Ukraine-Krieg 2.0 – Update 46 vom 12. April (D+46)
Gerhard Piper
Lageentwicklung:
Auf einer Pressekonferenz rechtfertigte der kranke Oberbefehlshaber Wladimir Putin die russische Ausrottungspolitik gegenüber der ukrainischen Zivilbevölkerung:
„Unsere Aufgabe ist es, alle gesetzten Ziele zu erfüllen und zu erreichen und dabei die Verluste zu minimieren. (…) Und wir werden dabei gleichmäßig, ruhig und nach dem ursprünglich vom Generalstab vorgeschlagenen Plan vorgehen. (…) Unsere Aktionen in bestimmten Regionen der Ukraine dienten dazu, Kräfte zu binden, Schäden zuzufügen und die militärische Infrastruktur zu zerstören.“
Ziel sei es gewesen, „die Voraussetzungen für eine aktivere Operation auf dem Gebiet des Donbass zu schaffen“. Die Berichte über ein Massaker an Zivilisten im ukrainischen Ort Butscha bei Kiew bezeichnete Putin als Falschinformationen. Er verglich die Anschuldigungen gegen die russischen Streitkräfte mit Vorwürfen gegen den syrischen Machthaber Baschar Hafiz al-Assad, im Syrien-Krieg Chemie-Waffen eingesetzt zu haben: „Wir haben den gleichen Fake in Butscha.“ (https://www.focus.de/politik/ausland/putin-bezeichnet-butscha-massaker-als-fake_id_82751276.html)
Kriegsverbrechen:
Butscha: Beim Massaker in Butscha durften Opfer frei wählen zwischen einem schnellen Tod durch eine Handgranate, oder einem langsamen Tod durch einen Knieschuss, berichtete ein Augenzeuge.
Vergewaltigungen: Der Uno-Vertreterin Sima Sami Bahous zufolge gibt es immer mehr Berichte über Vergewaltigungen in der Ukraine: „Wir hören immer häufiger von Vergewaltigungen und sexueller Gewalt“. Dies „lasse alle Alarmglocken schrillen“. Auch die Präsidentin der Menschenrechtsgruppe „La Strada Ukraine“, Kateryna Tscherepacha, berichtete im UN-Sicherheitsrat, über die Hotline ihrer Organisation seien neun Anrufe mit entsprechenden Vorwürfen gegen russische Soldaten eingegangen. Dies sei nur die Spitze des Eisbergs.
Die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmyla Denisowa, berichtete ebenfalls von zahlreichen Vergewaltigungen im Land. Etwa 25 Mädchen und Frauen im Alter zwischen 14 und 24 Jahren seien „systematisch vergewaltigt“ worden, während sie im Keller eines Hauses in Butscha festgehalten wurden: „Neun von ihnen sind schwanger. (…) Russische Soldaten sagten ihnen, sie würden sie bis zu dem Punkt vergewaltigen, an dem sie keinen sexuellen Kontakt mehr mit Männern haben wollten – um zu verhindern, dass sie ukrainische Kinder bekommen.“ (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-krieg-sorge-vor-chemiewaffen-einsatz-berichte-ueber-vergewaltigungen-das-geschah-in-der-nacht-a-f2b362de-3486-4cd3-801e-1466923fbe2e)
Truppenaufmarsch:
In der von Moskau besetzten Republik Transnistrien (Pridnestrowskaja Moldawskaja Respublika - PMR) ist eine Operative Gruppe mit HQ in Tiraspol disloziert. Diese besteht aus drei Bataillonen: 82. MotSchützen Bataillon, 113. MotSchützen Bataillon und das 540. Führungsbataillon. Möglicherweise werden rund 1.500 Mann aus Transnistrien mobilisiert, um die ukrainische Hafenstadt Odessa einzukesseln.
