Hamburg und die „Hamburger Zelle“
Gerhard Piper
6. September 2021
Der Terroranschlag vom „11. September“ (9/11) jährt sich zum zwanzigsten Mal. Die Haupttäter gehörten zur so genannten „Hamburger Zelle“. In der Hansestadt haben sie gewohnt, studiert, gearbeitet und den Terroranschlag vorbereitet: Ein Rückblick und Stadtrundgang.
Die Kernmitglieder der Hamburger Zelle
Die „Hamburger Zelle“ hatte – nach Einschätzung der Behörden – sieben bis acht Mitglieder:
- Marwan Yousef Muhammed Rashid Lekrab Al-Shehhi: Marwan Al-Shehhi war Staatsbürger der Vereinigten Arabischen Emirate – Ras Al-Khaimah (VAE). Er wurde am 9. Mai 1978 geboren. Am 18. April 1996 reiste er in die Bundesrepublik ein. Zunächst wohnte er in Bonn (Kirschallee). Im Januar 1998 wechselte er von Bonn zum Studienkolleg in Hamburg. Nachdem er dort die Prüfungsklausur im Mai 1998 nicht bestanden hatte, wechselte er – nach Intervention der VAE-Botschaft in Bonn – erneut ans Studienkolleg in Bonn, das er im Juni 1999 mit der Gesamtnote 3,5 abschloss.
Danach kehrte er nach Hamburg zurück. In Hamburg hat er mehrfach seinen Wohnsitz gewechselt (ab Februar 1998 Harburger Chaussee 115, ab Oktober 1998 Marienstr. 54, ab 1. September 1999 Wilhelmstr. 30, danach tauschte er für kurze Zeit die Wohnung mit Ramzi Binalshibh und übernahm dessen Zimmer im Studentenwohnheim Schüttstraße 1 bis 3). In der Dreizimmerwohnung in der Marienstraße 54 (Codename „DAR AL-ANSAR“ = „HAUS DER SIEGER“) lebte er zusammen mit Ramzi Binalshibh und Marwan Al-Sheddi. Die Wohnung in der 2. Etage wurde so zur Kommandozentrale für den Anschlag vom 11. September – fast in Sichtweite des Polizeikommissariats 46. (1)
Im Wintersemester 1999/2000 begann Al-Shehhi ein Studium der Fachrichtung Schiffbau an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) (Am Schwarzenberg-Campus 1); allerdings wurde er bereits am 18. Dezember 2000 zwangsexmatrikuliert. „Es gibt keinen Hinweis darauf, dass er hier je studiert hat“, erklärte der Pressesprecher der Uni. Obwohl er von seinem Heimatland ein Militärstipendium bekam, jobbte er ab 1997 bei „Hay Computing Service“ in Wentorf bei Hamburg (Auf dem Ralande 3).
- Mohammed Mohammed Al-Amir Awad Al-Sayid Atta: „Abu Abdul Rahman Al-Masri“ alias „Mohammed Al-Amir“ alias Mohammed Mohammed Al-Amir Awad Al-Sayid Atta wurde am 1. September 1968 in Kafr el Sheik geboren und war ägyptischer Staatsbürger.
Mohammed Atta reiste am 24. Juli 1992 im Rahmen eines deutsch-ägyptischen Austauschprogramms in die Bundesrepublik ein. In der Hansestadt wechselte er mehrfach die Wohnung (ab 28. Juli 1993 bis März 1998 Am Centrumshaus 2, danach – zusammen mit Marwan Al-Shehhi - Harburger Chaussee 115, ab Oktober / 1. November 1998 Marienstraße 54, ab März 2000 Studentenheim Emil-Andresen-Straße 5).
Zunächst studierte er zwei Monate lang Architektur an einer Fachhochschule; ab dem 23. November 1992 studierte er Städtebau / Stadtbaugeschichte an der Technischen Universität in Hamburg-Harburg (TUHH). Sein Institut ist in dem kleinen Gebäude „G“ auf dem Unigelände (Kasernenstraße 10) untergebracht. Sein Ingenieursstudium bei Prof. Dittmar Machule schloss Mohammed Atta am 26. August 1999 mit einem Diplom („Sehr gut“) ab. In seiner Abschlussarbeit über die Altstadt von Aleppo in Syrien („Khareg Bab-en-Nasr: Ein gefährdeter Altstadtteil in Aleppo. Stadtteilentwicklung in einer islamisch-orientalischen Stadt“) sprach er sich noch für ein friedliches Zusammenleben zwischen Israelis und Arabern aus.
Von Januar bis Oktober 1992 und erneut vom 1. April bis 30. Juni 1997 jobbte er als technischer Zeichner bei der Firma „Plankontor Gesellschaft für Stadterneuerung und Planung mbH“ in Hamburg-Altona (1700 DM monatlich). Hier war er beteiligt an der Stadterneuerung des Karolinenviertels in Hamburg und der Altstadt von Neuruppin. Wegen seiner Pedanterie gaben ihm die Kollegen den Spitznamen „Kleinteilig“. Von 1997 bis 1999 arbeitete er - zusammen mit Said Bahaji, Ramzi Binalshibh, Zakariya Essabar, Marwan Al-Shehhi und Mohammed Haydar Zammar - bei „Hay Computing Service“ in Wentorf bei Hamburg. Außerdem wurde Atta 1995 durch den Handel mit Drogen und gefälschten Telefonkarten polizeibekannt.
- Ramzi Mohamed Abdullah Binalshibh: Ramzi Binalshibh wurde vermutlich am 1. Mai 1972 in Hadramaut oder Ghayl Bawazir (Jemen) geboren. Eigentlich wollte er 1995 in die USA gehen, aber weil er kein Visum erhielt, kam er nach Deutschland. Am 22. September 1995 stellte Binalshibh in Pinneberg (Schleswig-Holstein) einen Asylantrag. Als sein Asylantrag vier Monate später abgelehnt wurde, wohnte er erst im Durchgangslager Kummerfeld und tauchte dann in Hamburg bei seinem Bekannten Muhammad Bin Nasser B. (Zimmerstraße) unter.
In den Jahren 1996 und 1999 hielt er sich wiederholt in Bosnien auf, und wurde von Reda Seyam wieder nach Deutschland zurückgefahren. Möglicherweise wurde Binalshibh 1996 in Bosnien verwundet. Nachdem sein Asylantrag abgelehnt worden war, kehrte er im November 1997 für kurze Zeit in den Jemen zurück und reiste Anfang Dezember 1997 unter seinen echten Namen Ramzi Binalschibh erneut in die Bundesrepublik ein. Im Januar 1998 wurde sein zweiter Asylantrag ebenfalls abgelehnt. Im Mai 1998 schrieb die Polizei erneut eine Fahndung nach einem gewissen „Omar“ alias Binalshibh aus.
In Hamburg wechselte er mehrfach die Wohnadresse (Billstedter Hauptstraße Apt. 14, Emil-Anderson-Str. 5, Letzte Heller 109, Harburger Chaussee 115, ab 6. November 1998 Marienstr. 54, zuletzt Schleemer Ring 2) wechselte. Außerdem hinterließ Binalshibh zahlreiche Meldeadressen, wo er nur pro forma wohnte. Binalshibh kam in der Regel als Untermieter bei Freunden und Bekannten unter, nur in der Marienstr. 54 war er als Hauptmieter registriert.
Ramzi Binalshibh arbeitete zeitweise bei der Importfirma „Amsinck & Sell“ und vom 12. bis 31. August 1998 und vom 27. Juli bis 21. Oktober 1999 bei „Superfos Packaging“ (Ruhrstr. 57). Zeitweise arbeitete er bei „Superfos Packaging“ mit Abdelghani Mzoudi zusammen. Vom 1. bis 31. Juli 1999 und vom 1. bis 30. November 1999 jobbte er bei „Hay Computing Service“ in Wentorf bei Hamburg. Nur kurz jobbte er bei der Baufirma „Ellerhoop“: „Aber er war zu langsam und zu schwach. Er konnte nicht mal Steine tragen. Nach zehn Tagen habe ich ihn rausgeworfen,“ erinnerte sich sein damaliger Vorarbeiter.
Am 27. April 2000 schrieb er sich – unter Vorlage einer gefälschten Studienbescheinigung - nur formal - an der damaligen Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) (Van-Melle-Park 9) ein, schließlich war er ursprünglich nach Deutschland gekommen, um Volkswirtschaftslehre und Politologie zu studieren.
Binalshibh sollte als „Todespilot“ am Anschlag am 11. September 2001 teilnehmen, erhielt aber viermal kein Einreisevisum für die USA. So diente er der „Hamburger Zelle“ als Logistiker, Organisator und Reisekader. Außerdem sollte er - soweit wie möglich – die Spuren der Terrorzelle beseitigen. Am 5. September 2001 setze sich Ramzi Binalshibh von Hamburg via Madrid und Dubai endgültig nach Pakistan ab. Von dort reiste er weiter nach Camp Nine bei Kabul (Afghanistan).
- Mounir Al-Motassadeq: Mounir Al-Motassadeq wurde am 3. April 1974 in Marrakesch (Marokko) geboren. Im Dezember 1995 zog er von Münster nach Hamburg. Zunächst wohnte er in der Straße Heckengang, im Januar 1996 zog er ums ins Studentenheim Schüttstraße 1-5, ab Oktober 1999 wohnte er zeitweise in der Wohnung von Marwan Al-Shehhi in der Wilhelmstr. 30, zuletzt wohnte er in der Göschenstr. 13. In Hamburg studierte er Elektrotechnik an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH).
