Ukraine-Krieg 2.0 – Update 57 vom 23. April (D+57)
Gerhard Piper
Kriegsverbrechen:
Butscha:
Der Bürgermeister des Vorortes, Anatolij Fedoruk, erklärte, die Exhumierung der Massakeropfer sei beendet. Insgesamt wurden 412 Leichen geborgen. (https://www.n-tv.de/politik/15-34-Wuest-nennt-Zauderkurs-des-Kanzlers-einen-schlimmen-Irrweg--article23143824.html)
Zustand der „Roten Armee“:
Nach Erkenntnissen des ukrainischen Militärgeheimdienstes GUR wurden sechs hohe russische Militärkommandeure in den letzten Wochen von ihren Posten abgelöst: Admiral Igor Wladimirowitsch Ossipow, Vize-Admiral Sergei Mikhailovich Pinchuk, Generalleutnant Vladislav Nikolayevich Yershov, Generalleutnant Sergey Aleksandrovich Kisel , Generalmajor Arkadii Marzoev und Oberst M. Ponomariov:
„Ukrainian Military Intelligence reported on April 22 that several Russian officers have been fired or imprisoned for failures in Ukraine.The Main Intelligence Directorate (GUR) reported that Russian authorities arrested the Commander of the Black Sea Fleet Admiral Osipov and are investigating Black Sea Fleet Chief of Staff Vice Admiral S. Pinchuk, likely for the loss of the Moskva. The GUR additionally reported the commander of the 6th CAA, the commander and deputy commander of the 1st Guards Tank Army, and the commander of the 22nd Army Corps have all been removed from their posts for unsatisfactory performance. Purges of Russian officers are unlikely to improve Russian capabilities, as replacement commanders will likely be less experienced and under intense pressure to achieve likely unreasonable objectives set by the Kremlin. „(https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-april-22)
Andere gechasste Kommandeure wurde in der obigen Auflistung nicht erwähnt: Generalleutnant Roman Gavrilov, Generalleutnant Mikhail Stepanovich Zusko, Oberst Viktor Igoryevich Gunaza. Hinzu kommen die gefallenen oder verwundeten Kommandeure und weitere FSB-Offiziere, die ebenfalls inhaftiert oder entlassen wurden.
Truppenaufmarsch:
Einheiten der 41. Kombinierten Armee wurden aus dem Norden in den Osten der Ukraine verlegt.
Die russischen Streitkräfte wollen in den Oblasten Kherson und Saporischschja ukrainische Männer bzw. Männer der russischen Minderheit für ihre Truppen zwangsrekrutieren. Dies ist nicht nur ein hohes Risiko für die eigenen Einheiten, es bleibt überhaupt fraglich, ob ihnen dies in nennenswertem Umfang gelingt. In Wowtschansk im Gebiet Kharkiw haben die Russen medizinisches Personal zwangsrekrutiert, um verwundete Kameraden versorgen zu lassen. Andernfalls drohten die Russen mit der Hinrichtung der Mediziner.
Angeblich hat Russland zwischen 10.000 and 20.000 Söldner aus Syrien, Libyen und anderen Ländern – möglichweise auch Äthiopien – rekrutiert, um in der Ost-Ukraine zu kämpfen.
Gefechte:
- Kharkiw:
Gouverneur Oleh Synjehubow informierte am Samstagmorgen, dass es im Gebiet um Kharkiw innerhalb der letzten 24 Stunden 56 Angriffe gegeben habe, dabei seien 2 Tote und 19 Verletzte zu beklagen gewesen. Die Stadt wird von schätzungsweise bis zu sieben verstärkten Bataillonen umlagert, diese stammen z. T. von der 6. Armee, z. T. von der Nord-- oder der Baltischen Flotte. Ihnen gegenüber steht die 93. MotSchützen Brigade der Ukrainer, die die Stadt weiter verteidigt.
Osten:
Das britische Verteidigungsministerium teilt in seinem täglichen Geheimdienst-Update mit, die russischen Streitkräfte verzeichnen trotz verstärkter Angriffe keine größeren Geländegewinne im Osten der Ukraine. Der Vormarsch werde von ukrainischen Gegenangriffen behindert.
