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Ukrainekrieg: Ausgangslage vor der russischen Frühjahrsoffensive

7. Mai 2024

Gerhard Piper

Spätestens für Ende Mai / Anfang Juni wird der Beginn der russischen Sommeroffensive erwartet. Militärexperten befürchten, dass der „Iwan“ durch die ukrainische Verteidigung durchbrechen könnte.

Einleitung

Am 24. Februar 2022 überfiel Russland die Ukraine. Die russischen Streitkräfte hatten von einem Angriff abgeraten, aber die russischen Geheimdienste überzeugten ihren ebenso dümmlichen wie fanatischen Staatspräsidenten, einen Krieg zu wagen. Federführung bei der Kriegsentscheidung war die Abteilung 5 des Inlandsgeheimdienstes FSB. Vorgesehen war, innerhalb weniger Tage die Macht in Kiew zu übernehmen, aber der Operationsplan scheiterte kläglich: Die eigenen Truppen waren zu schwach, der Feind stärker als erwartet.

Die rund 360.000 russischen Soldaten, die den Angriff durchführten, sind zwei Jahre nach Kriegsbeginn alle – statistisch betrachtet – tot. Überlebt haben vor allem die meisten Generäle und ihre Stabsoffiziere, Artilleristen und einige Angehörige der Sondereinheiten.

Auch die russische Winteroffensive (November 2022 bis Mai 2023), die zweite Winteroffensive (November 2023 bis April 2024) und die Frühjahrsoffensive (ab April 2024) brachten keinen Durchbruch. Die ukrainischen Operationen, die erste Gegenoffensive (Mai bis September 2022), die zweite Gegenoffensive (September/Oktober 2022), die Sommeroffensive (Juni bis Oktober 2023) scheiterten ebenfalls.

So ist das Kampfgeschehen schon wenige Wochen nach Kriegsbeginn zu der Agonie eines krampfartigen Stellungskrieges erstarrt. Täglich werden an mehr als einem Dutzend Stellen der Front blutige Scharmützel oder Artillerieduelle ausgetragen, ohne dass eine Seite einen nennenswerten Geländegewinn verzeichnen könnte. Dies änderte sich erst ab Februar 2014; seitdem konnten die Russen an einzelnen Frontabschnitten rund 15 Kilometer weit vorstoßen. So haben die Russen in diesem Jahr zwar schon 547 qkm besetzt, aber dies ist immer noch weniger als ein Promille des ukrainischen Territoriums.

Der ukrainische Heereschef General Oleksandr Syrsky erklärte am 29. April: „Die Situation an der Front hat sich verschlechtert." Die ukrainischen Soldaten hätten sich in einigen Gebieten auf neue Verteidigungslinien weiter westlich „zurückgezogen". Gleichzeitig rücken die Russen entlang der Verkehrswege vor und errichten ihre Kampflinien entlang der militärtopographischen Gegebenheiten (Flüsse, Bergkämme, etc.). Russland habe „einen bedeutenden Vorteil an Kräften und Mitteln". Tatsächlich verfügen die russischen Artillerieeinheiten über mehr als zehnmal soviel Munition wie die Ukrainer. Hinzu kommt, dass die Ukrainer in den letzten zwei Jahren keine nennenswerten Verteidigungsanlagen anlegen konnten und ihr eigenes Territorium kaum vermint haben.

Aber die militärischen „Erfolge“ der Russen stehen nach wie vor in keinem Verhältnis zu der Summe der geopferten Soldaten. Dabei zeichnet sich insbesondere das russische Militär durch seine traditionelle Grausamkeit und Menschenverachtung aus, die nicht nur gegenüber dem Feind, sondern auch gegenüber dem eigenen Menschenmaterial und der betroffenen Zivilbevölkerung ausgeübt wird. Gemäß der sogenannten „Fleischwolf-Taktik“ dient die Masse an oft schlecht ausgebildeten und ausgerüsteten Soldaten lediglich als „Kanonenfutter“ (russ.: „myaso“ = dt.: „Fleisch“).

Zum bisherigen „body-count“ gibt es den obligatorischen Zahlensalat. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Oleksandrowytsch Selenskyj verharmloste die Opferbilanz und nannte Ende Februar 2024 eine Zahl von „nur“ 31.000 gefallenen ukrainischen Soldaten. Demgegenüber gab der russische Verteidigungsminister Armeegeneral Sergei Kuschugetowitsch Shoigu die ukrainischen Verluste am 2. Mai mit über 110.000 Tote und Verwundete an. Bisher angeführte Verlustzahlen von amerikanischer oder russischer Seite, die von 100.000 bis 300.000 getöteten ukrainischen Soldaten sprachen, wies Selenskyj zurück: „Das ist alles Unsinn.“ Darüber hinaus bekannte er: „Wir wissen nicht, wie viele unserer Zivilisten sie getötet haben.“ (1) Die UNO bezifferte die zivilen Opfer bis Ende März 2024 auf 10.210 Tote und 19.199 Verwundete. (2)

Die russische Seite macht es sich sehr einfach und veröffentlicht seit Januar 2023 (!) keine Opferzahlen mehr. Damals hieß es, im ersten Kriegsjahr seien lediglich etwas mehr als 6.000 Soldaten gefallen. (3) Eine veröffentlichte Einschätzung der U.S.-Geheimdienste vom Dezember 2023 nannte eine Zahl von 315.000 russischen Opfern (Tote und Verwundete). Die Verluste auf russischer Seite bezifferte der ukrainische Präsident Ende Februar 2024 auf 680.000 Mann (180.000 Tote und 500.000 Verwundete), demgegenüber gab die ukrainische Generalität zur selben Zeit die Gesamtzahl der russischen Verluste mit 409.820 Mann (Tote und Verwundete) an. (4) Mittlerweile schätzt man auf ukrainischer Seite die Zahl der russischen Opfer auf 476.460 Mann (Tote und Verwundete). (5)

Im Rahmen der russischen Kriegsführung werden keine Kriegsverbrechen begangen, sie ist selbst – wie auch der Krieg als solcher - nichts anderes als ein einziges Kriegsverbrechen. Die gefallenen Russen werden als „Gruz 200“ (dt.: „Fracht 200“) in ihren Särgen nach Hause geschickt. Man könnte sich fragen, wie sehr muss Wladimir Wladimirowitsch Putin seine Russen hassen, dass er sie so zahlreich dezimieren lässt. Dabei profitiert das russische Militär davon, dass es unter den einfachen Soldaten eine mangelnde Bereitschaft gibt, die eigenen – allzu oft unfähigen oder versoffenen - Offiziere zu killen.

Nach Angaben von Präsident Wolodymyr Oleksandrowytsch Selenskyj hat Russland die Ukraine allein im April 2024 mit über 300 Raketen, rund 300 iranischen Schahed-Drohnen und mehr als 3200 gelenkten Gleitbomben beschossen. Die Infrastruktur des Landes ist mittlerweile zerstört, so verfügt das Land nur noch über 20 Prozent seiner ursprünglichen Energieversorgung.

In einer fragwürdigen Mischung aus überkandideltem Herrschaftsstreben und angeborener Feigheit schaut die NATO-Staaten täglich dem Untergang der Ukraine zu. Die Bündnismitglieder wollen, dass der Krieg möglichst lange andauert, damit möglichst viele Russen getötet und die russische Armee nachhaltig geschwächt wird. Die Opfer auf ukrainischer Seite nimmt die NATO billigend in Kauf. In dem Kampf „David gegen Goliath“ unterstützt die NATO die Ukraine durch Waffenlieferungen und Militärberater, aber durch ihre Waffenauswahl und Rüstungsauflagen behält die NATO die Eskalationsdominanz. So werden keine weitreichenden Waffen geliefert, mit denen Schläge im Hinterland des Feindes möglich wären, und die USA und BRD versuchen die Zielauswahl für ihre bereitgestellten Systeme zu bestimmen. So ist die Ukraine gezwungen, den Krieg gegen Russland fast ausschließlich auf eigenem Territorium zu führen. Die Folgen sind klar, das eigene Volk blutet aus, das Land wird nachhaltig vernichtet. Durch diese zynische NATO-Politik kann die Ukraine den Krieg nicht gewinnen, soll ihn aber auch nicht verlieren. Auf der Gegenseite kann Russland zwar Teile der Ukraine erobern, wäre aber schon bei deren Wiederaufbau völlig überfordert. Angesichts dieser Perspektiven ist ein Sieg unwahrscheinlich, aber eine russische Niederlage wäre - angesichts der durch den Krieg verschärften Probleme – eine Zerreißprobe für den Vielvölkerstaat.