Aus der südsibirischen Republik Tuwa wurde nun eine weitere Einheit in Marsch gesetzt. Aber anscheinend mangelt es innerhalb der russischen Streitkräfte an Kampfstiefeln, so müssen die Soldaten in Gummistiefeln in den Kampf ziehen. (https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/id_91992930/auffaelliges-detail-sibirische-truppe-zieht-mit-absurder-ausruestung-in-den-ukraine-krieg.html)
Weil den Russen ihre Luftverteidigungsflugkörper angeblich ausgehen, haben sie nun aus dem Iran Nachschub geordert. Die Richtigkeit dieser Meldung ist fragwürdig, da die ukrainische Luftwaffe kaum Kampfeinsätze fliegt und somit die Russen kaum Flugabwehrraketen einsetzen mussten. Dennoch: Angeblich wollen die Russen iranische Raketen vom BAVAR 373 erwerben (https://www.fr.de/politik/ukraine-krieg-russland-waffen-iran-raketen-systeme-wladimir-putin-news-zr-91474595.html)
Es handelt sich dabei um ein mobiles, allwetterfähiges Langstrecken-Boden-Luft-Lenkwaffensystem zur Bekämpfung von Kampfflugzeugen, Drohnen, Marschflugkörpern und ballistischen Raketen mit einer Reichweite von 200 km und einer Dienstgipfelhöhe von 27 km. Eine BAVAR-Batterie besteht aus sechs Lenkwaffenstartern mit jeweils vier Raketenstartbehältern auf einem ZOLJANAH-LKWs (10x10 ), ein Überwachungs- und Zielverfolgungsradar auf einem ZAFAR-LKW (8 x 8 ) und einem Feuerleitradar auf einem weiteren ZARAR. Hinzu kommt ein Kommando- und Kontrollfahrzeug. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bavar-373)
Gefechte:
- Kharkiw:
Gouverneur Oleh Synjehubow teilte am Montag mit, in Kharkiw seien mindestens acht Zivilisten durch russischen Artilleriebeschuss getötet worden. Weitere 19 Personen seien verletzt.
Norden:
- Tschernihiw:
In Tschernihiw sind bisher rund 700 Einwohner ums Leben gekommen.
Osten:
Der Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhiy Haidai, berichtete, russische Streitkräfte haben in der Nacht zum 12. April Sewerodonezk, Lyssytschansk, Kreminna, Nowodruschesk und Rubischne angegriffen und dabei mindestens zwölf Wohnhäuser und vier Infrastrukturobjekte in der Region beschädigt. In Lyssytschansk sei eine Person getötet und drei weitere durch den Beschuss verletzt worden. (https://www.focus.de/politik/ausland/der-kriegsverlauf-in-der-ukraine-im-ticker-russische-truppen-bereiten-offensive-im-osten-vor_id_52139887.html) Der ukrainische Generalstab erklärte, derzeit seien die Russen dabei, ihre Truppenverlegung in die grenznahen russischen Gebiete Belgorod und Woronesch abzuschließen. Danach werden die Russen versuchen, die bereits heftig umkämpfte Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer sowie die Kleinstadt Popasna im Gebiet Luhansk einzunehmen. Von dort aus solle ein Angriff auf Kurachowe gestartet werden. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-russischer-oppositioneller-kara-mursa-in-moskau-festgenommen-a-8f5185f8-8b2b-4162-9ba3-ad7ec6c6dba8)
Aber nachdem der Boden aufgetaut ist, könnte das Wetter den Russen einen Strich durch ihre Angriffspläne machen. Präsidentenberater Oleksiy Arestovych prognostizierte: „Auf der Linie von Kharkiw bis nach Mariupol wird es zehn Tage lang regnen – und zwar ununterbrochen.“ Die Voraussagen sprechen von bis zu 50 mm Niederschlag bis Freitag. Die Schützengräben der Russen würden volllaufen und die Luftwaffe könnte nicht wie geplant operieren. „Und dann werden sie auf der Straße vorrücken müssen, wo sie auf unsere vorbereitete Verteidigung treffen“, so Arestovych weiter. Hier würden sie leichter das Ziel ukrainischer Panzerabwehrwaffen. Laut Arestovych würde diese Gegebenheit den russischen Vormarsch erheblich ausbremsen. (https://www.focus.de/politik/ausland/stimmen-zum-ukraine-krieg-tschetschenien-chef-kadyrow-poltert-werden-kiew-einnehmen_id_57275780.html)
Wenn die NATO nicht aufpasst, könnte Wladimir Putin – wie zuvor Baschar Hafiz al-Assad in Syrien – doch noch eine Wende zu seinen Gunsten in diesem Krieg herbeiführen. Nach Irak, Syrien und Afghanistan wäre dies dann schon die vierte Niederlage im vierten Krieg der NATO. Das ist keine überzeugende Bilanz für das angeblich „erfolgreichste“ Militärbündnis der Geschichte.