- Said Bahaji: Said Bahaji wurde am 15. Juli 1975 in Haselünne (Niedersachsen) geboren. Er besitzt die deutsche und marokkanische Staatsangehörigkeit. Im Jahr 1995 zog er von Marokko nach Hamburg. In Hamburg zog er mehrmals um (Studentenheim Bunatwiete 6, später wohnte er in der Bunatwiete 23, von November 1998 bis Juli 1999 soll er ebenfalls in der Marienstraße 54 gewohnt haben, zeitweise war er auch am Wiesendamm 135 gemeldet).
Am 1. Oktober 1996 begann er ein Studium der Elektrotechnik an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH). Dieses musste er unterbrechen, da ihn die Bundeswehr am 4. Januar 1999 zum Wehrdienst beim Panzergrenadierbataillon 72 in der damaligen „Hans Röttiger-Kaserne“ in Hamburg-Fischbek (Cuxhavenerstr.) einzog. Allerdings wurde Bahaji bereits am 15. Mai 1999 wegen seines Asthmas wieder ausgemustert. Said Bahaji begann erneut sein Studium an der TUHH, wechselte aber diesmal zum Fachgebiet Informatik, das er fast abschließen konnte. Zeitweise arbeitete er für die „Tatex Trading GmbH“, eine Tarnfirma des syrischen Geheimdienstes, und bei „FIMU TEC“. Bahaji wurde vom Landesamt für Verfassungsschutz Hamburg überwacht.
- Zakariya Essabar: Zakariya Essabar wurde am 3. oder 13. April 1977 in Essaouria (Marokko) geboren. Am 5. Februar 1997 reiste er in die Bundesrepublik ein. Im Jahre 1998 zog er um nach Hamburg. Hier benutzte er verschiedene Wohnungen (ab 1. Oktober 1998 Emil-Andresen-Str. 34, danach Dortmunder Str. 38, ab 1. September 1999 Marienstr. 54).
Seit 1997 arbeitete er bei „Hay Computing Service“ in Wentorf bei Hamburg. Am 16. Juli 1998 begann er zusammen mit Ziad Jarrah ein Praktikum im „Karosseriebau Kleinwagen“ bei „VW“ in Wolfsburg. Ab dem 21. September 1998 studierte er Medizintechnik an der Fachhochschule in Hamburg (Hochschule für Angewandte Wissenschaften?).
- Ziad Samir Jarrah: Ziad Samir Jarrah wurde am 11. Mai 1975 oder am 11. Mai 1978 in Matraa (Libanon) geboren. Sein Vater war ein hoher Regierungsbeamter im Sozialministerium. Am 3. April 1996 reiste er in die Bundesrepublik ein. Im September 1997 zog er nach Hamburg (zuletzt Alte Landstr. 211). Hier studierte er ab dem 22. September 1997 Flugzeugbau an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) am Berliner Tor 5.
- Abdelghani Mzoudi: Abdelghani Mzoudi ist marokkanischer Staatsbürger. Er wurde am 6. Dezember 1972 in Marrakesch geboren. Er reiste am 9. Juni 1993 in die Bundesrepublik ein. Im Jahr 1995 ging er – zusammen mit Mounir Al-Motassadeq - nach Hamburg, wo er mehrmals umzog (Heckengang, ab 1995 Studentenwohnheim Schüttstr. 4, ab Januar 96 Studentenwohnheim Ebelingstr. 1, ab Juli 98 Studentenheim Spannskamp 26, ab September 1999 bis März 2001 Marienstr. 54, ...). Mzoudi wohnte zeitweise im Hamburger Stadtteil Neugraben-Fischbek (Straße Op de Wisch 15) mit Abderrazeg Labied zusammen.
Vom 1. Oktober 1995 bis zum 31. März 1997 studierte er Elektrotechnik an der Technischen Universität in Hamburg-Harburg (TUHH), ab dem Sommersemester 1997 wechselte er an die Fachhochschule in Hamburg. Mzoudi arbeitete bei der Importfirma „Amsinck & Sell“ und vom 10. August bis zum 30. September 1998 bei „Superfos Packaging“. Hier arbeitete er zeitweise mit Ramzi Binalshibh zusammen.
Die „Hamburger Zelle“ war innerhalb der Hamburger Islamisten-Szene gut vernetzt. Die Kennverhältnisse waren im Einzelnen sehr unterschiedlich. Mehrere ihrer Kontaktleute wurden später wegen der Vorbereitung anderer Terroranschläge inhaftiert. Zu ihrem Bekanntenkreis gehörten Abujdlrahma al-Makhadi, Ismail Ben Mrabete, Cabdullah Ciise, Marmoum Darkazanli, Mohammed Joya, Abderrazeg Labied, Ahmad Walid Sidiqi, Muhammadou Ould Slahi, Ahmed Taleb, Abdul-Matin Tatari, Mohammed Haydar Zammar, etc..
Praktizierter Islamismus
Religiöser Haupttreffpunkt der „Hamburger Zelle“ war die Al-Quds-Moschee (Steindamm 103). Hier lauschte man den Predigten des radikalen Gastredners Mohammed bin Mohammed Al-Fasasi aus Tanger (Marokko). Er lehrte von 1999 bis 2000 mehrere Wochen in der Al-Quds-Moschee in Hamburg. In seinen Reden rief zum „Heiligen Krieg“ auf und lieferte so den Mitgliedern der „Hamburger Zelle“ eine ideologische Rechtfertigung für ihr Vorhaben. So erklärte Mohammed Fasasi: „Die Ungläubigen haben uns die Armut gebracht. Der Westen hingegen ist technologisch und wissenschaftlich auf dem neuesten Stand. Er ist wohlhabend. Aber woher hat er das? Der Westen hat sein Vermögen aus den muslimischen Ländern gestohlen. Die islamischen Staaten im Nahen Osten sind fast alle militärisch besetzt. Die islamischen Länder werden in totaler wirtschaftlicher Abhängigkeit gehalten. Unsere Religion befiehlt uns, ihnen die Kehlen durchzuschneiden.“
Daneben besuchten die Mitglieder der Terrorzelle noch andere Gebetshäuser, so die Muhadjirin-Moschee (Kirchenallee 25).
Mehrere Muslime unter den Studenten der TUHH gründeten am 27. Januar 1999 die „Islam AG“. Die Uni-Leitung stellte ihnen in der Baracke „Haus B” einen Gebetsraum zur Verfügung. Die AG umfasste ungefähr 50 Mitglieder. (2) In der „AG“ war Ramzi Binalshib die bestimmende Kraft.
Vorbereitung des Terroranschlags
Die Planungen der Al-Qaida zum Anschlag vom 11. September 2001 gehen zurück auf das Jahr 1995; die konkreten Tatvorbereitungen nahmen rund zwei Jahre in Anspruch. Mindestens vier (unbekannte) Erkundungskommandos schickte Al-Qaida in die USA, um die möglichen Ziele und Wege auszukundschaften: Erst im Februar 2011 wurde durch „Wikileaks“ bekannt, dass am 11. September 2001 noch eine zweite Terror-Zelle in den USA agierte, die möglicherweise die Attentäter um Mohammed Atta durch „Aufklärungsaktivitäten“ unterstützt haben soll. Es handelte sich um eine drei- bis vierköpfige Gruppierung: Am 15. August 2001 reisten drei Qataris via London in die USA ein. Es handelte sich um Meshal al-Harjri, Fahad Abdulla, Ali Alfehaid und Mohamed Ali Mohamed Al Dahham Al Mansoori.
Vom 29. November 1999 bis 24. Februar 2000 reiste Mohammed Atta zusammen mit den anderen „Todespiloten“ nach Afghanistan, wo sie in einem Ausbildungslager in der Nähe von Kandahar untergebracht waren. In dem „House of Aghamdi“ besprachen sie den bevorstehenden Angriff auf die USA. Beteiligt war auch Nawaf Alhazmi, der damals noch ausersehen war, ein Flugzeug ins Pentagon zu rasen, aber schließlich durch Hani Saleh Hanjour ersetzt wurde. Offensichtlich wurden damals die Einzelheiten des geplanten US-Anschlags mit der Führung der Al-Qaida abgesprochen. (3) Am 8. Januar 2001 traf Mohammed Atta im Al-Qaida-Camp Tarnak Farm bei Kandahar auf Osama Bin Laden und legte einen Treueeid ab. Mohammed Atta wurde von Bin Laden zum Leiter des „Hamburg contingent“ (US-Bezeichnung) bestimmt.