Für das fragwürdige Lavieren der NATO fand die Politologin Dr. Claudia Major von der Stiftung Wissenschaft und Politik in einer TV-Talkshow eine entlarvende Einschätzung:

„Russland habe ein Ziel, führt Militärexpertin Claudia Major aus. Mit dem Beschuss auf die wichtige Infrastruktur der Ukraine führe Russland einen Zermürbungskrieg. Russland wolle die humanitäre Krise in der Ukraine vergrößern. „Aber es scheint auch eine ganz große Zerstörungswut zu geben“, hat Major erkannt. Russland wolle die Ukraine in die Aufgabe bomben, was auch daran liege, dass die Ukraine über so gut wie keine Luftverteidigung verfüge.

Die aktuelle Lage an der Front erklärt Major so: Russland habe an einer Stelle einen Durchbruch erreicht. Die russischen Streitkräfte hätten die Initiative zurück, aber umwerfende Erfolge hätten sie nicht. „Russland profitiert davon, dass die Hilfe aus den USA jetzt erst ankommt. Sie versuchen von dieser Schwachstelle zu profitieren. Aber sie marschieren auch nicht durch.“ Die Ukraine habe aktuell zwei Probleme: Ihr fehle Material und Personal.

Die Ukraine werde vor allem aus den USA und Deutschland unterstützt. Aber: „Es fehlt in Europa die Ehrlichkeit der Debatte.“ Anders als in vielen westlichen Ländern behauptet, habe die Ukraine nicht die Wahl, ob sie weiterkämpfen, gewinnen oder aufhören wolle. Dazu unterstütze der Westen die Ukraine zu wenig.

Die jetzigen Waffenlieferungen erlaubten der Ukraine „die Asymmetrie auszugleichen, die darin liegt, dass sie keine Munition hat. Sie erlauben nicht, dass die Ukrainer in die Parität oder in die Überlegenheit kommen. Dafür reicht es nicht“, erklärt Major. Die Ukraine habe nicht die Wahl des Gewinnens oder Aufhörens. Die Ukraine könne nur einen Abnutzungskrieg führen oder irgendwann dem russischen Druck nicht mehr standhalten.

Major: „Der Weg zu einem Sieg ist gerade nicht in Sicht. Und wir müssen uns die Folgen einer unzureichenden oder abnehmenden Unterstützung für die Ukraine und für uns in Westeuropa mit Blick auf die eigene Sicherheit, Verteidigung, Stabilität, Wohlstand und Freiheit auch bewusst machen.“ Am Ende bedeute das für Westeuropa: noch mehr Waffenlieferungen in das Kriegsgebiet.“ (6)

Die „Solidarität“ der NATO-Staaten war nie sehr ausgeprägt, sie schwindet mit dem Andauern des Krieges. Dadurch verschlimmert sich die militärische Lage für die Ukraine zusehens mit dramatischen Folgen für deren Frontsoldaten. Das fragile Kräftegleichgewicht verschiebt sich zunehmend zu Gunsten der russischen Seite, die aus ihren taktischen Fehlern lernt und zunehmend Geländegewinne erzielen kann. Ein Zusammenbruch der ukrainischen Front ist bei einer russischen Großoffensive nicht mehr ausgeschlossen. In einer Ansprache in Chmelnyznyj am 4. Mai fügte er nun hinzu: „Wir stehen gerade vor einer neuen Phase des Krieges. (…) Die Besatzer bereiten sich auf Versuche vor, die Offensivaktionen auszuweiten." (7) Der Stellvertretende Direktor des ukrainischen Militärgeheimdienstes Holowne uprawlinnja roswidky (HUR), Generalmajor Vadym Skibiskyi, vermutet, dass die Russen noch vor dem „Tag des Sieges“ (in Russland am 9. Mai) oder spätestens vor der Reise von Wladimir Putin in die Volksrepublik China Mitte Mai nennenswerte Erfolge auf dem Schlachtfeld erringen wollen, noch bevor die neuen U.S.-Waffenlieferungen an der Front eintreffen werden. Gleichfalls erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Wladimirowna Sacharowa, sie rechne mit einem ukrainischen Großangriff auf die Krim bis zum 9. Mai 2024. (8)

Für die geplante Großoffensive wollen die Russen ca. 514.000 Mann Bodentruppen aufbieten. (9) Dazu haben sie in ihren Grenzregionen Belgorod, Kursk und Brjansk ein größeres Truppenkontingent zusammengezogen. Dieses wird derzeit von 35.000 Mann auf 50.000 bis 70.000 Soldaten erhöht. (10) Dazu zählen u. a. die 6. Kombinierte Waffenarmee (Combined Arms Army – CAA), das 11. Armeekorps und das 44. Armeekorps der sogenannten „Nationalrepublik Luhansk“. Im Einzelnen genannt werden das 104. Fallschirmjägerregiment im Raum Kursk, die 128. Selbstständige MotSchützenBrigade und das 30. MotSchützenRegiment im Bezirk Belgorod. Außerdem wird im Hinterland eine Reservedivision in einer Kampfstärke von 15.000 bis 20.000 bereitgestellt.

Um mehr Verstärkungen kurzfristig heranführen zu können, baut die russische Luftwaffe seit Juli 2013 einen neuen Fliegerhorst bei Alexejewka im russischen Bezirk Belgorod. Dieser hat eine Start-/Landebahn mit einer Länge von 1.800 m und ist damit geeignet, vom Transportflugzeugen Il-76 (NATO-Code: CANDID) angeflogen zu werden. Im Gebiet Brjansk werden die russischen Grenzbefestigungen durch die 50. Eisenbahnbrigade ausgebaut und möglicherweise das Schienennetz saniert.

Demgegenüber kam der ukrainische General Skibiskyi zu einer in Kriegszeiten unangenehmen Erkenntnis: „Unser Problem ist einfach: Wir haben keine Waffen.“ (11) Immerhin will die Ukraine durch das neue Wehrdienstgesetz, das Mitte Mai in Kraft tritt, bis zu 500.000 Soldaten zusätzlich im Laufe des Jahres aufbieten.

 

Nordfront

Bei Kriegsbeginn tobten an der Nordfront heftige Gefechte, wollten die Russen doch innerhalb weniger Tage die ukrainische Hauptstadt erobern. Aufgrund von Planungsfehlern scheiterte der Versuch, setzte damit aber erst die ganze Kriegsmaschinerie in Gang. Mittlerweile ist es in diesem Frontabschnitt ruhig geworden, da die russische Militärführung ihre Soldaten für die Kämpfe an den anderen Fronten benötigt und sich Belarus nicht am Krieg beteiligen will.

Das „Einsatzkommando Nord“ (Operatyvne komanduvannya „Pivnich“ -OK „Pivnich“) des ukrainischen Heeres (Sukhoputni viysʹk) hat seinen Sitz inTschernihiw. Es wird seit dem 13. März 2023 von Brigadegeneral Dmytro Serhiiovych Krasylnykov geführt.

- Tschernihiw

Tschernihiw hatte bei Kriegsbeginn ca. 285.000 Einwohner.