- Bezruky:
Nachdem es vorgestern geheißen hatte, die Russen hätten Panzerabwehrminen vom Typ PTM-1S eingesetzt, teilte der Leiter der ukrainischen Minenräumungseinheit, Oberstleutnant Nikolaj Owtscharuk, es handele sich um Streuminen der Variante PTM-1M, die im Osten von Kharkiw eingesetzt worden wären. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-krieg-sorge-vor-chemiewaffen-einsatz-berichte-ueber-vergewaltigungen-das-geschah-in-der-nacht-a-f2b362de-3486-4cd3-801e-1466923fbe2e)
- Tschassiw Jar:
Unweit des Ortes Tschassiw Jar im Donezker Gebiet wurde am Montag ein unterirdischer Kommandoposten der Ukrainer mit einem Flugkörper Ch-47M2 KINSCHAL angegriffen und zerstört. Vor Beginn des russischen Angriffskriegs war in Tschassiw Jar die Presseabteilung der ukrainischen Einsatzkräfte in der Ostukraine untergebracht.
Süden:
Die ukrainische Post hat neue Briefmarken herausgebracht – mit einer klaren Botschaft an die russischen Angreifer. Zu sehen ist darauf ein ukrainischer Soldat, der einem Kriegsschiff den Stinkefinger zeigt. Ein Sonderstempel bildet zudem die Umrisse der von der russischen Marine eroberten Schlangeninsel im Schwarzen Meer ab, sowie den Anfang des Satzes „Russisches Kriegsschiff, f… dich!“ Zu Kriegsbeginn hatte ein russisches Kriegsschiff die Garnison der Schlangeninsel aufgefordert, die Waffen niederzulegen. Darauf hatte der ukrainische Marineinfanterist Roman Hrybow mit einer unzweideutigen Botschaft geantwortet. (https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-post-bringt-marken-mit-stinkefinger-fuer-russen-heraus-a-4af59c79-2a89-4991-a620-999e927419ca)
- Mariupol:
Nach Angaben des Bürgermeisters Vadim Boytschenko sind bei den Kämpfen in Mariupol bisher 10.000 Ukrainer gefallen. Die ukrainischen Verteidiger haben sich in den Maschinenfabriken am Hafen verschanzt. Die Industrieanlagen, wie das „Metallurgische Kombinat Asowstahl“ (gegr. 1930), sind sehr verbaut und verfügen über unteridische Stockwerke. Sie zu stürmen hätte verlustreiche Angriffe zur Folge. Die Fabrik unter Führung von Enver Tskitishvili gilt als eines der größten Hüttenwerke in Europa mit tausenden von Stahlarbeitern. Zu „Asowstahl“ gehören mehrere Eisen- und Stahlwerke mit Anlagen zur Koks-Produktion, Sinteranlagen, Hochofenanlagen (sechs Hochöfen), ein Stahlwerk mit Konvertern und weitere Anlagen wie ein Mühlenkomplex, eine Plattenwerkstatt und eigene Eisenbahnanlagen. Es gehört der „Metinvest“-Gruppe mit Sitz in Den Haag (Niederlande), die von dem Oligarchen Rinat Akhmetov bestimmt wird.
Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konachenkow, meldete, dass es in der Nacht heftige Kämpfe gegeben habe: „Die auf dem Territorium des Werks ‚Iljitsch‘ eingeschlossenen Reste der ukrainischen Streitkräfte haben einen erfolglosen Versuch gemacht, aus der Stadt auszubrechen.“ Seinen Angaben zufolge seien an dem Ausbruchsversuch etwa 100 ukrainische Soldaten beteiligt gewesen; die Hälfte davon sei getötet worden.
Nach fragwürdigen Meldungen wurde am Montagnachmittag eine Kampfstoff-Drohne gegen die ukrainischen Verteidiger eingesetzt.
Verluste:
Die russischen Streitkräfte haben in der Nacht 32 militärische Objekte in der Ukraine beschossen. Dabei seien u. a. ein Luftabwehrraketensystem Buk-M1, ein Munitionslager und eine Flugzeughalle mit ukrainischer Luftwaffentechnik zerstört worden, teilte Generalmajor Igor Konaschenkow in Moskau mit.
Zivilbevölkerung:
Evakuierung: Aus den umkämpften Gebieten in der Ukraine sind etwa 4.350 Zivilisten am Montag in Sicherheit gebracht worden. Etwa 3.850 Menschen seien mit eigenen Autos in der südukrainischen Stadt Saporischschja angekommen, darunter 550 Flüchtlinge aus Mariupol. Eine eigentlich mit der russischen Seite vereinbarte Evakuierung aus der Region mit Bussen habe nicht geklappt. Weitere 500 Menschen seien aus Städten im Osten evakuiert worden. Dort werden in den kommenden Tagen eine russische Offensive und heftige Kämpfe erwartet.
BRD: Wie das Bundesinnenministerium mitteilte, sind insgesamt 335.578 Kriegsflüchtlinge - überwiegend Frauen, Kinder und alte Menschen- bisher in Deutschland registriert worden.
Weltwirtschaft: Der russische Krieg gegen die Ukraine könnte die globale Wirtschaft nach Angaben der Welthandelsorganisation (WTO) in diesem Jahr bis zu 1,3 Prozentpunkte Wachstum kosten. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte 2022 nach Modellrechnungen nur noch um 3,1 bis 3,7 Prozent wachsen. Als Grund führt die Organisation höhere Lebensmittel- und Energiepreise und fallende Exporte Russlands und der Ukraine an.
ABC-Waffen:
Chemische Waffen:
Am Montagmorgen meldete der britische Militärgeheimdienst, er rechne mit dem Einsatz von Phosphorbomben gegen Mariupol in den nächsten Tagen: „Der vergangene Einsatz von Phosphormunition durch die russischen Streitkräfte im Oblast Donezk erhöht die Wahrscheinlichkeit eines zukünftigen Einsatzes in Mariupol, da die Kämpfe um die Stadt intensiver werden.“ (https://www.rnd.de/politik/mariupol-setzt-russland-phosphorbomben-ein-london-warnt-vor-angriff-TTQMUIRIE5APXES337PUX3WWDQ.html) Phosphorbomben sind nicht nur Brandwaffen, sie setzen auch giftige Gase frei. Bei einer Kontamination mit Weißem Phosphor können schon etwa 50 mg für einen Erwachsenen tödlich sein. Der Tod tritt erst nach fünf bis zehn Tagen ein. Dennoch gelten Phosphorbomben aufgrund ihrer Hauptwirkung offiziell als „Brandwaffen“ und nicht als „Chemiewaffen“. (https://de.wikipedia.org/wiki/Phosphor)
Die britische Warnung erschien absurd, da Mariupol zum Großteil bereits von den russischen Truppen besetzt ist und ein Einsatz von Phosphorbomben gegen eine zu 90 Prozent zerstörte Stadt – selbst für russische Verhältnisse - militärisch keinen Sinn macht. Vielmehr würde man durch die entstehenden, kaum löschbaren Brände die eigenen Truppen gefährden.