In der Gefangenenakte von Ramzi Binalshibh finden sich einige Informationen über die Führungsstruktur der „Operation HEILIGER DIENSTAG“ gegen die USA:
„In late November or December 1999, all four man (al-Shehhi, Atta, Binalshibh und Jarrah, G. P.) travelled to Afghanistan separately. (…) Atta and Jarrah were at the UBL (Usama Bin Laden, G. P.) military camp near the Kandahar airport and that they had already met with, and pledged bayat to, UBL. (…)
In January 2000, detainee (gemeint ist Ramzi Binalshibh, G. P.) met UBL a third time during a dinner that was also attended by Atta and Jarrah. At this time, Atta and Jarrah encouraged detainee to consider pledging bayat to UBL. Two days after this dinner, UBL requested a short personnal meeting with detainee, at which time detainee pledged bayat and declared that giving his life for the cause was acceptable. UBL told detainee to return to Germany and that Muhammad Atef would give detainee the specifics of the mission. UBL chose detainee, Atta, Jarrah, and al-Shehhi, for the Hamburg, GM (= Germany, G. P.), group (a reference to the core members of the 9/11 hijackers), and designated Atta as the leader of the operation. In early 2000, Atef told detainee, Atta, and Jarrah that they were undertaking a very secret mission and that they were to immediately travel back to Germany and begin applying to flight schools. (…)
Detainee said the group never worked as a cell, and the four members did not use any code names or “kunyas” (aliases) while in Germany; they only used their true names in Germany. Detainee said that decisions on operational details were based on discussions within the group, with Muhammed Atta having the final decision authority. (…)
In March 2001, after leaving the treatment center, detainee attended a party with UBL, Atef, al-Qaida military commander Sayf al-Adl, and KSM (gemeint ist Khalid Scheich Mohammed, G. P.). During the party, UBL praised the October 2000 attack on the USS COLE. Prior to detainee´s departure from Afghanistan, UBL and Atef told detainee about the intended targets for the US operation, as discussed earlier with Atta. UBL explained that the targets, the World Trade Center, the Pentagon, and the US Congress, were selected to strike at the heart of the US, its military, and its political base, because of US pro-Israel policies. (…)
In May 2001, UBL told detainee he intended to use him as his contact with the group based in the US. UBL asked detainee to relay to Atta the need to be patient and to follow instructions. (…)
In mid-August 2001, Atta called detainee during the night and said he wanted to tell detainee a riddle. Atta told detainee the riddle was two branches, a slash and a lollipop. (Analyst note: The riddle signified the date of the attacks.) Detainee contacted KSM, told him the date, and KSM informed UBL roughly ten days before the 11 September 2001 attacks. (…)
Detainee said al-Shehhi only knew about the flight training and nothing about the selection and training of the „muscle“ hijackers. Al-Shehhi found out about the selection of the targets after the completion of flight training. Detainee said al-Shehhi, as with the other members of the German cell, learned of the final selection of targets after the meeting in Spain around July 2001. Detainee stated that hijackers Jarrah, Hani Hanjur, Mihdhar, and Hamzi received the same information at the same time that al-Shehhi received it.” (4)
Die Mitglieder der „Hamburger Zelle“ verließen ab Mai 2000 endgültig die Hansestadt, um in den USA ihr Pilotentraining zu beginnen. Am 3. Juni 2000 reiste Mohammed Atta in die USA ein. Er wohnte in Venice. Zusammen mit zwei weiteren „Todespiloten“ machte Mohammed Atta in Venice bei „Huffman Aviation“ seine Pilotenausbildung.
Am 16. Juli 2001 traf sich die „Hamburger Zelle“ zu einer abschließenden Besprechung in Tarragona (Spanien). Mohammed Atta und Ramzi Binalshibh nahmen daran teil. Mohammed Atta residierte im Hotel „Casablanca Playas“ in Salou. An der Besprechung nahmen u. a. Mohamed Belfatmi und der algerische Passfälscher „Jaque Cristiane Homarin“ oder „Maurice Jacques Christian Houareau“ teil.
Während der Planungsphase wurde auch ein Einsatz von biologischen oder chemischen Waffen oder ein Angriff auf mindestens zwei Atomkraftwerke überlegt, aber schließlich ließ man die Idee fallen, da man befürchtete, die Situation könne „außer Kontrolle“ geraten. Atomares Angriffsziel war das Indian Point Energy Center (IPEC) der „Entergy Corporation“, das aus drei Druckwasserreaktoren bestand. Die Anlage befand sich am Hudson-River in Buchanan, 55 km nördlich des Stadtzentrums von New York City. In einem Radius von 80 Kilometern lebten 6 Prozent der US-Bevölkerung, fast 20 Millionen Menschen. Die Anlage war wichtig für die Trinkwasserversorgung New Yorks. Der erste Reaktor (277 MW Bruttoleistung) wurde bereits 1974 abgeschaltet. Im September 2001 waren noch zwei Druckwasserreaktoren vom Typ Westinghouse WH 4LP (DRYAMB) mit 1062 MW bzw. 1065 MW in Betrieb. Sie wurden im April 2020 abgeschaltet. Bei einer Zerstörung der Anlage wären schätzungsweise 43.700 Menschen sofort gestorben und 518.000 an Krebs erkrankt. Die Aufräum- und Sanierungsarbeiten hätten zwei Billionen US-Dollar gekostet. (5)
Versagen der Nachrichtendienste
Die Nachrichtendienste verschiedener Länder hatten im Vorfeld mehrere Hinweise auf die Terrorzelle um Mohammed Atta, allerdings waren die Informationen der verschiedenen V-Leute und Agenten (Rajaa Gulum Abbas, Atif Ahmed, Wolfgang Böhringer, Aukai Collins, Amer el-Azizi, Randy Glass, Amin Abdullatif Amin J., Louai Sakra, Abdussattar Shaikh, Saeed Sheik, Abdelkarim Y., „Hamid Reza Zakeri“ alias „Spezialkraft N-941-H“, etc.) im täglichen Nachrichtenaufkommen untergegangen oder nicht ernst genommen worden. (6)
Dabei hätten die Nachrichtendienste gewarnt sein müssen: Seit Anfang der achtziger Jahre entwickelte sich mit Unterstützung durch CIA und BND (Operation SOMMERREGEN) in Afghanistan eine militante Szene von „Gotteskriegern“, und Mitte der neunziger Jahre entstand in Bosnien-Herzegowina im Rahmen des jugoslawischen Bürgerkrieges eine dschihadistische Armee. Ein weiterer Hotspot war Ägypten gewesen, wo es in den neunziger Jahren mehrere Terroranschläge der Al-Gama´a Al-Islamiya gab. So starben bei einem Anschlag auf die antike Tempelruine der Pharaonin Hatschepsut in Luxor 92 Menschen, darunter mindestens vier deutsche Urlauber (Karl-Heinz Kamuf, Annkatrin W., Alexandra V. und Ariane Z.).
Seit 1996 soll der Bundesnachrichtendienst (BND) im Hamburger Islamistenmilieu V-Leute angeworben haben. Einen Tag vor den Anschlägen gab es die letzten Warnungen: Louai Sakra alias „Ekrem Oeyer“ erklärte 2005 gegenüber der türkischen Tageszeitung „Zaman“:
„Ich war einer der Leute, die die Täter des 11. September kannten, und ich kannte die Zeit und den Plan der Angriffe im Voraus. Ich nahm auch an den Vorbereitungen der Angriffe auf das World Trade Center und das Pentagon teil. Ich besorgte Geld und Pässe.“
Angeblich gab Louai Sakra seine Kenntnisse über den geplanten Anschlag vom 11. September einen Tag vorher dem syrischen Nachrichtendienst weiter. (7) Dazu berichtete der „Spiegel“ am 15. August 2005:
„Am 10. September 2001, einen Tag vor den Anschlägen in den USA, berichtete Sakra angeblich dem syrischen Geheimdienst, in naher Zukunft seien Anschläge von Al Qaida in Amerika geplant. Es fielen keine Städtenamen und keine Gebäudebezeichnungen, aber Sakra nannte schon am Tag vor den Anschlägen Details der „Operation Heiliger Dienstag“, unter anderem Flugzeuge als Tatwaffen und Türme als Ziele. Er muss, davon gehen westliche Geheimdienste aus, offenkundig Insiderwissen besessen haben.“ (8)
Während in der deutschen Medienberichterstattung immer wieder auf die Defizite Lücken in der Überwachung der „Hamburger Zelle“ hingewiesen wurde, kamen die beiden Journalisten Nick Fielding („Sunday Times“) und Yosri Fouda („al-Dschasira“) im Nachhinein zu einer anderen Einschätzung:
„Die deutschen Behörden zum Beispiel waren den Attentätern viel dichter auf der Spur und sogar kurz davor, den ganzen Plan aufzudecken. Im Verlauf des Hamburger Terroristen-Prozesses kam heraus, dass der Angeklagte Mounir al-Motassadeq wegen seines islamischen Radikalismus schon seit mindestens drei Jahren observiert worden war. Auch andere wurden überwacht, zum Beispiel Mohammed Haydar Zammar, der wahrscheinlich Atta für al-Qaida angeworben hat. Aus den Prozessunterlagen geht hervor, dass die deutschen Fahnder bereits 1998 alle in Hamburg ansässigen Mitglieder der Entführerbande kannten. Ihre Telefone wurden abgehört, sie wurden beschattet, und ihre Daten waren in den zentralen Polizeicomputern gespeichert. Man wusste auch ziemlich genau, dass ihre Reisen nach Afghanistan der Ausbildung für den Guerillakrieg dienten.“ (9)