Entgegen der britischen Darstellung konnten sich die Russen in mehreren Ortschaften festsetzen: So haben sie in der Kleinstadt Losowa, einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt in der Region Kharkiw, Fuß gefasst, teilte der ukrainische Generalstab in seinem täglichen Lagebericht mit. In den Gebieten Selena Dolyna in der Region Donezk und dem etwa 40 Kilometer östlich liegenden, vor wenigen Tagen eroberten Krimenna in der Region Luhansk, bauten russische Truppen demnach ihre eingenommenen Positionen aus und bereiteten sich auf weitere Offensiven vor. Auch in dem Ort Stepne in der Region Donezk hätten sie Fuß fassen können. Abgewehrt habe man unter anderem Angriffe in der Region Luhansk, die ukrainischen Angaben zufolge bereits zu rund 80 Prozent unter russischer Kontrolle steht, im Bereich der Stadt Rubischne und des Dorfes Nowotoschkiwske. (https://www.n-tv.de/politik/15-34-Wuest-nennt-Zauderkurs-des-Kanzlers-einen-schlimmen-Irrweg--article23143824.html)
Alle ukrainisch kontrollierten Städte in der östlichen Region Luhansk befinden sich nach Angaben der dortigen Behörden unter ständigem Beschuss der russischen Streitkräfte. Der Beschuss nehme zudem weiter zu, sagt Regionalgouverneur, Serhij Haidai.
Die ukrainischen Streitkräfte haben sich aus einigen Ortschaften zurückgezogen, um sich neu zu formieren. Dies sei aber kein entscheidender Rückschlag, sondern eine taktische Maßnahme, hieß es von offizieller Seite.
- Isjum:
Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs sind im Raum Isjum folgende russische Verbände disloziert: 1. Panzerarmee, 35. Armee, 68 Heereskorps und eine unbekannte Anzahl von Einheiten der Fallschirmjäger, die aus dem Raum Kiew hierin verlegt wurden. Weitere Kräfte werden im Raum Belgorod (Russland) zusammengezogen. Die Ukrainer konnten am 22. April eine wichtige Brücke in der Nähe von Isjum sprengen, so dass sich der Vorstoß der Russen verzögerte. (https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-april-22)
- Popasna:
In der östlichen Stadt Popasna sollen zwei Zivilisten durch eine russische Bombardierung getötet worden sein, meldet der Leiter der regionalen Militärverwaltung in Luhansk, Serhij Haidai. Er beschuldigt die russischen Soldaten, gezielt Privathäuser zu beschießen: „Popasna hat am meisten gelitten. (…) Zusätzlich zu den Straßenkämpfen beschießt die russische Armee ständig Hochhäuser und Privathäuser.“
- Saporischschja:
Die Russen haben bei Saporischschja die 19. MotSchützen Division disloziert. Sie soll einen Angriff in Richtung Norden unterstützen, um die ukrainischen Verbände in der Ost-Ukraine einzukesseln. Es bleibt fraglich, ob ihnen dieses Zwischenziel gelingt.
Süden:
- Mariupol:
Entgegen der Ankündigung der russischen Streitkräfte haben diese das Stadtgebiet von Mariupol noch nicht vollständig unter Kontrolle, teilt das britische Verteidigungsministerium in seinem täglichen Geheimdienst-Update mit. Es gebe dort weiterhin schwere Kämpfe, wodurch auch ein russisches Vorrücken im Donbass erschwert werde.
Entgegen der Ankündigung von Präsident Wladimir Putin, das Stahlwerk „Asowstal“ nur belagern zu wollen, haben die russischen Truppen ihren Beschuss der Fabrik am Samstagmittag wieder aufgenommen. (https://www.n-tv.de/politik/15-34-Wuest-nennt-Zauderkurs-des-Kanzlers-einen-schlimmen-Irrweg--article23143824.html)
Die Ukrainer konnten in der Nacht von Freitag auf Samstag die eingeschlossenen Kämpfer mit Hubschraubern mit Waffen und Munition beliefern.
Nach Angaben der Menschenrechtsbeauftragten des ukrainischen Parlaments, Ljudmyla Denisowa, haben die Russen 308 Ukrainer aus Mariupol mit dem Zug in die 8000 Kilometer entfernte Stadt Nachodka im russischen Fernen Osten verschleppt.