Dennoch schlug Oberst Eduard Alexandrowitsch Bassurin, ein früheres Mitglied der Kalmius-Brigade, der heutzutage als Militärsprecher der prorussischen Separatisten auftritt, am Montag einen Einsatz von Chemiewaffen vor: Es gelte, die Ukrainer im Stahlwerk „Asowstahl“ mithilfe von Chemiewaffentruppen „auszuräuchern“. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-russischer-oppositioneller-kara-mursa-in-moskau-festgenommen-a-8f5185f8-8b2b-4162-9ba3-ad7ec6c6dba8)
Am Montagnachmittag vermeldete dann der ehemalige Kommandeur des ukrainischen Asow-Regimentes, Andryj Bilezkyj, die Russen hätten eine Drohne mit einer „giftigen Substanz“ unbekannter Art eingesetzt: „Drei Menschen haben deutliche Anzeichen einer Vergiftung durch Kriegschemikalien, aber ohne katastrophale Folgen.“ Gemäß der Asow-Meldung litten die betroffenen Soldaten unter Atemnot und hatten neurologische Probleme. Diese Meldung von einem vermeintlichen Chemieangriff wurde auch durch die ukrainische Abgeordnete Iwanna Klympusch weiterverbreitet: „Victims experience respiratory failure, vestib.-atactic syndrome.Most likely chem.weapons!“ (https://twitter.com/IKlympush/status/1513605375899185158)
Von offizieller Seite gab es zwar weiter Warnungen vor einem drohenden russischen Chemiewaffeneinsatz, aber keine Bestätigung dafür, dass in Mariupol tatsächlich ein Kampfstoff eingesetzt worden wäre. Die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Malyar teilte lediglich mit: „Es gibt die Theorie, dass es sich um Phosphormunition handeln könnte. (…) Offizielle Informationen werden später kommen.“
Die britische Außenministerin Liz Truss teilte daraufhin mit, man arbeite mit Partnern daran, Details zu verifizieren. Nun werden die Experten vom Defence Science and Technology Laboratory (Dstl) in Porton Down dem Hinweis nachgehen. James Steven Heappey, Parliamentary Under-Secretary of State for the Armed Forces, erklärte ergänzend: „Es gibt einige Dinge, die jenseits des Erlaubten liegen. (…) Und alle Optionen liegen auf dem Tisch, wie diese Reaktion aussehen könnte.“
BRD:
Ukrainischer Botschafter: Seit Beginn von Putins Angriffskrieg steht der Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, im Zentrum des öffentlichen Interesses, zumal er z. T. heftige, aber nicht unberechtigte Kritik an der Politik der deutschen Ampel-Regierung übt. So bezeichnete er den Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Michael Roth (SPD), schonmal als „Arschloch“. (https://www.youtube.com/watch?v=scSYzBOyb_w)
Allerdings ist der gelernte Jurist nicht unumstritten: So erregte er 2015 den Unmut des Bundestages, als er seinen Besuch am Grab des Partisanenführers und NS-Kollaborateurs Stepan Bandera in München publik machte und Bandera als „unseren Helden“ bezeichnete.