- Kyjiw

Kyjiw (vormals: Kiew) ist als Landeshauptstadt der Sitz des Oberbefehlshabers (Verkhovnyy holovnokomanduvach) der ukrainischen Streitkräfte (Sbrojni syly Ukrajiny). Als derzeitiger Amtsinhaber und Präsident amtiert Wolodymyr Oleksandrowytsch Selenskyj, auf den bisher schon mindestens ein halbes Dutzend Mordanschläge geplant bzw. versucht wurden. (12) Höchstes Entscheidungsgremium in Friedenszeiten ist der Rat für Nationale Sicherheit und Verteidigung (Rada natsionalʹnoyi bezpeky i oborony Ukrayiny) bzw. der Kriegsstab (Stavka Verkhovnoho Holovnokomanduvacha) mit insgesamt 21 Mitgliedern in Kriegszeiten. Als Hauptstadt ist Kyjiw auch der Sitz des Verteidigungsministeriums (Ministerstvo oborony). Als Verteidigungsminister amtiert seit dem 5. September 2023 Rustem Enwerowytsch Umjerow als Nachfolger von Oleksij Jurijowytsch Resnikow. Zum Ministerialapparat gehört die Abteilung für Militärpolitik und Strategische Planung (Departament voyennoyi polityky ta stratehichnoho planuvannya).

Militärischer Oberkommandierender (Holovnokomanduvach Zbroynykh syl) ist seit Februar 2024 Generaloberst Oleksandr Stanislawowytsch Syrskyj, der den Generalleutnant Walerij Fedorowytsch Saluschnyj ablöste. Der Herr Generaloberst gilt nicht als ein militärischer Befehlshaber, der die eigenen Soldaten schont. Ihm untersteht der Generalstab (Heneralʹnyy shtab). Als Chef des Generalstabes (Nachalʹnyk Heneralʹnoho shtab) fungierte bis zum 9. Februar 2024 Generalleutnant Serhiy Oleksandrovych Shaptala, der durch Generalmajor Anatoliy Barhilevych, den bisherigen Kommandeur der Territorialtruppen (Wijska terytorialnoi oborony), abgelöst wurde. Im Generalstab sind zwei Abteilungen für die akute Operationsplanung bzw. langfristige Verteidigungsplanung zuständig: J-3 Main Directorate of Operations (J-3 Holovne operatyvne upravlinnya) bzw. J-5 Main Directorate of Defence Planning (J-5 Holovne upravlinnya oboronnoho planuvannya).

Dem Generalstab ist als befehlsgebendes Organ das „Joint Forces Command“ (JFC, ukr.: Komanduvannya ob'yednanykh syl Zbroynykh Syl Ukrayiny) unterstellt. Dazu verfügt dieses über die Kommandozentrale „Holovnyy komandnyy tsentr Zbroynykh Syl“.

Im Falle eines russischen Atomangriffes wird das ABC-Aufklärungszentrum (Rozrakhunkovo-analitychnyy tsentr) in Kyjiw aktiviert. Für weitere Schutzmaßnahmen wird dann das 704. Selbstständige ABC-Abwehrregiment (704 okremyy polk radiatsiynoho, khimichnoho, biolohichnoho zakhystu), das in Sambir bei Lwiw an der ukrainisch-polnischen Grenze disloziert ist, eingesetzt. Außerdem verfügt jede Brigade über eine kleine RChBZ-Einheit in Zugstärke.

Der russische Versuch, die ukrainische Hauptstadt bei Kriegsbeginn zu erobern, scheiterte im Ansatz. Dennoch ist die Stadt weiterhin Ziel zahlreicher russischer Luftangriffe.

 

Ostfront

Die Ostukraine ist seit Kriegsbeginn einem Dauerfeuer russischer Granaten, Drohnen, Marschflugkörper, Raketen und Gleitbomben ausgesetzt. Die Russen sollen sogar mehrfach chemische Kampfstoffe (CS, Chlorpikrin, etc.) einsetzen haben, allerdings konnte die internationale Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons (OPCW) in DenHaag (Niederlande) bisher keine ausreichenden Beweise für diese Behauptung finden. (https://www.nzz.ch/international/krieg-in-der-ukraine-die-neusten-entwicklungen-ld.1613540) Ziel der russischen Militärführung ist es, die Infrastruktur des Landes weitgehend zu zerstören, um der Zivilbevölkerung ein Überleben unmöglich zu machen.

Das „Operationskommando Ost“ (Operatyvne komanduvannya „Skhid“ - OK „Skhid“) des ukrainischen Heeres wurde erst 2015 nach der Besatzung und Abspaltung des Bezirks Donezk durch russische Truppen gebildet. Es hat seinen Sitz in Dnipro. Es wird/wurde seit 2021 von Generalmajor Oleh Mikaz geführt, Ein weiterer Kommandeur im Bezirk Donezk war Generalmajor Eduard Moskaljow, der von März 2022 bis zum 27. Februar 2023 das Kommando Joint Forces Operations (JFO - Operatsiya ob'yednanykh syl) leitete. (13)

- Sumy

Sumy hatte bei Kriegsbeginn fast 270.000 Einwohner. Es ist ein regionales Zentrum. Die Stadt war in der letzten Zeit wiederholt Luftangriffen ausgesetzt.

- Welyka Pyssariwka

Welyka Pyssariwka ist ein Grenzdorf mit früher 4.400 Bewohnern. Der Ort wurde von der russischen Luftwaffe so heftig bombardiert, dass die ukrainischen Behörden am 17. März 2024 die Einwohner aufriefen, das Dorf zu verlassen.

- Charkiw

Charkiw liegt rund 30 km von der ukrainisch-russischen Grenze entfernt und hatte bei Kriegsbeginn ca. zwei Millionen Einwohner. Die zweitgrößte Stadt der Ukraine war ein Zentrum des ukrainischen Kulturlebens, aber auch der Rüstungsproduktion (Panzer, Raketen, etc.). Seit Monaten wird die Stadt immer wieder mit Flugkörpern beschossen. Die Strom- und Wasserversorgung sind mittlerweile zusammengebrochen, Teile der Stadt durch Großbrände zerstört. Am 22. April wurde der Fernsehturm durch einen Flugkörper getroffen und stürzte ein.

Es wird vermutet, dass die Einnahme von Charkiw eines der Hauptziele der nächsten russischen Großoffensive sein wird. Dabei streiten die Experten, ob Charkiw in Häuserkämpfen direkt erobert werden oder erst umgangen und eingeschlossen werden soll. Für eine direkte Besetzung müsste Putin rund 100.000 Soldaten aufbieten. (14)

Der russische Außenminister Sergei Wiktorowitsch Lawrow deutete im April 2024 an, dass Charkiw ganz oben auf der russischen Zielliste steht: „Wir müssen die Linie, von der aus sie uns treffen können, zurückverlegen. (…) Ich verstehe, dass Charkiw hier nicht die letzte Rolle spielt.“

- Syn´kivka

Syn´kivka liegt nordöstlich von Kubjansk. Seit Dezember 2023 wurde die Stadt von der russischen 25. und der 138. MotSchützenBrigade angegriffen.

- Kubjansk

Kubjansk hatte bei Kriegsbeginn ca. 30.000 Einwohner und ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Mitte April 2014 bezog die russische 1. Garde Panzerarmee mit ihrer 47. Panzerdivision Position bei Kubjansk (Region Luhansk). Eingesetzt wurden das 26. Panzerregiment und das 347. MotSchützenRegiment.

- Kyslivka

Ende April 2024 marschierten das russische 7. MotSchützenRegiment und das 272. MotSchützenRegiment auf die Stadt zu. Zur Zeit ist hier die russische 47. Panzerdivision der 1. Garde Panzerarmee im Einsatz. Sie soll nach Süden bis Kotlyarivka vorstoßen.

- Kotlyarivka

Kotlyarivka ist ein südlicher Nachbarort von Kyslivka. Das Dorf wurde von russischen Truppen - genannt wird die 272. MotSchützenBrigade – angegriffen. Nach russischen Angaben konnten die Russen die Stadt am 6. Mai 2024 einnehmen.