Außerdem konnte die NSA einen Tag vor dem Anschlag zwei Meldungen der Al-Qaida aus Afghanistan abfangen: „Das Spiel fängt bald an!“ und „Morgen ist die Stunde Null“. Allerdings wurden die Meldungen erst einen Tag nach dem Anschlag übersetzt. (10)
Am 10. Juli 2001 schickte der FBI-Agent Ken Williams sein berühmt gewordene „Phoenix Memo“ an das Hauptquartier und die New Yorker Niederlassung des FBIs, in dem er darauf hinwies, dass acht Personen aus dem Nahen Osten ein Pilotentraining in Arizona bestreiten würden. Dass man mehrere Hinweise nicht ausgewertet oder nicht weitergeleitet hatte, gab bis heute Anlass zu allerlei „Verschwörungstheorien“. (11)
Das Hamburger Landesamt für Verfassungsschutz (Sprinkenhof, Johanniswall 4/III), das damals von Reinhard Wagner (CDU) geleitet wurde, versuchte die islamistischen Radikalen der „Hamburger Zelle“ zu überwachen, aber das Landesamt verfügte nur über einen einzigen Beamten, der Arabisch sprach und eine Halbtagsstelle besetzte. Immerhin gab es im Umfeld der Hamburger Zelle eine Person, die auch über Kontakte zum Landesamt für Verfassungsschutz verfügte: Amin Abdullatif Amin J.. (12) Die geheimen Unterlagen des LfV über die Mitglieder der „Hamburger Zelle“ aus der Zeit vor dem 11. September sind später auf Anweisung des Innenstaatsrats Walter Wellinghausen (SPD) absichtlich vernichtet worden. (13) Außerdem agierte in der Al-Quds-Moschee Abdelkarim Y. als V-Mann des Landeskriminalamtes. Später rechtfertigte der damalige Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Klaus-Dieter Fritsche, das Versagen der Hamburger Kollegen:
„Die Gruppe war bis zum Anschlag ja noch nicht als Zelle identifiziert. Das Hamburger Landesamt hatte kaum mehr als einen Vornamen aus der Wohnung in der Marienstraße, wo Atta und weitere Mitglieder der Zelle lebten. Vor dem 11. September war es dem Verfassungsschutz unmöglich, die wenigen Fäden zusammenzuknüpfen, um auf eine radikalisierte islamistische Gruppierung zu kommen. Das sind leider die Risiken, mit denen die Sicherheitsbehörden leben müssen: erst wenn gewichtige Anhaltspunkte für den Verdacht verfassungsfeindlicher Bestrebungen vorliegen, kann man Personen beobachten und Strukturen aufdecken.“ (14)
Die CIA-Dependance im US-Generalkonsulat in Hamburg (Alsterufer 27) hatte mit „Thomas Volz“, bei dem es sich wahrscheinlich um David Edger handelte, einen Mann vor Ort, der über mehrere Jahre das Treiben der Hamburger Islamistenszene ausforschte, so auch die Leute um Mohammad Atta. Auf seinen Druck hin ließ das LfV 1999 zumindest den Telefonanschluss in der Marienstraße (040 / 76751830) zeitweise abhören, allerdings musste die Lauschaktion Anfang 2000 auf richterlichen Beschluss hin eingestellt werden, da sich keine Hinweise auf eine Straftat fanden. (15) Immerhin hörten die Lauscher innerhalb von drei Jahren (1998-2000) 8.400 Gespräche mit 1.400 verschiedenen Telefonanschlusspartnern mit. (16) Angeblich wurde Mohammed Atta von Januar bis Mai 2000 von US-Agenten in Deutschland beschattet. (17) Auch im Rahmen der Telefonüberwachung von Mohammed Haydar Zammar (Operation ZARTHEIT) wurde Mohammed Attar zweimal mit vollem Familiennamen erfasst. Allerdings behauptete das LfV später, man habe nur Vornamen aber keine Nachnamen identifiziert.
Unklar ist, in welchem Umfang das U.S. Special Operations Command (SOCOM) mit ihrem „Data Mining“-Informationserfassungsprojekt ABLE DANGER (Herbst 1999 bis Januar 2001) der „Hamburger Zelle“ auf der Spur war. (18) Nach Angaben von Curt Weldon, republikanischer Abgeordneter im US-Repräsentantenhaus, war Mohammed Atta vor dem 11. September dreizehn Mal durch ABLE DANGER erfasst worden. Allerdings behauptete die 9/11-Kommission des Kongresses in ihrem umstrittenen Abschlussbericht, die Behauptungen von Curt Weldon seien unseriös. Andererseits sagten mehrere an dem Projekt Beteiligte (Lt. Col. Anthony Shaffer, Major Eric Kleinsmith, Capt. Scott J. Phillpott, Thomas Gandy und James D. Smith) aus, man habe sich bereits damals für Mohammed Atta interessiert. (19) So berichtete der Journalist Jürgen Elsässer:
„Die Angaben von Weldon wurden von anderen Mitgliedern des US-Kongresses und des 9/11-Untersuchungsausschusses zum Teil scharf zurückgewiesen. Doch plötzlich meldete sich einer der Informanten zu Wort, die den Abgeordneten über die verdächtigen Vorgänge unterrichtet hatten: Oberst Anthony Shaffer, nach eigenen Angaben selbst Mitarbeiter des Geheimprogramms Able Danger, bestätigte die Angaben Weldons in vollem Umfang und wartete mit weiteren Details auf. Demnach habe es fast ein Jahr vor 9/11 eine Sitzung im Hauptquartier für Sonderkommandos der US-Army (SOCOM) in Tampa/Florida gegeben, auf der die Able Danger-Unit ihre Vorgesetzten über ihre Arbeitsergebnisse unterrichtete. Ein Zwei-Sterne-General sei zu ihm gekommen und habe ihn „sehr unnachgiebig“ aufgefordert, sich nicht weiter um Atta zu kümmern. „Ich wurde mehrfach angewiesen, bis zu dem Punkt, wo er mich daran erinnerte, dass er General sei – und ich nicht, und dass ich ansonsten gefeuert werden würde.“ Im Oktober habe er selbst dem Vize-Chef des Militärgeheimdienstes DIA eine Disk mit Informationen über Al Qaida und Atta zeigen wollen, doch sein Gegenüber habe ihn gestoppt: „Sie können mir das nicht zeigen. Ich will das nicht sehen. Es könnte Informationen enthalten, die ich nicht sehen darf.““ (20)
Auch Marwan Yousef Muhammed Rashid Lekrab Al-Shehhi, Nawaf al Hazmi und Kahlid al Midhar waren erfasst worden. Aber was das Team von ABLE DANGER wann wusste, lässt sich im Nachhinein nicht mehr rekonstruieren, da die Projekt-Datenbank (2,5 Terabytes) von Major Eric Kleinsmith auf höheren Befehl hin gelöscht wurde. Um Oberstleutnant Anthony Shaffer zu diskreditieren, startete das Pentagon eine Rufmordkampagne: Weil er sein Diensthandy privat genutzt und sein „Miles and more“-Konto überzogen haben soll, wurde ihm die Security Clearance zum Umgang mit Geheimunterlagen entzogen, was quasi einem Berufsverbot gleichkam.
Außerdem soll Mohammed Atta während seines US-Aufenthaltes im Jahr 2000 von Wolfgang Böhringer, einem deutschstämmigen V-Mann der CIA, beschattet worden sein. So berichtete der Journalist Daniel Hopsicker 2004:
„Informationen, die ich zuerst von Attas zeitweiliger amerikanischer Freundin Amanda Keller erhielt und die in durch Hinweise aus anderen Quellen in Venice und Naples untermauern konnte, lassen es als sicher erscheinen, dass mindestens sieben der Personen, mit denen er in dem Jahr vor dem Terroranschlag vom 11.9.2001 den engsten Umgang pflegte, Europäer waren: Deutsche, Schweizer und Franzosen.“ Zwei davon, die Deutschen Wolfgang und Jürgen, nannte er nach Angaben von Frau Keller „meine Brüder“. (...)
Wolfgang Böhringer, ein Mittdreißiger, hat eine ziemlich buntscheckige Biografie. Er kommt aus Bayern und lernte bereits vor seiner Übersiedelung in die USA das Fliegen, und zwar bei der Flugschule Flieger-Verein in München. 1996 kam er als einer der ersten, die später das ´deutsche Kontingent´ bildeten, nach Florida und eröffnete noch im selben Jahr in Naples eine eigene Flugschule. Im Frühjahr 2002 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft.“ (21)
Sibel Edmonds, der beim FBI als Übersetzer arbeitete, räumte nach dem Terroranschlag vom 11. September ein, dass die US Nachrichtendienste versagt hatten: „President Bush said they had no specific information about use of airplanes, that an attack was on the way two or three months beforehand, and that several people were already in the country by May of 2001. They should´ve alerted the people to the threat we were facing.“ (22) Dem stimmte auch Senator Bob Graham, stellvertretender Leiter der Untersuchungskommission des US-Kongresses, zu. Im Jahre 2003 erklärte er: „Die Anschläge vom 11. September hätten verhindert werden können, wenn es gelungen wäre, Können, Zusammenarbeit, Kreativität und ein Quäntchen Glück in der richtigen Art und Weise zu kombinieren.“ (23)
Auch die Geheimdienste Syriens, Jordaniens und Irans waren in der Hamburger Jihadisten-Szene umtriebig tätig. In welchem Umfang die damalige Terrorabteilung Sluzhba po Zashchite Konstitutsionnogo Stroya i Bor'be s Terrorizmom (SZKSiBT) des russischen Nachrichtendienstes Federalnaja sluschba besopasnosti (FSB) im Generalkonsulat (Am Feenteich 20) oder der israelische Mossad le Mediin u-le-Tafkidim Meyuadim (Mossad) mit seiner Metsada-Abteilung die Hamburger Islamistenszene im Visier hatte, ist nicht bekannt.