- Odessa:
In Odessa schlugen nach Angaben des ukrainischen Militärs zwei Raketen ein und trafen eine Militäreinrichtung und zwei Wohngebäude. Dazu teilte die russische Regierung mit, getroffen wurde u. a. das Logistikzentrum am Flughafen, indem zahlreiche Waffenlieferungen aus dem Westen gebunkert waren. Ukrainischen Regierungsangaben zufolge wurden mindestens fünf Menschen getötet, 18 seien verletzt worden. Zwei weitere Flugkörper, die von Schiffen der Schwarzmeerflotte abgefeuert wurden, wurden abgefangen.
Sollte sich bestätigen, dass Russland bis Transnistrien vorstoßen will, dann wäre Odessa das nächste große Ziel auf seinem Weg. Ob das russische Potential für einen solch weiten Angriff noch ausreichend ist, bleibt abzuwarten (Entfernung: Mikolajiw-Odessa: 111km, Entfernung Odessa-Tiraspol: 40 km). Jedenfalls bereiten die Russen im Rahmen ihrer psychologischen Kriegsführung bereits den Boden für die nächste Offensive, wie das „JSW“ in Washington meldet:
„Russia’s Ministry of Defense claimed on April 19 that Ukrainian forces were planning several independent attacks on civilians across Ukraine including shooting civilians that surrender in Mariupol; shelling civilians in Zaporizhia, Odesa, Sumy, and Kharkiv Oblasts; and executing Russian civilians in Odesa. Such false claims indicate that Russian forces may have killed civilians in some named area and intend to blame Ukraine for their deaths. No fighting has taken place in Odesa since Russia invaded Ukraine on February 24; the Kremlin likely intends claims regarding Odesa to further Kremlin claims of a Ukrainian genocide against Russians.“ (https://www.understandingwar.org/backgrounder/ukraine-invasion-update-24)
Verluste:
Ukraine: Die russischen Streitkräfte haben 22 Munitionsdepots der Ukraine zerstört. Luftgestützte Raketen und die taktische Luftwaffe hätten jeweils 3 Depots vernichtet, die Raketenstreitkräfte weitere 16 Munitionslager, teilte Igor Konaschenkow am Samstag mit.
Außerdem wurde im Bereich Nowa Dmytriwka im Gebiet Kharkiw eine ukrainische Suchoi Su-25 (NATO-Code: FROGFOOT) abgeschossen. Darüber hinaus wurden im Laufe der vergangenen Nacht 15 ukrainische Drohnen vernichtet, darunter eine Bayraktar TB-2 über der Ortschaft Nowa Sorja im Gebiet Mykolajiw. (https://www.n-tv.de/politik/15-34-Wuest-nennt-Zauderkurs-des-Kanzlers-einen-schlimmen-Irrweg--article23143824.html)
Die ukrainischen Feuerwerker konnten bisher mehr als 70.000 Einheiten verschiedener Arten von Munition oder Sprengsätzen (Blindgänger und Minen) unschädlich machten, darunter 2.000 Fliegerbomben. Rund 12.000 Hektar Land seien auf Sprengfallen abgesucht worden.