- Swatowe

Swatowe (Region Luhansk) hat fast 18.000 Einwohner. Mitte April 2024 war das russische 752. MotSchützenRegiment in die Kämpfe bei Swatowe verwickelt.

- Makiivka

Makiivka liegt in der Region Luhansk. Ende April 2024 war hier das russische 252. MotSchützenRegiment in Kämpfe verwickelt.

- Novosadoye

Novosadoye liegt südlich von Makiivka. Ende April waren hier das 283. Infanterieregiment in Kämpfe verwickelt.

- Terny

Mitte April 2024 wurde Terny von zwei russischen Verbänden, dem 254. und dem 283 MotSchützenRegiment angegriffen. Ende April 2024 war hier das russische 488. Infanterieregiment in Kämpfe verwickelt.

- Torske

Torske liegt südlich von Terny. Ende April gab es hier Kämpfe der russischen 164. MotSchützenBrigade und des 37. MotSchützenRegimentes.

- Kreminna

Kreminna im Oblast Luhansk hatte ca. 20.000 Einwohner. Es liegt nordwestlich von Sjewjerodonezk. Hier soll mittlerweile die Spetnaz-Einheit „Akhmat“ aktiv sein.

- Sjewjerodonezk

Sjewjerodonezk hatte bei Kriegsbeginn ca. 100.000 Einwohner.

- Lyssytschansk

Lyssytschansk liegt südwestlich von Sjewjerodonezk. Die Stadt hatte ca. 100.000 Einwohner.

- Serebryans´kyy

Serebryans´kyy ist ein Waldstück westlich von Lyssytschansk. Hier sind Kräfte der tschetschenischen „Akmat“-Spetsnaz disloziert.

- Slowjansk

Slwojansk hatte bei Kriegsbeginn über 105.000 Einwohner.

- Bilohorivka

Es gibt mehrere Orte mit diesem Namen, u. a. in den Bezirken Luhansk und Donezk. Im Luhanska Bilohorivka zwischen Slowjansk und Lyssytschansk hat die russische 2. Artilleriebrigade zwischen Bilohorivka und Spirne Stellungen bezogen.

- Sewersk

Sewersk hatte bei Kriegsbeginn ungefähr 12.000 Einwohner. Im April zogen die Russen hier Verbände des 2. Armeekorps der LNR (Luhansker Nationalrepublik) zusammen. Es handelte sich um die 6., 7. und 123. MotSchützenBrigade, die von der 106. Fallschirmjägerdivision unterstützt wurden. Die 123. MSB konnte auf Vyimka, südlich von Sewersk, vorrücken, weitere Angriffe wurden von den Ukrainern abgewehrt.

- Verkhn'okam'yans'ke

Verkhn'okam'yans'ke liegt östlich von Sewersk. Hier können die ukrainischen Truppen derzeit russische Angriffe noch abwehren.

- Vyimka

Vyimka liegt rund zehn Kilometer westlich von Spirne. Hier operiert die russische 123. MotSchützenBrigade.

- Spirne

Bei Spirne sind die russische 6. MotSchützenBrigade, die 123. MotSchützenBrigade, das 2. Artillerieregiment und die „GORB“-Einheit des 2. Armeekorps der „Nationalrepublik Luhansk“ im Einsatz. Hier können die ukrainischen Truppen russische Angriffe derzeit noch abwehren.

- Berestove

Berestove ist ein Nachbarort südlich von Spirne. Der Ort wurde Ende April 2024 vom russischen 15. MotSchützenRegiment angegriffen.

- Rozdolivka

Im Raum Rozdolivka operiert die russische 106. Fallschirmjägerdivision. Hier können die ukrainischen Truppen die russischen Angriffe gegenwärtig noch abwehren.

- Kramatorsk

Kramatorsk hatte bei Kriegsbeginn mindestens 160.000 Einwohner. Die Industriestadt ist ein Zentrum des Maschinenbaus. Die Stadt wurde wiederholt durch russische Flugkörper getroffen.

- Semeniwka

Semeniwka ist ein Vorort von Kramatorsk und liegt südöstlich der Stadt. Die Ortschaft wurde am 29. April 2024 von der 114. MotSchützenBrigade der Russen eingenommen.

- Bachmut

Nach über einem Jahr heftiger Gefechte gelang es den Russen Bachmut im Mai 2023 einzunehmen. Dabei wurden insbesondere die Söldner der Gruppa Wagnera eingesetzt. Allerdings flammen die Kämpfe immer wieder auf. So konnte ein Kommando von zwanzig Scharfschützen, die nach ihrem Führer „Ghosts of Bakhmut“ genannt wird, bis September 2023 über 550 Russen abknallen. In der Stadt ist derzeit das russische 331. Fallschirmjägerregiment stationiert. Im Raum Bachmut operieren ebenfalls die russische 4. MotSchützenBrigade, die 200. MotSchützenBrigade und die „Sever-V“-Brigade des russischen Freiwilligenkorps.

Der Kommandeur der ukrainischen 93. Mechanisierten Brigade, Oberst Pavlo Palisa, erklärte, die Russen hätten im Kampf um Bachmut zeitweise mit einer fünf- bis siebenfachen Überlegenheit angegriffen.

- Tschassiw Jar

Tschassiw Jar hatte bei Kriegsbeginn ca. 13.500 Einwohner. Schätzungsweise 20.000 bis 25.000 russische Soldaten versuchen die Stadt einzukreisen und einzunehmen. Am 5. April 2024 konnten sich die Russen in den Vororten von Tschassiw Jar festsetzen. An den Angriffen waren die 200. MotSchützenBrigade und das 102. MotSchützenRegiment beteiligt. Hinzu kamen Teile der 11. Fallschirmjägerbrigade, das 217. Garde Fallschirmjägerregiment und das 331. Regiment der 98. Fallschirmjägerdivision, das 58. Spetsnaz Bataillon, das u. a. Drohnenangriffe ausübt, und das Bataillon „Sarmat“; außerdem die Internationalaja Brigada „Pyatnashka“, die sich z. T. aus chinesischen Freiwilligen zusammensetzt, und der Sever-V-Verband des russischen Freiwilligenkorps. Hinzu kommt die 17. Artilleriebrigade.

Das Institute for the Study of War in Washington fasste die Truppenbewegungen in der Region am 4. Mai 2014 wie folgt zusammen:

„Ukrainian military observer Kostyantyn Mashovets stated that newly committed additional elements of the Russian 331st VDV Regiment (98th VDV Division) are operating between Chasiv Yar and the T0504 (Bakhmut-Kostyantynivka) highway; forward elements of the 217th VDV Regiment (98th VDV Division) and Russian Volunteer Corps are operating in the forest area northeast of the Kanal Microraion (easternmost Chasiv Yar); and other elements of the 217th VDV Regiment are trying to advance towards Kalynivka from Bohdanivka. Mashovets stated that elements of the 102nd Motorized Rifle Regiment (150th Motorized Rifle Division, 8th Combined Arms Army [CAA], Southern Military District [SMD]) are struggling to support the left flank of the 98th VDV Division's tactical strike group (likely referring to the area near Ivanivske), which is complicating the division's advance south of Chasiv Yar. Mashovets stated that elements of the 11th Separate VDV Brigade are operating south of Ivanivske; elements of the 88th Separate Motorized Rifle Brigade (2nd LNR AC) returned to the battlefield after reconstitution and are operating east of Klishchiivka; and elements of the 83rd Separate VDV Brigade are operating near Klishchiivka and Andriivka. Elements of the Russian 200th Motorized Rifle Brigade (14th AC, Leningrad Military District [LMD]) are reportedly operating near Chasiv Yar.“ (15)

Der Stellvertretende Direktor des ukrainischen Militärgeheimdienstes Holowne uprawlinnja roswidky (HUR), Generalmajor Vadym Skibiskyi, fasste die militärische Lage Anfang Mai so zusammen: „Es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis diese Stadt fällt, wie Awdijiwka, das im Februar von den Russen in Schutt und Asche gelegt wurde. (…) Natürlich nicht heute oder morgen, aber alles hängt von unseren Reserven und Vorräten ab.“ (16) Eine Eroberung der Stadt würde den Russen den Weg nach Kramatorsk und anderen strategisch wichtigen Städten in der Ostukraine öffnen.