Der Anschlag vom 11. September 2001
Der Anschlag vom 11. September 2001 war eine internationale Operation: Während die Hintermänner in Pakistan bzw. Afghanistan saßen, die Führungsgruppe und die meisten Piloten in Deutschland lebten und die Masse der Entführer aus Saudi-Arabien kamen, bildete Spanien die logistische Basis für die Attentäter.
Das Kommando bestand aus der so genannten „Hamburger Zelle“ um Mohammed Atta und weiteren Kräften aus Saudi-Arabien, die von dem Jordanier Abu Turab „betreut“ wurden. Am 11. September 2001 (nach dem arabischen Kalender: 23. Dschumada Al-Thani 1422) war er soweit. Als Codewort zur Benennung des Anschlagtermins hatten sie die Bezeichnung „Porsche 911“ gewählt und vermutlich deshalb wählten sie auch „Nine Eleven“ als Tag des Attentats aus. Osama Bin Laden und die Führung von Al-Qaida sollen selbst erst am 6. September das genaue Datum erfahren haben. (24)
Amir Atta war der erste Todespilot, der das World Trade Center (WTC) in New York traf. Er steuerte eine Boeing 767-200 (American Airlines Flug Nr. 11) in den Nordturm, der um 10.25 Uhr einstürzte. Die zweite Maschine traf den Südturm. Der saudische „Todespilot“ Hani Saleh Hanjour rammte die dritte Maschine ins Pentagon, allerdings traf er das Gebäude nicht über dem Potomac-Eingang, wo sich das Büro des Verteidigungsministers (SecDef) und die Joint Floors des Vereinigten Generalstabs (JCS) befinden, sondern „nur“ von der „falschen“ Seite. Das vierte Flugzeug sollte das Kapitol treffen, stürzte aber vorher ab.
Insgesamt forderte der Anschlag 3.066 Todesopfer, darunter mehrere deutsche Firmenvertreter (Heinrich Bernhard Ackermann, Christian Adams, Klaus Bothe, Ralph Gerhardt, Sebastian Gorki, Ingeborg Joseph, Heinrich Kimmig, Wolfgang Peter Menzel, Klaus Johannes Sprockamp, Christian Hans Rudolf Wemmers und Sigrid Charlotte Wiswe). Mehrere hundert Mann der Rettungskräfte und Aufräumarbeiter verstarben in den Jahren danach, weil sie wochen- oder monatelang in dem kontaminierten Staub des World-Trade-Centers (WTC) gearbeitet hatten. Die Zahl derjenigen, die am 11. September eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) erlitten und in Folge dieser Selbstmord begingen, ist nicht bekannt. Der ökonomische Schaden betrug über 100 Milliarden Dollar und erreichte damit eine Dimension, wie sie sonst nur durch staatliche Destruktivität erreicht wird. (25)
Erste Opferschätzungen am 11. September 2001 waren von 20.000 bis 50.000 Toten ausgegangen. Allein aus den Zwillingstürmen, den beiden Hauptgebäuden des WTC, konnten sich 13.000 bis 15.000 Menschen evakuieren, bevor die Türme implodierten. (26)
Ermittlungen der Behörden
In Deutschland bildete die Staatsschutzabteilung des Bundeskriminalamtes in Meckenheim nach dem Anschlag die Besondere Aufbauorganisation USA (BAO USA), die aus rund 600 Beamten bestand, um im Nachhinein den Anschlag und seine Vorgeschichte aufzuklären. Geleitet wurde die Soko vom damaligen Leiter der Terrorabteilung Manfred Klink, die Recherchen vor Ort in Hamburg führte Paul Kröschel. Insgesamt gingen bei der Soko rund 30.000 Hinweise zu verdächtigen Islamisten aus der Bevölkerung ein. Dazu befragte das Bundeskriminalamt u. a. zahlreiche Zeugen (Angie Duile, Michael Krause, Shahid Nickels etc.). Allerdings wurden die Beamten der BAO USA aus allen möglichen Abteilungen des BKAs und der LKAs zusammengezogen und die meisten hatten keinerlei Erfahrungen in der Terrorismusbekämpfung, wie der frühere Kriminalhauptkommissar Michael von Wedel berichtete:
„Innerhalb kürzester Zeit wurden in der BAO bis zu 1000 Beamte zusammengezogen. Sie kamen von allen möglichen Abteilungen des BKA, aus den Länderdirektionen oder wurden von der Kriminalpolizei zwischen Hamburg und München gestellt. Doch nur einige wenige der Mitarbeiter stammten aus der ursprünglichen Staatsschutz-Gruppe „Islamistischer Terror“. Denn die BAO USA sprengte den Rahmen allen bisher Dagewesenen und ging weit über den Rahmen dessen, was die Dienststelle Meckenheim bewältigen konnte.
Auf dem Gelände des „Polizeilichen Staatsschutzes“, das außerhalb Meckenheims unweit von Bonn auf einer Freifläche liegt, arbeiten normalerweise etwa 800 Beamte in ungefähr drei mehrstöckigen Bürohochhäusern. Jetzt verdoppelte sich die Zahl der dort Beschäftigten noch einmal. Dass Masse allerdings nicht unbedingt auch Klasse bedeutet, zeigte sich bald. So war mit all den „Experten“ zwar eine ganze Menge erfahrener Polizeibeamter versammelt, aber fast keiner von ihnen hatte sich vorher mit Fragen des Islamismus oder Terrorismus beschäftigt.
Ich wüsste nicht, dass mir auf den vollgepackten Fluren und in der Kantine dort jemals ein Kollege über den Weg gelaufen wäre, der jemals den Koran gelesen hatte, geschweige denn einer mittelöstlichen, asiatischen oder der arabischen Sprache halbwegs mächtig war. (...)
Aber bei all den Ermittlungen, Fahndungen und sonstigen Maßnahmen, die jetzt anliefen, schwang etwas die Scham und das kollektive schlechte BKA-Gewissen mit, dass der größte terroristische Anschlag in der modernen Geschichte mit Mohammed Atta und seiner Hamburger Terrorzelle ausgerechnet auf deutschem Boden geplant worden war, ohne dass unsere selbstgefälligen Superpolizisten in Wiesbaden und Meckenheim etwas davon mitgekriegt hatten.“ (27)
Politisch verantwortlich für das Versagen der Hamburger Sicherheitsbehörden war die seit der Wahl vom 21. September 1997 regierende rot-grüne Landesregierung unter dem Ersten Bürgermeister Ortwin Runde (SPD), insbesondere der zuständige Innensenator. Dies war zunächst Hartmuth Wrocklage (SPD), der sein Amt bereits am 21. September 1994 angetreten hatte, aber am 28. Mai 2001 zurücktreten musste, nachdem man ihm Vetternwirtschaft vorgeworfen hatte. Sein Nachfolger wurde am 30. Mai 2001 sein Parteifreund Olaf Scholz, da hatten die Piloten der Hamburger Zelle die Stadt längst verlassen. Über sein persönliches Erleben des „11. September“ berichtete der Innensenator Scholz später:
„Der 11. September 2001 war ein kühler Tag, nebelig, Sprühregen. Ich hatte um 14 Uhr einen Termin im Einwohnerzentralamt an der Amsinckstraße. Gegen drei rief der Führungsdienst der Polizei auf meinem Handy an, möglicherweise habe es einen Anschlag auf das World Trade Center gegeben. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, was eigentlich passiert ist. Im Büro von Pressesprecher Norbert Smekal lief CNN, und er hatte den Einschlag der zweiten Maschine in den Südturm mitbekommen. Wir haben gemeinsam die Fernsehbilder gesehen, die rauchenden Türme. Niemand hat etwas gesagt - es war nicht zu fassen, und es war nicht in Worte zu fassen, was wir sahen. Ich bin dann schnell zurück in die Innenbehörde gefahren.
Um 16 Uhr waren Polizeiführung und Verfassungsschutz in meinem Büro. Es war eine Telefon-Schaltkonferenz angesetzt mit Innenminister Schily, dem Bundeskriminalamt und dem Bundesamt für Verfassungsschutz. Der damalige Hamburger Polizei-Vizepräsident Wolfgang Sielaff fasste vor Beginn die bisher bekannten Tatsachen zusammen - ruhig, besonnen, auf den Punkt gebracht. (…)
Ich habe dann veranlasst, dass der ohnehin bestehende Polizeischutz für das US-Generalkonsulat und die jüdischen Einrichtungen in Hamburg verstärkt wird. (…)
Was mich zu diesem Zeitpunkt schon unheimlich beeindruckt hat: Wie ruhig, professionell und besonnen die Polizei mit dieser Lage umgegangen ist.“ (28)
Bereits am Abend des 11. September 2001 sollen in Sicherheitskreisen erste Gerüchte kursiert haben, dass die Spur zu den Attentätern nach Hamburg und zu Mohammed Atta führte, berichtete der Polizeibeamte Reinhard Fallak, der später Vize-Polizeipräsident wurde. (29)
Der damalige ASTA-Vorsitzende Hendrich Quitmann musste am 13. September 2001 das Landesamt für Verfassungsschutz Hamburg erst dreimal anrufen, bis dieses endlich einen Beamten zur TUHH herausschickte, um die zahlreichen Asservate aus dem Gebetsraum der „Islam AG“ in Empfang zu nehmen. (30)
Die Hamburger Landesregierung (31) wies alle Schuld für den „11. September“ von sich. So behauptete die frühere Wissenschaftssenatorin Krista Sager (Grün-Alternative Liste - GAL) im September 2001 wahrheitswidrig über die Attentäter: „Sie haben ein völlig unauffälliges Leben geführt, sind nie polizeilich aufgefallen, haben keine falschen Namen benutzt.“
In den USA startete das Federal Bureau of Investigations (FBI) mit seinen Joint Terrorism Task Forces (JTTFs) die Fahndungsoperation PENTTBOM mit 1.300 Agenten. Allein innerhalb der ersten vier Wochen verfolgte das FBI über 131.000 Hinweise.