Am 19. März fiel der Botschafter erneut unangenehm auf, als er sich zum Apologeten des rechtsradikalen Asow-Regiments machte: Auf „Twitter“ postete er: „Leute, liebe @tagesschau, lassen Sie doch endlich das Asow-Regiment in Ruhe. Bitte. Wie lange wollen Sie dieses russische Fake-Narrativ - jetzt mitten im russischen Vernichtungskrieg gegen Zivilisten, gegen Frauen und Kinder in Mariupol - bedienen?“ Aber: Dem Regiment wurden in der Vergangenheit bereits mehrfach Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen vorgeworfen. (https://www.fr.de/politik/nationalistisch-ukraine-botschafter-andrij-melnyk-asow-regiment-ultra-rechts-91425243.html)
Denunziation: Der rammdösige „Außenpolitiker“ Alexander Graf Lambsdorff (FDP), Sohn seines Vaters, hat die Teilnehmer der Ostermärsche kritisiert: Der Talkshow-Held griff tief in die Mottenkiste und erklärte: „Wenn Ostermarschierer jetzt Abrüstung fordern und in Interviews vorschlagen, die Ukraine ‚gewaltfrei zu unterstützen‘, spucken sie den Verteidigern Kiews und Charkiws ins Gesicht. (…) Sie traumatisieren die zu uns Geflüchteten ein zweites Mal, denn sie schützen die Mörder und Vergewaltiger von Butscha, Irpin und Mariupol. (...) Die Ostermarschierer sind die fünfte Kolonne Wladimir Putins, politisch und militärisch. (…) Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Parolen der Ostermarschbewegung realitätsfern und gefährlich sind, dann hat Wladimir Putin ihn mit seinem brutalen Überfall am 24. Februar dieses Jahres erbracht." (https://www.stern.de/politik/ausland/ukraine-krieg--putin-gibt-sich-siegessicher-31774596.html)
Zwar muss man die Albernheiten eines überkandidelten Lambsdorff nicht weiter ernst nehmen, richtig ist aber auch, dass die „Peaceniks“ den Ausbruch des Ukraine-Krieges völlig verpennt haben. Vor Kriegsbeginn war die „Friedensbewegung“ ausgesprochen schwach, schlecht informiert und überaltert. Außerdem haben es die kirchlichen Kreise und die sogenannten „Unorganisierten“ über Jahre hinweg nicht geschafft, sich von den heuchlerischen „Putin-Verstehern“ aus der Linkspartei und ihrer Rechtfertigung putinscher Kriegsverbrechen im Nahen Osten und in Afrika zu distanzieren. Daher darf bezweifelt werden, dass sich die „Friedensbewegung“ ausgerechnet durch einen Krieg aus ihrer Lethargie befreien kann.
EU:
Die Polizeibehörde Europol will die EU-Staaten bei der Durchsetzung von Sanktionen gegen russische Einzelpersonen und Unternehmen unterstützen. Zusammen mit der EU-Justizbehörde Eurojust und der Grenzschutzagentur Frontex habe man dazu die Mission OSCAR gestartet. Die Mission soll bei finanziellen Ermittlungen zu Vermögenswerten helfen. Zudem wolle sie strafrechtliche Ermittlungen von EU-Ländern unterstützen, wenn Handels- und Wirtschaftssanktionen umgangen werden. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-russischer-oppositioneller-kara-mursa-in-moskau-festgenommen-a-8f5185f8-8b2b-4162-9ba3-ad7ec6c6dba8)
Russland:
Repression: Der russische Parlamentschef Wjatscheslaw Wiktorowitsch Wolodin („Einiges Russland“) fordert, russischen Kritikern des Militäreinsatzes in der Ukraine die Staatsbürgerschaft zu entziehen: „Die große Mehrheit unserer Bürger unterstützt den besonderen Militäreinsatz in der Ukraine, sie verstehen seine Notwendigkeit für die Sicherheit unseres Landes und unserer Nation.“ Es gebe jedoch auch „Verräter“, denen bislang nicht die Staatsbürgerschaft entzogen werden könne. „Aber vielleicht wäre das gut.“ (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-krieg-sorge-vor-chemiewaffen-einsatz-berichte-ueber-vergewaltigungen-das-geschah-in-der-nacht-a-f2b362de-3486-4cd3-801e-1466923fbe2e)
Der russische Journalist und Oppositionelle Wladimir Kara-Mursa ist am Montag vor seinem Wohnhaus in Moskau von der Polizei festgenommen worden, teilte sein Anwalt Wadim Prochorow mit. Ihm werde Widerstand gegen die Staatsgewalt zur Last gelegt, dies kann mit bis zu 15 Tagen Arrest geahndet werden. Er hat bisher zwei Giftanschläge des Putin-Regimes überlebt:
1. Am 26. Mai 2015 aß er zu Mittag im Restaurant „Bobry i Utki“ in Kazan. Gegen 15.30 Uhr bekam er Atmungsbeschwerden und sprach sehr langsam. Er konnte weder Arme noch Beine bewegen:
“In a few minutes I suddenly fell ill. I could feel my pulse, had difficulty breathing, sweat, and wanted to vomit. I went to the toilet, then returned to the meeting leaning against the wall. My colleagues put me on a sofa and called the ambulance. Literally in 10 to 15 minutes, I went from a perfectly healthy individual to a goner.” (www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2021/02/11/vladimir-kara-murza-tailed-by-members-of-fsb-squad-prior-to-suspected-poisonings/)
Er wurde schließlich ins Pirogow-Hospital gebracht, wo er von Dr. Denis Protsenko gerettet wurde.