- Bohdaniwka

Bohdaniwka liegt knapp zehn Kilometer östlich von Tschassiw Jar. Am 21. April 2024 konnten die Russen den Ort erobern.

- Iwaniwske

Iwaniwske liegt ca. 6 km westlich von Bachmut. Die russische 98. Garde Fallschirmjägerdivision konnte am 21. Februar 2024 den östlichen Ortsrand von Iwaniwske erreichen um weiter in Richtung Tschassiw Jar vorzustoßen. Mitte April 2024 wurden hier Einheiten der 11. Fallschirmjägerbrigade und das102. MotSchützenRegiment eingesetzt.

- Klischtschijiwka

Klischtschijiwka liegt kaum zehn Kilometer südlich von Bachmut. Die russische 4. MotSchützenBrigade und die Spetnaz-Einheit „Akhmat“ haben mehrere ukrainische Positionen im Westen des Ortes Ende April erobert. Außerdem wurden hier das 107. und das 1307. MotSchützenRegiment eingesetzt. Ein zweiter Angriff von Norden erfolgte durch die 83. Fallschirmjägerbrigade und die 88. MotSchützenBrigade.

- Konstjantyniwka

Konstjantyniwka liegt südlich von Kramatorsk und westlich von Klischtschijiwka.

- Andriivka

In Andriivka, südlich von Klischtschjiwka, ist u. a. die 88. MotSchützenBrigade stationiert.

- Horliwka

Horliwka hatte bei Kriegsbeginn ca. 240.000 Einwohner. Die Stadt ist ein Verkehrsknotenpunkt.

- Novooleksandrivka

Novooleksandrivka liegt nordwestlich von Otscheretyne. Die Gemeinde wurde Ende April 2024 von der russischen 30. MotSchützenBrigade angegriffen. Anfang Mai wurde zur Verstärkung die 55. MotSchützenBrigade in das Gebiet verlegt.

- Novobakhmutivka

Ende April 2024 näherten sich die russische 15. MotSchützenBrigade und das Arbat Spetsnaz Bataillon dem Dorf. Außerdem operiert in der Gegend die 27. MotSchützenDivision.

- Novokalynone

Novokalynone und Keramik sind zwei Nachbarorte fünf Kilometer östlich von Otscheretyne. Hier sind die russische 35. und die 132. MotSchützenBrigade disloziert.

- Keramik

Ende April 2024 trug das „Lavina“-Bataillon der 132. MotSchützenBrigade einen weiteren Angriff in Richtung Keramik vor. Die Kämpfe dauern bis heute an.

- Otscheretyne

Otscheretyne hatte etwa 3.600 Bürger. Im Raum Otscheretyne operiert das 1. Armeekorps der „Nationalrepublik Donezk“. Am 23. April 2024 stürmte die russische 30. MotSchützenBrigade auf Otscheretyne. Sie wurde unterstützt durch das 433. MotSchützenRegiment, die 27. MotSchützenDivision und die 35. MotSchützenBrigade. Hinzu kommt die 15. MotSchützenBrigade, die gerade erst von einem Peacekeeping-Einsatz aus Nagorny-Karabach zurückgekehrt ist. Als Reserve stand die 55. MotSchützenBrigade bereit.

Durch einen Fehler ihrer Führung bei einem Rotationsmanöver zog sich die ukrainische 115. Mechanisierte Brigade fluchtartig nach Westen zurück. Um die Russen aufzuhalten, verlegten die Ukraine ihre 47. Mechanisierte Brigade nach Otscheretyne. Die ukrainische 47. Brigade unter dem Kommando von Mykola Melnyk dient als Notfallfeuerwehr. Sie ist u. a. mit 160 Kampfpanzern M2 Abrams, Schützenpanzern Bradley und Haubitzen N109 ausgerüstet. Allerdings ist der Verband seit zwei Jahren ununterbrochen im Einsatz und die Soldaten sind entsprechend ausgemergelt. (17)

Die deutschen Militärexperten Christian Mölling und András Rácz fassten die Dynamik und den Erfolg des russischen Angriffes wie folgt zusammen:

„Den russischen Streitkräften gelang ein taktischer Erfolg nordwestlich von Awdijiwka, im Dorf Otscheretyne, an der Straße nach Pokrowsk. Hier gelang es den russischen Truppen nach einem gescheiterten ukrainischen Rotationsmanöver etwa am 17. und 18. April, in die ukrainische Verteidigung einzubrechen und anschließend den Vorstoß zu vertiefen und zu erweitern.

Sie nahmen die Dörfer Nowobachmutiwka und Solowjow im südlichen Teil des Frontbogens ein und starteten einen weiteren Vorstoß östlich des ursprünglichen Frontbogens. Innerhalb von zwei Tagen nahmen sie sowohl Nowokalynowe als auch Teile des Dorfes Keramik ein. Die ukrainischen Truppen zwischen den beiden Keilen werden sich zurückziehen müssen.

Sollten die russischen Truppen in der Lage sein, den derzeit noch taktischen Durchbruch weiter zu vertiefen und auszuweiten, könnten sie die gesamte ukrainische Verteidigungslinie in der Region gefährden und damit eine Wirkung im operativen Bereich erzielen.

Sollte die Verteidigung hier unhaltbar werden, müssten sich die ukrainischen Truppen nach Westen zurückziehen, möglicherweise sogar etwa zehn Kilometer bis nach Hrodiwka, wo das Gelände für den Aufbau einer neuen Verteidigungslinie besser geeignet ist. Nördlich davon würden mehrere Flüsse, Bäche und Stauseen einen schnellen russischen Vorstoß erschweren. Sollte es ihnen dennoch gelingen, weiter nach Norden vorzustoßen, könnten sie die Stadt Konstantiniwka von Süden her gefährden.

Der russische Druck nimmt auch auf Tschasiw Jar zu. Während hier die ukrainische Verteidigung noch standhält, erhöht Russland aktiv das Einsatztempo und verlegt immer mehr Kräfte in den Kampf.

Sollte Tschasiw Jar fallen, würde dies die gesamten ukrainischen Verteidigungslinien in der Region unhaltbar machen, möglicherweise einschließlich Konstantikiwka. In diesem Fall würde die Linie Slowjansk-Kramatorsk die letzte starke ukrainische Verteidigungslinie im Donbass werden.“ (18)

Das Institute for the Study of War (ISW) in Washington berichtet dazu unter Bezug auf den ukrainischen Militärblogger Kostyantyn Mashovets:

„Ukrainian military observer Kostyantyn Mashovets assessed that the Russian military command is attempting to sustain the tempo of offensive operations in this direction and is re deploying elements of the 41st Combined Arms Army [CAA], (Central Military District [CMD]) to the area after removing them from combat to restore combat capability. 56 Mashovets noted that elements of the Russian 35th Guards Motorized Rifle Brigade (41st CAA) redeployed to reinforce elements of the 30th Motorized Rifle Brigade (2nd CAA, CMD) and 132nd Separate Guards Motorized Rifle Brigade (1st DNR AC), which are already fighting in the Novokalynove direction as part of efforts to seize Novobakhmutivka and Ocheretyne. Mashovets added that Russian forces also committed elements of the 74th Guards Motorized Rifle Brigade (41st CAA) near Berdychi. Mashovets noted that the Russian Central Grouping of Forces, which operates in the Pokrovsk and Toretsk directions (northwest and northeast of Avdiivka), has over 86,000 personnel, no more than 280 tanks, no less than 760 armored vehicles, and around 1,100 tube and rocket artillery systems.“ (19)

- Solowjowe

Die Russen meldeten am 5. Mai, dem orthodoxen Osterfeiertag, sie hätten den Nachbarort von Otscheretyne eingenommen.

