second, it’s ready to concentrate more than 100,000 soldiers in one spotlight, we have seen on the border of Ukraine.
And third — this is more of an open speculation — but the potential use of nuclear or even chemical weapons. All of this is of course affecting also the Finnish security. (…)
We have seen a major shift in public opinion in Finland during the recent weeks. A clear majority of the population is now supporting NATO membership."
Er gab bekannt, dass das Land darauf vorbereitet ist, dass die Russen ihren militärischen Druck auf Finnland angesichts dessen Absicht, zur NATO beizutreten, verstärken werden:
“Finland actually has quite a strong conventional army. We have more than 280,000 reservists, we have a conscription army, we have just invested in F-35 fighters, 60 of them are coming to Finland, and so forth. So we have been taking quite good care of our national defense forces. But of course we live in a world, as we see from Russia’s attack against Ukraine, that also new security threats appear. … Through closer cooperation with NATO, we can address all those different threats.” (https://edition.cnn.com/europe/live-news/ukraine-russia-putin-news-04-14-22/h_312213803972ddfd3de6696c16f4d172?tab=all)
Litauen:
Aus Litauen sind am Freitag zwei medizinische Teams in die Ukraine abgereist. Die insgesamt acht Ärzte und 16 Krankenschwestern sollen nach ihrer Ankunft für zwei Wochen in Krankenhäusern arbeiten. Im Gepäck haben sie medizinisches Material und Ausrüstung. Ein Vertreter des Gesundheitsministeriums in Vilnius erklärte: „Wir haben eine Anfrage erhalten, Anästhesisten, Beatmungsgeräte, Orthopäden, Traumatologen und Chirurgen zu schicken. Mit anderen Worten: am meisten benötigt wird Hilfe bei der Durchführung von Operationen und der Behandlung von Traumata und Verletzungen.“
Nordmazedonien:
Nordmazedonien hat sechs russische Diplomaten des Landes verwiesen. Dies teilte das Außenministerium des Balkanlandes am Freitag in Skopje mit.
Russland:
Repression: Alexey Nawalny berichtete, dass in Moskau ein Friedensdemonstrant festgenommen wurde, bloß weil er auf der Straße den Roman „Krieg und Frieden“ von Leo Tolstoi hochgehalten habe. Er forderte die westlichen Staaten auf, ihre Informationskampagne zur Aufklärung der russischen Bevölkerung über die Vorkommnisse in der Ukraine zu verstärken.
Ljudmila Wassiljewa hat die deutsche Belagerung von Leningrad (blokada Leningrada) im Zweiten Weltkrieg (8. September 1941 bis 27. Januar 1944) überlebt. Schätzungsweise 1,1 Million Menschen sind damals umgekommen, 90 Prozent davon verhungert. Heute protestiert die 80-Jährige gegen Putins Ukraine-Feldzug, dreimal wurde sie schon festgenommen.
Als Vergeltungsmaßnahme für vorherige EU-Sanktionen hat Moskau 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Delegation der Europäischen Union in Russland ausgewiesen. Das teilte das russische Außenministerium am Freitag mit.