Anfang Oktober 2001 gab es eine Nukleardrohung gegen New York, so dass die US-Sicherheitsdienste dort ihre Sondereinheiten wie das Nuclear Emergency Search Team (NEST) alarmierte. Nach einer Falschmeldung des CIA-Informanten DRAGONFIRE wollte die Al-Qaida einen erbeuteten russischen Nuklearsprengsatz mit einer Sprengkraft von circa 10 KT in der Innenstadt zünden.
In Spanien gingen die Servicios de Información des Cuerpo Nacional de Policía (CNP) gegen die Dschihadisten-Szene im Inland vor. Ein Teil der Verdächtigen war in den Anschlag in den USA direkt verwickelt, andere nicht oder nur mittelbar. Bereits ab dem 14. November 2001 wurden im Rahmen der „Operación DÁTIL“ rund 300 verdächtige Araber überprüft und über zwanzig Personen festgenommen. Der damalige spanische Untersuchungsrichter Baltasar Garzón leitete in den Folgejahren 2003 bis 2005 Ermittlungsverfahren gegen weitere 40 Personen im Zusammenhang mit dem Anschlag vom 11/9 ein.
Der Verbleib der Hamburger Zelle
Das Schicksal der acht Mitglieder der „Hamburger Zelle“ war höchst unterschiedlich. Einige sind tot oder vermisst:
- Marwan Yousef Muhammed Rashid Lekrab Al-Shehhi: Er raste mit einer Boeing 767-200 (United Airlines Flug Nummer 175) in den Südturm des Wolkenkratzers, der daraufhin um 9.55 Uhr als erster implodierte
- Mohammed Mohammed Al-Amir Awad Al-Sayid Atta: Er verstarb als „Todespilot“ am 11. September im Nordturm des World Trade Center, New York.
- Ramzi Mohamed Abdullah Binalshibh: Binalshib wurde am 20. September 2002 zusammen mit Khaled Scheich Mohammed in Karatschi (Pakistan) festgenommen. Seit seiner Gefangennahme wurde Ramzi Binalshibh in mindestens acht Speziallagern eingekerkert. Zunächst hielt ihn die CIA in einem ihrer Geheimgefängnisse („Black Sites“) gefangen; vermutlich im Herbst 2006 wurde – zusammen mit vierzehn weiteren high value enemies“ (Khalid Scheich Mohammed etc.) – nach Guantánamo (Kuba) verbracht. Hier trägt Binalshibh die ISN-Gefangenennummer US9YM-010013DP (S). Gegenüber dem International Committee of the Red Cross (ICRC) hat Ramzi Binalshibh ausgesagt, dass er wiederholt auf unterschiedliche Weise gefoltert worden ist: Tagelanges Stehen, wochenlanges Festschnallen, Kältebehandlung, Nahrungsentzug, Demütigungen etc..
Am 5. Juni 2008 begann vor einem US-Militärtribunal der Pseudo-Prozess gegen fünf Hintermänner des Anschlags, die so genannten „Guantánamo Five“: den Finanzier Mustafa Ahmad al-Hawsani, den Logistiker Ali Abd al-Aziz Ali, den Logistiker der „Hamburger Zelle“ Ramzi Binalshibh, den Unterstützer Waleed Bin Attash und den Chefplaner Khalid Scheich Mohammed. Das Verfahren fand im so genannten „Camp Justice“ in Guantánamo Bay statt.
Ramzi Binalshibh soll durch die zahlreichen Folterungen des Special Project Teams seinen Verstand eingebüßt haben. Schon im Jahr 2009 attestierte ein Psychiater der US Navy, Binalshibh leide unter einer „Störung mit depressiven Zuständen“. Es wird vermutet, dass er unter Schizophrenie und/oder einer bipolaren Störung leidet. Wegen seiner Wahnvorstellungen und durch Schlafmangel sei er nicht vernehmungsfähig und könne seinem Strafprozess gar nicht folgen. Daher wurde das Verfahren im Dezember 2013 vorübergehend eingestellt, um die Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten festzustellen. (32)
Zum Anschlag vom 11. September 2001 erklärte Ramzi Binalshibh in seinem ersten Militärgerichtsverfahren: „Wir haben getan, was wir getan haben und wir sind stolz darauf. Wir sind stolz auf den 11. September.“ (33) Und an anderer Stelle sagte er: „Ich hoffe, dass der Dschihad weitergeht, und die USA im Herzen mit allen Massenvernichtungswaffen trifft, die wir kennen.“ (34)
- Mounir Al-Motassadeq: Er wurde am 27. November 2001 festgenommen. Das Hanseatische Oberlandesgericht verurteilte ihn am 19. August 2005 zunächst zu einer Haftstrafe von zunächst 7 Jahren (Aktenzeichen: 2 BJs 88/01 2 StE 4/02 –5 IV-1/04), in einem Revisionsverfahren wurde er am 8. Januar 2007 zu 15 Jahren verurteilt. Motassadeq wurde am 15. Oktober 2018 vorzeitig aus der Haft entlassen und sofort nach Casablanca (Marokko) abgeschoben.
- Said Bahaji: Bereits eine Woche vor dem Terroranschlag, am 3. September 2001, setzte sich Bahaji nach Istanbul (Türkei) ab. Am 5. September flog er weiter nach Karatschi (Pakistan). Im September 2013 soll Said Bahaji – wie erst im August 2017 bekannt wurde – jahrelang im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet unter dem Pseudonym „Abu Zuhair“ gelebt haben. Bei einem US-Luftangriff wurde er verwundet, so dass er danach hinkte. Später soll er unter nicht genannten Umständen umgekommen sein. Dies ergibt sich aus einer Video-Botschaft des Al-Qaida-Führers Aiman Al-Zawahiri, die in der ersten Augustwoche 2017 über Al-Shahab-Media verbreitet wurde.
- Zakariya Essabar: Am 30. August 2001 setzte sich Essabar aus der Bundesrepublik in Richtung Afghanistan ab, wo er zuletzt Ende September 2001 in einem Terrorcamp der Al-Qaida gesichtet wurde. Aber nach Aussagen von Ramzi Binalshibh gehörte Zakariya Essabar zu den Personen, die „kein Wissen über den Operationsplan des 11. Septembers hatten und nicht eingebunden waren“. Essabar ist – nach wie vor – verschollen. Er soll bei einem Angriff auf ein Ausbildungslager in der Provinz Khost umgekommen sein. Ende Juli 2015 wurde die Fahndung nach Essabar von der BKA-Website gelöscht. Nach ihm wird aber weiterhin über Interpol gefahndet.
- Ziad Samir Jarrah: Beim Anschlag vom 11. September 2001 sollte sich Zamir Jarrah mit einer Boeing 757 (United Airlines Flug Nummer 93) in das Capitol in Washington stürzen. (35) Allerdings stürzte die Maschine aus letztendlich ungeklärten Gründen vorher bei Shanksville in Pennsylvania ab.
- Abdelghani Mzoudi: Mzoudi stelle sich am 14. September 2001 der Polizei, er würde die Attentäter kennen, habe aber von den Terrorplänen nichts gewusst. Nach seiner Vernehmung wurde er wieder freigelassen. Im Oktober 2002 wurde er durch die Sonderkommission Soko 002 NETZWERK des Landeskriminalamtes Hamburg festgenommen. Am 5. Februar 2004 sprach das Hanseatische Oberlandesgericht Mzoudi vom Vorwurf der Terrorbeteiligung frei (Aktenzeichen: 2BJs 85/01-5); das Urteil wurde am 9. Juni 2005 durch den Bundesgerichtshof bestätigt (Aktenzeichen: 3 StR 269/04). Nachdem ihm eine Fortsetzung und Abschluss seines Studiums verweigert worden war und die Hamburger Innenbehörde ihm eine Frist zur Ausreise gesetzt hatte, kehrte Mzoudi am 21. Juni 2005 zu seiner Familie nach Marrakesch (Marokko) zurück. Hier eröffnete er mit seinem Freund Abderrazeg Labied ein Geschäft für Computer-Ersatzteile. Am 27. März 2013 strich die EU Abdelghani Mzoudi von ihrer Liste der Terrorverdächtigen Personen.