Russen: Nach ukrainischen Angaben sind zwei weitere russische Generäle der 49. Armee aus Stawropol bei Kämpfen um Kherson gefallen: Armeekommandeur Generalleutnant Jakow Wladimirowitsch Resanzew starb am 25. März, als die Operationszentrale auf dem Flughafen Tschornobajiwka (engl.: Chornobaivka) getroffen wurde. Bereits am 16. oder 19. März soll Generalleutnant Andrei Nikolayevich Mordvichev von der 8. Garde Armee auf dem Flughafen gefallen sein. Ein dritter General wurde bei den Kämpfen um Kherson verwundet. (https://www.bbc.com/news/world-europe-60807538)
Zivilbevölkerung:
Die ukrainischen Rettungskräfte konnten bisher mehr als 1.200 verschüttete Personen retten.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisierte die russischen „Filtrationslager“: „Der ehrliche Name dafür ist ein anderer - das sind Konzentrationslager. So wie sie die Nazis seinerzeit gebaut haben.“ Außerdem kritisierte er, dass die Russen bei ihrem Versuch, die Ukrainer und ihre Identität auszurotten, auch kleine Kinder verschleppen: „Unter anderem deportieren sie Kinder - in der Hoffnung, dass sie vergessen, wo sie herkommen, wo ihr Zuhause ist.“ (https://www.focus.de/politik/ausland/das-ukraine-update-am-23-april-russische-truppen-setzen-sich-im-donbass-fest_id_72885571.html)
ABC-Waffen:
Die russische Führung wirft den USA vor, sie plane eine Provokation mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen, um anschließend Russland der Täterschaft zu beschuldigen. Der Kommandeur der russischen ABC-Abwehr, Generalleutnant Igor Kirillow, behauptete:
„Die Inszenierung eines Einsatzes von Massenvernichtungswaffen dient dazu, Russland der Nutzung verbotener Waffen zu bezichtigen, um anschließend das sogenannte ‚syrische Szenario‘ zu verwirklichen, bei dem der betreffende Staat wirtschaftlich und politisch isoliert und zudem aus internationalen Organisationen wie dem UN-Sicherheitsrat ausgeschlossen wird.“ (https://www.n-tv.de/politik/18-03-Altkanzler-Schroeder-gibt-erstes-Interview-seit-Kriegsbeginn--article23143824.html)
Atomwaffen / AKWs:
Nach Angaben von zwei hohen US-Bediensteten ist es unwahrscheinlich, dass Russland in dieser Kriegsphase Atomwaffen einsetzt, berichtete „JSW“ in Washington:
„Two US officials “familiar with recent intelligence assessments” told CNN on April 20 that the United States has not seen any indicators of Russian preparations to use nuclear weapons. The United States and its allies would almost certainly publicly warn of any indicators that the Kremlin was preparing to use a nuclear weapon in Ukraine. The Kremlin likely seeks to avoid such a massive escalation that would likely lead to direct NATO involvement and instead seeks to frame itself as nonaggressive. The Kremlin will likely rely on conventional and possibly chemical weapons capabilities to achieve its objectives in Donbas. While we cannot completely rule out the Russian use of a tactical nuclear weapon in Ukraine, the Kremlin is highly unlikely to use one during this phase of the war.“ (https://www.understandingwar.org/backgrounder/ukraine-invasion-update-24)
Chemiewaffen:
Nach letzten Meldungen ist es unklar, ob die russischen Streitkräfte in Mariupol Chemiewaffen eingesetzt haben oder nicht, ob also eine „rote Linie“ überschritten wurde oder nicht. Die teilte der US-Botschafter bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Michael Carpenter, am Samstagmorgen mit.
Moderne Chemiewaffen sind unsichtbar und geruchlos, aber schon in geringer Konzentration tödlich. Dennoch muss – um flächenwirksam zu sein – eine größere Menge Kampfstoff ausgebracht werden. Ein Einsatz einer Chemiewaffe ist am besten nachweisbar, wenn man die Körper von Toten oder Gasverletzten hat, die (gerichts-)medizinisch untersucht werden können. Gleiches gilt für den Fall, das eine Kampfstoffprobe gesichert werden kann. Allerdings wird der Kampfstoff in Abhängigkeit von seiner Flüchtigkeit vom Wind verweht oder zersetzt sich unter der UV-Strahlung der Sonne. Mittelbare Rückschlüsse auf den Einsatz einer Chemiewaffen ergeben sich aus den Schilderungen der Überlebenden. Im Einzelfall kann der Nachweis eines chemischen Einsatzes schwierig sein, da Untersuchungsteams erst nach längerer Zeit Zugang zu dem fraglichen Gebiet erhalten.
NATO:
Konferenz: Auf Einladung der USA werden am kommenden Dienstag, den 27. April, die Verteidigungsminister von über zwanzig Staaten auf dem US-Fliegerhorst in Ramstein (BRD) zusammenkommen, um über die Lageentwicklung in der Ukraine zu beraten. Das Pentagon hatte vierzig Staaten angesprochen. Somit haben bestenfalls zwei Drittel der NATO-Verteidigungsminister ihr Kommen bisher zugesagt.