- Archanhel´s´ke

Die Siedlung liegt rund 15 km nördlich von Awdijiwka. Die Ukrainer habe die Stadt im Februar 2024 geräumt. Am 4. Mai hat die russische 35. MotSchützenBrigade die Siedlung eingenommen. Angeblich soll auch das 132. MotSchützenRegiment mit seinem „Lavina“-Bataillon an dem laufenden Angriff beteiligt sein. Nach russischen Angaben wurde die Siedlung am 4. Mai erobert.

- Berdytschiw

Berdytschiw liegt rund 12 Kilometer nordwestlich von Awdijiwka und südlich von Otscheretyne. Westlich der Siedlung operieren die russische 27. MotSchützenDivision und die 74. MotSchützenBrigade. Am 2. Mai 2024 gelang es den Russen, das Dorf zu erobern. An der Operation war die 74. MotSchützenBrigade beteiligt.

- Orliwka

Orliwka liegt nordwestlich von Awdijiwka. Am 29. Februar 2024 konnten die ukrainische 3. Angriffsbrigade und die 25. Fallschirmjägerbrigade einen russischen Angriff abwehren. Ende April 2024 operierte die russische 114 MotSchützenBrigade bereits westlich der Stadt.

- Awdijiwka

Bei Kriegsbeginn hatte die Kleinstadt fast 32.000 Einwohner, zuletzt hatte die Stadt kaum noch 1.000 Bürger. Nach monatelangen Kämpfen, bei denen die russische Luftwaffe auch Gleitbomben (korrektiruyushchaya aviabomba - KAB) eingesetzte, konnten die Russen Awdijiwka am 17. Februar 2024 einnehmen. Die ukrainische 10. Mechanisierte Brigade musste sich zurückziehen, um nicht eingeschlossen zu werden.

Im Raum Awdijiwka ist nun das russische 1. Armeekorps der „Nationalrepublik Donezk“ disloziert. Außerdem haben die Russen Ende April die „Wega“-Einheit der 24. Garde Spetsnaz Brigade ihres Militärgeheimdienstes GRU und nunmehr auch die 15. MotSchützenBrigade herangeführt. Die Kämpfe dauern an, allein am Ostersonntag, den 5. Mai, trugen die Russen 56 Angriffe im Raum Awdijiwka/Bachmut vor.

Mit der Eroberung der Kleinstadt eröffnen sich für die Russen mehrere Optionen, um ihre Angriffe auszuweiten. Sie können nach Westen in zur Industriestadt Pokrowsk vorstoßen oder nach Norden schwenken, um den Angriff auf Tschassiw Jar zu verstärken.

- Sjeverne

Nach der Eroberung von Awdijiwka stießen die Russen weiter westwärts in Richtung Sjeverne vor, das sie am 27. Februar 2024 einnahmen.

- Umans'ke

Umans´ke liegt etwa mehr als zehn Kilometer westlich von Awdijwka. Hier sind das russische 239. Panzerregiment und das 428. MotSchützenRegiment untergebracht. Außerdem operiert in dem Gebiet die 90. Panzerdivision.

- Netaylowe

Netaylowe liegt ca. 15 km westlich von Awdijiwka. Hier drang die 9. MotSchützenBrigade Ende April 2014 in Richtung Westen vor.

- Perwomais´ke

Perwomais´ke liegt südwestlich von Awdijiwka. Hier ist die russische 24. Garde Spetsnaz Brigade im Einsatz.

- Donezk

Bei Kriegsbeginn hatte die Großstadt über 900.000 Bewohner. Im Raum Donezk operiert die russische 5. Panzerbrigade.

- Heorhiivka

Heorhiivka liegt ca. 20 km westlich von Donezk. Hier sind die 150. MotSchützenDivision und die 5. MotSchützenBrigade stationiert.

- Pobjeda

Pobjeda liegt südwestlich von Donezk. Hier ist derzeit das russische 255. MotSchützenRegiment stationiert.

- Krasnogorowka (?)

Krasnogorowka hatte fast 16.000 Einwohner. Die Kleinstadt liegt zwischen Donezk im Osten und Awdijiwka im Westen. In der Umgebung der Stadt operieren z. Zt. die russische 5. MotSchützenBrigade und die 14. sowie 238. Artilleriebrigade.

- Nowomychailiwka

Nowomychailiwka liegt südwestlich von Donezk. Die Russen stürmten Ende Februar 2024 weiter in Richtung Nowomychailiwka vor, um den Ort einzunehmen. Zunächst konnte die ukrainische 79. Amphibische Sturmbrigade unter dem Kommando von Oberst Yevhen Shmatalyuk noch bis zu 20 Prozent der Stadt halten. (20) Am 20./21. April konnten die russische 155. Marineinfanteriebrigade mit Unterstützung durch die Freiwilligeneinheit BARS-22 „Tiger“ der Heeresreserve weitere Teile der Stadt einnehmen. Sie wurden unterstützt durch die 40. Marineinfanteriebrigade, die 39. MotSchützenBrigade, das 10. Panzerregiment und das 57. MotSchützenRegiment.

- Wuhledar

Wuhledar hatte bei Kriegsbeginn fast 15.000 Einwohner. Mitte April 2024 war hier die russische 57. MotSchützenBrigade disloziert. Zu ihrer Verstärkung rückte die 36. MotSchützenBrigade vor. Zur Unterstützung wurde auch die 43. Spetsnaz Kompanie bzw. die 14. Spetsnaz Brigade des Militärgeheimdienstes GRU nach Wuhledar verlegt. Angeblich waren hier auch die 5. Panzerbrigade, die 37. MotSchützenBrigade, die 40. Marineinfanteriebrigade und die 155. Marineinfanteriebrigade eingesetzt.

- Prechystivka

Prechystivka liegt westlich von Wuhledar. Hier ist z. Zt. die 11. Luft- und Luftverteidigungsarmee im Einsatz.

-Staromajorske

Staromajorske liegt westlich von Prechystivka. In der Umgebung der Stadt operiert die russische 336. Marineinfanteriebrigade, außerdem ist hier die 14. Spetsnaz Brigade des Militärgeheimdienstes GRU stationiert. Ergänzt werden die Truppen durch die 11. Luft- und Luftverteidigungsarmee. Die russische 37. MotSchützenBrigade und die 60. MotSchützenBrigade wollten hier in südwestlicher Richtung vorstoßen, aber ihr Angriff scheiterte. Daraufhin verlegten die Russen zusätzlich die 5. MotSchützenBrigade in das Gebiet. Die Kampfhandlungen werden unterstützt durch die russische 305. Artilleriebrigade.

- Urozhaine

Urozhaine liegt 15 km westlich von Wuledar. Hier stößt das russische 1430. MotSchützenRegiment weiter westlich vor. Außerdem ist bzw. war hier die 11. Luft- und Luftverteidigungsarmee im Einsatz.

- Wolodymyriwka

Wolodymyriwka liegt ca. 15 km südöstlich von Wuledar. Hier haben die Russen ihre 36. MotSchützenBrigade disloziert.

 

Zentralfront

Unter dem Begriff „Zentralfront“ ist hier das Hinterland der ukrainischen Front zusammengefasst. Hier finden derzeit kaum Bodenkämpfe statt, allerdings ist die Region russischen Luftangriffen ausgesetzt. Es gibt innerhalb des ukrainischen Heeres kein separates Kommando für dieses Gebiet, vielmehr ist es auf die anderen Kommandos verteilt.

- Tscherkassy

Tscherkassy hatte bei Kriegsbeginn rund 286.000 Einwohner.

- Poltawa

Poltawa hatte etwa 300.000 Bewohner. Die Stadt leidet gegenwärtig unter massiven russischen Luftangriffen

- Krementschuk

Krementschuk hatte bei Kriegsbeginn etwa 220.000 Einwohner.