Nach Angaben von „CNN“ konnten die amerikanischen Sicherheitsbehörden angeblich Leichenteile von neun der neunzehn Attentäter bergen, um sie aufzubewahren. (36)
Manche der weiteren Zellen-Mitglieder bzw. Unterstützer sind auch Jahre nach dem Anschlag flüchtig bzw. nicht identifiziert. Dazu gehörte ein vermutlich deutscher Staatsbürger mit dem Pseudonym „Karl Herweg“, sowie mehrere Personen aus dem arabischen Raum, die als „der Marokkaner“, „der Jordanier“ und „der Jemenite“ in der Öffentlichkeit bekannt wurden. (37)
Nachwehen
Die Al-Quds-Moschee in Hamburg-Sankt Georg (Steindamm 103) wurde nach dem Terroranschlag in Madschid-Taiba-Moschee umbenannt. Auch dieser Treff der salafistischen Szene wurde schließlich am 9. August 2010 von der Innenbehörde geschlossen. Der Moscheeverein „Taiba, Deutsch-Arabische Kulturverein e. V.“ (ca. 20 bis 30 Mitglieder) am 20. August 2010 verboten (Aktenzeichen: 4 Bs 143/10). In der amtlichen Bekanntmachung hieß es:
„1. Der „Taiba, Arabisch-Deutscher Kulturverein e.V.“ richtet sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung und den Gedanken der Völkerverständigung:
2. Der „Taiba, Arabisch-Deutscher Kulturverein e.V.“ ist verboten. Er wird aufgelöst.
3. Es ist verboten, Kennzeichen des „Taiba, Arabisch-Deutscher Kulturverein e.V.“ für die Dauer der Vollziehbarkeit des Verbots öffentlich, in einer Versammlung oder in Schriften, Ton- und Bildträgern, Abbildungen oder Darstellungen, die verbreitet werden können oder zur Verbreitung bestimmt sind, zu verwenden.
4. Es ist verboten, Ersatzorganisationen für den „Taiba, Arabisch-Deutscher Kulturverein e.V.“ zu bilden oder bestehende Organisationen als Ersatzorganisationen fortzuführen.
5. Das Vermögen des „Taiba, Arabisch-Deutscher Kulturverein e.V.“ wird beschlagnahmt und zugunsten der Freien und Hansestadt Hamburg eingezogen.“
In den Räumlichkeiten der alten Al-Quds-Moschee am Steindamm 103 befindet sich heute das vietnamesische Restaurant „Pho Duc“.
Die Baracke neben der TUHH-Mensa, in der sich früher der Gebetsraum der „Islam AG“ befand, wurde 2012 abgerissen. (38)
Die TUHH startete irgendwann eine Geldsammelaktion für die Opfer des Terroranschlags, angesichts der Vielzahl der Opfer dürfte dabei für den Einzelnen nicht allzu viel zusammengekommen sein. Angesichts des zehnten Jahrestages am 11. September 2011 erklärte die Uni-Sprecherin Jutta Katharina Werner: „Es ist doch alles gesagt zu den Anschlägen vom 11. September. (…) Das Thema interessiert hier niemanden mehr.“ Der damalige ASTA-Vorsitzende Dominik Pöltl meinte, es sei bloß ein „statistischer Zufall“ gewesen, dass Mohammed Atta an der Universität in Hamburg-Harburg gelandet sei. Kein deutscher Politiker oder Beamte musste sich wegen „Behördenversagen“ je vor einem deutschen Gericht verantworten.
Nach dem Terroranschlag vom 11. September begannen die USA und die NATO ihren „Global War on Terrorism“ (GWOT) mit der Militärinvasion in Afghanistan am 7. Oktober 2001 (Operation ENDURING FREEDOM). Zwanzig Jahre später, am 15. August 2021, endete dieser Krieg mit einer militärischen und politischen Niederlange des „Westens“.
Nach dem Anschlag vom 11. September wurden die deutschen Sicherheitsbehörden personell und materiell weit ausgebaut. Das Landeskriminalamt Hamburg (LKA HH) (Bruno-Georges-Platz 1) beschäftigt seit 2002 eine Islamwissenschaftlerin, dies war zunächst Dr. Irmgard Schrand. Beim LKA ist heute die Abteilung 7 Staatsschutz ist das Fachkommissariat LKA 72 mit den beiden Sachgebieten 721 und 722 und insgesamt 24 MitarbeiterInnen für die Gefahrenabwehr und Strafverfolgung von politisch motivierter Kriminalität im Phänomenbereich „Religiöse Ideologien“ (Islamismus) zuständig. Beim Landesamt für Verfassungsschutz in Hamburg betreibt heute das Referat V21 die Überwachung der islamistischen Szene. Außerdem hat die Behörde für Inneres im Januar 2005 die Anti-Terror-Koordination (ATK) aus Polizei, Verfassungsschutz und Einwohner-Zentralamt eingerichtet, „zur ganzheitlichen Terrorismusbekämpfung mit öffentlichen wie auch nicht öffentlichen Stellen“. Für den Fall eines Terroranschlags entwickelte sie die „Führungs- und Einsatzkonzeption „Terrorschlag““. Neben Polizei, Feuerwehr und Krankenhäusern sind darin auch die kommunalen Versorgungsunternehmen (HVV, DB) und die Hilfsorganisationen des Katastrophenschutzes eingebunden.
Zum aktuellen Umfang der islamistischen Szene hieß es im Verfassungsschutzbericht 2020 des Senators für Inneres und Sport:
„Nach wie vor ist das Gesamtpotenzial im Bereich Islamismus auf hohem Niveau. In Hamburg betrug das Gesamtpotenzial Ende 2020 1.660 Personen und ist damit gegenüber 2019 gestiegen (2019: 1.645), davon gelten 1.350 Personen als gewaltorientierte Islamisten (2019: 1.345), darunter auch die Jihadisten. In Hamburg wurden der Hizb ut-Tahrir (HuT) rund 300 (2019: 250) deutsche oder afghanisch- und türkischstämmige Anhänger zugerechnet, die sich Corona bedingt vorrangig virtuell getroffen haben. Das galt auch vorwiegend für die 170 Anhänger der Furkan-Bewegung in Hamburg (unverändert zu 2019). (…)
Eine Teilmenge des Islamismuspotenzials bildet die Zahl der Anhänger des salafistischen Spektrums; sie lag Ende 2020 bei 670 Personen (2019: 740). Von den 670 Salafisten waren 340 der jihadistischen Strömung zuzurechnen (2019: 384).“ (39)
Im August 2020 galten 20 Personen als „Gefährder“. Zwölf von ihnen befinden sich den Angaben zufolge im Ausland, acht in Hamburg, davon drei in Haft. (40)
Zwanzig Jahre nach dem Terroranschlag der „Hamburger Zelle“ ließ der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg, am US-Generalkonsulat eine offizielle Gedenktafel enthüllen: „In Verbundenheit und Freundschaft unserer Stadt mit den Vereinigten Staaten von Amerika gedenken wir der Opfer der Anschläge vom 11. September 2001 in New York, Washington und Pennsylvania.“
Quellen und Anmerkungen:
(1) Zum Zeitpunkt des Anschlags waren die Attentäter bereits seit Monaten ausgezogen. Der Hamburger Polizeibeamte Reinhard Fallak berichtete später über die Spurensicherung nach dem 11. September: „Das Problem war, dass die Wohnung schon neu renoviert war. Aber ein paar Gebrauchsspuren im sanitären Bereich, die man den Tätern zuordnen konnte, fanden die Ermittler noch. Nachdem Anschlag dauerte es fast ein Jahr bis der Hauseigentümer die Wohnung an zwei Studenten neu vermieten konnte.
(2) Leiter der Gruppe war der Student Mohammed bin Nasser Belfas, der zeitweise mit Ramzi Binalshibh zusammenwohnte.
(3) Nicht alle führenden Mitglieder der al-Qaida sprachen sich für die Operation vom 11. September aus. Bedenken äußerte z. B. der Ägypter Mustafa Abu al-Yazid, der einen US-Vergeltungsschlag gegen die Basen der al-Qaida und der Taliban in Afghanistan befürchtete. Siehe: Steinberg, Guido, Die Wiederkehr von al-Qaida, SWP-Aktuell 62, Berlin, November 2007, S. 2. Andere Islamisten wie der Libyer Noman Benotman meinten, dass der Kampf gegen Israel wichtiger sei, als ein Angriff auf die USA.
(4) U.S. Department of Defense – Joint Task Force Guantanamo: Detainee Assessment - Ramzi Muhammad Abdullah Bin al-Shibh, SECRET, Guantanamo (USA), 8. Dezember 2006, Wikileaks Guantanamo Files, S. 3ff
(5) Sovacool, Benjamin K.; Fukushima ist ein Albtraum. Aber kein Einzelfall, Welt Online, Berlin, 18. März 2011, o. S.,
Online: www.welt.de/debatte/die-welt-in-worten/article12875430/Fukushima-ist-ein-
Albtraum-aber-kein-Einzelfall.html
(Download am 5. September 2021)
(6) Center for Grassroots Oversight, The: Complete 911 Timeline: Other Possible Al-Qaeda-Linked Moles or Informants (Teil I/II), Santa Cruz (USA), o. D., o. S.
(7) Stark, Holger: Syrian Had Inside Knowledge of 9/11 and London Bombings, Spiegel Online, Hamburg, 24. August 2005, o. S.
(8) Cziesche, Dominik / Dahlkamp, Jürgen / Stark, Holger: Aladin aus dem Schwarzwald, Spiegel Online, Hamburg, 15. August 2005, o. S., Online: www.spiegel.de/spiegel/print/d-41429232.html (Download am 2. August 2013)
(9) Fielding, Nick / Fouda, Yosri: Masterminds of Terror – Die Drahtzieher des 11. September berichten, Europa-Verlag, Hamburg, Mai 2003, S. 200
(10) Aldrich, Richard J.: GCHQ – The uncensored story of Britain´s most secret intelligence agency, London, Harper Press, 2010, S. 510
(11) So ist unklar, in welchem Umfang einer der iranischen Geheimdienste in den Anschlag verwickelt war. Zwei Überläufer haben angeblich ausgesagt, ein iranischer Dienst sei an der Ausbildung der Attentäter beteiligt gewesen und hätte im Vorfeld von den Anschlagsplanungen gewusst. Nachdem diese Gerüchte bekannt wurden, haben „Opferanwälte“ im Mai 2011 vor einem Gericht in New York beantragt, die iranische Regierung zu Entschädigungszahlungen zu verpflichten. Siehe: N.N.: Opferanwälte fordern Verurteilung Irans, Spiegel Online, Hamburg, 20. Mai 2011, o. S.