Waffenlieferungen: Der frühere Oligarch Michail Chodorkowski kritisierte die verspäteten Waffenlieferungen der NATO-Staaten an die Ukraine: Sie seien „ständig zu spät“ gekommen. Jeder Schritt, den der Westen getan habe, hätte „einen Monat früher getan werden sollen“. Dies weckt Zweifel an der Lageführung und Entscheidungswilligkeit der Allianz. Allerdings gibt sich Chodorkowski nunmehr optimistischer:
„Ich habe das Gefühl, dass die Waffen, die der Ukraine jetzt zur Verfügung gestellt werden, genau die Waffen sind, die die Ukraine jetzt einsetzen kann. Auch hat der Westen damit begonnen, dem ukrainischen Militär proaktiv beizubringen, wie man die neuen Waffen benutzt, die vielleicht noch nicht verfügbar sind, es aber sein werden.“
Und weiter: „Putins Regime wird eine Niederlage nicht überleben.“ (https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/id_92061894/kremlkritiker-chodorkowski-putins-regime-wird-eine-niederlage-nicht-ueberleben-.html)
Mehrere Russen behaupteten, die NATO-Staaten planten einen Angriff auf Russland, wie das „Institute for the Study of War“ (ISW) in Washington meldete:
„Russian State Duma Committee on International Affairs Chairman Leonid Slutsky accused the United States and the United Kingdom of using Ukraine as a “springboard” to justify further confrontation with Russia on April 17. Russian Duma Speaker Vyacheslav Volodin falsely claimed on April 15 that Ukrainian President Volodymyr Zelensky confessed to intentionally setting conditions to start a war with Russia by purchasing arms and attempting to join NATO prior to Russia’s invasion, reiterating the longstanding Kremlin claim that all Ukrainian arms purchases are inherently offensive toward Russia. (…) The Investigative Committee of Russia claimed that Western states had armed and prepared Ukrainian forces for war with Russia on April 20. The Kremlin likely seeks to more easily explain Russian military losses to the Russian population by downplaying Ukrainian autonomy and framing the war as being conducted against NATO.“ (https://www.understandingwar.org/backgrounder/ukraine-invasion-update-24)
Möglicherweise hat der „Iwan“ noch größeres vor, allerdings fehlt ihm dazu die konventionelle Stärke. Noch wurde das NATO-Hauptquartier in Brüssel von niemandem angegriffen und zerstört.
BRD:
Politik: Um seine Verweigerung von Waffenlieferungen zu rechtfertigen, griff Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ganz tief in die Mottenkiste: Er allein habe im Alleingang einen Atomkrieg verhindert, indem er die Lieferung von Schützen- und Radpanzern an die Ukraine verweigert habe. Aber die Kriegsgeschichte der letzten 77 Jahren hat gezeigt, es gibt keinen Automatismus zwischen der Lieferung von ein paar konventionellen Waffen und dem Beginn eines atomaren Krieges. Beim Jom-Kippur-Krieg zwischen Syrien und Israel im Oktober 1973 war das genaue Gegenteil der Fall, damals konnte durch die konventionelle Aufrüstung Israels mit amerikanischen Kampfpanzern der Übergang zu einem atomaren Krieg an der Nordfront im letzten Moment vermieden werden. (https://www.diepresse.com/1458625/als-israel-schon-zur-atombombe-griff) Dazu heißt es bei „Wikipedia“:
„Ein Einsatz der israelischen Atomwaffen wurde während der Anfangsphase des Krieges in Erwägung gezogen: Nachdem sie in der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober von Mosche Dajan informiert worden war, dass eine militärische Niederlage gegenüber Syrien und Ägypten drohe, befahl Golda Meir, 13 Atombomben mit der Sprengkraft von je 20 Kilotonnen TNT für die Jericho-Raketen (Kairo und Damaskus in Reichweite) auf der Sdot Micha Raketenbasis und die F-4 auf der Tel Nof Airbase gefechtsbereit zu machen. US-Präsident Richard Nixon und sein Außenminister Henry Kissinger erfuhren von dieser Maßnahme am Morgen des 9. Oktober und ordneten, um einen Atomschlag zu vermeiden, die Operation Nickel Grass an, eine massive Unterstützung mit militärischem Material für Israel.“
Die Sozialdemokraten müssen dies genau wissen, denn sie stellten damals mit Willy Brandt den Bundeskanzler und mit Georg Leber den Verteidigungsminister. Die US Army versetzte damals ihre Verbände in erhöhte Alarmbereitschaft und verlegte sie teilweise in Grenznähe zur DDR und CSSR. Das von den USA kurzfristig herangebrachte Militärmaterial stammte vor allem aus den Beständen der US Army Europe (USAREUR) in Deutschland. Auch die Bundeswehr hat damals – wie schon im Sechs-Tage-Krieg 1967 – mit Waffenlieferungen über Bremerhaven ausgeholfen. (https://www.willy-brandt-biografie.de/politik/politik-gegenueber-israel-und-den-juden/) Demnach ist die neue Sentenz der sozialdemokratisch-geführten Ampel-Regierung bloß Quark am Rande der Apokalypse.