2. Am Nachmittag des 1. Februars 2017 hatte er sich gegen 15.00 Uhr im „Cafe Ruccola“ (Moskau) mit einem Aktivisten der Oppositionspartei Jabloko getroffen. Anschließend fuhr er zum Wohnhaus seiner Schwiegereltern, um dort zu übernachten. Gegen 4.00 Uhr morgens wurde er wach und hatte dieselben Krankheitssymptome wie zwei Jahre zuvor. Kara-Murza wurde ins Yudina General Hospital eingeliefert, wo er erneut von Dr. Denis Protsenko behandelt wurde:
„Over the next several hours, the doctors observed progressing respiratory and kidney function failure. Kara-Murza was initially intubated after which the doctors conducted a tracheostomy and a blood plasma replacement procedure, and ultimately placed him into an induced coma with external respiratory support. Six days later, on 8 February 2017 he was awakened and removed from ventilator support. On 19 February he was deemed healthy enough to be transported to the US for further treatment and rehabilitation.“ (www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2021/02/11/vladimir-kara-murza-tailed-by-members-of-fsb-squad-prior-to-suspected-poisonings/)
Gleichzeitig schickte seine Ehefrau Evgeniya Kara-Murza Blutproben an amerikanische Labors, etwa an das militärische Lawrence-Livermore-Laboratory (LLL) in Kalifornien. Außerdem beschaffte sich das Federal Bureau of Investigations (FBI) die Kleidungsstücke, die Kara-Murza beim ersten Giftanschlag 2015 getragen hatte. Entgegen seinen Zusagen weigerte sich das FBI später, seine Ermittlungsergebnisse an die Familie weiterzugegeben. Nach drei Jahren verklagte die Kara-Murza das US-Justizministeriums auf Basis des Freedom-of-Information-Acts (FOIA). Das FBI gab schließlich einen Teil seiner Akten frei, allerdings blieben 285 Seiten „aus Gründen der nationalen Sicherheit“ geheim.
Sanktionen: Die russische Wirtschaft wird – nach internen Schätzungen des russischen Wirtschaftsministeriums - in diesem Jahr um 15 Prozent schrumpfen. Gleichzeitig rechnen internationale Analysten mit einer Inflationsrate von bis zu 24 Prozent. Beispielsweise kostete Zucker in diesem Monat 44 Prozent mehr als vor vier Wochen. (https://www.spiegel.de/wirtschaft/wirtschaft-in-russland-konjunktur-bricht-dramatisch-ein-a-5aa68e74-5cd0-4b47-a9ad-46acc5fa2eba)
Der finnische Netzwerkausrüster Nokia will keine Geschäfte mehr in Russland machen. Nokia ziehe sich aus dem Markt zurück, Firmenchef Pekka Lundmark erklärte. „Wir sehen einfach keine Möglichkeit, in dem Land unter den derzeitigen Umständen weiterzumachen.“
Flugverbot: Die russische Luftfahrtbehörde „Rosawiazija“ hat die Flugverbote im Süden des eigenen Landes nun zum achten Mal verlängert. Bis zum 19. April bleiben insgesamt elf Flughäfen weiter gesperrt: Anapa, Belgorod, Gelendschik, Kranodar, Rostow am Don, Simferopol, Woronesch, etc.. (https://www.stern.de/politik/ausland/ukraine-krieg--putin-gibt-sich-siegessicher-31774596.html?pageNum=1)