(12) N.N.: Panne im Hamburger Terrorprozess – Dolmetscher verfügte offenbar über enge Kontakte zum Al-Qaida-Umfeld, Welt Online, Berlin, 22. September 2003, Online: www.welt.de/print-welt/article261313/Panne_im_Hamburger_Terrorprozess.html (Download am 19. Juni 2008)
(13) Rechtsanwalt Walter Wellinghausen (SPD), ein früherer Verteidiger des Rechtsradikalen Ronald Schill, wurde am 21. Dezember 2001 zum Innenstaatsrat ernannt, was der Position eines Staatssekretärs entspricht. Nach mehreren (Korruptions-)Affären wurde er am 19. August 2003 vom damaligen Bürgermeister Ole von Beust in den einstweiligen Ruhestand versetzt.
(14) Zit. n.: Jansen, Frank: „Das Schlimmste, was ich erlebt habe“, Interview mit dem Innenstaatssekretär Klaus-Dieter Fritsche über 9/11, Al Qaida heute und radikalisierte Einzeltäter, Tagesspiegel Online, Berlin, 10. Februar 2012, o. S.
(15) Frantz, Douglas / Butler, Desmond: The 9/11 Inquest: Now Americans Say German Bungled, New York Times, 11. Juli 2002
(16) Elsässer, Jürgen: Terrorziel Europa – Das gefährliche Doppelspiel der Geheimdienste, Residenz Verlag, Sankt Pölten, Österreich, 2008, S. 109
(17) Elflein, Christian / Thalmann, Carl / Hilbig, Michael, Hufelschulte, Josef: Angst vor den Schläfern, Focus Online, München, 24. September 2001, o. S., Online: www.focus.de/politik/ausland/die-weltkrise-und150-terroralarm-angst-vor-den-schlaefern_aid_193026.htm (Download am 3. Juni 2008)
(18) Parallel zu ABLE DANGER befasste sich 1999-2001 auch die Asymmetric Threat Division (DO 5) des Joint Forces Intelligence Command (JFIC) mit der AQ-Angriffsplanung gegen die USA. Über ihre damaligen Erkenntnisse liegen keine Informationen vor.
(19) Wood, Sara: DoD Discusses „Able Danger“ Findings, American Forces Press Service, Washington, USA, 1. September 2005, o. S.
(20) Elsässer, Jürgen: Terrorziel Europa – Das gefährliche Doppelspiel der Geheimdienste, Residenz Verlag, Sankt Pölten, Österreich, 2008, S. 126
(21) Hopsicker, Daniel: Welcome to Terrorland – Mohammed Atta und seine amerikanischen Helfer, Frankfurt, 2004, S. 344, zit. n.: Elsässer, Jürgen: Terrorziel Europa – Das gefährliche Doppelspiel der Geheimdienste, Residenz Verlag, Sankt Pölten, Österreich, 2008, S. 121
(22) Center for Grassroots Oversight, The: Complete 911 Timeline: Other Possible Al-Qaeda-Linked Moles or Informants (Teil I), Santa Cruz (USA), o. D., o. S.
(23) Czieche, Dominik / Ilsemann, Siegesmund, von / Stark, Holger: Ignoranz und Arroganz, Spiegel, Hamburg, 28. Juli 2003, S. 30
(24) Fielding, Nick / Fouda, Yosri: Masterminds of Terror – Die Drahtzieher des 11. September berichten, Europa-Verlag, Hamburg, Mai 2003, S. 165f
(25) Nach dem Anschlag vom 11. September gab es mehrere umfangreiche offizielle Untersuchungen durch den US Senate, das National Institute of Standards and Technology (NIST), die Federal Emergency Management Administration (FEMA) und die Environmental Protection Agency (EPA). Siehe: http://en.wikipedia.org/wiki/Collapse_of_the_World_Trade_Center
(26) U.S. Center for Disease Control and Prevention: Prelimary Results from the World Trade Center Evacuation Study – New York City, 2003, in: Morbidity and Mortality Weekly Report (MMWR), Atlanta (USA), 10. September 2004, o. S.
(27) Wedel, Michael, von / Kremb, Jürgen: Die Abrechnung – Ein ehemaliger BKA-Kommissar packt aus, Herbig-Verlag, München, 2008, S. 214f
(28) Scholz, Olaf: Wie Olaf Scholz den 11. September erlebte, Süddeutsche Zeitung Online, München, 11. September 2003, o. S.,
Online: www.welt.de/print-wams/article100076/Wie-Olaf-Scholz-den-
11-September-erlebte.html (Download am 5. September 2021)
(29) Rehmann, Marc-Oliver: 9/11. Wo die „Todespiloten“ der Terroranschläge zu Hause waren, Norddeutscher Rundfunk Online, Hamburg, 9. September 2011, o. S.,
Online: www.ndr.de/geschichte/chronologie/9-11-Wo-die-Todespiloten-der-
Terroranschlaege-zu-Hause-waren,elfterseptember163.html
(Download am 5. September 2021)
(30) Brinkbäumer, Klaus / Cziesche, Dominik / Mascolo, Georg (u. a.): Attas Armee, Spiegel, Hamburg, 2. September 2002, S. 118.
(31) Nach den Landeswahlen am 23. September 2001 wechselte die SPD ihren Koalitionspartner. Neuer Erster Bürgermeister wurde Ole von Beust (SPD), der eine Koalition aus der SPD, FDP und PRO anführte. Die Partei Rechtsstaatlicher Offensive wurde damals von dem Rechtspopulisten Ronald Schill angeführt. Dieser hatte sich als „Richter Gnadenlos“ zuvor profiliert. In der neuen Regierung übernahm er am 31. Oktober 2001 als lnnensenator die Nachfolge von Olaf Scholz. Schill führte die Innenbehörde bis zum 19. August 2003. Damals kam es zu einer persönlichen Kontroverse zwischen dem Ersten Bürgermeister und seinem Innensenator. Schill warf Beust Vetternwirtschaft vor, woraufhin Beust Schill wegen Erpressung aus dem Kabinett warf. Dieser sei „charakterlich nicht geeignet“ das Amt des Innensenators auszufüllen.
(32) N.N.: Richter zweifelt an Geisteszustand von 9/11-Planer Binalshibh, Spiegel Online, Hamburg, 27. Dezember 2013, o. S., Online: www.spiegel.de/politik/ausland/richter-ordnet-untersuchung-des-geisteszustands-von-binalshibh-an-a-940917.html (Download am 27. Dezember 2013)
(33) N.N.: Guantanamo-Häftlinge prahlen mit ihren Taten, Spiegel Online, Hamburg, 20. Januar 2009, o. S., www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,602277,00.html (Download am 20. Januar 2009)
(34) Gebauer, Matthias: Terror-Scheich sabotiert 9/11-Prozess, Spiegel Online, Hamburg, 9. Dezember 2008, o. S., Online: www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,595233,00.html (Download am 9. Dezember 2008)
(35) Zeitweise gab es auch Gerüchte, Jarrah hätte mit seiner Maschine das Weiße Haus treffen wollen. Der Amtssitz des US-Präsidenten stand zwar in einer Frühphase der Anschlagsplanung ebenfalls auf der Zielliste, aber das Zielobjekt wurde gestrichen, weil es zu schwierig gewesen wäre, dieses relativ kleine Gebäude mit einem Passagierflugzeug anzugreifen
(36) Elsässer, Jürgen: Wie der Dschihad nach Europa kam – Gotteskrieger und Geheimdienste auf dem Balkan, Kai Homilius Verlag, Werder, 2008, S. 213
(37) Crewdson, John / Swansson, Stevenson / Simpson, Cam: Sept. 11 conspiracy more extensive than believed, files reveal, Chicago Tribune Online, Chicago (USA), 26. Februar 2003, o. S.
(38) Rehmann, Marc-Oliver: 9/11. Wo die „Todespiloten“ der Terroranschläge zu Hause waren, Norddeutscher Rundfunk Online, Hamburg, 9. September 2011, o. S.,
Online: www.ndr.de/geschichte/chronologie/9-11-Wo-die-Todespiloten-der-
Terroranschlaege-zu-Hause-waren,elfterseptember163.html
(Download am 5. September 2021)
(39) Behörde für Inneres und Sport: Verfassungsschutzbericht 2020, Hamburg, Mai 2021, S. 46f,
Online: www.hamburg.de/contentblob/14991526/e6f25125b975d00c0c961e9b38531013/
data/vsb-2020-online.pdf
(Download am 6. September 2021)
(40) N.N.: Hamburger Staatsschutz zählt mehr Gefährder, Süddeutsche Zeitung Online, München, 3. September 2020, o. S.,
Online: www.sueddeutsche.de/politik/extremismus-hamburg-hamburger-staatsschutz
-zaehlt-mehr-gefaehrder-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200903-99
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(Download am 6. September 2021)