- Dnipro

Dnipro (vormals Dnipropetrowsk) war mit einer Millionen Einwohner die viertgrößste Stadt der Ukraine. Sie ist seit Ende März 2024 wieder ständigen Luftangriffen gegen seine Energieversorgung ausgesetzt. Mittlerweile wurden 80 Prozent der Wärmeversorgung zerstört. (https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/charkiw-angriff-brand-ukraine-krieg-russland-100.html)

- Krywyj Rih

Krywyj Rih hatte bei Kriegsbeginn ca. 625.000 Bewohner.

 

Südfront

Die russische Offensive vom Februar 2022 war an der Südfront am erfolgreichsten. Die gesamte Region an der Schwarzmeerküste fiel schon in den Tagen und Wochen nach Kriegsbeginn in die Hände der Russen. Sie errichteten dort ein rigides Besatzungsregime, dem viele ukrainische Amtsträger zum Opfer fielen.

Das „Einsatzkommando „Süd“ (Operatyvne komanduvannya „Pivden“ - OK „Pivdenʹ“) hat sein Hauptquartier in Odessa.

- Mariupol

Die Küstenstadt am Asowschen Meer hatte bei Kriegsbeginn fast 450.000 Einwohner. Nach tagelangen Gefechten konnten die Russen am 24. März 2022 bis in das Stadtzentrum vordringen und die Kommune in den folgenden Tagen vollständig erobern. Am heftigsten war der ukrainische Widerstand im Stahlwerk „Asow“, der bis zum 20. Mai 2022 anhielt. Bei den Kämpfen wurde die Stadt zerstört. Dazu berichtete „Wikipedia“:

„Zirka 90 Prozent der Gebäude der Stadt wurden beschädigt, auch die teils griechisch geprägten Dörfer im Umland sollen weitgehend zerstört sein. Versuche der Erfassung der Schäden gehen von mindestens 2000 zerstörten Wohngebäuden, 55 Schulen, 16 Kindergärten, 15 Hochschulen, 20 Krankenhäusern, 16 Kirchen sowie ungefähr 100 Restaurants, Geschäfte, Hotels aus.“ (21)

- Berdjansk

Berdjansk am Asowschen Meer hatte bei Kriegsbeginn ca. 115.000 Bewohner. Anfang März 2022 wurde die Stadt durch eine amphibische Landung der Russen eingenommen.,

- Melitopol

Die Stadt wurde zwischen dem 25. Februar und 1. März 2022 von den Russen erobert. Aber in Melitopol ist weiterhin eine ukrainische Partisanengruppe aktiv.

- Robotyne

Robotyne liegt ungefähr dreißig km nördlich von Saporischschja. In Robotyne und dem benachbarten Orikhiv sind seit Sommer 2023 das russische 108. Fallschirmjägerregiment, das 56. Garde Fallschirmjägerregiment und Einheiten der 76. Fallschirmjägerdivision disloziert. Sie sollen nun verlegt werden. Es wird vermutet, dass sie insbesondere die russischen Vorstöße an der ukrainischen Ostfront unterstützen sollen. Im Raum Robotyne ist weiterhin die 42. Garde MotSchützenDivision unter dem Kommando von Oberst Roman Demurchiyev mit ihrem 70. MotSchützenRegimentes und ihrem 291. MotSchützenRegiment aktiv. Hinzu kommen das 1152. MotSchützenRegiment, sowie das 56. und das 108. Fallschirmjägerregiment. Soldaten des 70. MotSchützenRegimentes sollen für ihre Angriffe auch Motorräder einsetzen.

- Saporischschja

Mehrere russische Verbände (19. MotSchützenDivision, 39. MotSchützenBrigade, 136. Garde MotSchützenBrigade, 71. MotSchützenRegiment, 56. Fallschirmjägerregiment, 108. Fallschirmjägerregiment sowie das 50. Artillerieregiment mit seinen Selbstfahrlafetten) operieren im Raum Saporischschja.

- Hulyaipole

Hulyaipole liegt östlich von Saporischschja und hatte bei Kriegsbeginn ca. 13.000 Einwohner. In dem Gebiet operieren die russische 38. und die 64. MotSchützenBrigade. In der Nähe hat die 165. Artilleriebrigade Stellung bezogen.

- Orichiw

Orichiw liegt südöstlich von Saporischschj. Die Kleinstadt hatte bei Kriegsbeginn rund 14.000 Einwohner. Die Russen haben in den letzten Wochen gegen Kleinstadt chemische Kampfstoffe mittels Drohnen eingesetzt. (22)

- Nikopol

Nikopol hatte bei Kriegsbeginn 120.000 Einwohner.

- Enerhodar

Enerhodar liegt südwestlich von Saporischschja. In den Tagen nach Kriegsbeginn, vom 28. Februar bis 4. März 2022, hat das russische 22. Armeekorps den lokalen Atomkraftwerkskomplex Zaporizʹka atomna elektrostantsiya bei Enerhodar mit seinen sechs Druckwasserreaktoren vom sowjetischen Typ WWER-1000/320 besetzt und bisher gehalten. Alle Reaktoren befinden sich im „cold shutdown“. Beide Seiten machten sich wiederholt dafür verantwortlich, dass in der Nähe oder auf dem Gelände der Nuklearanlage geschossen wurde, dadurch wurde die Stromversorgung der Reaktoren mehrfach unterbrochen, ohne dass es bisher zu einem Ausfall der Kühlung gekommen ist. Anfang April 2024 wurde ein Containment mehrfach durch eine Drohne getroffen. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig. Es wird befürchtet, dass es im Extremfall zu einem Falschflaggenangriff auf das AKW kommen könnte.

- Kakhovka

Kakhovka liegt am gleichnamigen Stausee östlich von Cherson. Die Stadt hatte etwa 36.000 Einwohner. Hier ist das „Margelow“-Bataillon des russischen Freiwilligenkorps im Einsatz.

- Cherson

Cherson hatte bei Kriegsbeginn fast 40.000 Einwohner. Den Russen gelang schon am 1. März 2022 die Eroberung der Stadt. Anfang Oktober 2022 starteten die Ukrainer eine Gegenoffensive und konnten die Stadt und mindestens elf Ortschaften im Bezirk Cherson zurückerobern. Seitdem kommt es immer wieder zu Scharmützeln entlang des Flusses Dnepr. So konnten die Ukrainer bei einer weiteren Gegenoffensive im Juni 2023 weitere Dörfer (Neskuchne, Blahodatne, Storozheve, Makariwka und Nowodariwka) befreien, dennoch war der Vorstoß insgesamt nicht erfolgreich.

Zur Zeit sind hier das russische 1197. MotSchützenRegiment und die 61. Marineinfanteriebrigade disloziert, außerdem das „Markelow“-Bataillon des russischen Freiwilligenkorps. Die 810. Marineinfaneriebrigade rückt weiter auf das Gebiet um Cherson zu.

- Krynky

Im Dezember 2023 gelang es den ukrainischen Streitkräften, hier einen Brückenkopf auf dem Ostufer des Dnepr zu etablieren. Die Ukrainer konnten in den letzten Tagen ihre Stellungen ausbauen.

Ihnen gegenüber liegt die russische 104. Fallschirmjägerdivision, die derzeit vermutlich durch Einheiten der 76. Fallschirmjägerdivision aus Robotyne abgelöst werden soll, und die 810. Marineinfanteriebrigade.

- Mykolajiw

Die Hafenstadt Mikolajiw liegt direkt am Schwarzen Meer. Die Kulturmetropole hatte bei Kriegsbeginn über 470.000 Einwohner. Ende April 2024 wurde die Stadt erneut durch russische Drohnen angegriffen, dabei wurde das Fernwärmenetz z. T. zerstört.

- Kinburn Spit

Kinburn Spit ist eine Halbinsel südwestlich von Mykolajiw. Hier ist die russische Freiwilligenbrigade „Dnepr“ der Kosaken disloziert.