Waffenexporte: Die Bevölkerung ist in der Frage des Exports schwerer Waffen an die Ukraine gespalten: Laut einer „INSA“-Umfrage sind 43 Prozent dafür, 50 Prozent dagegen. Gemäß der Parteienpräferenz ergeben sich folgende Einzelergebnisse:
SPD (41 pro / 55 contra)
CDU (55 pro / 40 contra)
Grüne (72 pro / 25 contra).
FDP-Chef Christian Lindner nahm den Bundeskanzler vor der Kritik wegen seiner mangelnden Waffenexporte in Schutz. Gleichzeitig sprach er sich gegenüber dem Parteitag in Berlin für den Export schwerer Waffen aus, weil sie sich für die westlichen Werte einsetze: „Und deshalb muss die Ukraine diesen Krieg gewinnen, und die Ukraine wird diesen Krieg gewinnen.“
Kanada:
Kanada unterstützt die Ukraine im Krieg gegen Russland mit vier Feldhaubitzen vom britischen Typ M777 (155 mm). Zusätzlich habe das Land eine unbekannte Menge Munition erhalten. „Wikipedia“ schreibt über deren Munition:
„Die Haubitze kann die GPS-gelenkten Projektile M982 Excalibur und M795 verschießen. Letzteres verwendet einen kurskorrigierenden Zünder, „Course Correcting Fuze“ (CCF), der von United Defence in Zusammenarbeit mit Bofors Defence, Rockwell Collins und BT Fuze entwickelt wurde. Diese Munition verbessert die Wirkung von Geschützen bis nahezu Punktschlagfähigkeit. Auf dem Schießplatz Yuma Proving Ground konnte damit auf eine Entfernung von 14,5 Kilometern eine Streuung von nur 50 Metern erreicht werden. Dazu wird der Zünder unmittelbar vor dem Abschuss durch einen Laptop mit den Zielkoordinaten programmiert.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/M777)
Russland:
Repression: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, Russland sei ein Land ohne Meinungsfreiheit, freie Wahlen oder Widerspruch: „Das Territorium, in dem Russland die Rechte der russischsprachigen Menschen beschützen sollte, ist Russland selbst. (…) Ein Land in dem Armut floriere und menschliches Leben nichts wert ist." Die russische Regierung sollte sich lieber um die Rechte der Russen in Russland kümmern, statt um die russische Minderheit in der Ukraine.
Sanktionen: Was die Wirksamkeit der Sanktionen anbelangt ist der frühere Oligarch Michail Chodorkowski optimistisch: „Ich denke, wenn Putin Öl- und Gaslieferungen auf asiatische Märkte umlenken muss, wird er mehr als die Hälfte seines Einkommens verlieren – das ist die Hälfte des Bundeshaushalts.“ (https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/id_92061894/kremlkritiker-chodorkowski-putins-regime-wird-eine-niederlage-nicht-ueberleben-.html)
EU:
Gasversorgung: Der staatliche, ukrainische Pipelinebetreiber „Naftogaz“ warnt vor einer empfindlichen Beeinträchtigung russischer Gaslieferungen nach Europa infolge von Kampfhandlungen. Ein Drittel der Gasexporte aus Russland an EU-Staaten könne versiegen, wenn russische Streitkräfte den Pipelinebetrieb in besetzten Gebieten der Ukraine weiterhin störten.