- Odessa

Die Hafenstadt ist seit Kriegsbeginn immer wieder das Ziel von Luftangriffen, dabei wurde zuletzt auch Streumunition eingesetzt, um möglichst viele Einwohner zu töten. Am 2. Mai brach in einem Logistikunternehmen im Hafen nach einem russischen Beschuss ein Großbrand aus.

- Krim

Die Halbinsel wurde bereits 2014 von den Russen erobert. Sie wird vom russischen 22. Armeekorps gehalten. Die Halbinsel beherbergt die russische Schwarzmeerflotte mit Hauptquartier in Sewastopol, die durch ukrainische Angriffe schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde. Außerdem gelang es den Ukrainern mehrere russische Luftstützpunkte zu beschießen.

Mit dem Bezug weitreichender Boden-Boden-Raketen vom Typ Army Tactical Missile System (ATACMS) haben die Ukrainer ihre Angriffe auf die Halbinsel Anfang Mai 2014 verstärkt. Mindestens drei Fliegerhorste wurden getroffen, darunter der Luftstützpunkt Dschankoj und die Stellungen der 31. Luftverteidigungsdivision in Tschornomorske und Saky. Die russische Regierung rechnet noch vor dem 9. Mai (Tag des Sieges über Deutschland 1945) mit einem ukrainischen „Großangriff“. (23)

Aufgrund der ukrainischen Angriffe auf die Kriegsschiffe der Schwarzmeerflotte wurde der Hafen von Sewastopol teilweise evakuiert. Mindestens 17 Schiffe wurden nach Noworossijsk verlegt. Außerdem baut die russische Schwarzmeerflotte zur Zeit einen Ausweichhafen in Otschamtschire in der georgischen Provinz Abchasien. Dieser kleine Hafen könnte noch im Laufe des Jahres in Betrieb genommen werden.

Eine der wichtigsten Verbindungen zwischen Russland und der von Russland annektierten Halbinsel ist die Kertsch-Brücke. Bisher wurde ein Teil des logistischen Bedarfs der russischen Streitkräfte über die Brücke herangeführt, aber dies soll in letzter Zeit sehr nachgelassen haben. Die Brücke wurde im Rahmen einer ukrainischen Sabotageaktion am 8. Oktober 2022 schwer beschädigt. Der ukrainische Geheimdienst hat angekündigt, dass er im laufenden Jahr einen weiteren Anschlag auf die strategische Verbindung verüben werden. (24)

 

Warten auf die nächste Großoffensive

Noch ist die nächste U.S.-Waffenlieferung nicht in der Ukraine angekommen. Für Ende Mai / Anfang Juni 2014 erwartet man den Beginn der nächsten russischen Sommeroffensive. Das russische Minimalziel wäre die vollständige Eroberung der Oblaste Donezk und Luhansk, wie Generalmajor Vadym Skibitskyj, stellvertretender Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, Anfang Mai bemerkte.

In Polen wachsen die Befürchtungen, die russischen Truppen könnten an der polnisch-ukrainischen Grenze die Grenzschilder übersehen. So erklärte der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski:

„Wir haben die Wahl: entweder haben wir eine besiegte russische Armee außerhalb der Grenzen der Ukraine oder eine siegreiche russische Armee an der Grenze zu Polen. Und was Putin dann tun würde, ist das, was Hitler mit der Tschechoslowakei getan hat; er würde die Industrie und die Menschen in der Ukraine nehmen und sie mobilisieren, um weiterzumachen.“ (25)

Wenn der „Iwan“ noch weiterreist, könnte er in Berlin und Brüssel einen „Technischen Halt“ einlegen.

Das Geschehen auf dem Schlachtfeld ist die eine Front dieses Krieges, eine andere Front ist der Wirtschaftsboykott gegen die Russen. Hier besteht die Hoffnung, dass sich der aggressive Pariastaat von seinem erhofften „Sieg“ im Felde politisch, ökonomisch und gesellschaftlich nicht mehr erholen wird und aufhört zu Sein. Das autoritäre Regime könnte wie ein Potemkinsches Dorf implodieren oder bei einem Zusammenbruch Russlands könnte das Chaos noch größer werden, als in den neunziger Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Auch dies wäre keine gute Perspektive für die NATO und Europa. Es gibt anscheinend keine guten Optionen mehr.

 

Quellen:

(1) https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-gefallene-
soldaten-100.html

(2) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1297855/umfrage/anzahl-
der-zivilen-opfer-durch-ukraine-krieg/

(3) https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-gefallene-
soldaten-100.html

(4) https://www.n-tv.de/politik/Selenskyj-Bisher-31-000-ukrainische-        
Soldaten-getoetet-article24762211.html

(5) https://www.fr.de/politik/panzer-drohnen-ukraine-krieg-russland-         
schwere-verluste-offensive-gegenoffensive-osten-tote-soldaten-zr-         
93053324.html

(6) https://www.swyrl.tv/article/ukraine-warnung-bei-maischberger-der-weg        
-zu-einem-sieg-ist-gerade-nicht-in-sicht

(7) https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/ukraine-russland-         
konflikt-blog-100.html

(8) https://www.n-tv.de/politik/Russland-droht-mit-verheerendem-
Vergeltungsschlag-article24919671.html

(9) https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/beitrag-unseres-     
partnerportals-economist-ukrainischer-general-macht-duestere-vorhersage        
-fuer-sein-land-und-europa_id_259919726.html

(10) https://www.understandingwar.org/sites/default/files/Russian%20      
Offensive%20Campaign%20Assessment%20May%202%2C%202024%
20%28PDF%29.pdf

(11) https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/beitrag-     
unseres-partnerportals-economist-ukrainischer-general-macht-duestere- 
vorhersage-fuer-sein-land-und-europa_id_259919726.html

(12) https://www.fr.de/politik/selenskyj-plan-attentat-russland-       
ukraine-krieg-geheimdienst-festnahmen-zr-93056641.html

(13) https://www.agenzianova.com/de/news/ucraina-zelensky-     
ha-destituito-il-comandante-delle-forze-congiunte-moskalyov/

(14) https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/bombenangriffe   
-auf-millionenstadt-charkiw-in-der-ukraine-warum-putin-dort-ein-  
exempel-statuieren-will_id_259901989.html

(15) https://www.understandingwar.org/sites/default/files/May%204%20  
Russian%20Offensive%20Campaign%20Assessment%20PDF.pdf

(16) https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/beitrag-     
unseres-partnerportals-economist-ukrainischer-general-macht-duestere- 
vorhersage-fuer-sein-land-und-europa_id_259919726.html

(17) https://www.merkur.de/politik/47-mechanisierte-brigade-fronteinsatz-           
ukraine-krieg-usa-notfall-brigade-leben-zr-93046213.html

(18) https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/vorstoesse-    
militaer-ukraine-krieg-russland-100.html

(19) https://www.understandingwar.org/sites/default/files/Russian%20      
Offensive%20Campaign%20Assessment%20April%2021%202024.pdf

(20) https://dearborn.org/preview/russias-control-of-the-ukrainian-
village-of-novomikhylivka-52728

(21) https://de.wikipedia.org/wiki/Mariupol

(22) https://www.n-tv.de/politik/CNN-Ukrainer-werfen-Russen-Einsatz-    
von-aetzendem-Gas-vor-article24613296.html#:~:text=Ein%20    
ukrainischer%20Geheimdienstmitarbeiter%20sagte%20CNN,Mund%     
2C%20Lunge%20und%20Haut%20reizt.

(23) https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/ukraine-krieg-im- 
ticker-nrw-sagt-weitere-ukraine-hilfe-im-krieg-gegen-russland-zu 
_id_57275780.html

(24) https://www.fr.de/politik/putin-sprengsatz-selenskyj-ukraine-  
krieg-aktuell-anschlag-kertsch-bruecke-krim-wladimir-zr-93050281.html

(25) https://www.fr.de/politik/krieg-russland-putin-polen-eu-verteidigung-  
ausgaben-strategie-nato-militaer-ukraine-93048792.html